Mittwoch, 13. August 2008

China, nicht länger die Werkbank der Welt

Seit Anfang 2008 hat China ein neues Arbeitsvertragsgesetz:
  • Arbeitsverträge müssen schriftlich sein.
  • Nach zwei befristeten Verhältnissen steht jedem eine unbefristete Stelle zu.
  • Abfindungen sind garantiert,
  • ebenso ein Mindestlohn. In Qingdao, einer Hafenstadt der östlichen Provinz Shandong, beträgt er monatlich 760 Yuan (110 Franken), das sind 43 Prozent mehr als 2005.
  • Bei Zuwiderhandlungen stehen Arbeitnehmern finanzielle Entschädigungen zu.
  • Die Gewerkschaften, bislang in China machtlos, sind jetzt ausdrücklich dazu aufgefordert, Löhne kollektiv auszuhandeln.
Durch das neue Gesetz steigen die Arbeitskosten um 10 bis 40 Prozent, schätzen Experten. Ausserdem erleichtert seit Mai ein weiteres Gesetz Arbeitnehmern, sich bei Konflikten an die Gerichte zu wenden. Die Folge: In Guangdong haben sich die Arbeitskonflikte verdoppelt.
Kirstin Wenk in der WW31.08, Seite 24.

--> Das Gesamtvolumen ausländischer Investitionen sinkt, macht aber 2007 aber immer noch stolze 70 Mrd. CHF aus.
Die Zeit, als China als Fabrik der Welt steigende Material- und Transportkosten auffing, ist vorbei.
Dong Tao, Analyst bei der Credit Suisse.

teure Swisscom

Der tiefste Preis für den Zugriff auf das von uns allen längst bezahlte Monopolnetz beträgt mindestens 24 Franken pro Monat, während man in den umliegenden Ländern bereits mit rund 4 Franken pro Monat zum Zug kommt. Swisscom selbst greift mit viel tieferen Kosten auf das Netz zu, als sie anderen verrechnet, obwohl im Gesetz die Rede ist von «kostenorientiert» und «nicht-diskriminierend».

Sunrise hat in den vergangenen sieben Jahren drei Millarden Franken allein für die Benutzung des Festnetzes an Swisscom überwiesen.
Christoph Brand in der WW31.08, Seite 39.
Was für eine unverschämte Marktverzerrung!

Kriminalitätsstatistik 2007

Der mit Abstand grösste Anstieg zeigt sich allerdings erst beim genauen Blick in das Datenmaterial. In praktisch jeder Gewaltdisziplin, und stellenweise um über hundert Prozent, stiegen die Straftaten von «Ausländern mit Wohnsitz im Ausland». Registrierte die Polizei 2006 beim Delikt «Körperverletzung» 304 Straftaten von Kriminaltouristen, waren es 2007 bereits 633. Drohten 2006 erst 65 «Ausländer mit Wohnsitz im Ausland» gegen Behörden und Beamte, sind es ein Jahr später bereits 151. Für weitere erhebliche Zunahmen sorgten die unliebsamen Gäste auch bei Diebstahl (+53 Prozent), Freiheitsberaubung und Entführung (+54 Prozent), Einbruch (+35 Prozent) oder Vergewaltigung (+35 Prozent). Von allen begangenen Verbrechen in der Schweiz wurden 51,1 Prozent von Ausländern begangen, und davon hatten 28,2 Prozent einen Wohnsitz im Ausland, was einer Zunahme von 7 Prozent entspricht.
Andreas Kunz in der WW31.08, Seite 12.

prahlende, gewaltaffine Italiener

Ein Schweizer Wehrmann kommt nach Hause mit einer Metzgerschürze und geht in Offiziersuniform voll bewaffnet wieder raus. Stellen Sie sich dieselbe Situation in Italien vor: ein jeder hätte die Uniform und Waffe zur Aufbewahrung in den eigenen vier Wänden. Kontrolle durch Eigenverantwortung! Die Uniform würde man natürlich benutzen, am Samstag in der Disco, und die Pistole am Sonntag, im Fussballstation.
Massimo Rocchi in der NZZaS vom 27.7.08, Seite 17.

Kleptokratien Bulgarien und Rumänien

Wegen "gravierender Schwachpunkte in den Verwaltungs- und Justizkapazitäten" sei Bulgarien "nicht in der Lage", die Hilfe tatsächlich zu nutzen. Wirksame Untersuchungen und gerichtliche Entscheide seien beinahe "unmöglich". Dazu kämen "Korruption auf hoher Ebene und organisierte Kriminalität".
Philipp Gut zitiert aus dem Bericht der EU Komission "über die Verwaltung der EU-Mittel in Bulgarien" in der Weltwoche 31.08, Seite 13.
Ähnlich präsentiert sich die Situation in Rumänien. Während die EU die Finanzhilfen einfriert, stellt die Schweiz den beiden Kleptokratien ein "Erweiterungsbeitrag" von 257 Mio. CHF in Aussicht stellt, als ob die Ostmilliarde nicht schon zuviel des Guten (oder was genau?) gewesen wäre.

Stadler über Religion

Religion ist Gift für das menschliche Gehirn, weil in allen Kirchen und Tempeln dieser Welt die Unfehlbarkeit gepredigt und somit die Irrationalität gepflegt wird.
Weiter habe es noch nie eine friedliche Religion gegeben:
Religionen sind nur friedlich, solange es keine anderen Religionen oder Götter in der näheren Umgebung gibt.
Beda Stadler in der NZZaS vom 27.7.08, Seite 16.

