Freitag, 2. März 2012

Faule Eurofinanzierung

Quelle: Cicero.de

Die Zentralbank hatte nach heftiger interner Debatte beschlossen, sämtlichen Geschäftsbanken an zwei Terminen Kredite in unbegrenzter Höhe zu gewähren, die sie erst drei Jahren später zurückzahlen müssen. 
Am 21. Dezember liehen sich 523 Banken insgesamt 489 Mrd. € bei der EZB. Die nächste Gelegenheit bietet sich am Mittwoch, dem 29. Februar. 
Dieses Mal könnte die Nachfrage sogar noch etwas höher ausfallen. 
Andrew Bosomworth, Leiter des deutschen Fondsgeschäfts von Pimco. 
Zu erwarten ist eine Gesamtsumme im Bereich von 500 bis 550 Mrd. €.» Macht insgesamt etwa eine Billion Euro. Nur 15 der 63 von Reuters in einer Umfrage befragten Analysten glauben, dass die Banken das Geld in erster Linie nutzen, um Eigenkapital aufzustocken. 
Erst hat Draghi wie sein Vorgänger die Doktrin wiederholt, keine neuen Staatsanleihen zu kaufen. Und dann dreht er sich herum und leiht den Banken enorm viel Geld, damit diese die Anleihen kaufen.
Gleich wie das FED mit QE2 werden die Märkte mit Liquidität geflutet, die Bilanzsumme der EZB bläht sich auf. Paul Krugman und George Soros finden Mario Draghi super. Damit wäre ja alles in bester Ordnung, wäre da nicht die Inflation...
Quelle: Cicero
Die zusätzliche Liquidität dürfte für Rückenwind in allen Asset-Klassen sorgen und den Kursen zunehmend die realwirtschaftliche Bodenhaftung nehmen. Am Ende könnte die Finanzwelt wieder dort ankommen, wo sie schon einmal Mitte 2008 stand: Die Risikoprämien innerhalb der Euro-Zone sind komplett nivelliert.
Daniel Hartmann, Bantleon-Analyst   
Sebastian Bräuer in der NZZaS vom 26.2.12, Seite 31.
Quelle: Cicero



Ich glaube nicht, dass Europa an einer Rezession vorbeikommen wird. Wenn die EZB jetzt billiges Geld zur Verfügung stellt, verschwinden weder die Ungleichgewichte noch die Schulden. Die Eurokrise ist lediglich von EZB-Milliarden übertüncht worden. Die Staaten, die sich übernommen haben, müssen gesundschrumpfen, nicht wachsen.

Das Grundproblem ist, dass die Länder des Südens nicht wettbewerbsfähig sind, riesige Aussenschulden angehäuft haben und einen Lebensstandard führen, der ihrer Produktivität nicht entspricht. In einer solchen Situation ist Wachstum das falsche Rezept, denn das Wachstum der Einkommen erhöht die Importe nur noch mehr, was die Verschuldungsproblematik verschärft. Wer auf zu grossem Fusse lebt und sich mit Krediten finanziert, muss den Lebensstandard senken.

Die hochverschuldeten Länder müssen ihre Importe runter- und die Exporte raufbringen. Das geht aber nur, wenn Preise und Löhne sinken. Das hätte zur Folge, dass Importe teurer werden – und man sie sich nicht mehr leistet. Die Nachfrage würde in der Folge auf heimische Ware umgelenkt, wovon die eigene Wirtschaft profitiert. Ausserdem könnte man wieder mehr exportieren, weil man wettbewerbsfähiger wird.

Für die Politik ist Wachstum das Zauberwort. Mit Wachstum meinen sie stets neue Verschuldung und eine Lastverschiebung auf zukünftige Generationen.

