Donnerstag, 19. Januar 2012

A Theory of Prostitution (von zwei AutorINNEN)


Prostitution ist eine Tätigkeit, die keine Ausbildung braucht, arbeitsintensiv ist und hauptsächlich von Frauen durchgeführt wird. Und trotzdem, und jetzt kommt das Rätsel, sind Prostituierte im Durchschnitt gut bezahlt. Wie kann das sein?

Als Laie würde man naiv vermuten, dass attraktive und gleichzeitig sexbereite junge Frauen relativ knapp sind, und sich deshalb ein relativ hoher Preis bildet.

Aber das Naheliegende ist natürlich viel zu einfach. Die "Freude am Sex mit einer jungen Frau" als Hauptmotiv für die Nachfrage kommt im Artikel gar nicht vor. Stattdessen zerbrechen sich die Autorinnen den Kopf, warum verheiratete Männer zu Prostituierten gehen, obwohl sie Sex doch billig zu Hause haben könnten. Um das eigenartig zu finden, muss man sich schon sehr weit vom realen Leben entfernt haben, was in einem akademischen Umfeld aber leicht möglich ist.

Zwar vermuten die Autorinnen, dass die Freude an Vielfalt der Sexpartnerinnen bei Männern stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Und es könnte auch sein, die Autorinnen sind sich da nicht sicher, dass Sex mit einer älteren Frau weniger Freude macht als mit einer jüngeren Frau (S. 186). Doch all das ist für Edlund und Korn nicht weiter von Belang. Die Autorinnen haben nämlich eine eigene "brillante" Idee, die das Rätsel der relativ hohen Löhne von Prostituierten "löst": Frauen können nicht gleichzeitig Ehefrau und Prostituierte sein. Wenn also eine Frau als Prostituierte arbeitet, dann vermindert sie damit ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt und muss entsprechend mit einem hohen Lohn für diese entgangenen Möglichkeiten kompensiert werden. Das ist in einem Satz die "geniale" Idee, die einen langen Artikel in einem Topjournal rechtfertigt.

Mathias Binswanger auf Oekonomenstimme nimmt Bezug auf Edlund. L. und E. Korn (2002). A theory of prostitution. Journal of Political Economy, 110 (1):181–214 aus dem Jahre 2002
Haltet ihr von dieser Theorie auch soviel wie ich?

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