Samstag, 11. September 2010

fundamentalistische Gläubige

to big to fail-problem

1990 entsprach die Bilanzsumme der Schweizerischen Bankgesellschaft, der damals grössten Bank des Landes, 71 Prozent des schweizerischen Bruttoinlandsproduktes. Ende 2008 waren es im Fall der UBS 376 Prozent, Credit Suisse kam auf 218. In Grossbritannien entsprach die Bilanzsumme des gesamten inländischen Bankensektors bis Ende der Siebzigerjahre weniger als 100 Prozent des BIP. Heute bringen die Bilanzen der britischen Banken mehr als das Fünffache des heimischen BIP auf die Waage.

Goldman Sachs, eine der qualitativ besten Investmentbanken, wies 1998 eine Bilanzsumme von 280 Milliarden Dollar aus. Zehn Jahre später waren es 1100 Milliarden. Es gibt keinen Beweis, der darauf hindeutet, dass Goldman 2008 effizienter funktionierte und der Wirtschaft einen grösseren Dienst erwies als 1998. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bilanzausdehnung der Grossbanken ist gleich null, die potenziellen Kosten dagegen sind horrend.»
Im Finanzsystem sind die Risiken endogen, sie werden von den Akteuren selbst erschaffen. Das Finanzsystem strebt nicht in ein natürliches Gleichgewicht, sondern es sei inhärent instabil und teste dauernd seine Grenzen.
Ein britischer Notenbanker knüpft mit dieser These an die Arbeit von Ökonomen wie John Maynard Keynes und Hyman Minsky an.
Das ist auch eine Erklärung, weshalb grosse Verwerfungen an den Finanzmärkten viel öfter auftreten, als erwartet. Allein in der Zeit zwischen 1980 und 2010 ereigneten sich gemäss einer Untersuchung des US-Vermögensverwalters Pimco mindestens elf global spürbare Finanzkrisen mit Preisverwerfungen, die, vom Standpunkt der statistischen Normalverteilung betrachtet, nicht einmal alle hundert Jahre hätten eintreten dürfen.

Notenbanker Haldane kommt deshalb zum Schluss, dass Grossbanken externe Kosten verursachen, in Form versteckter Subventionen und in Form der Belastung, die sich der Staat aufbürdet, wenn er tatsächlich eine TBTF-Bank retten muss.

Vorschläge zur Behebung der TBTF-Problematik:

1.eine dickere Eigenkapitaldecke. Dies wird von Notenbankern wie Hildebrand und Haldane vehement gefordert.

2. Fremdkapital, das im Notfall automatisch, ohne kompliziertes Insolvenzverfahren, in Eigenkapital umgewandelt werden kann - die sogenannten CoCo-Bonds. Diese Kapitalschicht müsste genügend dick sein, denn sie dient dazu, aufgezehrtes Eigenkapital zu ersetzen. Es liegt auf der Hand, dass Investoren für CoCo-Bonds einen deutlich höheren Zins verlangen als für normale Obligationen, denn sie würden im Sanierungsfall als Erste einen Verlust erleiden.

3. Es existiert, zusätzlich zu schärferen Kapitalvorschriften, noch ein dritter Weg, um das «Too big to fail»-Problem zu lösen: Die Banken müssen kleiner werden. Ökonomen wie Johnson, der an der New York University lehrende Nouriel Roubini oder Notenbanker wie Richard Fisher fordern staatlich verordnete Grössenbeschränkungen für systemrelevante Megabanken, inklusive die Trennung von Investment- und Geschäftsbanken.



Banken, die «too big to fail» sind, geniessen dank ihrer Staatsgarantie einen unfairen Wettbewerbsvorteil. Das schafft falsche Anreize und pervertiert das System. Mit Kapitalismus hat das nichts mehr zu tun. Das Thema «too big to fail» muss verschwinden. Grossbanken sollten 40 bis 50 Prozent ihrer Bilanzsumme als Eigenkapital halten. Die Aktionäre sollen die Gewinne haben, aber sie sollen auch die vollen Verluste tragen.
Eugene Fama, 71-jähriger Finanzprofessor an der erzliberalen University of Chicago, Apostel des Laisser-faire und einer der Väter der Hypothese der effizienten Finanzmärkte, im Juni im TV-Sender CNBC

Am Tag vor dem Bankrott besass Lehman eine Tier-1-Eigenkapitalquote von 11,6 Prozent und hätte die gegenwärtig im Basler Komitee diskutierten Eckwerte spielend erfüllt. Um von einem sichereren Finanzsystem zu sprechen, müssten Banken eine Eigenkapitaldecke von 20 bis 25 Prozent der gesamten Bilanzsumme halten.
Simon Johnson, MIT-Professor

