Mittwoch, 17. November 2010

Sieht schlecht aus - auch für GB und F

  • Einwohner (in Mio.): 7 (CH), 61 (GB), 65 (F)
  • BIP (in bnEUR): 400 (CH), 1642 (GB), 1919 (F)
  • Schulden (in bnEUR): 120 (CH), 1118 (GB), 1489 (F)
  • Arbeitslosigkeit (%): 3 (CH), 7,7 (GB), 10 (F)
NZZaS vom 14.10.2010, Seite 24f.

England spart nicht nur bei der Armee, sondern auch bei offensichtlicher Geldverblödung:
  • (Langzeit-)Arbeitslose kriegen keine unbegrenzten Mietzuschüsse für teure Wohnungen in der Innenstadt mehr.
  • Arbeitslose kriegen nur noch soziale Zuschüsse, wenn sie sich um eine Stelle bemühen, bzw. 4 Wochen für die Gemeinde arbeiten.
  • Die Studiengebühren werden erhöht auf bis zu 9000 GBP: Die Studenten eröffnen ein Schuldenkonto, bei welchem die Rückzahlung ab einem Einkommen von 21'000 GBP fällig wird.
Dass solch grundsätzlich Selbstverständliches erst durch eine Kriese realisiert wird!

unnötig teures Gesundheitssystem

Nach den USA und Frankreich geben die Schweizer weltweit am meisten für Gesundheit aus. «Allerdings bezahlen sie auch viel unnötig»: Das sagt der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher. «Die Krankenkassen vergüten jedes Jahr unnötige Leistungen in der Höhe von 200 bis 300 Millionen Franken», kritisiert er.

Der Grund: Die Zulassung von Medikamenten werde hierzulande zwar amtlich überprüft, nicht aber die Behandlungsmethoden von Ärzten. Und Letztere sind nach Ansicht Lochers oft zu wenig wirkungsorientiert. So werde nicht systematisch hinterfragt, ob etwa bei einem Kreuzbandriss eine teure Operation wirklich das bessere Ergebnis bringe als eine billigere Physiotherapie. «Der Gesetzgeber müsste einen konsequenten Nachweis des Behandlungsnutzens verlangen», fordert er. In verschiedenen europäischen Ländern ist das Standard.

Würde in der Schweiz nebst den ärztlichen Leistungen auch noch der Einsatz von medizinischen Hilfsmitteln (Herzschrittmacher, künstliche Gelenke usw.) und von Medikamenten systematisch überprüft, liessen sich laut Locher 2 Mia. Franken jährlich sparen. Das sind 10 Prozent der Kosten in der Grundversicherung; notabene ohne dass Patienten schlechter behandelt würden. «Die Schaffung einer solchen Wirksamkeitsprüfstelle wäre sogar ohne Gesetzesänderung möglich», so Locher.
20min

staatlich verordnete Zwangssolidarität

In einem Staat, der die Steuerprogression kennt, gibt es bloss einen "moralischen Grundsatz", der zur Beschränkung der Anwendung der Steuerprogression dienen kann: Jene, die einen Steuersatz festsetzen, müssen auch diesen Steuersatz bezahlen.
Friedrich August von Hayek in der Zeitschrift "Schweizer Monatshefte", 1952.

Sloterdijk hat einen Weg skizziert, wie die Gesellschaft zum Weg der Gerechtigkeit zurückfinden könnte: durch die «Abschaffung der Zwangssteuern» - der Zwangssolidarität - und «deren Umwandlung in Geschenke an die Allgemeinheit». So utopisch dieser Vorschlag klingen mag, er trifft dennoch einen wesentlichen Punkt: Wer einen Viertel seines Einkommens oder mehr an den Staat abliefert, überlegt sich zweimal, ob er seine genuinen philanthropischen Neigungen ausleben will. Er fühlt sich anders als in den USA der moralischen Pflicht enthoben, der Gesellschaft freiwillig etwas von dem zurückzugeben, was er durch eigene Leistung, aber auch dank anderen Menschen und Glück erreicht hat. Seine gesellschaftliche Verantwortung hat er an den Staat delegiert.
René Scheu in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 21.

