Donnerstag, 26. Mai 2011

Staats- und Marktversagen sind Erfolgsfaktoren von Glencore

Glencore ist unglaublich erfolgreich. Wieso? Es handelt sich dabei um ein Marktversagen (Oligopol - zu wenig Konkurrenz) und Staatsversagen (in der Dritten Welt, was die Garantie wirtschaftlicher Rahmenbedingungen betrifft).
Wenige Gesellschaften kon­trollieren den Handel mit Rohwaren.

Geschürft, gefördert und angebaut werden die Rohstoffe vornehmlich in Schwellenländern, die es nicht fertigbringen, am Markt höhere Preise zu lösen. (...) Zwischenhändler wie Glencore vermögen ­einen wesentlichen Teil der Wertschöpfung für sich einzuheimsen und prägen so das Bild des für einen Hungerlohn schuftenden Minen­arbeiters mit, dessen korrupter Arbeit­geber (meist der Staat) nicht in der Lage ist, die Bodenschätze zum Wohl des eigenen Landes zu nutzen und selber zu vermarkten.

Markus Gisler in der WeWo19.11, Seite 23.

Frischs Selbstbestimmtheit entgegen gesellschaftlicher Korrektheit

...Biografie von Männern, die davonlaufen, die ihre Familien im Stich lassen, neue Frauen kennenlernen und ihr schlechtes Gewissen zum Gegenstand intensivster Selbst­erforschung machen. Seine Helden sind von einem «pathologischen Aufbruchstrieb» beseelt, sagt der Germanist Peter von Matt. Die Flucht vor Verbindlichkeiten und Verantwortungen, die Weigerung, sich festzulegen und festlegen zu lassen, Wurzeln zu schlagen, erwachsen zu werden, das ständige Sich-davonschleichen-Müssen ist das Anliegen seiner Hauptfiguren. Frisch war ein Chronist des seriellen Seitensprungs, «bevor dies allerdings zur neuen Spiesser-Masche wurde» (von Matt).

Man kann ihn als Erforscher der totalen Selbstverwirklichung belächeln und damit als Vorboten der zügellosen sechziger und siebziger Jahre. Das Ich als Weltmassstab, der Anspruch auf Erfüllung aller Wünsche: Das war die Begleitmusik des Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit, das grosse Ego-Projekt der Studentenbewegung und ihrer Mitläufer. Es endete in Rausch und Absturz, in politischen Wahnideen und Dekadenz aus dem Überfluss.

Frischs Erfolg hatte sicher auch damit zu tun, dass er dem männlichen Fluchttrieb schmeichelte, der Ur-Sehnsucht, sich aus allen Pflichten und Zwängen herauszuwinden. Frisch lieferte Aussteigerliteratur auf höchstem Niveau, die mit enormer Sprachkraft das Verhältnis des Einzelnen zu seiner Umwelt reflektierte. Peter von Matt aber spricht von der «Ich-Form als Verfahren», nicht als Kerker. Interessanterweise war Frisch kein Romantiker, der distanzlos in seinem Ego schwelgte. Seine Selbsterkundungen waren selbstkritisch, oft humorvoll, im Fall seines Schlüsselromans «Stiller» von umwerfender, absurder Komik.

Aber selbst wenn man die Bücher nicht mag und den Zeitgeist, den sie mit beflügelten: Man muss Frisch bewundern für die Präzision, mit der er – lange vor 1968 – den Konformismus und die Kleinkariertheit in der bürgerlichen Schweiz beschrieb. Seine Diagnosen sind unter veränderten politischen Vorzeichen heute so aktuell wie damals: Frisch litt an der Arroganz des Establishments, der heuchlerischen Harmonie, den unausgesprochenen Konventionen, der politischen Korrektheit, lange bevor man sie so nennen sollte. Frisch war ein vehementer Verfechter leidenschaftlicher Debatten über alles, ihn nervte die «fast krankhafte Empfindlichkeit der Schweiz». In seinem Bühnenstück «Graf Öderland» greift ein ehemaliger Staatsanwalt zur Axt und zieht sinnlos mordend durch die Welt. Frischs Kollege Dürrenmatt belächelte zwar «diese Menagerie um einen ausgestopften Tiger», aber die Figur des Grafen macht die Platzangst fühlbar, die nachvollziehbar wird, wenn man sich den Konformismus ansieht, der heute noch Debatten in der Schweiz beherrscht. Frischs Kritik zielte schon damals auf eine «Demokratie, in der die unerlässlichen Kompromisse nicht ­erkämpft, sondern voreilig vorausgesetzt ­werden» (Peter Rüedi).

