von Nikolaus Doll in der Handelszeitung vom 27.2.08
In Liechtenstein, der Schweiz oder auf den Cayman-Inseln kassieren Investoren seit Jahrzehnten hohe Zinsen und zahlen kaum Steuern. Aber was ist mit Finanzplätzen wie Dubai, Labuan oder Vanuatu? Wir stellen Ihnen 26 Regionen rund um den Globus vor, in die Anleger am liebsten ziehen, wenn sie ihr Geld parkieren wollen.
Europa
Andorra
Der Pyrenäenstaat ist eine Steueroase wie aus dem Bilderbuch – allerdings in erster Linie für Leute, die dort leben. Das Fürstentum kennt keine Vermögens-, Erbschafts-, Einkommens- oder Körperschaftssteuer. Und wer als Anleger nach Andorra kommt, profitiert davon, dass der Zwergstaat mit keinem anderen Land Rechtshilfe-, Amtshilfe- oder Steuerabkommen unterhält. Seit 1994 gibt es in Andorra ein gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis. Doch Achtung: Seit 2000 steht Geldwäsche, die mit Korruption, Mafia-Aktivitäten oder Terrorismus in Verbindung gebracht werden könnte, unter Strafe.
Channel Islands
Die Kanalinseln Jersey und Guernsey sind mit 100 Finanzinstituten, darunter einigen deutschen, und 352 Versicherungsunternehmen nicht nur ein bedeutender Finanzplatzen, sie waren in der Vergangenheit vor allem ein Magnet für Anleger, die ihr Geld aus trüben Quellen schöpften oder das Vermögen unbemerkt vermehren wollten. Äußerste Diskretion, eine weitmaschige Gesetzgebung und geringe Steuern machten den Finanzplatz zwischen England und Frankreich groß. Doch die Steueroase von früher ist nicht mehr. Inzwischen müssen Banken und Offshore-Firmen Identität und Herkunft der zu verwaltenden Vermögen feststellen.
Gibraltar
So winzig die britische Kronkolonie am Fuße Spaniens auch ist, sie besitzt 75.000 Offshore-Gesellschaften und rund 30 Banken. Viele Deutsche, die an der spanischen Costa del Sol das Leben genießen, nutzen Gibraltar als steuersparenden Finanzplatz. Aber im Grunde bietet die Stadt am Affenfelsen nichts, was andere Steueroasen nicht auch aufweisen könnten. Immerhin, das Bankgeheimnis ist in Gibraltar ein besonders geschütztes Gut. Es gilt das Gewohnheitsrecht, Geldinstitute sind zur absoluten Diskretion verpflichtet.
Isle of Man
Die Insel in der Irischen See ist nicht nur für Vermögende innerhalb der EU ein äußerst attraktives Steuerschlupfloch, sie hat zudem 2006 den Titel „Best International Financial Services Center“ erhalten. Die gesamte Finanz- und Beratungsbranche der Isle of Man bietet eine Qualität und Service für Anleger, der die Mehrzahl selbst großer Finanzplätze alt aussehen lässt.
70 Banken sind auf der Insel registriert, dazu zahlreiche Versicherungen, Finanzgesellschaften oder Pensionskassen. Auf der Insel herrscht Steuerfreiheit, ihre Spezialität aber sind Trusts: Sie können von Nichtansässigen zur Nutznießung Nichtansässiger gegründet werden. Kommt das Einkommen des Trusts dann von außerhalb der Insel, bleibt dieser steuerfrei.
Lassen Gesetze in der Heimat den Rechtsträger Trust nicht zu, können Vermögende problemlos auf das Instrument der Stiftung ausweichen. Dort ist das einfacher und kostengünstiger, als in vielen anderen Steueroasen, in denen Stiftungen angeboten werden – beispielsweise günstiger als auf den Kanalinseln.