Der freie Markt in der Bankenbranche spielt nicht mehr. Es ist jungen Banken nahezu unmöglich, gegen die TBTF-Kolosse zu konkurrieren. Doch genau das wäre nötig. Die Welt braucht neue, innovative, agile Banken.
Eine Trennung von Investment- und Geschäftsbanking ist zu begrüssen. Die Verkleinerung soll über marktwirtschaftliche Anreize erreicht werden soll. Genügend scharfe Kapitalvorschriften werden die Finanzierungskosten der Banken auf ein den Risiken entsprechendes Niveau anheben, die externen Kosten der Staatssubvention werden dadurch internalisiert. Das wiederum könnte die Grossbanken von selbst zum Entscheid bringen, sich in kleinere, schlagkräftige Einheiten mit unterschiedlichem Risikoprofil aufzuteilen. Es muss teuer werden, gross zu sein. Dann lösen sich diese Monster von selbst auf.
Niall Ferguson, Historiker

Das ist Humbug. Es ist keine Frage zwischen rechter und linker Ideologie, wie das -Dilemma gelöst werden soll. Die Megabanken sind nicht nur zu gross, politisch zu einflussreich und für die Volkswirtschaft zu gefährlich. Sie verzerren dank ihrer Subvention den Markt und schreiben abnormal hohe Gewinne auf Kosten der restlichen Wirtschaft. Der Wettbewerb spielt nicht mehr.
MIT-Professor Johnson



UBS und Credit Suisse. Beide haben seit 2008 ihre Bilanzen zwar um rund 30 Prozent geschrumpft, aber ihre kombinierte Bilanzsumme übersteigt immer noch das Vierfache des schweizerischen BIP. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Deutschen Bank entspricht rund 80 Prozent der jährlichen deutschen Wirtschaftsleistung, Société Générale bringt 55 Prozent des französischen BIP auf die Waage, und die Bilanzsumme von Bank of America, der grössten Bank der USA, macht gerade mal 16 Prozent des BIP der Vereinigten Staaten aus.

Nach Ansicht des MIT-Professors Simon Johnson stellen UBS und CS im globalen Vergleich einzigartig grosse Klumpenrisiken für die Schweiz dar.


Angesichts der Grösse der Schweizer Grossbanken hat die faktische Staatsgarantie des Bundes einen Umfang erreicht, der auf längere Sicht das finanzielle Gleichgewicht der Eidgenossenschaft, die politische Stabilität des Landes und damit auch den Wirtschaftsstandort und Finanzplatz Schweiz gefährdet.
Birchler

Es ist enorm wichtig, dass wir in der Schweiz vorbehaltlos nicht nur über den Nutzen, sondern auch über die Kosten der beiden Grossbanken diskutieren.
Boris Zürcher, Avenir-Suisse-Ökonom

Quelle: Tagi-Magi

Optimismus - Weltentwicklung

Ich zitiere in meinem Buch den englischen Politiker und Historiker
Thomas B. Macaulay, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts eine Frage
stellte, auf welche die Schwarzmaler aller Zeiten keine Antwort haben:
Warum sehen wir, wenn wir zurückblicken, nichts ausser Fortschritt und
Verbesserungen, erwarten aber von der Zukunft immer nur den
Niedergang?



Ein enormer Fortschritt. In seinem berühmten Buch «Die
Überflussgesellschaft» erklärte der Ökonom J. K. Galbraith deshalb
schon 1958, dass der Wohlstand seinen Höhepunkt erreicht habe und dass
nun viele überflüssige Güter produziert würden, die den Konsumenten
nur durch verführerische Werbung angedreht werden können.

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.
Ridley: Das ist falsch. Schlicht falsch! Das ist einer dieser
Glaubenssätze der Pessimisten, und er stimmt einfach nicht. Richtig
ist: Die Reichen werden reicher, die Armen aber auch. Und zwar sehr
viel schneller als die Reichen. Der Konsum der Armen in den
Entwicklungsländern ist zwischen 1980 und 2000 doppelt so schnell
gewachsen wie im Weltdurchschnitt.
Nach Schätzungen der Uno ist die Armut in der Welt in den letzten
fünfzig Jahren stärker zurückgegangen als in den davorgehenden fünf
Jahrhunderten. Ich finde das ziemlich beeindruckend.


Den Höhepunkt werden wir laut Uno im Jahr 2075 mit 9,2 Milliarden
erreichen, danach wird die Weltbevölkerung stagnieren oder
zurückgehen.