geschäftstüchtiger Sänger der Selbstverwirklichung. Seine Bücher huldigen dem verantwortungslosen, auf sich selbst beschränkten Einzelnen, der sein schlechtes Gewissen durch ausgeklügelte Literatur betäubt. Als praktizierender Womanizer nahm Frisch das Programm der 68er Generation vorweg und schrieb sein aussereheliches Stakkato der Frauengeschichten zum tiefen Emanzipationserlebnis hoch.

Roger Köppel in der WeWo19.11, Seite 44ff.


Was liess Ihre Ehe scheitern?
Meine Erfahrung von Enge. Ich musste mit Anfang vierzig einen Schnitt machen und mein eigener Herr und Knecht sein. Frauen neigen dazu, unglücklich zu werden. Sobald sie sich langweilen, kommen die Vorwürfe, man habe keine Gefühle. Dann, offen gestanden, langweile ich mich noch lieber allein.

Sie wird gebraucht, unsere Schuld, sie rechtfertigt viel im Leben anderer.

Manchmal meine ich die Frauen zu verstehen, und im Anfang gefällt ihnen meine Erfindung, mein Entwurf zu ihrem Wesen. Damit gewinne ich sie überhaupt. «Nie habe ich mit einem Mann so sprechen können wie mit dir» – das habe ich mehr als ein Mal gehört bei Abschieden. Es schmeichelt ihnen, wenn sie mich unter dem Zwang sehen, sie zu erraten. Mein Entwurf hat etwas Zwingendes. Wie jedes Orakel. Ich staune dann selber, wie ihr Verhalten bestätigt, was ich geahnt habe.

Fragen und Antworten aus diversen Interviews und Romanen zusammengestellt von Sven Michaelsen in der WeWo19.11, Seite 45.

Niederlassungsbewilligung nur für arbeitende Ausländer

1973-1976 Ölkrise

  • Beschäftigung nahm um ca. 8% ab (-255'000)
  • Arbeitslosenquote blieb unter 1% (ca. 20'000)

1991-1997 Dotcom

  • Beschäftigung sank um 3%
  • Arbeitslosenquote stieg um 4.7%

Klar, die ALV war vor April 1977 noch nicht obligatorisch (nur ca. 20% waren gegen Arbeitslosigkeit versichert), doch ein zweiter wichtiger Grund:

Die ausländischen Arbeiter in der Schweiz besassen kein Niederlassungsrecht --> über 80 Prozent des Beschäftigteneinbruchs wurde durch abwandernde ausländische Arbeiter aufgefangen: rund 209'000 gingen nach Hause oder verliessen die Schweiz.
In Anlehnung an Carmen Gasser, welche sich sich auf George Sheldon bezieht, Professor für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie an der Universität Basel in der WeWo18.11, Seite 30.

Unter anderem der ehemalige SP-Nationalrat Rudolf Strahm, der im «Tages-Anzeiger» von «Hartz-IV-Flüchtlingen» und einer «Zuwanderung ins Sozialhilfesystem» schreibt. (Tagi)

Rückblick auf die Unternehmersteuerreform II

  • behebt einen systematischen Fehler
  • Das Nennwertprinzip wird durch das Kapitaleinlageprinzip ersetzt
  • wurde im Februar 2008 durch das Volk angenommen

Nennwertprinzip: Nur das Nominalkapital einer Unternehmung darf steuerfrei an die Aktionäre zurück geführt werden. Das ist falsch, da ein Aktionär Geld zurück erhält, welches ihm bereits gehört.

