Sonntag, 27. November 2011

Griechen sind mental Balkanesen


Die neugriechische Gesellschaft ist wie ihre Nachbarn auf dem Balkan im Wesentlichen aus Strukturen des Osmanischen Reiches hervorgegangen. Das verbreitete Misstrauen der Gesellschaft gegenüber dem Staat, die Hemmung staatlicher Einrichtungen durch Klientelismus und Korruption, die Bedeutung persönlicher Beziehungen bei der Wahrnehmung sozialer Interessen, eine nicht gleichmässig akzeptierte Übernahme europäischer Normsysteme (Verfassung, Recht), einen geringe Konsensfähigkeit im politischen Leben, eine gewisse Skepsis gegenüber der Marktwirtschaft, die bisweilen verbunden ist mit kollektivistisch ausgerichteten Gesellschaftsidealen – all dies findet sich in den Staaten der Region, in Teilelementen notabene aber auch ausserhalb derselben, etwa in Süditalien.

Mit Bezug auf die Kontinuität zum antiken Hellas [die Wiege europäischer Kultur und Demokratie] entwickelte die griechische Elite eine ausgeprägte Überlegenheitshaltung gegenüber den slawischen, albanischen und türkischen Nachbarn. (…) Griechenland wurde als Mittelmeerland, als Teil des Westens, nicht des Balkans empfunden. (…) Griechenland verlangt Anerkennung und auch Sympathie für seine Stellung als Mutterland der europäischen Kultur. (…) Schon viele Philhellenen des 19. Jahrhunderts reagierten verbittert, als sie in Griechenland keinen antiken Hellenen, sondern einer orthodoxen, postosmanischen Gessellschaft griechischer, albanischer und aromunischer Sprache begegneten.
Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt, Universität Wien, in der NZZ 2010 oder 2011.

Französischer Egozentrismus terminiert die EU

Sarkozy rechnete kurz, ob es Frankreich günstiger kommt, die eigenen Banken (hoch in griechischen Anleihen exponiert) selbst zu retten oder Griechenland durch die EU retten zu lassen. Er entschied sich für die Variante zwei und prahlte damit, den Euro gerettet zu haben. Damit verletzte er die „No Bailout“-Klausel des Maastrichter Vertrags. EU-Staaten haben ab sofort keinen Anreiz für einen ausgeglichenen Haushalt mehr. Der masslosen Verschuldung sind Tür und Angel geöffnet. Die Politik riskiert, den Euro zu retten und Europa zu verlieren.
In Anlehnung an Charles B. Blankart auf Ökonomenstimme am 24.11.11

Wenn sich ein paar Kranke gemeinsam ins Bett legen, wird davon keiner gesund. Uns selbst wenn man einige Gesunde darunter mischt, hilft das kaum.

Im Grünbuch der Kommission werden die Gesamtschulden der Euro-Zone für Ende 2010 mit 7,822 Bio. Euro angegeben. Die höchste Staatsverschuldung weist Deutschland mit 2,062 Bio. Euro auf, die niedrigste Estland mit nur 1 Mrd. Euro.
Tilman Slembeck