Seit 1900 sind die landwirtschaftlichen Erträge um 600 Prozent
gestiegen — die gesamten Agrarflächen aber nur um 30 Prozent. Um 9
Milliarden Leute zu ernähren, braucht es natürlich eine ganze Reihe
von Massnahmen: eine Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion
in Afrika mithilfe eines markant erhöhten Einsatzes von Düngemitteln;
die Umstellung auf zweifache Ernten pro Jahr in vielen tropischen
Ländern; die Einführung der Tropfbewässerung in Asien und Amerika; die
Verwendung von genetisch modifiziertem Saatgut überall in der Welt;
Rinder müssen vermehrt mit Soja statt mit Getreide gefüttert werden;
mehr Hühner, Fische und Schweine, weniger Rinder und Schafe, denn
Erstere verwandeln Getreide dreimal so effizient in Fleisch wie
Letztere. Und einen dynamisierten globalen Handel mit
landwirtschaftlichen Produkten, damit jeder das tut, was er am besten
kann.



Aber das sind eben Wenn-dann-Sätze. Es wird eben nicht so bleiben, wie
es heute ist. Die Menschheit hat eben noch nie einfach «so
weitergemacht wie heute», sonst wäre sie schon lange untergegangen.

Der Denkfehler der Pessimisten ist, dass sie die Zukunft einfach als
eine vergrösserte Version der Gegenwart betrachten. So war es nie, so
wird es nie sein


Muss die Erste Welt ihre Hilfe für Afrika intensivieren?
Ridley: Nein. Entscheidend wird sein, dass der Kontinent sich selbst
befreit. Entwicklungshilfe kann jeweils ein paar Platzwunden heilen,
aber funktionierende Volkswirtschaften kann man nicht von aussen
planen, sie müssen von innen wachsen.




Wie also bringt man den Handel zum Blühen? Eine grosse Hilfe für die
afrikanische Landwirtschaft wäre, wenn Europa und Amerika ihre
Handelsbeschränkungen und Schutzzölle aufheben würden.


Guido Mngels interviewt Matt Ridley zu seinem Buch «The Rational Optimist —
How Prosperity Evolves»,HarperCollins Publishers 2010 im Tagi-Magi vom 10.7.10.

Dienstag, 7. September 2010

Vorarlberg zur Schweiz

Vor über 90 Jahren stimmten die Vorarlberger in einer Volksabstimmung mit rund 80 Prozent für den Beitritt zur Schweiz.

In den siebziger Jahren hat es schon geheissen: Wir Vorarlberger sparen, und die Sozialisten in Wien hauen das Geld zum Fenster raus.
Gerhard Grabher, stellvertretender Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, in der Presse.

Am Arlbergtunnel den Rollladen runter und zu! Die im Osten sollen dort bleiben, bei den Schweizern hätten wir’s besser!
Anonymer Leserbrief in der Presse

Daniel Glaus in der WeWo 29.10, Seite 15.

EU: Bewegungen entgegen einem Sklavenstaat?

Die EU entwickelt sich nicht in Richtung eines zentralisieren Reiches altägyptischer Prägung mit lauter Sklaven. Es wird Prozesse geben, wo neuere Entwicklungen in einer anderen Richtung möglich sind.
Georg Kohler im Interview von Pierre Heumann und Roger Köppel in der WeWo 29.10, Seite 12f.

Der grösste internationale Finanz- und Justizskandal

Schlusspunkt hinter Bankenvergleich
Holocaust-Vermögen: Zwölf Jahre dauerte es, um 1,25 Milliarden Dollar aus der Schweiz zu verteilen
Weil es an berechtigten Ansprüchen mangelte, mussten die Verteil-Kriterien mehrmals erweitert werden. Die Verteilung kostete 200 Millionen Dollar.

Zwölf Jahre nach dem Abschluss des Vergleichs zwischen Anwälten von Holoaust-Überlebenden und Schweizer Grossbanken über nachrichtenlose Konten aus der Nazizeit steht das Ende der Auszahlungen unmittelbar bevor. Dies geht aus einem Gutachten des an der New York University lehrenden Juraprofessors Burt Neuborne hervor. Dieser berät Richter Edward Korman, der die Aufsicht über den im August 1998 getroffenen Vergleich führt.

