Mittwoch, 3. Dezember 2008

kleinste Systemeinheiten

  • Mathematik, Bombieri: Primzahlen, die Atome der Arithmetik
  • Sprachwissenschaft, Jakobson: Phoneme, die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Lauteinheiten: Laut --> Bedeutung
  • Ethnologie, Lévi-Strauss "Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft":
    Inzestverbot: Natur --> Kultur
Um Ordnung in das für Ethnologen normalerweise undurchdringlich Dickicht der Heiratsbräuche zu bringen, analysierte er in einem kühnen Schachzug diese Bräuche mithilfe der Regerln der von Roman Jakobson neu entwickelten strukturalen Sprachwissenschaft. Er behandelte das Inzestverbot wie Jakobson die Phoneme (...). Wie Phoneme Laut und Bedeutung verknüpften, verband das Inzestverbot Natur und Kultur.
Andreas Isenschmid in der Beilage "Bücher am Sonntag" der NZZaS vom 30.11.08, Seite 14.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Intrigisten: Gruppe 13

13: Quersumme von 12.12.07, dem Tag von Blochers Abwahl: Die Gruppe will die "Erbschaft des 12. Dezember bewahren".

10-20 Personen unter der Führung von Kurt Fluri. Weiter mutmasst die NZZaS:
  • Andreas Gross
  • Roger Nordmann
  • Andy Tschümperlin
  • Eric NussbaumerUeli Leuenberger
  • Christine Egerszegi
  • Dick Marty
  • Jacques Neirynck
  • Chiara Simoneschi
  • Barbara Schmid-Federer
  • Bruno Frick
  • etc.
Gross: Wie schon letztes Jahr werde die Dynamik des Parlament (sic!) unterschätzt. Die CVP könnte begreifen, dass sich ihr die historische Chance biete, den zweiten Bundesratssitz zu erobern - anstelle der SVP.
Laut Fluri will die Gruppe die Konkordanz neu definieren. Es geht um die Frage, ob die Bundesratssitze wie bisher nach Wähleranteilen verteilt werden (mathematische Konkordanz) oder ob die Bundesräte auch programmatische Mindesanforderungen erfüllen sollen (inhaltlich Konkordanz).
Markus Häfliger in der NZZaS vom 30.11.08, Seite 12.

Montag, 1. Dezember 2008

Zhu Jianqiang

Das Schwein Zhu Jianqiang (deutsch soviel wie "Sau stark") hat 36 Tage in den Trümmern des schweren Erdbebens in Südwestchina überlebt (abgehungert auf 50kg, einen Drittel des ursprünglichen Gewichts) und wurde damit zum nationalen Vorbild:
In der Krise sollte man ausharren und sich auf die eigenen Reserven verlassen können, statt gleich die Regierung zu rufen.
Shi Hanbing, Ökonom, in seinem Essay "Was Unternehmen von einem Schwein lernen"

Unverjährbarkeit

Die Initiative "Für die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kindern " wurde angenommen. Dies zeigt, dass es offensichtlich mehr betroffene gibt, als vermutet. Ich finde die Initiative trotzdem falsch. Unverjährbarkeit klingt stark nach: "Das werde ich Dir nie vergessen!" Dabei ist vergessen eine Tugend. Unser Hirn ist für das Vergessen konstruiert. Vergessen dient der geistigen, seelischen, Hygiene. Welch' Last wäre es, sämtliche Eindrücke stets mit sich herumtragen zu müssen?

Weiter ist die Initiative juristisch unpräzis:
  • Was heisst Kinder - Jugendliche - junge Erwachsene?
  • Was sind sexuelle oder pornographische Taten?
Ansonsten bin ich im grossen und ganzen zufrieden mit dem Abstimmungssonntag: Obwohl ich für die Hanfinitiative gestimmt habe (freie Drogen für freie Bürger ;-) und es nicht verstehe, dass sich (Umweltschutz-)Verbände nun über Volksentscheide (den Souverän) hinwegsetzten dürfen. Ich freue mich über die Ohrfeige an die AHV-Abzocker und über das neue Stadion für amade.

Enarchie

Einige wenige "sehr grosse Schulen" formen die Elite der französischen Nation. Wer sie besucht und in den vorderen Rängen abschliesst -, hat Spitzenposten in Politik, Verwaltung oder Wirtschaft auf sicher. Die exklusivste von allen ist die Ecole nationale d'administration, die ENA.
Zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung gibts die "classes préparatoires", welche letztes Schuljahr von 77'600 Abiturienten besucht wurde (5 Prozent der betreffenden Altersklasse).
  • Es gibt 440 "grandes écoles": Ecole polytechnique, Hautes Etudes commerciales, Ecole normale supérieure...
  • 80 Auserwählte bestehen jährlich die Aufnahmeprüfung zur ENA.
  • Nach Eintritt, beginnt der typische Student, sein Leben zu leben.
Während der Jahre in der Tretmühle der "classes préparatoires" ist "Privatleben" ein Fremdwort. Die verspätete, aber umso heftigere Jugendwildheit der Absolventen von Eliteschulen istnotorisch. Viele fangen erst mit 20 an, Schule zu schwänzen, zu flirten oder zu trinken - dann aber umso intensiver.
  • Kritiker meinen: Die ENA bestehe lediglich aus einer Aufnahmeprüfung und einer Abschlussprüfung.
Marc Zitzmann in der NZZaS vom 30.11.08 Seite 29.