Freitag, 28. Dezember 2007

"Manieren"

Zu Weihnachten wünschte ich mir das Buch "Manieren" von Asaf-Wossen Asserate. Der äthiopische Prinz studierte im Exil in Tübingen Ethnologie und Geschichte und ist Mitglied des Corps Suevia. Er schreibt:
Die dem eigenen Stande angemessenen Manieren wiesen dem einzelnen seinen Platz in diesem Kosmos zu und machten ihn dadurch überhaupt erst zum Menschen. Erzogen werden, Manieren annehmen, das waren Menschwerdungsakte.
Lawrence Kohlberg definierte drei Stufen der moralischen Entwicklung:

Stufen der Entwicklung des moralischen Urteils:
  1. präkonventionelles Niveau
    "Gut ist, wofür ich belohnt werde oder was mir nützt."
  2. konventionelles Niveau
    "Gut ist, was den gesellschaftlichen Regeln entspricht."
    Soziale Gesten, Normen und damit das Wohl anderer werden miteinbezogen
  3. postkonventionelles Niveau
    "Gut ist, was meinen frei gewählten ethnischen Prinzipien entspricht."
    Das moralische Urteil richtet sich nach universellen Werten und Grundrechten.
Inwiefern hat das eine mit dem anderen zu tun...

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Meine Theorie zur Basis des heutigen Erfolgs der SVP

Um eine Partei auf Kurs zu bringen, braucht es wenige, aber starke Leute.
Christoph Blocher interviewt von Roger Köppel und Markus Somm in der WW51/52.07, Seite 14ff.

Da waren ein paar Zürcher in der Zeit nach den direkten Auswirkungen der 68er. Ende der 70er-, anfangs der 80er-Jahre wollten diese fähigen Intellektuellen ihre bürgerlichen Ideale politisch verwirklichen. Sie standen nun vor folgender Entscheidung:

  1. Entweder formieren sie sich mit dem rechten Flügel der FDP, was einen Bruch mit dem linken Flügel mit sich gebracht hätte
  2. oder sie definieren die SVP neu und mobilisieren diese.

Die erste Variante hätte unendliche Diskussionen in der Mitte des politischen Vernünftigen zur Folge gehabt. Da der linke Flügel der FDP grösstenteils auch 1 und 1 zusammenzählen kann, wären gute Argumente gekommen, andere Ansichten wären quasi unwiderlegbar gewesen, eine Trennung wäre aber wegen der Schwächung keine Option gewesen. Ein kräfteraubendes Unterfangen ohne grosse Erfolgsaussichten.

Deshalb entschloss sich diese „bürgerliche Zürcher-Elite“, die SVP anzugehen. Dort waren grösstensteils dumpfe Bauern anzutreffen (BGB). Ein paar vernünftige Ideen unter Zusicherung bäuerlicher Privilegien und schon hat man diese auf seiner Seite. Mit simplen und in der Neuzeit erfolgreichen Kampagnen lassen sich diese auch gut mobilisieren und das zählt letzenendes in der Demokratie: Wie viele Stimmen erzielen wir? Wobei auch dumme Bauern eine Stimme haben. Unkomplizierter Aufwand und eine grosse mobilisierte Wählerschaft sind das Resultat dieser Strategie.

Demokratie: pulverisierte Macht

Aber das System der direkten Demokratie als Staatsform pulverisiert natürlich die Macht. Das ist sehr gut, auch wenn es mich selbst trifft. Demokratie neigt zum Durchschnitt. Das ganz Gute ist nicht möglich, das ganz Schlechte auch nicht. Wichtig ist jetzt, wie es weitergeht.
Christoph Blocher interviewt von Roger Köppel und Markus Somm in der WW51/52.07, Seite 14ff.

Erst wenn ich sätmliche Illusionen und Träume an einen effizenten, geordneten Staat abgeschrieben habe, habe ich den Realismus und Pragmatismus erreicht, die Demokratie zu unterstützen. "Wischiwaschi" als "die am wenigsten schlechte Regierungsform".

Blocher zu seiner Abwahl

Gründe der Abwahl

Wenn ich nach dem Eintritt in den Bundesrat mich sofort angepasst hätte, ohne eine eigene Meinung zu vertreten und ohne Dinge in Frage zu stellen, wäre es anders gelaufen. Das machen Bundesräte relativ oft und nennen es Kollegialität.

