Freitag, 25. Mai 2012

Inakzeptables Steuerabkommen mit Deutschland

Das Steuerabkommen mit Deutschland ist
  • eine Schwächung der Souveränität der Schweiz
  • eine Schwächung des Finanzplatzes
  • die Vorstufe zum gläsernen Bürger
Die Bankmanager opfern den Finanzplatz, um sich selber zu retten.
Ein SVP-Nationalrat

  1. Das deutsche Steuerabkommen hat ­Modellcharakter, weil andere Staaten, zum Beispiel Grossbritannien, Nachbesserungen verlangen können und dies auch bereits tun. Die «Meistbegünstigungsklausel» im Deutsch­landvertrag erweist sich für die Schweiz als «Meistbenachteiligungsklausel».
  2. Die Deutschen können in über 1300 Fällen Stichproben bei Bankkunden in der Schweiz durchführen, um die Einhaltung des Vertrags zu überprüfen. Eine Herabwürdigung für die Schweiz.
  3. Der illegale Kauf von Daten-CDs ist nach Janssens Auffassung auch nach Unterzeichnung des Abkommens weiterhin möglich. Verhandlungsziel nicht erreicht.
  4. Die erst in Nachverhandlungen eingeführten Erbschaftssteuern von fünfzig Prozent haben Enteignungscharakter. Bei so hohen Abgaben werden deutsche Kunden zur Offenlegung gezwungen, von einem Schutz der Privatsphäre kann keine Rede mehr sein.
  5. Das Abkommen erlaubt Deutschland die Entsendung deutscher Kontrolleure, die in der Schweiz die Einhaltung des deutschen Konsumentenschutzes überwachen dürfen. Ist der Schweiz nicht zu trauen?
Das Abkommen mit Deutschland kommt mir wie ein Ehevertrag vor, wo der Mann eine Frau zwar heiraten will, ihr aber doch abgrundtief misstraut, so dass er sie mit Handy und GPS laufend überprüfen möchte, ob sie ihm wirklich treu ist. Dann soll er doch die Frau lieber gar nicht heiraten.
Jansen in Der Standard


Zürcher Finanzprofessor Martin Janssen, Roger Köppel übernimmt dessen Argumentation in der WeWo17.12, Seite 14ff

Regierung kassiert mit verfehlten Visionen

Die Regierung hat eine ­Vision. Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Vorsichtshalber stellt die Regierung alles, was nicht der Vision entspricht, unter Strafe. Je weiter nun die Realität von der Vision abweicht, desto mehr Bussen kann die Regierung verteilen. Sie nimmt durch die Bestrafung der Bürger ganz viel Geld ein, was sie dazu veranlasst, die Vision als grossen Erfolg zu feiern.
Andreas Thiel in der WeWo21.12

Leuthard von der Atomlobby zur Gegnerin

Thiel: Sie haben ja auch eine Traumkarriere hinter sich.
Leuthard: Wie meinen Sie das?
Thiel: Haben Sie sich denn nicht hochgeträumt?
Leuthard: Was wollen Sie damitsagen?
Thiel: Sie haben doch hier alsEmpfangsdame angefangen.
Leuthard: Wie kommen Sie darauf?
Thiel: Ich habe gelesen, bevor sie in den Bundesrat kamen, hätten Sie hier in der Lobby ­gearbeitet.
Leuthard: Ich habe hier im Parlament lobbyiert.
Thiel: Das haben Sie aber schön gesagt. Sie ­haben also im Parlament für die Kernkraft ­lobbyiert?
Leuthard: Das war die Frucht meiner Arbeit.
Thiel: Aber im Bundesrat hat sich der Kern ­gespalten.

Andreas Thiel in der WeWo21.12.

Schlechter Zahler decken sich mit linken Wahlgebieten

Quelle: 20min

Schweizer Schwarzgeld in Deutschland willkommen

Es ist inakzeptabel, dass wir für die Deutschen Abgeltungssteuern in Milliardenhöhe einziehen und gleichzeitig die deutschen Banken Schwarzgeld aus der Schweiz annehmen. So machen wir uns vor der Welt lächerlich.
Franz Jäger im 20min