Liechtenstein
Es gibt zwei Gründe, die das Fürstentum zu einem Traumziel von Steuersündern machen – oder machten. Das Bankgeheimnis ist noch strenger als in der Schweiz. Im Ministaat wird die Privatsphäre konsequent geschützt – auch und gerade in Geldangelegenheiten. Die aktuellen Fälle zeigen dies eindringlich. Zum anderen leistet Lichtenstein bei Steuerdelikten keine Rechtshilfe. Die Europäische Union, allen voran Deutschland, attackiert immer wieder das Fürstentum und dessen für Steuersünder paradiesischen Bankgesetze. Und tatsächlich haben die Lichtensteiner ihr Anti-Geld-Wäsche-Gesetz verschärft. Dennoch tragen weiterhin all jene, die den Fiskus möglichst auf Distanz halten, gern ihr Geld nach Vaduz. Denn dort ist es ein Leichtes, sein Vermögen in steuerbegünstigten Privatstiftungen, Anstalten oder bei Treuhandunternehmen anzulegen. Im Fürstentum sind sie so einfach, schnell und günstig zu gründen, wie sonst kaum irgendwo.
Luxemburg
Luxemburg ist der Klassiker unter den Steuerschlupflöchern für reiche Bundesbürger – allerdings inzwischen kein ganz ungefährlicher mehr. Das Großherzogtum genießt als Finanzplatz international hohes Ansehen. 170 Banken hat der Ministaat, das verwaltete Vermögen der über 9000 dort registrierten Fonds liegt bei 1,05 Billionen Euro.
Anders als in der Schweiz wird in Luxemburg auch ein weniger vermögendes Klientel bedient. Bereits ab 125¿000 Euro gibt es lohnende Anlagemöglichkeiten, und wer sein Geld in das Großherzogtum verschiebt, kann sicher sein, dass ihn dort das gesetzlich verankerte und strafrechtlich geschützte Bankgeheimnis wirksam deckt.
Doch wer dort in der Vergangenheit Schwarzgeld geparkt hatte, könnte Probleme bekommen. Neuerdings helfen nämlich die großherzoglichen Finanzbehörden den deutschen Steuerfahndern bei deren Kampf gegen Steuerhinterziehung. Das bestehende Rechtshilfeabkommen wird konsequent umgesetzt.
Madeira
Zahlreiche Banken, Versicherung und Investoren tummeln sich auf der „Perle im Atlantik“, und um die Schönheit der Insel geht es dienen dabei nicht. Vor allem die auf Madeira günstigen steuerlichen Vorteile locken viele Offshore-Gesellschaften. Banken und Investoren nutzen das Eiland auch, um bei den dortigen Kreditinstituten hohe Geldbeträge zu parken und anschließend die darauf erhaltenden Zinserträge steuerfrei kassieren zu können. Denn die auf der zu Portugal gehörenden Insel zu „entrichtenden“ Kapitalsteuern sind bei entsprechenden zwischenstaatlichen Abkommen fiktiv und können von den Steuerlasten in der Heimat in Abzug gebracht werden.
Monaco
Wer in Monaco sein Geld anlegt, sollte kein Zocker sein. Zwar setzt der Kasinostaat für die Zukunft auf das große Geld. Doch das soll nicht mehr aus Tourismus und Glückspiel fließen, sondern aus dem Finanzgeschäft. Monaco will als Finanzstandort zur Schweiz des Mittelmeers werden, für Steuersünder ist der Grimaldi-Staat aber inzwischen wenig attraktiv.
Man arbeitet mit aller Kraft daran, das halbseidene Image loszuwerden. Zwar gibt es steuerliche Vorteile, und das Bankgeheimnis ist gemäß französischem Recht geschützt, aber Verstöße gegen die Geheimhaltungspflicht werden geahndet. Werden Konten eröffnet oder geschlossen, muss die monegassische Finanzverwaltung informiert werden. Und: Alle Bank- sowie Finanzgeschäfte unterliegen einer Sondersteuer von 17,6 Prozent.