Die Vorwürfe sind: zu dominant in der Regierung gewesen. Zu viel SVP-Gedankengut auch. Was soll ich mir vorwerfen? Ich habe nicht mit Brachialgewalt regiert, sondern mit Argumenten.
Also zu erfolgreich die Meinung der Wähler realisiert?

Zur Konkordanz

Die SVP ist als grösste Partei mit 29 Prozent aus den Wahlen hervorgegangen. Sie bekommt zwei Bundesräte. Aber ist das noch Konkordanz, wenn man einen, der für die grösste Partei steht, aus dem Bundesrat entfernt? Um den Sitz mit einer Person zu besetzen, die die Partei nicht als Bundesrätin wollte, nur um zu behaupten, dass man Konkordanz ernst nehme! Das sind Politikspiele. (...) Scheinkonkordanz ist das richtige Wort.
zukünftiger Themenfokus

  • Steuern

    Man nimmt den Bürgern immer mehr Geld weg, um immer mehr Geld zu verteilen. Das ist Politiker-, nicht Volksinteresse. Also muss man dies bekämpfen.

  • Fremdbestimmung durch EU
    Es gibt immer mehr völkerrechtliche Bestimmungen, bei denen niemand mehr weiss, wer eigentlich Recht setzt.

  • Parlamentarierentschädigungen
    Aber das Parlament hat sich verschlimmert. Es besteht aus vielen Berufsparlamentariern und produziert eine riesige Gesetzesmaschinerie.
  • Was werden die nächsten grossen politischen Konflikte sein?

    Die IV-Vorlage. Man strebt einen untragbaren Kompromiss an. Zweitens stehen uns im Sozialbereich Konflikte bevor: Sanierung der Sozialwerke ohne höhere Abgaben. Da wird die Partei unerbittlich sein müssen. Dann kommt die Personenfreizügigkeit.

Christoph Blocher interviewt von Roger Köppel und Markus Somm in der WW51/52.07, Seite 14ff.

Gleichstellung

Die Gleichstellungsthematik ist nicht mehr aktuell. Frauen können sich heute nicht mehr darüber beklagen, dass sie Schwierigkeiten haben, weil sie eine Frau sind.
Lilian Uchtenhagen, 79, offizielle SP-Bundesratskandidatin 1983 gegen Otto Stich, in der WW51/52.07, Seite 20.

Met Bus fahre, ts!

Man kennt die Geschichte ja schon in- und auswendig:

Betrunken und voll Gas bis es tätscht

massiv zu schnell und sturz betrunken

...wie es TeleZüri formuliert. Oder etwas demographischer: Raserunfall in Aesch (LU) - 20-jähriger Bursche aus Serbien-Montenegro - fährt ohne Fahrausweis - ist bereits negativ im Strassenverkehr aufgefallen, etc.

Interessant ist aber die "Ein-"/Ansicht des "Opfers" betreffend dem Ausweisentzugs des Fahrers:
Jo nei, esch ned guet, wenn er’s muess abgäh. Well denn… esch eifach, es passt ned zu em, eifach so met bus fahre.
Sie war bereits ausgestiegen als sie den Alkohlpegel des Fahrers vermutete. Nach fundierten Abwägungen ist sie dann aber trotzdem eingestiegen:

Denn semmer weder nach Wohle und denn hemmer em gseh. Er tuet e chli meh seriöser (…) obwohl ich em gseh han, dass er glich bsoffe esch, aber er het im gsecht ned so gseh, usgseh. (…) Er chan jo guet fahre.

Gatjana Rudhani, natürlich alles in bestem Deutsch.

Ein Anwärter für den Darwin-Award (jetzt auch auf Deutsch), wenn die beiden dabei umgekommen wären. So jedoch bleiben sie der "Evolution" erhalten. Schade, kann man Leute mit einer solchen Haltung nicht einfach isolieren von Leuten, die anderer Auffassung sind. Dann würden sich die "Bus-Probleme" von selbst lösen.
Humanity is overrated.
M.D. House


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Tele Tell / Tele M1 / ZüriNews auf TeleZüri am 9.12.07.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Das Arschlochkind der Nation

Christoph Meili war jener Sicherheitsmann, welcher 1997 der SBG Akten stahl, welche dann in den „Verhandlungen“ um die nachrichtenlosen Vermögen als Druckmittel gebraucht wurden. Dies schadete dem Ruf des Schweizer Finanzplatzes massiv. Er ist der erste Schweizer, dem in den USA politisches Asyl gewährt wurde.

