Dienstag, 27. Januar 2009

Israel und Antisemitismus

Antisemitismus beginnt dort, wo israelische Regierungspolitik mit der jüdischen Diaspora oder der israelischen Bevölkerung als Kollektiv identifiziert wird und antijüdische Stereotype einfliessen.
Jacques Picard, in Basel lehrende Historiker
  • Es sollte eine bürgerliche Pflicht sein, in einem modernen Staat, sich gegen Krieg auszusprechen, oder wo ist genau der Added-Value - ausser bei Rüstungsfirmen?
  • Die erwünschte Trennung zwischen Israel und dem jüdischen Glauben ist realitätsfremd: 72% (mehr als das absolute Mehr) der Bevölkerung ist jüdisch. Die muslimischen Bürger werden von der Wahl ausgeschlossen. Liegt es da nicht nahe, dass die israelische Meinung schlussendlich jüdisch ist?
  • Ich liebe Stereotypen: Sie erleichtern einem das Einschätzen von Menschen. Klar kann man sich von Vorurteilen täuschen lassen - dies jedoch aber nur, wenn sie die Beurteilten plötzlich nicht mehr wie gehabt verhalten...
Wenn israelische Politik aufgrund stereotyper Vorstellungen über Juden beurteilt werde, sei die Kritik unsachlich und unfair.
Moshe Zimmermann, Jerusalemer Kollege
  • unsachlich: ja, gleich wie sämtliche religiösen Vorstellungen
  • unfair: nein, gleiches mit gleichem messen. Falls keine Parallele zu religiösen Absurditäten gezogen werden soll, soll man sich von der Religion distanzieren.
Als antisemitisch sind schliesslich auch Kritiken einzustufen, die die Kampfhandlungen in Gaza mit dem Holocaust vergleichen. Diese Gegenüberstellung ist nicht nur eine infame Verniedlichung des Massenmordes an den europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs. Sie ist sachlich falsch. Denn in Gaza wurden Palästinenser nicht systematisch umgebracht. Es gibt in Gaza weder Vernichtungslager noch Gaskammern, wie der Vergleich insinuiert. Wer so argumentiert, stellt Israel und Nazideutschland auf die gleiche Ebene. Und verneint das Existenzrecht Israels.
  • Kräfteverhältnis: Im Holocaust gab es eine militärische Übermacht und die wehrlosen Opfer.
  • Verniedlichung: Massenmord ist wohl nie etwas verniedlichendes. Doch wieso sollten die "europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs" unvergleichbar, unantastbar, etc. sein? Gibt es nichts schlimmeres, auch nicht annähernd, seit der Entstehung der Erde?
  • "systematisch umgebracht": Artillerie ist ein sogn. "zielunpräzises" Instrument, eine Zielungenauigkeit ist daher systematisch bedingt. Feuert man trotzdem, nimmt man den Tot Unbeteiligter "systematisch" in Kauf.
  • Vernichtungslager hatten eine schlechte Infrastruktur, Essen war Mangelware, die medizinische Versorgung war nicht gewährleistet, zu wenig Platz, eine Flucht unmöglich, etc.
  • Hat die Gründung Israels zum Weltfrieden beigetragen oder zumindest diesen nicht belastet? Nein, im Gegenteil. Ist es in einem aufgeklärten, sekularisierten Zeitalter zulässig, einen Staat für eine religiöse Gruppe einzurichten? Und darüber soll man sich keine Gedanken machen dürfen?!
Auch der populistische Vergleich «Gaza = Getto», wie er an Demos oft unterstellt wird, führt bewusst und boshaft in die Irre. Anders als in Gaza wurden aus den Gettos keine Raketen auf die Nachbarschaft abgefeuert
Pierre Heumann in der WW4.09, Seite 31f..
  • Dann darf man auch die Vororte von Zürich oder New York keine Ghettos nennen, weil dort keine Raketen stationiert sind?
  • Und was sind denn das für Raketen? Also bitte: selbstgebastelter Schrott, der nichts trifft. Die Raketen zu zählen ist vernachlässigbar, betrachtet man, was die beidseitigen Beschüsse tatsächlich bewirken, z.B. die Anzahl zerstörten Häuser oder den Leichenzähler...

1 Kommentar:

P-Man hat gesagt…

Deine analyse lässt zu wünschen übrig, dass man sich nicht als Antizionist äussern darf ohne als Antisemit gelabelled zu werden...

Cheers,
P