Donnerstag, 24. Mai 2012

(Steuer-)Hölle plündert Paradies

Gessler: Einen wunderschönen guten Morgen, mein lieber Wilhelm Tell!
Tell: Was machst du denn hier?
Gessler: Wir von der Hölle dürfen jetzt im ­Paradies Steuern eintreiben.
Tell: Wieso das denn?
Gessler: Gott hat es erlaubt.
...
Luzifer hat Gott aus lauter Langeweile angerufen und ihn ersucht, aus Gründen der Gerechtigkeit die Bewohner des Paradieses gleich schlecht behandeln zu dürfen wie die Insassen der Hölle.
Tell: Und dazu hat Gott einfach so ja gesagt?
Gessler: Nein, er hat gesagt: «Nein, niemals, auf gar keinen Fall, höchstens ein wenig, na gut, also denn halt, Was braucht ihr noch? Namenslisten?»
Tell: Jetzt geht hier schon wieder die Hölle los.
Gessler: Ich finde es paradiesisch.
...
Tell: Und was ist das Ziel? Will Luzifer etwa den Himmel auch noch übernehmen?
Gessler: Nein, nur Steuern eintreiben.
Tell: Das ist ja die Hölle.
Gessler: Für uns ist es das Paradies. In der ­Hölle ist nämlich schon lange nichts mehr zu holen.
...
Beelzebub: Die Übung ist abgebrochen, Genossen.
Gessler: Wieso das denn?
Beelzebub: Keine Widerrede, zurück mit euch in die Hölle.
Gessler: Warum?
Beelzebub: Es handelt sich um ein Miss­verständnis, der Teufel war falsch verbunden.
Gessler: Er hatte gar nicht Gott am Draht?
Beelzebub: Nein.
Gessler: Wen denn?
Beelzebub: Eveline Widmer-Schlumpf.
Tell: Na, Gott sei Dank.

Andreas Thiel, Jahrgang 1971, ist Schriftsteller und Kabarettist, in der WeWo20.12.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Tax Independence Day


Wieder mal eine super Studie der CS - diesmal zur Steuerbelastung: Ab welchem Tag des Jahres arbeitet man für sich selber? Bis zu welchem Tag im Jahr gehen sämtliche Einkünfte an den Staat?


Tax Independance Day für eine Familie mit Einkommen 150 000 Franken, Vermögen 200 000 Franken




Tax Independance Day für Doppelverdiener mit einem Jahreseinkommen von 200 000 Franken, Vermögen 300 000 Franken

Hier die ganze Studie.

Sextourismus von Europäerinnen in Afrika

Ganz und gar unversöhnlich ist schliesslich «Paradies: Liebe» von Ulrich Seidl, der sich einem weiteren Phänomen von Wohlstandsverwahrlosung widmet: dem Sextourismus von Europäerinnen in Afrika. Teresa (Margarete Tiesel) ist eine alleinerziehende Mutter aus Österreich. Den Draht zu ihrer Teenager-Tochter hat die Fünfzigjährige verloren. Nun fliegt sie nach Kenya in die Ferien, wo ihr eine Freundin vom Sex mit jungen kräftigen Afrikanern vorschwärmt: «Die nehmen dich, wie du bist.» Bald lässt sich auch die mollige Teresa auf einen Strandjungen ein, der ihr bei Palmenwein das Blaue vom Himmel verspricht, sie aber nach dem Beischlaf zu Verwandten führt, die Geld brauchen. «Ich habe ausführlich über Sextourismus recherchiert, zunächst in der Karibik, mich dann aber für den Schauplatz Afrika entschieden, weil das näher an Europa liegt und die Kontinente eine gemeinsame Geschichte haben», erklärt Regisseur Seidl der «NZZ am Sonntag». «Gedreht habe ich im Norden von Mombasa, wo jede zweite Touristin eine Schweizerin ist.» Teresas Freundin wurde nach dem Vorbild einer Schweizerin gestaltet, die nach dem Tod ihres Mannes zum Trost eine Afrikareise geschenkt bekam und als Sugar Mamma viele Illusionen sowie 50 000 Franken verlor.

Wie so viele österreichische Autorenfilmer leuchtet Seidl menschliche Abgründe schonungslos aus. Er stellt die Sextouristinnen bloss, wenn er in nüchternen, realistischen Bildern zeigt, wie Teresa und ihre Freundinnen sich mit kolonialem Machtgehabe an einem (minderjährigen?) Stripper vergehen. Seidls analytischer Film verweist aber auch darauf, was die Ursache solchen Verhaltens ist: die quälende Einsamkeit von älteren Frauen, deren Marktwert gesunken ist, weil ihre Körper nicht den Traumfiguren aus der Werbung entsprechen.

«Paradies: Liebe» ist der bisher eindrücklichste Film des Wettbewerbs, weil Seidl die Realität zwar in streng komponierten Bildern ästhetisch zuspitzt, aber keineswegs beschönigt.

Christian Jungen in der NZZaS vom 20.05.2012, Seite 57

Montag, 21. Mai 2012