Einige werden Mittermeiers „duale Nathaltheorie“ kennen: Bei der Geburt eines Kindes kann man unterschiedlich reagieren: „Juhuii, ein Baby!“ (Mädchen oder Junge) oder „Ou nei, ein Arschlochkind“. Niemand will mit dem spielen, es ist ab seinem ersten Atemzug unerwünscht, es ist unsympathisch, niemand wollte es. Christoph Meili ist genau ein solches Arschlochkind:

Meine Eltern haben mich nicht gut behandelt. Ich ging oft hungrig schlafen, die Wohnung war im Winter nie geheizt. Meine Eltern waren sehr arm, aber auch psychisch nicht ganz normal. Dann kam die Scheidung, und ich lebte mit meinen Geschwistern bei meiner manisch-depressiven Mutter.

Auch in der Liebe hatte er nicht sonderlich viel Glück: Die erste Frau war eine Südländerin: Giuseppina. Sie erwartete, dass er arbeiten geht und Geld nach Hause bringt. Als sein Studium scheiterte, u.a. – aber offensichtlich nicht hauptsächlich – wegen seinen schlechten Englischkenntissen, meinte er:

Ihr verlangt zu viel, ich habe eine südländische Frau.
Vielleicht läuft es jetzt ja besser mit der zweiten Frau, Grace?

Arbeitet Ihre Frau?

Nein, sie ist psychisch invalid und nimmt Medikamente.

Hahaha, ich kann nicht mehr :-D!
Kürzlich habe ich alle meine Auszeichnungen weggeräumt, fünfunddreissig Pokale für Verdienste um Menschenrechte! Aber dafür bekommt man keinen gutbezahlten Job. Es ist alles nur Ramsch.

Das jüdische Menschenrecht auf Geld der Schweizer Banken? Hier wieder einmal die Frage, wieso denn erst ein Drittel der Zahlungen der Schweizer Banken verteilt werden konnten?

Anwalt Ed Fagan sagte mir im Beisein von Senator Alfonse D’Amato, ich erhalte für meine Familie eine Million Dollar, steuerfrei. Ich fragte D’Amato, ob das stimme. Er bestätigte und sagte, wir sollten nicht darüber reden. Etwas Schriftliches habe ich nie bekommen.

Entsprechend hat er die Million auch nie bekommen. Ein phantastisches Beispiel für das „Kostenbewusstsein“ dieser Kreise :-). Immer wieder einmal, wenn er in den Medien über sein Elend klagte, bekam er wieder etwas Geld zugesteckt:

  • Als ihm für einen Vortrag in Beverly Hills 100'000 USD versprochen wurden, bekam er dann netto noch 60'000, welche der Hausbesitzer - bei welchem er zu Miete war - gerade für sich einzog, „für die bisherige Unterstützung des Lebensunterhalts“.
  • Bei den Kollekten in jüdischen Gemeinden bekam er jeweils ein paar 10er-Nötli.
    Schwierig war’s mit den Reichen. Die führten uns bei Wohltätigkeitsveranstaltungen vor, bei denen Millionen gespendet wurden, und am Schluss gab’s für uns ein Stück Kuchen.
    “Kostenbewusstsein“?
  • Dann bekam er wieder einmal 100'000 USD:
    Von Investition hatte ich keine Ahnung, ich gab meinen Anteil jemandem in Beverly Hills, der sich anerboten hatte, das für mich zu machen. Er investierte in Junk-Bonds und verlor etwa einen Drittel.
  • Nach der Scheidung bekamen Giusi und ich nochmals je eine Viertelmillion. Von meinem Anteil gingen hunderttausend Dollar an die Kinder, damit ich keine Alimente zahlen muss. Die fehlende Viertelmillion wurde an Fagan bezahlt. So hatte man mir jedenfalls gesagt. Fagan hatte mir ein Papier abgeluchst, dass ich ihn bezahle, ohne dass Gericht und Banken davon erfahren. Aber als ich ihn wieder traf, sagte er, er habe es nie bekommen.
  • Dann wollte er noch Unternehmer werden, eine eigene Firma eröffnen:
    Im Fernsehen gab es diese Spots für Geschäftseröffnungen. Ich schickte das Geld, 50 000 Dollar, irgendwohin nach Florida. Bye-bye Geld.

Entsprechend fragt ihn dann der Interviewer: Kann es sein, dass der Umgang mit Geld nicht Ihre Stärke ist? Hahahahahahahahaha!!! :-P

Christoph Meili interviewt von Beatrice Schlag in der Weltwoche 51/52.07, Seite 58f.