Kapitaleinlageprinzip: Nur noch die Ausschüttung von erarbeiteten Gewinnen ist steuerpflichtig.

Wenn der Bund nicht ungerechterweise doppelt kassiert, nimmt er nur noch einfach Geld ein. Gewisse Kommentatoren sprechen von "Steuerausfällen". Doch vergessen geht, dass die Behebung von diesem Fehler die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz erhöht hat:

Gemäss Bunderat stammen von den bislang rund 230 Milliarden Franken gemeldeten Kapitaleinlagen immerhin rund 68 Milliarden Franken von Unternehmen, die ab 2008 zugezogen sind. Diese brachten neues Kapital und damit zusätzliches Substrat für die Gewinn- und Kapitalsteuern. Zudem wurden Arbeitsplätze geschaffen.
Peter Uebelhart, Partner bei KPMG, in der WeWo17.11, Seite 42.

Erfolgsfaktoren für die Schweizer Wirtschaft

  1. Offenheit für arbeitende Einwanderer
  2. unternehmerfreundliches politisches Klima
  3. Verständnis anderer Kulturen erleichtert Exportbemühungen
  4. hohes Arbeitsethos, hoher Anspruch an Professionalität
  5. duales Bildungssystem mit praktischer Ausbildung
  6. Handels- und Gewerbefreiheit, liberale staatliche Rahmenbedingungen
  7. direkte Demokratie kontrolliert staatliches Überborden
  8. Neutralität - keine Kriegszerstörungen

    In Anlehnung an René Lüchinger in der WeWo11.11, Seite 44.

Mittwoch, 25. Mai 2011

UBS-Staatsvertrag übergeht Verteidigungsrechte

Da der Vertragszweck für die USA zweifelsfrei Mitte November erfüllt worden ist, stellt sich die zentrale Frage, ob und warum allenfalls die restlichen Dossiers noch in die USA ausgeliefert werden. (...) für dessen förmliche Beendigung, dass beide Seiten schriftlich bestätigen sollen, ihre im Abkommen eingegangenen Verpflichtung erfüllt zu haben. Die Eidgenössische Steuerverwaltung bzw. das Eidgenössische Finanzdepartement und das Bundesverwaltungsgericht müssten diese Frage gegenüber den betroffenen Personen und der Öffentlichkeit eigentlich seit November beantworten.

Der UBS-Staatsvertrag bedeutet dennoch einen Tiefpunkt des schweizerischen Rechtsstaats. In mehrfacher Hinsicht sind einige tausend Personen massiv rückwirkend und unter Verkürzung ihrer Verteidigungsrechte nach Bundesverfassung und Europäischer Menschenrechtskonvention (EMRK) schlechtergestellt worden als andere in- und ausländischen Steuerpflichtige mit Bezug zur Schweiz.

...angesichts der massiven Beschränkungen von Grund- und Menschenrechten aufgrund der Anwendung des Staatsvertrags wie auch angesichts der drohenden schweren Strafverfahren muss vonseiten der Schweiz jede extensive Auslegung des Vertrags vermieden werden.

Rainer J. Schweizer, em. Prof. für öffentliches Recht an der Universität St. Gallen in der NZZ vom 28.01.2011

unkonventionelle Wertebetrachtung

In Ihrem Buch «Saint Tropez» porträtieren Sie Eichinger als einen Menschen mit «nuklearer Energie» und «rohen, jedes Anstandsgefühl ausser Kraft setzenden Rücksichtslosigkeiten», der gegen Mittag zwischen Pornokassetten aufwacht und die Vorhänge aufreisst, «als erwarte er Applaus».