Laut Gutachten sind zwar och einige wenige Entscheidungen fällig. Aber Neuborne rechnet damit, dass auch danach von der Vergleichssumme von 1,25 Mrd. $ bis zu 180 Mio. verbleiben könnten. Er schlägt vor, 100 Mio. in Form nachträglicher Auszahlungen an die etwa 2900 Erben von Kontoinhabern zu verteilen, die bereits Entschädigungen erhalten haben. Dann noch verbleibende Mittel möchte er an „besonders bedürftige Holocaust-Überlebende“ ausschütten. Davon beansprucht die israelische Regierung den Löwenanteil. Der Bankenvergleich war durch eine Kombination von Boykottdrohungen, politischem Druck und anhaltend schlechter Presse der Schweizer Banken in den USA zustande gekommen.

Aber es waren die Sammelklagen in den USA, die schliesslich den Weg dazu bereitet haben. Auch die Verteilung der Vergleichssumme war in der am 21. Oktober 1996 eingereichten Gruppenklage vorgezeichnet die dann vor Richter Korman in New York verhandelt wurde. Die Klage hat fünf „Klassen“ von Opfer definiert, die später im Verteilplan des Gerichts berücksichtigt wurden: die Inhaber von Bankguthaben und deren Erben, zwei Gruppen von Zwangsarbeitern, abgewiesene Flüchtlinge sowie eine breit definierte Gruppe von Opfern der NS-Raubpolitik, von der Schweizer Banken angeblich profitiert haben. Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass heute alle Klasen ausser der Klasse der Bankguthaben abgeschlossen sind.

Unhaltbare Vorwürfe
Doch von den für Bankguthaben vorgesehenen 800 Mio .$ hätten bisher nur 574 Mio. verteilt werden können, schreibt Neuborne. Er begründet dies mit der „abscheulichen“ Vernichtung der Unterlagen in der Schweiz durch die Banken. Neuborne übergeht jedoch die Tatsache, ass die Banken gesetzlich nur verpflichtet waren, Unterlagen zehn Jahre lang aufzubewahren. Auch Korman hat die Probleme bei der Suche nach Anspruchsberechtigten für Guthaben wiederholt mit der angeblich böswilligen Zerstörung von Dokumenten begründet. Diese Vorwürfe stehen angesichts des unabhängigen Volcker-Reports über „nachrichtenlose Konten“ und der enorm aufwendigen internen Recherchen der Banken auf wackeligen Beinen. Erstaunlich sind dagegen die Verwaltungskosten für den Vergleich. Sie dürften sich auf rund 200 Mio. $ belaufen – Geld, das nicht den Holocaust-Opfern, sondern Juristen, Controllern und anderen Experten zugutegekommen ist.

Bemerkenswert an den Auszahlungen für Guthaben ist zudem, dass bloss 490 Mio. $ für ehr oder weniger eindeutig identifizierte Konten ausbezahlt wurden. Davon gingen 50Mio. erst noch an Erben der österreichisch-jüdischen Industriellenfamilie Bloch-Bauer. D Familie hatte Guthaben in der Schweiz unterhalten, diese jedoch nach dem Anschluss Österreichs unter dem Druck der Nazis selbst an deutsche Stellen ausgeliefert. Mitglieder der Bloch-Bauer-Familie haben nach 1945 teilweise jahrzehntelange Verhandlungen um Wiedergutmachung mit Deutschland und Österreich geführt. Korman begründet seine Zuschläge für die Bloch-Bauer-Erben nun mit „unzureichenden Entscheiden“ der deutschen und österreichischen Behörden. Zudem wirft er den Schweizer Banken den Bruch ihrer treuhänderischen Pflichten gegenüber der Familie vor.

Korman hat sich von Anfang an schwergetan mit der Verteilung der Gelder. Von Einsprüchen und zahllosen Begehren überschüttet, konnte er erst am 26 Juli 2001 einen Verteilplan vorstellen. Darin waren zwei Drittel der Summe für Konten reserviert. Danach hat das mit der Suche nah Anspruchsberechtigten betraute Claims Resolution Tribunal (CRT) in Zürich jedoch bei den Banken deutlich weniger „Holocaust-Guthaben“ gefunden, die US-Anwälte und der Jüdische Weltkongress vermutet hatten. Korman sah sich daher im Jahr 2004 gezwungen, den Verteilschlüssel zu überarbeiten und die Ausschüttungen an „Raubopfer“ in der ehemaligen Sowjetunion und Israel zu erhöhen.