Schweizer Geburtenrate

Um die Population ohne Migration aufrecht zu Halten, wäre ja eine Geburtenrate von 2,1 notwendig. In der Schweiz sieht das folgendermassen aus:
  • Durchschnitt Schweizerin, 2001: 1.22 Kinder
  • Durchschnitt Ausländerin in der Schweiz, 2001: 1.88 Kinder
  • Durchschnitt Schweizerin, 2007: 1.33 Kinder
  • Durchschnitt Ausländerin in der Schweiz, 2007: 1.86 Kinder
Die Presse sieht darin gebärfreudigere Schweizerinnen. Ich sehe dahinter lediglich mehr Einbürgerungen - ohne dass sich sonst was geändert hätte.
Unter den Schweizerinnen, die Mutter werden, sind Frauen, die noch vor kurzem einen ausländischen Pass hatten.
Rancesco Benini in der NZZaS vom 27.7.08, Seite 20.
Weiter steigt das Alter der werdenden Mütter:
  • Durschnittsalter 1990: 28.9 Jahre
  • Durschnittsalter 2007: 30.8 Jahre
  • Frauen, die bei der Geburt ihres Kindes älter als 34 Jahre alt sind, 1986: 10%
  • Frauen, die bei der Geburt ihres Kindes älter als 34 Jahre alt sind, 2007: 27%
Gleichzeitig, immer weniger Frauen, die vor 30 ein Kind zur Welt bringen.

Doch: Die Elternschaft um die 40 bringt eine Tendenz zur Überbehütung der Kinder mit sich, da ältere Eltern oft mehr materielle Sicherheit haben und dazu neigen, das Beschützen und Fördern übertreiben.

Sonntag, 10. August 2008

Resilienz

Begriff aus der Physik übernommen. Die Psychologie bezeichnet so die Fähigkeit, schwere Schicksalsschläge ohne langfristige Folgen zu überstehen.
Förderlich sind nicht nur ein Elternhaus, wo ein Kind Verantwortung zu übernehmen lernt und man ihm etwas zutraut, förderlich sind auch Bezugspersonen ausserhalb. Rollenvorbild könne ein Lehrer, die Grossmutter, eine Nachbarin sein, sagt Psychologe Krautter...
...und wir haben immer mehr zerfallende Familien und psychisch Invalide. Zusammenhang erkannt?
Wenn Unglück stärkt, vermindert dann Verwöhntwerden und Wohlstand die psychische Widerstandsfähigkeit? Kinder, die in einem Schonraum aufwachsen und denen man keine Grenzen setzt, gelten als weniger belastbar.
Birgit Schmid in der NZZaS vom 10.8.08. Seite 58.

gezwungen überversichert

In Ländern mit Pensionssystem spart man zuviel, so der amerikanische Fachmann Lawrence Kotlikoff, welcher sich mit der Verteilung von Beitragslasten und Rentenrechten über die Generationen befasst.
Nicht ein Einkommensersatz von 85% soll für die Rentnerzeit angespart werden, sondern es reichten auch 45%. Diese These wurde hier (in Beat Kappelers neoliberalen Kolummne in der NZZaS) schon vorher für die Schweiz vertreten, weil die existentiellen Ausgaben der Haushalte bei der Gründung der AHV noch 74% ausmachten, heute aber nur noch 41%. Alles Weitere ist Zwangssparen für den Wahlbedarf, ist staatlich verordnete Überversicherung.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 10.8.08

beruhigendes und beschleunigendes Medi

Valium
Der Wirkstoff heisst Diazepam. Er gehört zu der Familie der Tranquilizer und zu den meistverschriebenen Psychopharmaka weltweit. Wirkung: Bedrohliches verwandelt sich in Nebensächliches, Furcht zerrinnt, psychische Tiefen gibt es nicht mehr. Fehlte dem Valium nicht die Magie des Opiums, könnte man das Medikament gleichsetzen mit der Königen der Drogen. So reicht es nur zur Königin der Krankenschwestern...
Sangenor, medizinisches Red-Bull...
...weltweit rezeptfrei in Trinkampullen angeboten. Wirkstoffe: Mono-L-Arginin-L-Asparat, Hydroxybenzoesäuremethylester und Saccharosum.
Helge Timmerberg in der NZZaS vom 3.8.08, Seite 69.

beliebte Hunde

Auf 70'000 Babys im Jahr kommen mittlerweile 50'000 Welpen, die Aufnahme in einen Schweizer Haushalt finden.
Carole Koch in der NZZaS vom 3.8.08, Seite 67.

belastende Migranten

Spanien will arbeitslosen Migranten loswerden, so titelt die NZZ. Die Geister die man rief, wird man nun nicht mehr los. Auch die Schweiz brauchte viele Migranten für einige Jahre. Jetzt werden diese zur Belastung des Staates, was die Statistiken aus den Sozialwerken beweisen. So auch in Spanien:
Derzeit leben in Spanien etwa 2.2 Mio. Migranten aus Nicht-EU-Staaten legal im Land, 170'000 von ihnen sind ohne Arbeit (7,7%).
Cornelia Derichsweiler in der NZZaS vom 3.8.08, Seite 5.

Autoabsatz in den USA

...im ersten Halbjahr 2008 bei den SUV: -30%
...im Juli gar -43%
...bei Pick-ups: -26%
Daniel Hug in der NZZaS vom 3.8.08, Seite 15.
Der künstlich von der Regierung tief gehaltene Benzinpreis rächt sich. Als ob man nicht gewusst hätte, dass regulatorische Marktverzerrung kurze Beine haben...

"Überwälzungsregel"

Der Bund legt damit fest, dass für jedes Viertelprozent Zinserhöhung 3% Mieterhöhung gerechtfertigt ist:
Die Hausbesitzer nutzten diese Einladung trotz Leerwohnungskrise: Die Mieten stiegen von 1989 bis 1995 um volle 40%.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 3.8.08