Österreich
Österreich gilt nicht gerade als klassisches Ziel für Steuersünder, doch die Alpenrepublik ist international für Anleger jeder Couleur gefragter denn je – vor allem für vermögende Bundesbürger. Hauptgrund ist das österreichische Bankgeheimnis, das weitaus mehr als in anderen Ländern einen wasserdichten Schutz der Privatsphäre in Bezug auf Kapitalanlagen garantiert. Deutsche Anleger, die ihr Vermögen möglichst unentdeckt vom Fiskus mehren wollen, schaffen ihr Geld vor allem ins Kleinwalsertal und nach Jungholz – beides sind Zollexklaven. Das bedeutet unter anderem, dass deutsche Steuerfahnder im Verdachtsfall keine Zugriffsmöglichkeiten auf Konten oder Depots haben.
Schweiz
Das Bankgeheimnis, das die Eidgenossen im Sommer 2004 erfolgreich gegenüber der Europäische Union verteidigt haben, und die Nummernkonten sind nicht die einzigen Trümpfe der Schweiz, um Steuerflüchtlinge dorthin locken. Die Schweizer Banken sind besonders findig, wenn es darum geht, immer neue Modelle für Geldanlagen zu entwickeln.
Anleger, die die Strategie zur Mehrung ihres Vermögens lieber Experten überlassen, erteilen ihre Bank einfach einen Vermögensverwaltungsauftrag – und streichen die Zinsen oder Dividenden ein. Die traditionell diskrete Bankkultur der Schweiz sorgt seit Jahren für einen immer stärkeren Zulauf von Anlegern, die kein Interesse daran haben, dass die deutschen Finanzbehörden alle Einzelheiten über ihre Vermögensverhältnisse und Transaktionen kennen.
Aber das verfassungsrechtlich verankerte Bankgeheimnis gilt nicht unbeschränkt. Besteht der Verdacht auf kriminelle Aktivitäten – Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Geldwäsche und eben auch Steuerbetrug – wird es aufgehoben. Bei Steuerhinterziehung bleibt es hingegen intakt. Anonym kann heute allerdings keiner mehr in der Schweiz ein Konto oder Depot eröffnen. In jedem Fall muss der Kunde identifiziert und gegebenenfalls auch der wirtschaftlich Berechtigte festgestellt werden. Demnach sind die Namen der Inhaber von Nummerkonten bekannt – wenn auch nur den Bankmitarbeitern.
Zypern
Zugegeben, die politische Situation auf der immer noch geteilten Insel ist nicht gerade ein Lockmittel für Investoren. Dennoch ist Zypern kein unattraktiver Finanzplatz. In keinem anderen Land der Europäischen Union zahlen Unternehmen weniger Steuern als auf Zypern. Die effektive Steuerbelastung beträgt derzeit durchschnittlich nur 9,7 Prozent.
Die Insel hat sich trotz aller Widrigkeiten zu einem respektablen internationalen Geschäfts- und Finanzzentrum entwickelt. Für Anleger, die sich nicht allzu gern in die Karten gucken lassen, hat Zypern ein Lockmittel: das Bankgeheimnis. Das allerdings gilt nur für Konten, die bei der Central Bank of Cyprus geführt werden.
Amerika
Barbados
Für Geschäftsleute, die ohnehin in der Karibik aktiv sind, kann Barbados ein lohnendes Ziel sein. Die gängigste Gesellschaftsform ist die International Business Companie (IBC), sie zahlt keine Steuern auf Dividenden, Zinsen Pacht und Lizenzeinnahmen. Kapitalerträge sind für Ausländer steuerfrei. Wer jedoch an den Finanzbehörden vorbeiwirtschaften will, hat schlechte Karten. Das Bankgeheimnis ist eingeschränkt. Mit den US-Behörden besteht reger Informationsaustausch – besonders was Steuersachen angeht.