Anfang 2006 schuf er eine neue Auszahlungs-Kategorie, die „plausible nichtdokumentierte Ansprüche“ mit jeweils 5000 $ belohnte. Rund 12 300 Personen profitierten davon. Ihnen fehlen zwar Unterlagen für ein Guthaben. Aber Korman will den Aussagen „glaubwürdiger“ Antragsteller Glauben schenken, die ein Schweizer Konto wahrscheinlich machen. Dass Korman das „abscheuliche Verhalten“ der Banken selbst dann zur Rechtfertigung schwer nachvollziehbarer Auszahlungen macht, wenn Konten ausreichend dokumentiert sind, zeigt ein Entscheid des Gerichts vom März diesen Jahres. Dabei ging es um Konten der jüdisch-tschechischen Industriellendynastie Thorsch. Das CRT hat in mühsamer Kleinarbeit insgesamt 29 Guthaben der Thorschs identifiziert, aber bei 27 davon eindeutig festgestellt, dass diese von den Besitzern regulär geschlossen worden waren.

Wer heftig klagte, wurde belohnt
Die Anwälte der Nachkommen haben daraufhin Berufung eingelegt und eine Entschädigung von 25 Mio. $ für die zwei verbliebenen Aktienguthaben gefordert. Doch das CRT stellte nach aufwendigen Recherchen fest, auch diese seien an „die rechtmässigen Besitzer ausbezahlt worden“. Aber weil die Argumente für eine Auszahlung „nicht frivol“ seien und die Anwälte „ihre Argumente weiterhin mit Nachdruck vorbrachten“, hielt es Korman im Interesse einer raschen Bendung des Verfahrens für sinnvoll, den Thorsch-Erben „15 Cent pro Dollar“ für ihre Ansprüche auszubezahlen. So erhielten diese einen Zuschlag von $ 3 57 657.19.
Andreas Mink in der NZZaS vom 30. Mai 2010, Seite 31.




Auszahlungen gesamt

Total bis heute: Insgesamt wurden 1086 Mio. $ an 451 770 Personen verteilt. Unter diesen ergaben sich nach „Klassen“ von Anspruchsberechtigten folgende Zahlen:
  • Bankguthaben: 2902 Auszahlungen für 4601 dokumentierte Konten im Gesamtwert von 490 Mio. $, ausserdem ungefähr 12 300 Auszahlungen von insgesamt 61 Mio. $ für „plausible nichtdokumentierte Ansprüche“.
  • Zwangsarbeit I: 287 Mio. $ an 198 000 Holocaust-Überlebende oder deren Erben.
  • Zwangsarbeit II: 826 000 $ an 570 Holocaust-Überlebende oder deren Erben.
  • Flüchtlinge: 11.6 Mio. $ an 4100 Holocaust-Überlebende oder deren Erben.
  • Raub-Opfer: 205 Mio. $ an 231 000 bedürftige Holocaust-Überlebende weltweit.

ZHAW-Elite-Schule

Zur Bedeutungslosigkeit von "profilierten, ehrgeizigen Schulen"...

Perspektiven im Fall Kachelmann

"Das Opfer"
Simone W. wird erzählen, er habe am 8. Februar gegen 23 Uhr bei ihr geklingelt. Sie hätten gegessen, Penne Bolognese. Dann habe sie ihn mit einem Flugticket konfrontiert, auf dem der Name einer anderen Frau gestanden habe. Er habe zugegeben: Er kenne diese Frau, sei mit ihr zusammen. Sie sei nicht die einzige Nebenfrau. Er habe ein grosses psychisches Problem. Bleibt Simone W. bei ihrer aktenkundigen Aussage, wird sie berichten, dass sie ihn gebeten habe zu gehen. Er aber habe in der Küche ein Messer geholt. Sie an den Haaren gepackt. Ihr das Messer an den Hals gedrückt. Sie aufs Bett geworfen. Sie vergewaltigt. Sie sei sicher gewesen, sie müsse sterben.

Kachelmann
Kachelmanns Version besagt, sie habe ihn im Bett erwartet. Es sei zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gekommen. Dann habe sie ihn mit dem Flugticket konfrontiert. Er habe diese Nebenbeziehung eingeräumt. Sie habe Schluss gemacht. Man habe sich «emotional» voneinander verabschiedet.

«Ich war und bin ein so gesetzestreues Weichei», darf Kachelmann im Magazin «Spiegel» sagen und einräumen: «Diese Beziehung lief länger, als ich es hätte zulassen sollen. (. . .) Die Tragik dieser Frau ist, dass ihr Leben durch den unberechtigten Vergewaltigungsvorwurf eine solche Wende genommen hat.» Hinter jedem Satz schwingt Kachelmanns Mantra mit: Ich bin unschuldig. Das angebliche Opfer bleibt derweil stumm und unsichtbar.


