Samstag, 22. November 2008

wirtschaftlich denkende Politiker

Von einer Industrie konservativen Denkens in der Schweiz zu sprechen, wäre übertrieben. Aber eine Art KMU hat sich in den letzten Jahren ebenfalls herausgebildet. (...) Das Übergewicht an Ökonomen im politischen Diskurs ist kein Zufall. Wirtschaftskompetenz ist ein entscheidendes Merkmal des konservativen Intellektuellen. Sein Charme besteht darin, dass er sein ökonomisches Wissen mit dem Hedonismus der sexuellen Revolution verbindet und das Ganze mit einer kräftigen Dosis Staatsverdrossenheit würzt. Der Sado-Monetarist ist kein verbohrter Blut-und-Boden-Ideologe. Er ist weltgewandt und gebildet. Er lässt seine Vorgänger im wahrsten Sinn des Wortes alt aussehen. Was ist verstaubter als ein in die Jahre gekommener 68er, der von seiner Aktivzeit an den Demos erzählt?
Philipp Loepfe im Tagi-Magi vom 21.11.08.
Hoffentlich haben wir einen vernünftigen Realismus in der Politik und nicht irgendwelche linken Träumereien. Unsere Existenzberechtigung ist der wirtschaftliche Mehrwert. Solch negative Formulierungen können nur in einem roten Magazin erscheinen...

durchschnittliche Vergütungen

Einige ausgewählte "Personalkosten pro Mitarbeiter 2007 in CHF":
  • UBS: 296'768
  • Credit Suisse: 337'193
  • Julius Bär: 348'621
  • Sarasin: 269'487
  • Vontobel: 341'148
  • Nestlé: 60'981
  • Roche: 136'977
  • Novartis: 114'847
  • Holcim: 51'004
  • Swatch: 70'873
  • Lindt&Sprüngli: 76'530
  • Sulzer: 81'774
  • Ciba: 114'648
Werden die durchschnittlichen Personalkosten dermassen nach oben gezogen, weil es eine Spitze gibt, die kräftig absahnt?

Unter der Prämisse, dass bei den Grossbanken UBS mit 83 500 Mitarbeitern und Credit Suisse mit 48 000 Mitarbeitern jeweils 100 Manager durchschnittlich 10 Mio. Fr. pro Jahr und 1900 (UBS) beziehungsweise 1500 (CS) Manager durchschnittlich eine Million Fr. verdienen, betragen die Lohnkosten der übrigen Mitarbeiter noch immer durchschnittlich 268 500 (UBS) und 295 000 Fr. (CS).
Carmen Gasser in der WW47.08, Seite 33.

Donnerstag, 20. November 2008

neue Weltwoche Website

Anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums hat die Weltwoche auch eine neue Website bekommen. Mir gefällt sie - sämtliche Artikel sind abrufbar (wenn man einen Login hat) und können diskutiert werden. Die alte Seite bestand seit 7 Jahren und wurde langsam eine gestalterische Zumutung:
In diesem Jahr folgte dann eine für das iPhone optimierte Version der Weltwoche:


Und jetzt das, ist ein Besuch wert - diesmal ausnahmsweise auch aus gestalterischen Gründen :-)

Levrats Kriterien an einen Bundesrag

  1. Bekenntnis zum Rechtsstaat ablegen, "Es ist ausgeschlossen, einen Kandidaten zu wählen, der zum Beispiel der Minarettinitiative zustimmt."
  2. respektiert Gewaltentrennung: Wer gegen Gerichtsurteiole wettere und Richter verunglimpfe, sei nicht wählbar.
  3. akzeptiert das internationale Recht
  4. kollegiales Verhalten
Markus Häfliger in der NZZaS vom 16.11.08, Seite 12.
Dies dürfte von der Liste der Vorbehalte gegen Blocher abgekupfert sein. Je nachdem aber, wie man diese Kriterien auslegt, könnte man so wohl jeden Bundesrat hinterfragen. Diese Kriterien sind nichtsaussagend und verschleiern wahre ideologische Motive der SP zur Bundesratswahl. Sie will eben doch nicht, dass "sämtliche entscheidenden Kräfte proportional im Bundesrat vertreten sind."

Mittwoch, 19. November 2008

Konkordanz ist eine Farce

Die Konkordanz ist eine Farce. Sie soll die kompormissbereite Kultiviertheit des Bundesrates widerspiegeln. Damit träumt man an der Realität vorbei. Als ob ein SPler wirklich einen SVPler in diesem höchsten Amt möchte, oder umgekehrt. Diese Scheinkollegialität dient lediglich der Bewahrung des eigenen Anspruchs. Die Konkordanz gehört beendet. In diesem besseren Fall würden nur noch Politiker der Mitteparteien CVP und FDP gewählt, was stabilisierend wirken würde. Meinungen der Pole verursachen viele Grundsatzdiskussionen und sind der schnellen und massvollen Entscheidungsfindung oft nicht dienlich.