Schwarzenbewegung

Statistiken zeigen ein anderes Bild. Schwarze füllen Gefängnisse. Sie sind Täter und Opfer vieler Morde. Sie sind eher arbeitslos als Weisse. Schwarze Anführer, etwa Schauspieler Bill Cosby, schieben die Schuld zunehmend den Schwarzen selbst zu, die keine Verantwortung übernehmen.
(...) schauen Sie sich doch einmal die sozioökonomische Situation an. Es gibt keine Jobs in South Central Los Angeles. Die Schulen dort sind schlecht. Diese Leute brauchen dringend Geld.

Statt Werte zu schaffen, zelebrieren schwarze Musiker die Gewalt in Gettos wie South Central.

Hören Sie mal, wir allen kennen die Probleme unserer Kultur. Wir haben Probleme, weil wir kein Geld haben.
Was meint da bloss der Logik-Experte LKM dazu? Wo liegt genau der Hund begraben? Der Interviewer hats kapiert. Der Interviewte nicht.
Verhöhnten Weisse ihre Sklaven einst als Nigger, tun das die Schwarzen nun untereinander. Den Weissen aber verbieten sie das N-Wort.
Das ist richtig so. Das Wort ist ein Zeichen unseres Stolzes. Ich brauche dieses Wort häufig, in privaten Gesprächen. Wir haben einen Stolz, eine Kultur, eine Sprachtechnik. Ein «nigga» ist ein Homeboy. Es gibt keine weissen Homeboys. Deshalb dürfen Weisse einen Schwarzen nie «nigga» nennen. Innerhalb einer Gruppe kann uns das Wort verbinden, selbst in der Kirche.
Voraussetzung für eine Emanzipation oder Gleichstellung, wäre die Akzeptanz gleicher Massstäbe. Davon ist dieser Typ noch meilenweit entfernt. Wieso ist seine Unterscheidung zwischen Schwarz und Weiss nicht rassistisch?
Es herrscht nicht mehr Krieg zwischen Weiss und Schwarz. Schwarze bringen nun Schwarze um. Warum?
Wen sollen sie sonst töten? Weisse gehen nicht dorthin, wo Schwarze leben.
Super Gegenargumentaion! Die Schwarzenbewegung steht aus dieser Perspektive auf sehr wackligem Fundament, ts!

Tommie Smith interviewt von Peter Hossli in der Weltwoche 51/52.07, Seite 78ff.

Kindertötende Mütter

Häufig sind die Täterinnen Sozialhilfeempfängerinnen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Kindstötung und der Tatsache, dass diese Mütter Sozialhilfe empfangen?
Sie meinen: Weil man die Leute unterstützt, verlieren sie das Gefühl für die eigene Verantwortung? Das ist das Pferd beim Schwanze aufgezäumt. Die Täterinnen sind häufig Menschen mit einer defizitären Persönlichkeitsstruktur. Ihnen fehlt die Leistungsfähigkeit, die zur normalen Bewältigung der Lebensroutine notwendig ist. Und jetzt zu sagen, die Sozialhilfe hat diese Menschen verdorben, ist Unsinn.$
Martin Kiesewetter, Leiter des Forensisch-Psychiatrischen Dienstes der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, interviewt von Yvonne Staat in der in der Weltwoche 50.07, Seite 14.
Trotzdem steht man vor Investitionen in die Sozialhilfe, welchen ein geringer Ertrag und Zukunftsaussichten gegenüber stehen. Lohnt sich Sozialhilfe bei Leuten, die so oder so ihren Alltag nicht selbst bewältigen können? Keine Besserung in Sicht. Lediglich Geld verpulvert und umverteilt.

"Der dressierte Mann"

Esther Vilar schrieb 1971 das Buch „Der dressierte Mann“ als „Appell an die Fairness der Frauen“ und hatte daraufhin viele Streitgespräche, u.a. natürlich auch mit Alice Schwarzer. Von einigen wird sie als „wahre Feministin“ bezeichnet, welche „Frauen nicht primär als Opfer, sondern als Menschen sieht, die ihre Interessen durchsetzen.“ So äussert sie sich über die Rolle die Stellung des Mannes:
Die Männer haben immer noch kein Recht auf ihre Kinder, das ist für mich das Grausamste überhaupt. Wer ein Mann ist, muss täglich damit rechnen, dass ihm die Kinder weggenommen werden und er sie vielleicht noch, wenn’s gut geht, einmal im Monat am Wochenende sehen darf. Und der Umstand, dass immer noch die Männer in den Krieg, ins Töten geschickt werden, ist so schwerwiegend, dass ich keinen Nachteil einer Frau sehe, der das irgendwie aufwiegen könnte. Und wer als Mann eine Familie gegründet hat, kann im Normalfall nie aufhören zu arbeiten. Man kann sein Leben nicht ändern, weil man sonst die ökonomische Grundlage der Seinen riskieren würde. Der Mann hat eine Verantwortung, die nicht zu vergleichen ist mit derjenigen der Frau. Das sind die Hauptsachen.

