Mittwoch, 19. November 2008

falsche Kinderärztin

In Deutschland wurde eine 34-jährige Frau verurteilt, weil sie teilweise ihre Diplome auf dem Weg zur Ärztezulassung gefälscht hat:

Ihr Leistungsausweis "Qualifikationen":

Ihre Arbeitszeugnisse musste Cornelia E. nicht fälschen. Sie wurde überhäuft mit Lob und Anerkennung.

Cornelia E. brachte fast alle Voraussetzungen mit, eine ausgezeichnete Ärztin zu werden. Die zierliche, eloquent formulierende Frau strahlt Wärme aus. Sie war immer mit Leidenschaft bei der Sache: Menschen in Not zu helfen, am liebsten Kindern, ihnen die Angst zu nehmen und sie stattdessen zuversichtlich zu stimmen - es gibt niemanden, der mit ihr zu tun hatte, der nicht des Lobes voll wäre über ihre Arbeit und ihre Zuwendungsfähigkeit.

Sie beeindruckte Vorgesetzte mit Fachwissen und angenehmem Auftreten, sie arbeitete mit großem Fleiß und Erfolg wissenschaftlich, sie verhielt sich stets kollegial und trat medizinischem Hilfspersonal gegenüber nie anmaßend oder besserwisserisch auf. Kurz: Sie hätte eine ausgezeichnete Ärztin werden können.
Doch, der Stolperstein:
In Hamburg fing sie 1994 mit dem Medizinstudium an. Ihr Abiturnoten-Durchschnitt reichte dafür erst nicht aus, doch mit dem sogenannten Medizinertest schaffte sie es. Schon an der ersten Prüfung nach vier Semestern, dem Physikum, scheiterte sie. Der nächste Versuch gelang ebenso wenig wie der dritte. "Mir lag das Multiple-Choice-Verfahren gar nicht", sagt sie heute, also das Ankreuzen der richtigen Antwort.
Wegen ein paar Kreuzchen wird sie von ihrer Leidenschaft ferngehalten.
In den Medien wurde Cornelia E., als sie Sache publik wurde, als "tragischer Fall" bedauert: Sie wurde dargestellt als eine geborene geniale Ärztin, die von törichten Vorschriften zu Fall gebracht wird. Es wurde an der Prüfungsordnung gezweifelt, die gerade manchem hochtalentierten Medizin-Studenten angeblich im Wege stehe und so fort.
Gisela Friedrichsen im Spiegel

2 Kommentare:

P-Man hat gesagt…

und im umgekehrten Fall würde was kommen?

"Der Arzt, der dem kleinen Peter das Leben gekostet hat, hat 9 Jahre ohne Zulassung praktiziert. Was für ein Skandal?"

Cheers,
P

hardman hat gesagt…

> "Der Arzt, der dem kleinen Peter das Leben gekostet hat, hat 9 Jahre ohne Zulassung praktiziert. Was für ein Skandal?"
als ob ärzte mit zulassung fehlerfrei praktizieren würden...