Donnerstag, 11. Dezember 2008

konservative Besinnung

Um es theologisch zu sagen: Jede Geisteshaltung trägt eine Todsünde in sich. Der Sozialismus zielt auf den Neid. Der Liberalismus bedient die Gier. Wer es säkularer mag: Jede Geisteshaltung spielt mit menschlichen Instinkten und neigt dazu, sich von ihnen leiten zu lassen, statt sie zu bändigen.

Das Plädoyer gilt einer konservativen Besinnung. Sie ist die Alternative zum drohenden Sozialismus. Konservative Korrekturen sind sozialistischen vorzuziehen. Warum? Weil das Konservative beim Individuum ansetzt. So wie der Liberalismus vom Einzelnen ausgeht. Der Sozialismus fordert auch. Aber immer von anderen. Von der Wirtschaft. Vom Arbeitgeber. Von der „Gesellschaft“. Vom Staat. Dagegen sind Selbstverantwortung, Zurückhaltung, Demut, Verzicht typisch konservative Imperative. Sie bilden die passende Antwort auf individuelle Exzesse.

Das Bankgewerbe wäre eine klassisch konservative Branche. Denn sie baut auf Vertrauen, auf Zuverlässigkeit und Diskretion. Darum trifft die jetzige Vertrauenskrise die Banken in ihren Eingeweiden. Zu Recht. Die Gier hat eine wichtige Eigenschaft des Menschen ausser Kraft gesetzt: dass er sich selbst misstraut. Der Konservative misstraut sich immer, und Misstrauen schafft Vertrauen.
Peter Keller in der WW49.08, Seite 41.

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