Wollte man wirklich die Konkordanz aufrecht erhalten, müsste die Bundesratswahl durch das Volk her. Das Parlament ist zu anfällig für Intrigen, unheilige Allianzen und Machtpolitik. Es ist eine Frechheit und Widerpsruch, dass Parteien damit beginnen Anforderungen an die Kandidaten anderer Parteien zu stellen: Entweder will man die Politik einer Partei im Bundesrat oder nicht.

Flüchtlinge aus Afrika auf den Kanaren

Die Flucht im Boot dauert 6 Tage, über den tobenden Atlantik mit bis acht Meter hohen Wellen, schutzlos der sengenden Sonne ausgeliefert, die Nahrung und das Essen werden knapp, viele Mitreisende sterben. Für die Überfahrt verlangen Schlepperbanden rund 1000 EUR
  • 2006 kamen fast 32'000 Afrikaner illegal auf den Kanaren an
  • oft aus Marokko, Mali und Senegal
  • Im laufenden Jahr bisher nur knapp 8000
Minderjährige werden von Spanien kaum abgeschoben:
  • Der Anteil Minderjähriger unter den Bootsflüchtlingen steigt
  • bis 2005: 250-300 Kinder pro Jahr
  • im laufenden Jahr: bis jetzt fast 900
  • Gegenwärtig wohnen fast 1600 Kinderflüchtlinge in den Auffanglagern auf den Kanaren.
Cornelia Derichsweiler in der NZZaS vom 16.11.08, Seite 24.
Wir können doch nicht die Kanarischen Inseln mit den Kinndern Afrikas übersäen.
Inés Rojas, kanarische Jugend- und Sozialministerin

Gefängnisausbruch, Basics

Aus einem Gefängnis in Willich ist ein Häftling ausgebrochen. Er hat sich in einem Pappkarton versteckt und quasi selbst per Spedition verschickt. Außerhalb der Anstaltsmauern schlitzte er den Karton und die Plane des Lkw auf und sprang unbeobachtet von der Ladefläche. (RTL)

somalische Piraten

Live Piracy Map 2008 vom International Maritime Bureau


Stossend, diese Situation, v.a. die zunehmende Häufigkeit der somalischen Piraterie. Es herrscht Handlungsbedarf. Entsprechende Fregatten stünden in diesem Raum bereit, doch mit deren Eingreifen gefährden sie das Leben der Geiseln. Also wird schön brav Lösegeld bezahlt. Schon sehr frech von diesen Piraten: Ich würde beinahe zu einer schnellen und blutigen "Lösung" neigen...

Hier möchte ich auch das nwort verwenden, und zwar in diesem abschätzigen Sinn, wie es hier angemessen wäre. Doch das ARG der Schweiz verbietet es mir. Wir haben keine freie Rede.

falsche Kinderärztin

In Deutschland wurde eine 34-jährige Frau verurteilt, weil sie teilweise ihre Diplome auf dem Weg zur Ärztezulassung gefälscht hat:

Ihr Leistungsausweis "Qualifikationen":

Ihre Arbeitszeugnisse musste Cornelia E. nicht fälschen. Sie wurde überhäuft mit Lob und Anerkennung.

Cornelia E. brachte fast alle Voraussetzungen mit, eine ausgezeichnete Ärztin zu werden. Die zierliche, eloquent formulierende Frau strahlt Wärme aus. Sie war immer mit Leidenschaft bei der Sache: Menschen in Not zu helfen, am liebsten Kindern, ihnen die Angst zu nehmen und sie stattdessen zuversichtlich zu stimmen - es gibt niemanden, der mit ihr zu tun hatte, der nicht des Lobes voll wäre über ihre Arbeit und ihre Zuwendungsfähigkeit.

Sie beeindruckte Vorgesetzte mit Fachwissen und angenehmem Auftreten, sie arbeitete mit großem Fleiß und Erfolg wissenschaftlich, sie verhielt sich stets kollegial und trat medizinischem Hilfspersonal gegenüber nie anmaßend oder besserwisserisch auf. Kurz: Sie hätte eine ausgezeichnete Ärztin werden können.
Doch, der Stolperstein:
In Hamburg fing sie 1994 mit dem Medizinstudium an. Ihr Abiturnoten-Durchschnitt reichte dafür erst nicht aus, doch mit dem sogenannten Medizinertest schaffte sie es. Schon an der ersten Prüfung nach vier Semestern, dem Physikum, scheiterte sie. Der nächste Versuch gelang ebenso wenig wie der dritte. "Mir lag das Multiple-Choice-Verfahren gar nicht", sagt sie heute, also das Ankreuzen der richtigen Antwort.
Wegen ein paar Kreuzchen wird sie von ihrer Leidenschaft ferngehalten.
In den Medien wurde Cornelia E., als sie Sache publik wurde, als "tragischer Fall" bedauert: Sie wurde dargestellt als eine geborene geniale Ärztin, die von törichten Vorschriften zu Fall gebracht wird. Es wurde an der Prüfungsordnung gezweifelt, die gerade manchem hochtalentierten Medizin-Studenten angeblich im Wege stehe und so fort.
Gisela Friedrichsen im Spiegel

Montag, 17. November 2008

Rache Allahs?