Bermudas
Die Inselgruppe im Atlantik war ein Paradies für Steuersünder. Jahre standen die Bermudas wegen Beihilfe zur Geldwäsche international am Pranger. Doch inzwischen wurde eine ganze Reihe von Gesetzen erlassen, um den Ruf aufzupolieren. Seit 2001 will kein Banker auf den Inseln mehr Bargeld sehen. Die Regierung hat zudem besonders restriktive Gesetze erlassen. Es gibt kein gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis. Mit den USA existiert inzwischen es ein Abkommen zum Informationsaustausch im Fall vermuteter Steuerhinterziehung. Lohnend sind die Bermudas überwiegend nur noch für Unternehmen, die ihre Geschäfte mit Drittländern abwickeln. Erträge daraus bleiben nämlich steuerfrei. Foto: DW Infografik
Steueroasen in Amerika
British Virgin Islands
Die östliche von Puerto Rico gelegene Inselgruppe hat weite Strände und schweigsame Banker. Das Bankgeheimnis ist gesetzlich verankert, bei Geldwäsche drücken die Behörden allerdings kein Auge zu und leisten Rechtshilfe. Wer sein Geld legal auf den Inseln arbeiten lassen will, profitiert davon, dass es keine Quellensteuer, keine Abkommen zur Doppelbesteuerung keine Steuern auf Kapitalgewinne gibt. Mal eben den Sparstrumpf deponieren, bringt auf den Virgin Islands aber wenig, die Inseln sind eher etwas für institutionelle Anleger. Und sie sind ein Paradies für Offshore-Gesellschaften. Rund 300.000 sind auf der Insel registriert, damit stehen die British Virgin Islands weltweit an der Spitze aller Offshore-Domizile.
Cayman Islands
Wer kennt sie nicht als Adresse für allerlei dubiose Finanzjongleure – die Cayman Islands. Die Karibik-Inseln waren quasi das Wahrzeichen aller Steuerschlupflöcher. Doch inzwischen sind die Cayman-Inseln in erster Linie ein anerkannter Finanzplatz. Dort werden mehr Auslandsgelder verwaltet als auf den Bahamas oder den British Virgin Islands. Und die Cayman Islands sind der siebtgrößte Bankplatz weltweit. Das Bankgeheimnis ist streng und gilt auch für Immobilien-, Versicherungs- und Börsenmakler. Bei Rauschgiftdelikten nutzt jedoch auch das Bankgeheimnis nichts. In diesen Fällen arbeiten die Behörden eng mit den US-Drogenfahndern zusammen. Devisenkontrollen sind unbekannt, es herrscht freizügiger Kapitaltransfer. Die meisten Steuern, die die Bundesbürger drücken, sind unbekannt. Es gibt weder Kapitalertrags- noch Einkommens- oder Erbschaftssteuer.
Bahamas
Die Inselgruppe nördlich von Kuba ist seit mehr als einem halben Jahrhundert ein beliebtes Steuerschlupfloch. Es gibt keine Kapitalertrags- oder Vermögenssteuer, und die Infrastruktur für Anleger ist ausgezeichnet. Allein im Finanzzentrum Nassau sind 500 Banken vertreten. Das Bankengeheimnis ist gesetzlich geschützt, die Einfuhr von Bargeld ist nicht beschränkt. Nur Bargeldeinzahlungen von über 100.000 US-Dollar müssen gemeldet werden. Allerdings geben sich auch die Bahamas verstärkt als Saubermann: Auf Druck der USA wurde die Verschwiegenheitspflicht gelockert, um Geldwäsche und mafiose Strukturen besser in den Griff zu bekommen.
Niederländische Antillen
Man sollte als Anleger ganz und gar legale Absichten auf den Niederländischen Antillen haben. Die Verschwiegenheitspflicht in Gelddingen ist zwar ein strenges Gewohnheitsrecht. Doch es gibt kein gesetzlich verankertes Bankgeheimnis, zudem hatten die Antillen Anfang 2006 der OECD zugesichert, steuerschädliche Praktiken zu unterbinden. Interessant ist das „Übersee-Klein-Amsterdam“ durch das Doppelbesteuerungsabkommen mit dem Mutterland. Dadurch können über die Niederlande Gewinne oder Lizenzeinnahmen quellensteuerfrei bzw. ermäßigt auf die Karibikinseln transferiert werden.