Wie liesse sich eine Senkung von Löhnen und Preisen umsetzen?
Realistischerweise ist eine Anpassung nur mit einer länger anhaltenden Wirtschaftsflaute in einzelnen Euroländern zu erreichen. Es ist wie beim Nachbarn, der über seine Verhältnisse gelebt hat und sich eine Villa und zwei dicke Autos geleistet hat. Er kann auch nicht einfach aus der Situation herauswachsen, er muss sich gesundsparen. Klar ist: Es ist kein Zuckerschlecken, sich anzupassen.

Sie haben gefordert, den Griechen Geld zu geben, um ihnen den Euro-Austritt zu erleichtern. Haben Sie sich nicht getraut zu sagen: «Die Griechen müssen raus!»?
Ich sage schon seit langem, dass es im Interesse der Griechen ist, auszutreten. Um wettbewerbsfähig zu werden, müssten sie ihre Löhne und Preise um mindestens 30 Prozent senken. Das ist im Euro aber kaum zu machen. Es käme zu massiven Protesten. Die Gewerkschaften gingen auf die Strasse, und die Firmen der Realwirtschaft gerieten in die Überschuldung, weil ihre Aktiva im Wert fielen, während ihre Bankschulden blieben. Viel einfacher ist es, wenn Griechenland aus dem Euro austritt und alle Schuldverhältnisse im Inland in Drachmen umtauscht.

Das Grundproblem ist, dass die Länder des Südens nicht wettbewerbsfähig sind, riesige Aussenschulden angehäuft haben und einen Lebensstandard führen, der ihrer Produktivität nicht entspricht. In einer solchen Situation ist Wachstum das falsche Rezept, denn das Wachstum der Einkommen erhöht die Importe nur noch mehr, was die Verschuldungsproblematik verschärft. Wer auf zu grossem Fusse lebt und sich mit Krediten finanziert, muss den Lebensstandard senken.

Zwei Jahre Liquiditätshilfe kann man gewähren. Die Art von Dauerhilfe, die nun entstanden ist, geht aber weit darüber hinaus. Die Strapazierfähigkeit der Geberländer ist an ihre Grenzen gelangt. Ganz gefährlich ist es zudem, wenn die Hilfen beispielsweise von der EZB kommen oder man für den Rettungsschirme lediglich Haftungsgarantien abgibt. Diese versteckten Hilfen werden uns später mal auf die Füsse fallen

Hans Werner Sinn auf 20min

Vergessen ist super

Ja, das Vergessen ist ganz wichtig. Es gehört zur Psychohygiene, dass man vergangene Zeiten in der Erinnerung etwas schönfärben oder gewisse Fehltritte und Krisen vergessen kann. Dadurch kann man sich mit Vergangenem versöhnen und Neuanfänge wagen. Der Mensch wandelt sich im Lauf seiner Biografie. Wenn alles protokollarisch festgehalten bleibt, dann besteht die Gefahr, dass man selbst, aber vor allem auch andere solche Wandlungen weniger wahrnehmen und die Biografie als strenge Addition von Einzelfakten missverstehen. Unsere Biografie entsteht aber immer wieder neu. Die Bedeutung von Ereignissen wandelt sich ständig im Lichte neuer Erlebnisse und Erkenntnisse. So gesehen erfinden wir uns ständig neu.
Daniel Süss, Medienpsychologe und Professor an der ZHAW im Interview von Reto Knobel im Tagi.

Donnerstag, 1. März 2012

Chinas Abgeordnete reicher als jene der USA

Die 70 reichsten Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses kamen im vergangenen Jahr zusammen auf ein Vermögen von 89.8 Milliarden Dollar. Das sind 11.5 Milliarden mehr als im Jahr zuvor. Diese Zahlen gehen aus dem «Hurun Report» hervor, der chinesischen Variante der «Forbes List». Zweifellos ist die die chinesische Legislative damit das reichste Parlament der Welt. Und mit 2987 Abgeordneten übrigens auch das grösste.