Die Psychologieprofessorin
Luise Greuel wird aussagen, dass die Schilderungen des angeblichen Opfers unter «so starken Defiziten litten, dass sie nicht einmal die Mindestanforderungen an die logische Konsistenz, Detaillierung und Konstanz erfüllten».
Christine Brand in der NZZaS vom 5.9.10, Seite 24f.

Der Strafrechtsprofessor zum Verhalten der Staatsanwaltschaft (15 minutes of fame)
Alle, die in der Justiz mitwirken, haben das Bedürfnis, sich einmal mit einem wirklich grossen Fall zu beschäftigen. Der Effekt, dass Juristen mit einem wichtigen Fall ihr Selbstwertgefühl aufbessern wollen, ist eindeutig vorhanden. Daher besteht die Gefahr, dass gerade ein junger Staatsanwalt den Prominenten mit allen Mitteln zur Strecke bringen will. Und dass er dabei gewisse Dinge zu wenig kritisch prüft.

Mich irritierte bei diesem Verfahren, dass die Ausgangslage mit wenig kritischem Verstand gewürdigt wurde. So hätte etwa der Umstand, dass bei der Klägerin ein starkes Rachemotiv vorhanden sein könnte, stärker beachtet werden müssen. Auch die lange Untersuchungshaft halte ich für ungerechtfertigt. Das Argument «Fluchtgefahr» ist nicht nachvollziehbar: Ein Schweizer, der so viel international reist, kann sich einem Verfahren in Deutschland kaum entziehen. Als krass beurteile ich auch, wie Kachelmann in Handschellen vor laufenden Kameras vorgeführt wurde: Dieses Vorgehen ist eine gute Voraussetzung, um später einen Schuldspruch zu erwirken. Dieses Vorführen hat klar einen vorverurteilenden Charakter.
Martin Killias im Interview von Christine Brand in der NZZaS vom 5.9.10, Seite 24f.

Obamas Vorschusslorbeeren werden ihm zum Verhängnis

Obama behindert die grosse Geste, mit der er ins Amt kam. Während andere Politiker in ein Amt gewählt werden und dann durch Leistungen allenfalls zu historischen Figuren werden, war es bei Obama umgekehrt: Er startete als historische Figur, erhielt bald - ohne erkennbare Leistung - auch noch den Friedensnobelpreis und versucht seither, seinen übergrossen Kredit an geschichtlicher Bedeutung abzustottern. Das beeinflusst seine Amtsführung.
Thomas Isler in der NZZaS vom 5.9.10, Seite 15.

Brauereien in der Schweiz


Quelle: NZZaS vom 5.9.10, Seite 31.

Von den 40 Deutschschweizerbrauereien genoss ich bereits deren 20 :-)

Männerwelt IB

Die ehemalige Investment-Bankerin Grace Flood musste nach eigenen Angaben miterleben, dass ihr attraktive Aufgaben entzogen wurden, mit denen anschliessend weniger erfahrene männliche Banker betraut wurden. Als sie ihren Chef zur Rede stellte, habe dieser ausfallend reagiert und sie in der Folge gemobbt, bis sie entlassen wurde. Die Klageschrift beschreibt Floods ehemaliges Arbeitsumfeld an der Wall Street als raue Männerdomäne. Zur Arbeitsweise ihres Chefs hätten Treffen mit männlichen Vertretern von Partnerfirmen gehört, bei denen reichlich Alkohol geflossen sei, «wie das im Finanzsektor üblich ist». Es sei offensichtlich, dass Flood von einem männlichen Kollegen ersetzt wurde, damit dieser mit Kunden trinken gehen könne.
Sebastian Bräuer in der NZZaS vom 5.9.2010, Seite 32.
So ist recht. Boys will be boys. Jeder Angriff auf diese Welt ist als Angriff gegen die Männlichkeit zu sehen.

US- vs. Irak-Kultur

Doch zwischen Amerikanern und Irakern liegen Welten: Erstere sind gerne hemdsärmelig, in jedem Fall aber ergebnisorientiert. Letztere haben ein orientalisches Zeitverständnis und sitzen Probleme lieber aus, als sie anzugehen.

Ob die Amerikaner diese aufbringen werden, ist fraglich. Denn in Washington und Bagdad gehen die Uhren anders. Jenseits des Atlantiks denkt man in Wahlzyklen, an Euphrat und Tigris in Jahrzehnten und Jahrhunderten.
Inga Rogg in der NZZaS vom 5.9.2010, Seite 7.
Darf man nun sagen, welches Verhalten man besser findet oder ist das durch die Anti-Rassismus-Strafnorm verboten?