Panama
Ein Firmenparadies ist das mittelamerikanische Land längst, doch nun setzt Panama alles dran, auch als Finanzplatz zu Ehren zu kommen. Die Chancen dafür sind nicht schlecht. Steuerfreiheit, ein verbrieftes Bankgeheimnis, praktisch keine Devisenkontrolle und ein unbeschränkter Kapitaltransfer in jeder Währung locken. Allerdings sind die Bankgebühren hoch und Geldtransfers mehr als 10.000 Dollar müssen von den Finanzinstituten den Behörden gemeldet werden.
Golfregion
Bahrain
Am arabischen Golf liefern sich Bahrain, Dubai und Quatar einen Wettlauf um die Rolle des künftigen Finanzzentrums zwischen Europa und Asien. Entsprechend groß sind die Anstrengungen in den drei Golfstaaten, Finanzplätze zu schaffen, die weltweit wirklich allen Ansprüchen genügen. Das Königreich Bahrain gilt bereits als Bankenmekka am Golf. Die 1973 gegründete Bahrain Monetary Agency, der älteste Finanzmarktregulator innerhalb des Golf-Kooperationsrates, zu dem Kuwait, Bahrain, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabische Emirate und Oman zählen, wacht streng darüber, das internationale Standards wie Basel II oder die Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF) im Kampf gegen Geldwäscherei garantiert sind.
Dubai
Dubai steht als Finanzplatz eigentlich noch am Anfang. Dennoch: Ende 2005 war die vollelektronische International Financial Exchange (DIFX), die erste internationale Börse in Nahost, eröffnet worden. Die DIFX steht inzwischen Märkten wie New York, London oder Hongkong kaum mehr nach. Immerhin ist sie eine Börse für rund ein Drittel der Weltbevölkerung von Ägypten bis Indien und der Türkei bis ins südliche Afrika. In wenigen Jahren, so die Pläne in Dubai, soll die DIFX die mit Abstand internationalste Börse sein.
Mauritius
Im Inselstaat Mauritius ist eines absolut sicher: das Bankgeheimnis. Finanzgeschäfte werden außerhalb der Beobachtung der US-Börsenaufsicht oder der Europäischen Union abgewickelt. Ausländer können als solche auf Mauritius Konten einrichten, über die Geldtransfers in unbeschränkter Höhe durchgeführt werden dürfen. Dennoch: Für Mitteleuropäer, die nicht anderweitig in dieser Region der Erde geschäftlich aktiv sind, ist Mauritius als „Hafen für Vermögenswerte“ uninteressant.
Quatar
Der Boomstaat Quatar setzt alles daran, das aufstrebende Dubai in der Nachbarschaft als Finanzzentrum abzuhängen. Anleger müssen allerdings mit einigen regionalen Besonderheiten bei Finanzgeschäften am Golf rechnen. So sind dort behördliche Genehmigungen noch lange keine Garantie für geschäftlichen Erfolg. Dieser steht und fällt auch weiterhin mit der Qualität der persönlichen Beziehungen.
Asien
China und Hongkong
China ist auf den ersten Blick alles andere als ein Anlegerparadies. Der Banksektor ist schwach aufgestellt, und die Staats- und Parteiführung mischt in allen entscheidenden Dingen mit. Auch nach der wirtschaftlichen Öffnung will China ausländische Beteiligungen so gering wie möglich halten. Zudem ist die heimische Währung Renmimbi nicht voll konvertierbar. Auch schrecken den Anleger eingeschränkte Reisemöglichkeiten für Ausländer, noch immer zu wenig geschultes Personal im Finanzsektor sowie Sprachhürden. Kein Wunder, dass Anleger bislang insgesamt wenig Vertrauen in den chinesischen Aktienmarkt haben. Aber der Finanzplatz China ist nur auf den ersten Blick kaum verlockend, denn das Reich der Mitte verfügt nicht nur zahlreiche Sonderwirtschaftszonen mit Sonderbestimmungen, sondern vor allem über das Finanzzentrum Hongkong. Anders als die Boommetropole Shanghai, die vor allem die Aufgabe hat, chinesischen Firmen Zugang zu heimischem Geld zu verschaffen, ist Hongkong Chinas Finanzplatz Nummer eins zur Beschaffung von internationalem Kapital für die Festlandsunternehmen.