«Bloomberg» hat versucht, die Zahlen einzuordnen: Allein der Mehrverdienst besagter 70 Abgeordneten 2011 übersteigt das Gesamtvermögen aller 535 Mitglieder des US-Kongresses, des Präsidenten und seines Kabinetts sowie der neun Richter am Obersten Gerichtshof. Der vermögendste US-Parlamentarier ist der 58-jährige Darrell Issa. Der Republikaner aus Kalifornien soll 700 Millionen Dollar schwer sein. In der grossen Halle des Volkes zu Peking reicht das gerade einmal für Platz 40.
20min vom 01.03.2012

Mittwoch, 29. Februar 2012

Griechisches Staatsversagen

Der griechische Staat ist nicht in der Lage, seine Kernfunktionen wahrnehmen. Es gibt keine funktionierende Verwaltung, kein funktionierendes Steuerwesen, kein funktionierendes Finanzwesen, Eigentumsrechte werden nicht wirklich respektiert, es gibt kein Grundbuch, das seinen Namen verdient – das alles sind Eckpfeiler eines funktionierenden Staates, die in Griechenland entweder überhaupt nicht vorhanden oder unterentwickelt sind. Wenn man jetzt rein makroökonomische Sanierungspläne durchdrückt, geht man das eigentliche Problem nicht an. (...) Es muss ein State-Building-Prozess angeschoben werden, wie es auch in Afrika gemacht wird: eine Unterstützung und Förderung der staatsbildenden Funktionen. Das ist viel wichtiger als Geld.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Griechenland lange durch eine Militärdiktatur regiert wurde. Diese wurde beseitigt. Das entstandene Vakuum aber wurde nicht durch eine funktionierende Demokratie gefüllt, sondern durch eine Aristokratie. Eine kleine aristokratische Oberschicht hat in der Folge über Jahrzehnte die finanziellen Mittel monopolisiert und ihre Politik gegen die Masse der Bevölkerung durchgesetzt. Diese Gruppe wird nicht freiwillig ihre Position aufgeben. Das Bewusstsein, dass es zu den demokratischen Spielregeln gehört, dass die Macht nicht in den Händen einiger weniger Familien liegen kann, ist aber so gut wie gar nicht verankert.  

Fest steht: Wir werden noch sehr lange sehr viel Geld nach Griechenland transferieren müssen.

Thomas Straubhaar im Interview vom 27.02.12 von Marion Kraske auf CiceroMarion Kraske auf Cicero

Montag, 27. Februar 2012

1.148 bnCHF für die Sanierung der SBB PK

Der Bund entliess 1999 die PK der SBB mit 12.6 bnCHF in die Selbstständigkeit. Seither entwickelte sich der Deckungsgrad folgendermassen:

Die gewerkschaftlich stark beeinflusste, wenn nicht gar dominierte SBB, begründet ihr Versagen folgendermassen:

Quelle: EFD

Unglaublich, eine solche Begründung - und dass diese akzeptiert wird. Ist etwa so, als ob ich meine private Verschuldung durch ein zu geringes Einkommen begründen würde und nicht durch unkontrollierte, übermässige Ausgaben. Fatal, diese Ideologie dahinter!

Doch Bundesrat und Parlament winken die 1.148 bnCHF problemlos durch. Der Steuerzahler berappt damit den vorzeitigen Ruhestand der Bähnler.

..und die Variante - 0 CHF wurde gänzlich übersehen!

Kostenentwicklung bezahlter Dienstleistungen

Psychiater sollen künftig nicht mehr über einen Arzt aufgerufen werden können, sondern direkt durch den Patienten. Zudem sollen die Kosten durch die obligatorische Grundversicherung gedeckt werden. Wie dürften sich die Kosten in der Folge entwickeln?


Kosten 2009
  • Physiotherapie: 755 mCHF
  • Psychotherapie: 209 mCHF
Die Kasse zahlt, also gönnt man sich mal eine Therapie.
Peter Keller in der WeWo8.12, Seite 10.
Ist ja gut und recht, dass es Psychiater gibt - ist auch toll, dass man sich entsprechend versichern kann. Was gar nicht geht ist, dass einige beknackte Nüsse die Kosten aller obligatorisch Versicherten in die Höhe treiben.