«Meine Arroganz», sagten Sie 1984, «ist das Resultat einer zunehmenden Abscheu vor den Menschen ganz allgemein. Ich bin tatsächlich unfähig, sie zu lieben.» Radikalisieren sich diese Empfindungen im Alter?

Der Blick wird nachsichtig bis gleichgültig. Das hat aber nichts mit Altersweisheit zu tun, eher mit Ökonomie: Abscheu - und mehr noch Hass - vergeudet zu viel gute Energie, während Verzeihen und Nachsicht Energie spart. Abscheu ist zu anstrengend, und zu hassen hat etwas Unreifes.

Wolf Wondratschek im Interview von Sven Michaelsen in der WeWo11/11, Seite 48ff.

Energieverteuerung schadet der Wirtschaft und damit der Schweiz

Die Qualität der parlamentarischen Arbeit nimmt fortwährend ab (...) Der Fahrlässigkeit die Krone aufgesetzt hat aber der Ständerat mit seinem Entscheid, die CO2-Emissionen um 20 Prozent bis 2020 zu reduzieren, und zwar ohne Kompensationen im Ausland. Wie eine massive Energieverteuerung in einer exportlastigen Volkswirtschaft netto Arbeitsplätze schaffen soll, ist für einen Ökonomen, der in Zusammenhängen denkt, absolut schleierhaft. Natürlich schaffen Haussanierungen, Solarinstallationen oder Windradproduktionen direkt zusätzliche Arbeit. Aber die massive Verteuerung des Produk­tions­faktors Energie vernichtet indirekt mehr Arbeitsplätze anderswo. Stellen wir uns nur vor, was mit unseren Tankstellen geschieht, wenn Benzin und Diesel in den umliegenden Ländern deutlich billiger werden als bei uns. Energieintensive Bereiche werden allenfalls ins Ausland verlagert oder schrumpfen sich zu Hause krank. Wenn wir billige Energie durch teure Arbeit ersetzen, dann sinken Produktivität und Einkommen.
Silvio Borner in der WeWo11/11, Seite 20.

unverschämt teure Bauern

Die Revision des Direktzahlungssystems für die Landwirtschaft sollte ein grosser Wurf werden. Herausgekommen ist eine Zementierung des derzeitigen Systems. Die Schweizer Bauern werden auch in Zukunft aus dem Subventionstopf schöpfen wie keine andere Berufsgruppe.

Subventionskatalog des Bundesamts für Landwirtschaft: Kaum ein bäuerlicher Handgriff, der nicht abgegolten wird.
Für drei Prozent der Bevölkerung, die direkt mit der Landwirtschaft verbunden sind (die Wirtschaftsleistung der Branche liegt bei einem Prozent), bezahlt der Bund jedes Jahr rund 2,8 Milliarden Franken an Direktzahlungen für sogenannte gemeinwirtschaftliche Leistungen.

Kein Wunder, waren die Verantwortlichen in der Gemeinde Hofstetten im Kanton Zürich überrascht, als letztes Jahr vier Landwirte ein Beitragsgesuch für 1050 Bäume einreichten. Da die Gemeinde fünfzig Franken pro gepflanzten Hochstammobstbaum bezahlt, forderten die Bauern 52 500 Franken, zehn Prozent des Gemeindesteueraufkommens.

Im Durchschnitt kassiert heute ein Schweizer Landwirtschaftsbetrieb jährlich rund 50 000 Franken an Direktzahlungen. Im Berggebiet sind es 60 000. Spitzenreiter ist eine Betriebsgemeinschaft mit mehreren Familien, die 500 000 Franken an Direktzahlungen bezieht, wie die NZZ am Sonntag kürzlich publik machte. International ist die Schweiz bereits heute Weltmeister, was die Subventionierung der Landwirtschaft betrifft. Gemäss einem OECD-Bericht aus dem Jahr 2009 liegt sie mit Subventionen in der Höhe von 61 Prozent des bäuerlichen Einkommens weltweit an dritter Stelle, abgehängt nur von Ländern wie Korea und Norwegen. Zum Vergleich: Neuseeland subventioniert das Einkommen seiner Bauern mit einem Prozent, die USA das ihrer Farmer mit zehn und Kanada seines mit achtzehn Prozent.
Carmen Gasser in der WeWo10.11

