Montag, 7. März 2011

Guttenberg entlarft den akademischen Dadaismus

Man mag seinen Umgang mit der Krise kritisieren, seine Salamitaktik der Entschuldigungen war wohl falsch, aber Hand aufs Herz: Ein Freiherr aus uraltem Geschlecht, der sich selber zum Denkmal der Ehrlichkeit und der Glaubwürdigkeit erklärt hat, kann nicht einfach hinstehen und den Leuten sagen, er habe seine Doktorarbeit flächendeckend abgeschrieben. Viel zu gut weg kamen bisher die deutschen Professoren, die sich wortreich über den Flunkerbaron empören durften. Zur Erinnerung: Sie gaben Guttenberg die Höchstnote «summa cum laude» für eine Dissertation, die nach dem Urteil der Süddeutschen Zeitung schwer lesbar ist und keine fassbare These formuliert. Die angeblich unbestechliche Wissenschaft liess sich von dem geborenen Strahlemann genauso blenden wie seine Fans. Auch das ist erfreulich: Künftig werden die von Titeln so leicht beeindruckbaren Deutschen mit helvetischer Nüchternheit auf ihre Doktoren und auf ihre Adeligen blicken. Guttenberg hat vielen Leuten die ­Augen geöffnet.
Roger Köppel in der WeWo9.11

SBB-Frauenquote - aber nur für die Teppichetage

Ziel SBB: Frauenanteil von 14.5% --> 18% (+1000 Frauen)
Die Vorgabe ist, dass bei jeder Neubesetzung eine Frau in die Schlussrunde kommt. Wenn dies nicht gelingt, müssen dies die Personalverantwortlichen plausibel begründen.
Markus Jordi, SBB-Konzernleitungsmitglied
Die Regelung gilt bereits auf Kaderstufe. Derzeit sind die SBB daran, dies auf weitere Funktionen auszudehnen. Die Bundesbahnen prüfen, wo eine solche Massnahme Sinn machen würde. Bei diversen Berufsgruppen der SBB, wie etwa bei Rangierarbeitern, ist dies jedoch ausgeschlossen.

Yves Demuth in Der Sonntag vom 06.03.2011
Aha - das verstehen wir heute also unter Gleichberechtigung: Quoten für die Teppichetagen, aber sicher nicht bei den Büezern...

Wir sind mit dieser Frauenquoten-Doktrin sowas von auf dem Holzweg. Verlorene Jahrzehnte der Männerdiskriminierung...

Das Versagen wird auch bei de Performance der PK deutlich: Das Parlament hat heute beschlossen mit 1'148 Mio. CHF die Sanierung zu unterstützen - diese Pfeiffen.

drogensüchtige Ärzte

Ab etwa der Hälfte des Studiums lernen die Studenten den Umgang mit Medikamenten und erhalten einen Ausweis, mit dem sie alle Medikamente ausser Betäubungsmittel problemlos und ohne Registrierung kaufen können. Und im Studium lernen sie auch, dass zum Beispiel drei Gläser Wein pro Tag gesund sind. Das geht später an Kongressen weiter, wo ähnlich viel getrunken wird wie im Militär. Und im Arztalltag, sind Medikamente/Drogen sowieso omnipräsent.

Wenn jemand viele Pillen nimmt, ist er in den Augen von Normalbürgern ein Süchtiger. Ärzte nennen das Behandlung. Sie neigen auch dazu, sich selbst zu behandeln. Pillen schlucken kann so zur Gewohnheit werden, der Gang zur Apotheke oder die Bestellung von Medikamenten ist für Ärzte ohnehin Routine. Und sie kriegen sogar Medikamenten-Müsterchen.

Oft ist es ein Teufelskreis, der ganz harmlos beginnen kann: Ein Arzt hat Schlafstörungen, geht in die Apotheke und kauft ein «kleines Helferlein». Hat er dazu noch Eheprobleme, nimmt er am Tag Antidepressiva. Wenn dieses nicht mehr ausreicht, greift er zu Beruhigungspillen. Oft werden die Medikamente mit Alkohol kombiniert. So beruhigt sich der Arzt am Abend. Und um am Morgen trotz Kater wieder fit zu werden, nimmt er weitere Pillen. Das ergibt beispielsweise den Kreislauf: Morgens Ritalin, Mittags Antidepressiva, am Abend Alkohol und Valium. Lange geht das gut, doch irgendwann bricht die Sucht aus wie ein Vulkan.

Menschliches Versagen und der grosse Druck führen zu weitaus mehr Fehlern, als Drogen. Wir müssen uns aber nichts vormachen: Es besteht eine Gefahr, wenn ein süchtiger Arzt beispielsweise starke Konzentrationsstörungen hat. Diese kann er aber auch wegen einer Depression haben. Man kann auch fragen: Wollen Sie sich lieber von einem Arzt behandeln lassen, der keine Pillen nimmt und bei dem die Gedanken ständig um seine Probleme kreisen oder von einem, der deswegen Medikamente schluckt? Mit Valium hat ein Chirurg vielleicht sogar eine ruhigere Hand. Und mit Ritalin kann er sich möglicherweise besser konzentrieren. Das soll aber kein Aufruf an die Ärzte sein, dass sie nun Drogen nehmen sollen.

Wie bei allen Süchtigen gilt: Abstinenz ist nicht in jedem Fall oberstes Ziel. Das ist überholt, die Behandlungsziele werden individuell erarbeitet. Wichtig ist, dass der Süchtige seinen Konsum unter Kontrolle bekommt, so dass der moderate Konsum keine Auswirkungen auf die Arbeit hat.

Andreas Moldovanyi, Leitender Arzt im stadtärztlichen Dienst Zürich und ärztlicher Leiter der Entzugsklinik Frankental und der Polikliniken Crossline und Lifeline der Stadt Zürich im Interview von Lorenz Hanselmann im 20min vom 7.3.11, Seite 8.