Romands: wehleidig und teuer

Denn im Gegensatz zum Deutschschweizer hat der Romand keine Lust, sich still durch eine schwierige Zeit durchzubeissen. Er schämt sich nicht, schlecht drauf zu sein. Das ist der Unterschied.
Peter Rothenbühler
Kurzer Weg zum Arzt
Ich sage es einmal so: Wir nutzen unsere hohen Krankenkassenprämien besser aus als die Deutschschweizer.
In der Romandie wird Depression im Vergleich zur Deutschschweiz viel schneller diagnostiziert.
Pierre Vallon, Psychiater aus Morges

Yann Cherix in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 81.

Roma

verwahrlost, rechthaberisch, dickköpfig, faul, hinterlistig, egozentrisch, unbeirrbar, eingeschnappt, träge, opferverliebt, reklamierend, unverständlicher stolz, auf eigenen Vorteil bedacht, geistig zurückgeblieben, religiös, antriebslos,
In Anlehnung an David Signer in der NZzaS vom 14.11.2010, Seite 79f.

Dienstag, 16. November 2010

Italiens verwahrloste Kulturgüter

Ein Besucher und zehn Museumsaufseher. Staatliche Kontrolleure wollten nicht glauben, dass so eine Misswirtschaft überhaupt möglich ist. Keinen Euro mehr nahm die archäologische Ausgrabungsstätte Ravanusa, unweit der Tempel von Agrigent, im vergangenen Jahr ein, denn ihrem einzigen Besucher gewährten die Beschäftigten freien Eintritt vor Begeisterung. Auf 350 000 Euro beliefen sich allerdings die Ausgaben für Gehälter und Pflege des Freilichtmuseums.
Patricia Arnold in NZZaS vom 14.11.2010, Seite 5.

selbstgewollte Jugendarbeitslosigkeit

Wirklich Schade für Otto Ineichen! Ich dachte schon, dass er zu den Linksabweichlern der FDP gehört, als er sich diesem sozialen Projekt verschrieb. In Anbetracht der grossen Bedeutung des schweizerischen Ausbildungsweges via Berufslehre und dem grossen volkswirtschaftlichen Nutzen daraus, konnte ich ihn aber doch etwas verstehen. Ernüchternd ist jetzt aber die Erkenntnis, welche ich - offensichtlich etwas weniger optimistisch also Ineichen - schon vorher vermutet hatte.
Vier von zehn Jugendlichen, die keine Lehrstelle finden, wollen sich nicht wirklich helfen lassen. Das ist das ernüchternde Fazit von Otto Ineichens Stiftung Speranza. Das Problem sei nicht der Lehrstellenmangel - sondern die Einstellung vieler Jugendlicher, sagt Ineichen gegenüber der Zeitung «Der Sonntag». «Ich habe resigniert», räumt der 69-jährige Unternehmer ein, als er von seiner Organisation Speranza erzählt, mit der er sich mit viel Herzblut gegen Jugendarbeitslosigkeit engagiert.

Ineichen ist vier Jahre nach der Gründung von Speranza desillusioniert, denn viele Jugendliche seien gar nicht bereit, sich helfen zu lassen: «Die Unternehmer machen mit, wenn wir ihnen garantieren können, dass die Jugendlichen wollen. Doch rund 20 Prozent sind uns abgesprungen, weil sie enttäuscht wurden.»