Das System der Direktzahlungen trägt dazu bei den Strukturwandel zu verlangsamen. Man muss sich fragen, was man will: Eine soziale Landwirtschaft oder eine effiziente.
Bernard Lehmann, Professor für Agrarwirtschaft an der ETH im Artikel von Carmen Gasser in der WeWo10.11
Durchschnittlich rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Wertschöpfung in den EU-Staaten machen Subventionen aus. In der Schweiz sind es zirka 57 Prozent – weniger als im topografisch und kulturell vergleichbaren Österreich (60 Prozent).
Peter Keller in der WeWo11.11, Seite 38.

Rein wirtschaftlich betrachtet, wäre es für die Schweiz sinnvoller, sämtliche Rohstoffe und Lebensmittel aus dem Ausland zu importieren.
Hansjörg Walter in der WeWo11.11, Seite 39.
Ich halte fest:
  • Wirtschaftlich machen die Schweizer Bauern nicht viel Sinn, im Gegenteil. Ist uns dieser Unsinn, bzw. Investition in Tradition und Lifestyle jährlich mehrere Milliarden wert? Das Argument des verschönerten Landschaftsbildes ist hinfällig, hat die unberührten Natur doch auch ihren Reiz, für 0 CHF.
  • Die Bauern lieben die Komplexität des jahrzehntelang erstellten Bezugssystems ihrer Zuwendungen, da sie damit einen Grossteil ihrer potentiellen Kritiker ausschalten können.
  • Nebst der sonst schon teuren Schweiz, sind ihre Bauern noch teurer. Als Anführer dieser Rangliste erschwert die Schweizer Landwirtschaft den globalen Handel besonders und schadet damit der Landwirtschaft auch in der Dritten Welt. Durch die Reduktion von Subventionen würden Produkte aus Entwicklungsländern auch hier marktfähig und grosse Teile der Entwicklungshilfe würden überflüssig.

Umzonung von Landwirtschaftszonen soll Subventionen ersetzen/reduzieren

Selbst die «Subventionen», die man nicht sieht, bleiben weiterhin erhalten. So sacken die Bauern Jahr für Jahr Bauland-Profite ein und erzielen damit astronomische Gewinne. Jedes Jahr, so berechnete Daniel Müller-Jentsch, Ökonom bei Avenir Suisse, wird durch Neueinzonungen von Landwirtschafts- in Bauland ein Wert von rund zwei Milliarden Franken geschaffen. Wie schnell und wie viele Bauern zu Millionären werden können, zeigt sich am Beispiel des Kantons Zug. Dort wurden zwischen dem Jahr 2005 und 2010 (nachdem in den Jahren zuvor kaum Einzonungen gemacht worden waren) Flächen im Wert von rund 1,5 Milliarden Franken eingezont. Mit einem magistralen Handgriff sozusagen hatten zig Bauern für immer ausgesorgt. Lag der Wert eines Quadratmeters zuvor gemäss bäuerlichem Bodenrecht zwischen zehn und zwanzig Franken, so stieg dieser nach der Einzonung auf durchschnittlich 1500 bis maximal 3000 Franken. Zwischen fünfzehn und dreissig Millionen konnte ein Bauer einstreichen, der einen Hektar verkaufte, und für immer Urlaub in der Karibik machen. Doch selbst dieser Bauer hätte gemäss dem neuen Revisionsgesetz Anspruch auf leistungsbezogene Direktzahlungen, sollte er wieder ins Heimatland zurückkehren.
Carmen Gasser in der WeWo10.11, Seite

Dienstag, 24. Mai 2011

Wieso Macht korrumpiert

Um Karriere zu machen, die zu einer solchen Machtposition führt, bedarf es einer starken Persönlichkeit, die zielstrebig, durchhaltefähig und in einem hohen Masse kontrolliert ist. Ja es gehört eine geradezu monomane, alles andere im Leben ausblendende Besessenheit dazu, sich ausschliesslich auf das Ziel der Topposition auszurichten. Am Ende dreht sich alles nur noch um die Fragen: Wie komme ich voran? Und wie schalte ich Konkurrenten aus?