  • Ich kenne gar keinen richtigen Hausmann. Und die paar, die es gibt, sind nicht erotisch – in den Augen der Frau. Der Blick der Frau bestimmt unsere Welt. Der Blick und die Sprache: Einen Mann, der kein Geld heimbringt, nennt man einen Versager. Die Frau dagegen eine Hausfrau. Es heisst nicht umsonst Muttersprache.
  • Ich kenne keine Frau, die einen Beruf ausübt, um ein Leben lang die Kinder und den Mann zu ernähren.
Sie macht sich aber noch viel mehr Gedanken als lediglich über die Rolle des Mannes. Über Freiheit, Glück, Liebe und Religion:
  • Der Mensch verzichtet auf die Freiheit, die er haben könnte. Einerseits aus Feigheit, anderseits ist, wer die Freiheit lebt, nicht unbedingt glücklich. Man ist glücklicher, wenn man sich unterordnet und einem System folgt, sich einer „Aufgabe“ widmet. Wer frei ist, muss immer eigene Regeln aufstellen.
  • Freiheit ist das wahnsinnige Problem von uns allen. Man wird ja religiös, weil man die Freiheit nicht aushält.
  • Liebe macht immer unfrei. Doch der einzige Verzicht auf Freiheit, den ich schätze, ist die Liebe.
Esther Vilar interviewt von Peer Teuwsen in der in der Weltwoche 51/52.07, Seite 64ff.

Entwicklungshelfer Barnevik

Percy Barnevik, 66, wurde als Chef der ABB bekannt, als er 2001 eine Abgangsentschädigung von 148 Millionen Franken bekam, davon aber 90 Millionen freiwillig wieder zurück bezahlte. Er hat mittlerweile nichts mehr mit der ABB zu tun. Er baute die Hilfsorganisation „Hand-in-Hand“ auf. Er begann mit 25 Leuten. Heute sind es 9000 Angestellte und 4000 Freiwillige.
Ich bin besessen von der Idee, zu dezentralisieren und die Verantwortung nach unten zu drücken.
Percy Barnevik
Dies ist u.a. ein zentraler Erfolgsfaktor: Er betreibt nicht das Tagesgeschäft, sondern koordiniert es. Fähige Leute vor Ort, welche die kulturellen Gegebenheiten bestens kennen, setzten dieses dann um. Sein Ansatz basiert auf der Vergabe von Mikrokrediten. Er ist damit in Indien schon so erfolgreich, dass er von Präsident Karzai gebeten wurde, es in Afghanistan zu implementieren und Präsident Mbeki bat um dasselbe in Südafrika. Auch China, Brasilien und Vietnam sind im Gespräch. Seine Vision ist es, 50 Millionen Jobs zu schaffen.
Bisher blieb westliche Entwicklungshilfe trotz grossem Aufwand meist erfolglos. Warum soll es Ihrer Organisation besser ergehen?
Sie haben recht: Afrika ist mit Hunderten von Milliarden Dollar zugeschüttet worden, und in fünfzig Jahren hat sich nichts verändert. Es ist ein Desaster. In Asien aber hat sich eine Milliarde Menschen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen: Sie haben hart gearbeitet, gespart, investiert, sich der Globalisierung gestellt. Man muss von der Schenkmentalität wegkommen, Selbsthilfe ist sinnvoller. Wenn man nur einen kleinen Teil der weltweiten Hilfsgelder von 110 Milliarden Dollar umleitete, könnte man die Armut eliminieren: Geholfen wäre jener Milliarde Menschen, die weniger als einen Dollar pro Tag haben. Es braucht nicht mehr Geld. Man muss es nur intelligenter einsetzen.

