Man mag seinen Umgang mit der Krise kritisieren, seine Salamitaktik der Entschuldigungen war wohl falsch, aber Hand aufs Herz: Ein Freiherr aus uraltem Geschlecht, der sich selber zum Denkmal der Ehrlichkeit und der Glaubwürdigkeit erklärt hat, kann nicht einfach hinstehen und den Leuten sagen, er habe seine Doktorarbeit flächendeckend abgeschrieben. Viel zu gut weg kamen bisher die deutschen Professoren, die sich wortreich über den Flunkerbaron empören durften. Zur Erinnerung: Sie gaben Guttenberg die Höchstnote «summa cum laude» für eine Dissertation, die nach dem Urteil der Süddeutschen Zeitung schwer lesbar ist und keine fassbare These formuliert. Die angeblich unbestechliche Wissenschaft liess sich von dem geborenen Strahlemann genauso blenden wie seine Fans. Auch das ist erfreulich: Künftig werden die von Titeln so leicht beeindruckbaren Deutschen mit helvetischer Nüchternheit auf ihre Doktoren und auf ihre Adeligen blicken. Guttenberg hat vielen Leuten die Augen geöffnet.
Roger Köppel in der WeWo9.11
Montag, 7. März 2011
Guttenberg entlarft den akademischen Dadaismus
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