Eine solche alles auf die Karte «Macht» setzende Einstellung hat allerdings ihren Preis. Der Weg in die Topposition gelingt umso leichter, je weniger sich die betreffende Person von ihren Gefühlen und von der Rücksicht auf andere Menschen leiten lässt. Es mag sein, dass dies Menschen sind, die von jeher wenig Gefühle zugelassen haben und machtbesessen waren. Aber es ist auch eine Folge der Umstände, dass ihnen auf dem Weg nach oben mit der Zeit ihre Gefühlswelt verloren geht. Wenn sie merken, dass ihnen dies bei ihrem Streben nach ihren ehrgeizigen Zielen sogar noch hilft, hat dies einen grossen Einfluss auf sie, indem sie Gefühle und Einfühlung in andere Menschen zunehmend als etwas Lästiges empfinden und konsequent abstellen.

Diese Entwicklung kann zu einer masslosen Selbstüberschätzung führen, bei der nur noch die eigene Person und die eigenen Ziele gesehen werden und andere Menschen lediglich als Unterstützung oder Behinderung auf dem Karriereweg wahrgenommen werden. Die Konsequenz ist eine immer weitergehende Abkopplung der betreffenden Person von der sozialen Umwelt, eine Verkümmerung der Gefühlswelt, eine immer stärker werdende Selbstbezogenheit und ein gefährlicher Verlust des Realitätsbezugs.
Udo Rauchfleisch in der NZZaS vom 22.05.2011, Seite 20f.

boulevardeske Ausschlachtung von DSK


Jedermann hat ein Recht auf den Schutz seines Privatlebens.
Artikel 9 des code civil

politisch korrektes Verhalten/Interesse


Dabei sind die massgeblichen Regeln in einem aufgeklärten Rechtsstaat völlig klar: Einvernehmlicher Sex zwischen einem Politiker und einem nicht von ihm abhängigen Erwachsenen sind nicht von öffentlichem Interesse, ausser: a) der Sexualpartner ist ein ausländischer Spion, b) der Politiker nutzt zur Anbahnung der Liebelei öffentliche Gelder oder seine Amtsgewalt, oder c) er verstösst mit dem Verhältnis gegen eigene, öffentlich geäusserte Moralvorstellungen. Ist der Sex dagegen nicht einvernehmlich, handelt es sich um ein Verbrechen und deshalb ohnehin um eine öffentliche Angelegenheit. Zumindest in Staaten, in denen auch Politiker dem Recht unterworfen sind. Ist noch kein rechtskräftiges Urteil ergangen, gilt auch ein Politiker als unschuldig.
Thomas Isler in der NZZaS vom 22.05.2011, Seite 17.

Von der Möglichkeit einer Verschwörung gegen ihn hatte Strauss-Kahn selbst kürzlich in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten gesprochen. Seine Schwäche für Frauen, sein Geld und sein Judentum würden seine Gegner gegen ihn ausschlachten. «Am Ende wird man mir die Vergewaltigung einer Frau in einer Tiefgarage anhängen, der man für ihre Behauptung eine Million Dollar zahlt», wurde er zitiert.
Hans-Hagen Bremer in der NZZaS vom 22.05.2011, Seite 22.

Das zentrale Hindernis für Weltfrieden


Quelle: Internet

Was braucht Italien?