Wie soll diese Selbsthilfe konkret aussehen?
Wir können ein Dorf von 2000 Menschen in zwei Jahren hochbringen: Wir bilden Frauen zu Unternehmerinnen aus und geben Ihnen Mikrokredite. Wir bauen Schulen und eliminieren so Kinderarbeit. Wir sorgen für Medizin und Müllentsorgung, und wir bauen ein Gemeindezentrum mit Internetzugang. Danach gibt es dort keine Kinderarbeit mehr, keinen Analphabetismus, keine Mangelernährung. Das kostet nur 25 000 Dollar. In anderen Organisationen, die Ähnliches tun, ist es das Zehnfache.

Kostenkiller Barnevik schlägt wieder zu?
Wenn man kostenmässig fit sein will, muss man Westler und westliche Hauptquartiere meiden. Wir haben nur Inder als Angestellte. Damit sind die Lohnkosten viel niedriger. Ich selber und einige meiner Partner arbeiten umsonst. Schauen Sie sich andere berühmte internationale Organisationen an – ich nenne jetzt keine Namen –, die haben dreissig oder vierzig Prozent Overheadkosten. Bei uns sind es drei Prozent. Man kann eine Frau zur Unternehmerin ausbilden für 15 Dollar. Einem Erwachsenen Lesen beibringen kostet ebenfalls 15 Dollar, eine Berufsausbildung 50 Dollar. Das sind niedrige Beträge. Wir bieten den Spendern also sehr viel für ihr Geld.
Percy Barnevik interviewt von Marc Kowalsky in der Weltwoche 51/52.07, Seite 54ff.

Geheimarmee P-26

1990 enttarnte ihn die Weltwoche: Dr. iur., Oberst im Generalstab Efrem Cattelan, den Chef und Erbauer der Geheimarmee P-26. Sie umfasste gegen den Schluss 400 Personen und war so organisiert, dass jeder maximal zwei oder drei Kollegen kannte.

Die Vorbereitung der P-26 wurde 1973 vom Bundesrat in seinem sicherheitspolitischen Bericht ausdrücklich verlangt. FDP-Bundesrat Delamuraz hielt fest, dass die P-26, den Erfordernissen des Rechtsstaates entspreche.

In Zeiten des Kalten Krieges und angesichts der drohenden kommunistischen Zellen, zog man das Szenario „Umsturz der bestehenden Ordnung“ in Betracht. Was wäre, wenn die ganze Politik, die Sicherheitssituation, das gesellschaftliche Leben auf einen Schlag sich radikal verändert? Dafür entwickelte die P-26 Eingreif-Szenarien, basierend auf einer gewalttätigen, illegalen, undemokratischen Machtübernahme.

Dazu wurden die Angehörigen der P-26 in grundsätzlichen Fertigkeiten des Guerilla-Krieges ausgebildet, zum Beispiel im konspirativen Verhalten, das heisst: Einbettung einer geheimen Tätigkeit ins tägliche Leben, Legendenbildung und so weiter. Je nach Spezialfunktion gab es Instruktionen für den Nachrichtendienst, die psychologische Kampfführung, für Propaganda, Übermittlungstechniken, Transportdienst und Sabotage. Die Ausbildung an Waffen erfolgte allein zum Selbstschutz, der Angriff wurde nicht geübt.
Efrem Cattelan interviewt von Paul Engeler in der Weltwoche 51/52.07, Seite 48f.

Spuren des akademischen Betriebs

Ich habe gerade ein Buch über Körpersprache gelesen, worin es auch eine Typisierung verschiedener Einstellungen und Weltansichten gab: Der Macher, der Realist, der Visionär und der irgendwas. An die UniSG kam ich als Macher: motiviert, trainiert, einsatzbereit, schnell entscheidend, anpackend. Doch der akademische Betrieb machte aus mir einen Realisten. Im ausseruniversitären Engagement mache ich immer noch überdurchschnittlich viel, doch das Studium – sogar an der „praxisorientieresten Hochschule der Schweiz“ – enttarnte sich als realitätsfremd: Gespräche mit Absolventen brachten die Quote von ca. 20% zum Vorschein: 20% des Gelernten können später wieder verwendet werden. D.b. statt 5 Jahre zu studieren täte es auch 1 Jahr, ohne merkliche Abstriche. Das sind natürlich tödliche Argumente für ein Studium aus Sicht eines effizienzorientierten Wirtschaftlers. Ironie der Geschichte ist, dass jene, die über 5 Jahre einen grossen Einsatz zeigten und gute Noten erzielten, später in jene fordernden Positionen kommen, die eine grosse Effizienz erfordern.