Sonntag, 23. Dezember 2007

"Der dressierte Mann"

Esther Vilar schrieb 1971 das Buch „Der dressierte Mann“ als „Appell an die Fairness der Frauen“ und hatte daraufhin viele Streitgespräche, u.a. natürlich auch mit Alice Schwarzer. Von einigen wird sie als „wahre Feministin“ bezeichnet, welche „Frauen nicht primär als Opfer, sondern als Menschen sieht, die ihre Interessen durchsetzen.“ So äussert sie sich über die Rolle die Stellung des Mannes:
Die Männer haben immer noch kein Recht auf ihre Kinder, das ist für mich das Grausamste überhaupt. Wer ein Mann ist, muss täglich damit rechnen, dass ihm die Kinder weggenommen werden und er sie vielleicht noch, wenn’s gut geht, einmal im Monat am Wochenende sehen darf. Und der Umstand, dass immer noch die Männer in den Krieg, ins Töten geschickt werden, ist so schwerwiegend, dass ich keinen Nachteil einer Frau sehe, der das irgendwie aufwiegen könnte. Und wer als Mann eine Familie gegründet hat, kann im Normalfall nie aufhören zu arbeiten. Man kann sein Leben nicht ändern, weil man sonst die ökonomische Grundlage der Seinen riskieren würde. Der Mann hat eine Verantwortung, die nicht zu vergleichen ist mit derjenigen der Frau. Das sind die Hauptsachen.

  • Ich kenne gar keinen richtigen Hausmann. Und die paar, die es gibt, sind nicht erotisch – in den Augen der Frau. Der Blick der Frau bestimmt unsere Welt. Der Blick und die Sprache: Einen Mann, der kein Geld heimbringt, nennt man einen Versager. Die Frau dagegen eine Hausfrau. Es heisst nicht umsonst Muttersprache.
  • Ich kenne keine Frau, die einen Beruf ausübt, um ein Leben lang die Kinder und den Mann zu ernähren.
Sie macht sich aber noch viel mehr Gedanken als lediglich über die Rolle des Mannes. Über Freiheit, Glück, Liebe und Religion:
  • Der Mensch verzichtet auf die Freiheit, die er haben könnte. Einerseits aus Feigheit, anderseits ist, wer die Freiheit lebt, nicht unbedingt glücklich. Man ist glücklicher, wenn man sich unterordnet und einem System folgt, sich einer „Aufgabe“ widmet. Wer frei ist, muss immer eigene Regeln aufstellen.
  • Freiheit ist das wahnsinnige Problem von uns allen. Man wird ja religiös, weil man die Freiheit nicht aushält.
  • Liebe macht immer unfrei. Doch der einzige Verzicht auf Freiheit, den ich schätze, ist die Liebe.
Esther Vilar interviewt von Peer Teuwsen in der in der Weltwoche 51/52.07, Seite 64ff.

2 Kommentare:

P-Man hat gesagt…

Bertrand Russell sinngemäss, in seinem Nobel-Introduction Speech: Freiheit und Glück sind intelligenzbedingt... Das Herd braucht einfach Drogen, um bestenfalls den Mund zu halten!

End des Speech: Aber Meine Botschaft ist eine positive, denn Intelligenz kann man mit bekannten und bewährten Methoden übermitteln!

LG und frohe Weihnachten,
P "Freidenker, agnostisch und glücklich"

P-Man hat gesagt…

Addendum: Aber ich bin in vielen Sachen mit der jungen Dame einig übrigens...

Gruss,
Dzi