Irak? Afgahnistan? Nene, L.A. "Die Rache Allahs"? :-)

neues UBS-Bonusmodell

  • UBS-Aktien erhalten die Topmanager erst nach drei Jahren
  • bei der variablen Barvergütung wird zunächst maximal ein Drittel ausbezahlt.
  • Der grössere Anteil der variablen Barvergütung werde in einem Sperrkonto einbehalten und bleibe den künftigen Geschäftsrisiken ausgesetzt,
  • Den Aktionären wird aber ab 2009 eine Konsultativabstimmung über die Grundlagen des Vergütungsmodells in Aussicht gestellt.
  • Ab 2009 erhält der Verwaltungsratspräsident keine variable Vergütung mehr. Er erhält stattdessen ein fixes Honorar in bar und eine fixe Zahl an Aktien, die über vier Jahre gesperrt sind.

UBS-Präsident Peter Kurer schätzt, dass zwei bis drei Prozent aller UBS-Mitarbeiter vom neuen Bonus-Malus-System betroffen sein werden.
swissinfo

Ist das die Zukunft und droht in den nächsten Jahren sämtlichen MNE?

Die Exzesse an der Spitze sind teilweise schon extrem. Doch sind sie so schwierig zu bekämpfen, wie Steuererhöhungen für die 5% reichsten US-Amerikaner durchzusetzten waren: Doch so einige träumen davon, auch mal in dieser Position sein zu können...

Bankenmodelle

Wir stehen am Anfang einer neuen Weltfinanzordnung. In Zukunft wird es Weltbanken geben. Bisher waren die grossen Finanzkonzerne amerikanisch und nicht wirklich international. Das änder sich nun. Bei den neuen Megainstituten wird da das Aktionariat vollständig globalisiert sein.
Bénédict Hentsch im Interview mit Claude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 40f.

Das Universalbankensystem ist per se nichts Schlechtes. Die Schweiz und unsere Banken sind dafür jedoch ungeeignet. Wir haben seit je eine risikoscheue Kultur. Was wir an Risiken nicht wollen, versichern wir. Darum haben wir so grosse Versicherer. Das ist die Furcht unserer Kultur. Wir sind Horter und Verteidiger. Die Schweiz ist ein Safe, und fertig.
Bénédict Hentsch im Interview mit Claude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 40f.

Heinz Wuffli

  • Vater von Peter Wuffli
  • 1967: Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA)
  • 1977: Präsident der Generaldirektion
Millionenskandal bei der Kreditanstalt
15.4.1977 in "Die Tat"

SKAndal: nun zittern die Gnomen
"Die Tat" unter Chefredaktor Roger Schawinski
Ein SKA-Filialleiter hatte in Chiasso im grossen Stil Gelder veruntreut und einen Millionenschaden angereichtet - und dem "Chiasso-Skandal" den Namen gegeben.
Chlaude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 38f.
...und nun zahlt Peter Wuffli 12 Mio. zurück.

Helg Sgarbi

  • *1965 als Sohn eines Direktors der Firma Sulzer
  • Kindheit in Brasilien
  • 1978: kommt nach Winterthur
  • 1992: Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften, Uni ZH
  • Einstieg bei der Kreditanstalt, schnell in eine Kaderposition
  • 1995: befördert zum Oberleutnant
  • 1997: aus "medizinischen Gründen" vom Dienst suspendiert
Helg gab jedem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein; er hat die Leute in Sekundenschnelle gescannt und ihre Schwachstellen erkannt.
ein Arbeitskollege im "Spiegel"

Zweifellos ist Helg Sgarbi mit herausragenden Talenten gesegnet. Nach dem Abgang bei Sunrise betreibt der Mann, der sechs Sprachen beherrscht, ein Übersetzungsbüro in siner Wohnung. Mag sein, dass ihn die Arbeit unterfordert. Es würde ins Bild des Betrügers passen. Dass Wirtschaftskriminelle oft dieselben Fähigkeiten aufweisen wie Topmanager, diese aber nicht sinnvoll einsetzen können, gilt als gereichtsnotorisch.
Alex Baur in der WW46.08, Seite 26ff.

besitzergreifendes Deutschland

In Deutschland besitzt der Staat seine Bürger, in der Schweiz die Bürger den Staat.