Elins Gefühle nach Tigers Untreue

Elin Nordegren über Ihre Gefühle nach der Trennung von Tiger Woods
  • Ich bin durch die Hölle gegangen.
  • Es ist schwer vorstellbar, dass das Leben, das du geführt hast, sich als Lüge entpuppt.
  • Ich habe Phasen von Fassungslosigkeit, Schock, Wut und Trauer durchlebt
  • Es war hart, aber es hat mich nicht umgebracht. Ich fühle mich stärker, als ich mich je gefühlt habe.
Anna Blume im Blick am Abend vom 26. August 2010, Seite 17.

Fühlt sich so wohl auch ein Mann nach Jahren der Monogamie?

Thilo Sarrazin

Muslimische, speziell türkische Einwanderer, verweigern die Integration und fallen dem deutschen Staat unverhältnismässig stark zur Last.
Sarrazin hält die deutsche Einwanderungspolitik für gescheitert. Immigranten aus muslimischen Ländern wie der Türkei sind für ihn Integrationsverweigerer. Die Anwerbung von Gastarbeitern in den sechziger und siebziger Jahren nennt er einen gigantischen Irrtum, weil ungelernte Arbeiter in Industriezweigen beschäftigt wurden, die heute nicht mehr existieren. Das Versagen muslimischer Schüler sieht er in deren islamischer Religiosität und traditionellen Lebensformen begründet. Er beklagt die Fehlanreize, die vom deutschen Sozialstaat ausgehen. Wirtschaftspolitisch vertritt er die These: «Fabriken und Dienstleistungen müssen wandern, nicht die Menschen.»
Gerd Kolbe in der NZZaS vom 29. August 2010, Seite 7.




Zitate aus dem Buch von Thilo Sarrazin
  • Es ist das Recht eines jeden Staates beziehungsweise einer jeden Gesellschaft, selbst zu entscheiden, wen sie in ihr Staatsgebiet (...) aufnehmen wollen.
  • Keine der Araberfamilien, deren Kinder die Neuköllner Grundschule besuchen, bekäme in den USA auch nur einen müden Cent. Deshalb sind sie auch nicht dort, sondern in Deutschland.
  • In jedem Land Europas kosten die muslimischen Migranten aufgrund ihrer niedrigen Erwerbsbeteiligung und hohen Inanspruchnahme von Sozialleistungen die Staatskasse mehr, als sie an wirtschaftlichem Mehrwert einbringen.
  • [Der türkische Ministerpräsident] Erdogan lobt die Türken in Deutschland dafür, dass sie Türken geblieben sind; er fordert sie auf, dies auch weiterhin zu bleiben und sich nicht an die Gastgesellschaft anzupassen.
  • Gut ausgebildete Fachkräfte und Experten, die nicht wegen der deutschen Sozialleistungen kommen, kann Deutschland jederzeit gebrauchen, auch aus der Türkei oder Ägypten.
  • Auch eine Familie die über einen langen Zeitraum vom Arbeitslosengeld II lebt, kann darauf achten, dass die Kinder sich die Zähne regelmässig putzen und nicht unbeaufsichtigt fernsehen (...)
  • Ich war lange genug Fachökonom, Spitzenbeamter und Politiker, um zu jeder meiner Thesen den besten Anwalt aller nur denkbaren Gegenthesen abzugeben.
(Thilo Sarrazin, «Deutschland schafft sich ab», Deutsche Verlags-Anstalt)




«Lassen Sie mich mal so sagen: Der Schutt ist abgeräumt. Wir leben hier nicht mehr im Jahre
1945. Sondern wir leben im Jahre 1947.»
August 2006 über die Finanz- und Wirtschaftskraft Berlins

«Zweimal Hausaufgaben nicht gemacht, Kindergeld um 50 Prozent gekürzt. Was meinen Sie, wie die auf einmal die Hausaufgaben machen.»
Am 9. März 2010 in Wiesbaden

«Kalt duschen ist doch eh viel gesünder. Ein Warmduscher ist noch nie weit gekommen im Leben.»
März 2010 zu Einsparmöglichkeiten von Hartz-IV Empfängern

«Wenn man sich das anschaut, ist das kleinste Problem von Hartz-IV-Empfängern das Untergewicht.»
Februar 2008

«Für fünf Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen. Das wären 40 Euro pro Tag.»
2008 bei der Diskussion über Mindestlöhne

«Nirgendwo schlurfen so viele Menschen in Trainingsanzügen durch die Strassen wie in Berlin.»
Im März 2002

«Es wird ja so getan, als ob der Senat die Kinder ins Konzentrationslager schicken wollte.»
2002 zur Debatte über höhere Gebühren für Kindertagesstätten





...dass es in kaum einem anderen Land so viele Sittenwächter über den politischen Diskurs gibt wie in Deutschland. Was nicht in der wattierten Begrifflichkeit der politischen Korrektheit daherkommt, gerät schnell unter Extremismusverdacht.
Thomas Isler in der NZZaS vom 29. August 2010, Seite 17.