Steueroasen in Asien und OzeanienUnd für Banken der beste Ort, die gesamte Asien-Pazifik-Region abzudecken. Von den 100 weltweit größten Geldinstituten haben 70 einen Sitz in Hongkong. Und wer dort als Ausländer sein Geld anlegen will, hat in dem ehemaligen Stadtstaat ein paar handfeste Vorteile. So ist das Bankgeheimnis in Hongkong gesetzlich verankert. Einkünfte und Erträgen werden nur dann besteuert, wenn diese in Hongkong entstanden sind. Sonstige Einkünfte sind steuerfrei. Es gibt weder eine Quellensteuer noch Doppelbesteuerungsabkommen.
Labuan (Malaysia)
Die Insel ist eine Steuerexklave Malaysias und hat sich in den vergangenen Jahren wegen umfangreicher Steuervergünstigungen zu einem internationalen Offshore-Zentrum im asiatischen Raum entwickelt. Das Bankgeheimnis hat einen hohen Stellenwert, mit der Europäischen Union bestehen keinerlei Abkommen zum Informationsaustausch.
Rund 500.000 Einwohner hat die Insel und zugleich 50 internationale Bankhäuser, die vor Ort vertreten sind. Labuan arbeitet daran, als Finanzplatz eine Alternative zu Singapur zu werden. Großer Pluspunkt sind die Steuerregelungen: Es gibt keine Quellensteuer, Offshore-Gesellschaften und alle Non-Trading-Aktivitäten sind steuerbefreit.
Singapur
Dank seines strengen, gesetzlich verankerten Bankgeheimnisses, das sich nach Schweizer und Liechtensteiner Vorbild orientiert, ist Singapur eine echte Alternative zu europäischen Finanzplätzen. Auch die Entfernung, kein ganz unwichtiger Faktor bei der Entscheidung von Anlagen, ist für Europäer kein Problem. Immer mehr führende Banken der Schweiz oder Lichtensteins siedeln sich in dem Stadtstaat an. Das bedeutet, dass die Berater weiterhin in Zürich oder Vaduz sitzen, die Konten oder Depots werden aber in Singapur geführt – und damit aus EU-Sicht in einem Drittstaat.
Singapur hat sich als Finanzplatz vor allem für vermögenden Anleger bereits derart entwickelt, dass der Stadtstaat dabei ist, traditionellen Topadressen wie Luxemburg oder den Channel Islands den Rang abzulaufen. Zudem spielt die Öffnung des Bankgeheimnisses in Europa den Asiaten direkt in die Hände: Immer mehr Anleger sehen sich nach außereuropäischen Finanzplätzen um – und Singapur verfügt über alles, was einen attraktiven Finanzplatz ausmacht: günstige Steuerregelungen, eine breite Palette von Offshore-Finanzservice-Angeboten und einen freien Devisenmarkt.
Zudem lockt Singapur mit zahlreichen internationalen Steuerabkommen. Alle Aktivitäten im Finanzbereich werden von der Monetary Authority of Singapore streng überwacht.
Vanuatu
Der Inselstaat im westlichen Südpazifik hat rund 201.000 Einwohner, von denen viel noch nicht mit den Segnungen der modernen Zivilisation in Berührung bekommen sind – aber seit sechs Jahren haben sich in der Inselhauptstadt Port Vila immerhin hundert Banken niedergelassen. Pluspunkte des Staats sind, dass es weder Steuern noch Devisenbeschränkungen gibt und unbeschränkt freier Kapitalverkehr herrscht. Örtliche Treuhandgesellschaften bieten ein breites Produktspektrum. Dennoch: Um Vanuatu als Steueroase anzusteuern, muss man schon Reeder sein oder Anleger aus dem asiatischen Raum.