Italien braucht mehr Markt, mehr Wettbewerb. Das Gewicht des Staates ist in Italien zu gross. Der Staat sollte einige Unternehmen, die in seinem Besitz sind, verkaufen. Nötig ist eine weitere Liberalisierung des Arbeitsmarkts. Es braucht eine Bildungsreform, die darauf abzielt, dass Leistung honoriert wird. An den italienischen Universitäten zählt Leistung zu wenig, persönliche Beziehungen zu viel. Das ist frustrierend für motivierte Junge; sie wandern ins Ausland ab. Italien braucht auch eine Justizreform. Die Verfahren dauern unglaublich lange, und das ganze System ist zu teuer und teilweise verpolitisiert. In diesem Punkt hat Berlusconi nicht ganz unrecht. Vor allem aber braucht Italien eine Steuerreform. Die Steuern sind zu hoch, die Steuerverwaltung ist gross und träge.

Franco Debenedetti, ehemalige Senator, mitte-links im Interview mit Francesco Benini in der NZZaS vom 22.05.2011, Seite 25.

Sonntag, 22. Mai 2011

Zitate von Schwarzenegger

I think a gay marriage should be between a man and a woman.
2003, CNN

Eisen zu stemmen ist ein tolles Gefühl... als würde man kommen, aber fortlaufend kommen." - Pumping Iron, 70er Jahre (Film)

Ich kann ein Girl anschauen, das in bisschen ausser Form ist. Aber wenn sie mich anmacht, zögere ich nicht, sie zu daten. Wenn sie ein "guter Fick" ist, kann sie 150 Pfund wiegen.
Mit 29 im Interview mit Oui
Ein Zitat, das heute so einiges erklärt.
Als Bub war mein Zimmer mit Fotos von Bodybuildern vollgepflastert. Nackte, eingeölte männliche Körper. Das hat die Mutti so besorgt gestimmt, dass sie unseren Hausarzt gebeten hat, sich das anzuschauen.
1963

Wikiquote und Blick am Abend vom 20.5.11, Seite 17.

Bevölkerungsdichte und Wertschöpfung

Auf nur 10 Prozent der Fläche erarbeiten 47 Prozent der Bevölkerung zwei Drittel der Wertschöpfung des Landes.
Zürich: 1/20stel der Landesfläche erbringt 29% des BIPs.
Analyse von Avenir Suisse in "Die Volkswirtschaft" in einem Artikel von Benjamin Tommer in der NZZaS vom 22.5.2011, Seite 10.

PHZ verleiht günstigste Bachelors

[Eine Gruppe um Ulrich Schlüer] fordert eine härtere Selektion der Studierenden und die Ausrichtung des Studiengangs zu einer "Führungsausbildung". Der Besuch der Pädagogischen Hochschule habe den Ruf, der günstigste Weg zu einem akademischen Titel zu sein, sagt Schlüer. Sie sei zu einem Auffangbecken für Minderqualifizierte und Minimalisten geworden.
Michael Furger in der NZZaS vom 22.5.11, Seite 13.

mangelnde Selbstdisziplin als Ursache für Unterschicht

Die mangelnde Bildung zeigt sich vielerorts als Begleitung der Schwächen. Doch sie steht nicht am Anfang der Ursachenkette, wenn es etwa um die höhere Sterblichkeit der Ungebildeten geht. Denn die Statistiken zeigen klar, dass diese Schicht wenig Selbstdisziplin in allen Lebensbereichen zeigt. Frauen dieser Schicht sind doppelt so häufig übergewichtig, Männer treiben zwei- bis dreimal weniger Sport als besser Gebildete.

Frühere Studien zeigten auch eine höhere alkohol- und verkehrsbedingte Sterbehäufigkeit dieser Gruppen. Das heisst, es gilt nicht die Ursachenkette «arm, ungebildet, benachteiligt», sondern «wenig Selbststeuerung im Leben bei Bildung und parallel überall sonst», also eine Art Selbstselektion im Lebensstil statt Kausalität.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 22.5.11, Seite 33.