Deutschland ist eine junge Demokratie. Das wird jetzt deutlich sichtbar. Man misstraut dem Volk, man misstraut sich selber. Die Folge ist eine verklemmte Diskussionskultur, die im Rückgriff auf historische Erfahrungen die offene, freie Auseinandersetzung scheut. Was einst eine verständliche Reaktion auf schmerzhafte, bürgerkriegsähnliche Konflikte in den zwanziger und dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts war, ist längst zu einem Alibi geworden, das die Elite immer dann bemüht, wenn sie kontroverse Debatten fürchtet. Es hat etwas Lächerliches, wenn ein gestandener, standhafter (Sozial-)Demokrat wie Thilo Sarrazin heute mit der NS-Zeit in Verbindung gebracht wird, nur weil er sich Gedanken darüber macht, dass Intelligenz zu einem gewissen Teil erblich sei und einzelne Völker bestimmte genetische Prägungen aufwiesen. Hier fallen die Vorwürfe auf die Urheber zurück: Es gehört zu den düstersten Erfahrungen der deutschen Geschichte, Leute aufgrund ihrer Gesinnung in militanter Weise auszugrenzen. Reife Demokratien steigen in Diskussionen ein. Unreife Demokratien verhängen Sprechverbote.
Roger Köppel in der WeWo35/10.

restriktivere Einwanderungspolitik notwendig

Die Schweiz bürgert doppelt so viele Ausländer ein wie die USA.

Die Zunahme der Bevölkerung um 1,1% in einem Jahr, nach 1,4% im Vorjahr, bedeutet eine Verdoppelung alle 60 Jahre. Die Zuwachsrate ist viermal höher als im übrigen Europa.

Einwanderer aus dem europäischen Freizügigkeitsbereich sollen den klaren Regeln unterworfen werden, die man dem Stimmvolk bei der Abstimmung versprochen hat: Zugelassen werden nur Stelleninhaber oder solche, die drei Monate suchen. Oder die den Unterhalt selbst bestreiten können. Wer die Bedingungen nicht erfüllt, wird weggewiesen.
Für andere Zuwanderer soll die Schweiz anspruchsvolle Kriterien oder Jahreskontingente definieren, wie es das System der US-Green-Card macht. Oder man lässt die Zuwanderer Eintrittspreise zahlen, welche die sie rufenden Firmen entrichten.

Beat Kappeler in der NZZaS vom 29.08.2010, Seite 29.

reiche, ungeschickte Frauen

Frauen haben Mühe, Geld zu verwalten. Desinteresse und Angst prägen ihr Verhältnis zu Geld.
Frauen in der Schweiz besitzen heute rund 450 Mrd. Fr., über ein Viertel aller Vermögen.
[Frauen] leben im Durchschnitt länger als Männer. Das hat zwei Folgen - erstens: "Die Mehrheit der Erben sind heute schon Frauen", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Dore Heim. Dieses Geld will gut angelegt sein. Zudem müssten sich Frauen neben der Verwaltung des Familienvermögens auch verstärkt mit der eigenen Altersvorsorge beschäftigen.


Gründe

historischer Nachteil:
Frauen fehlt die Erfahrung, weil sie einen historischen Nachteil haben gegenüber Männern. Bis 1985 verloren Frauen gemäss dem damaligen Eherecht bei ihrer Heirat die Verfügungsgewalt über ihr Vermögen und erhielten im Fall einer Scheidung dieses auch nicht zurück, sondern wurden mit Alimenten unterhalten. Noch heute, so Heim, würden viele Frauen anlässlich einer Scheidung auf ihnen zustehendes Geld freiwillig verzichten.
Fachwissen: untalentierter, bereits in der Primarschule in Mathematik...
Männerwelt: Die Branche bleibe eine Männerdomäne...
Werte&Sinn: Frauen haben andere Werte als Männer. Philosophische Fragen über Geld ersetzen Renditeziele.
Verlustangst: Frauen sind risikoaverser.
In Anlehnung an Gabriela Weiss in der NZZaS vom 29.08.2010, Seite 33.