Mit enormem Engagement hat Ineichen für diese gute Sache geweibelt - in der Wirtschaft, in der Politik, bei den Medien. Doch seine Erfahrungen sind ernüchternd: Vier von zehn Jugendlichen, die mit Speranza in Kontakt kommen, lassen sich nicht integrieren. Wer zu Speranza kommt, hat oft mehrere missglückte Versuche hinter sich, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Die Organisation ist für viele so etwas wie eine letzte Chance. Umso weniger kann es Ineichen verstehen, wenn Jugendliche diese Chance nicht packen. Mitleid hat er mit ihnen nicht: «Wer nach all diesen Integrationsprojekten immer noch ohne Lehrstelle dasteht, ist ganz einfach selber schuld», sagt er.

Bei den meisten, die sich nicht integrieren lassen, fehle es schlicht am Willen - und nicht am Können. «Die Jugendlichen wollen sich die Hände nicht schmutzig machen. Viele wollen nur den Wunschberuf und sonst nichts», stellt Ineichen fest. Laut Otto Ineichen werden die unmotivierten Jugendlichen zu sanft angefasst. «Sie erhalten ohne Probleme weiterhin ihr Geld. Viele bekommen dann Probleme mit den Eltern, die Gemeinde besorgt ihnen eine Wohnung und bezahlt sie. Sie sind dann frei, können machen, was sie wollen, sich tagsüber mit Gleichgesinnten treffen, ein süsses Leben führen.» Deshalb fordert Ineichen: «Wer keine Leistungsbereitschaft zeigt, der soll vom Staat auch kein Geld mehr ausbezahlt bekommen.»

20min

Auch "Karriere-Frauen" sind Schäfchen

Umfrageresultate

Ich setze mich für strengere Risikomanagementsysteme ein:
Frauen: 40%
Männer: 1%

Ich setzte mich ein für eine stärkere Regulierung der Vergütungssysteme.
Frauen: 45%
Männer: 22%

Ich wünsche mir eine grössere Vielfalt in Kontrollgremien bezüglich Geschlecht und Nationalität:
Frauen: 65%
Männer: 35%

3 oder mehr Frauen im Verwlatungsrat machen das Board leistungsfähiger:
Frauen: 51%
Männer: 12%

Ich bin für die Einführung einer Frauenquote in Verwaltungsräten:
Frauen: 25%
Männer: 1%

Studie «2010 Board of Directors Survey» von Heidrick & Struggles und Boris Groysberg von der Harvard Business School im Auftrag der Organisation Women Corporate Directors. Befragt wurden insgesamt 294 weibliche und 104 männliche Verwaltungsratsmitglieder börsenkotierter und privater nordamerikanischer Unternehmen.

finews vom 8.11.2010


Interpretation
- Frauen stehen der Option, Karriere über Quoten oder "Diversity-Erkenntnisse" zu machen offen gegenüber.
- Frauen glauben eher an die Lösung durch stärkere Regulierung/Vorschriften. Sie plädieren für eine starke Institution, welche den Weg weist. Dieser folgen sie dann auch brav.

Sonntag, 14. November 2010

"working poor" aufgrund privater Entscheide

Die Erhebung des Bundesamts für Statistik zu den "working poor" hebt die Ursachen hervor:
Es sind nicht schlechte Löhne, die zur Armut führen, wie man meist vermutet. Sondern es sind oft private Entscheide. Arm werden die bloss Teilzeitarbeitenden, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und, unvermutet, kleine Selbstständige. Deren Armutsrisiko ist gross. Und in der Schweiz wie anderswo fallen arme Haushalte und Tieflohn-Bezüger nicht zusammen.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 14.11.2010, Seite 41.

unverschämt teure Taxis in ZH

In Zürich werden die Taxipreise vom städtischen Polizeidepartement behördlich fixiert. Der gültige Tarif von 2008 schreibt eine Grundtaxe von 6 Fr. plus Fr. 3.80 pro Kilometer vor. Hinzu kommen laut Polizeisprecher Ruf die Kosten für Wartezeiten in Staus (69 Fr. pro Stunde).
Markus Häfliger in der NZZaS vom 14. November 2010, Seite 33.
Und wer kassiert diese Tarife - meist Schwarzafrikaner oder andere Migranten...