Samstag, 10. April 2010

Verbote in einer Demokratie

Jede demokratische Gesellschaft, die ihre Konflikte nicht austrägt, sondern durch Verbotserlasse konserviert, hört auf, demokratisch zu sein, bevor sie beginnt, Demokratie zu begreifen.
Günter Grass

Alkohol in der Schwangerschaft --> social trash

Der Alkohol, den Jennys Mutter während der Schwangerschaft trank, hat Gehirn und Körper des Kindes schon im Mutterleib geschädigt. „Fetales Alkohol-Syndrom“ (FAS) nennt man das in besonders schweren Fällen, denen man es ansieht. Wie Jenny. Manchmal kommt noch ein Herzfehler hinzu. Bei anderen Kindern, die ins Zentrum kommen, ist die Schädigung nicht ganz so ausgeprägt. Bei ihnen spricht man allgemein von „Fetalen Alkohol-Spektrum-Störungen“ (FASD). Auch ihr Wachstum ist verzögert, ihre geistige Entwicklung gestört.

Jugendliche, deren Gehirn durch Alkohol im Mutterleib geschädigt ist, sind oft sehr aggressiv. Und sie verhalten sich auch sonst sozial auffällig, sagt Dudenhausen: „Ein großer Prozentsatz wird kriminell, weil sie nicht begreifen, wenn sie etwas verkehrt machen.“
Daniela Martens vom 29.03.2010

medikamentöse Diskriminierung der Männlichkeit

Am häufigsten wird der Ruhigsteller Ritalin an 14-jährige Knaben abgegeben: Im Jahr 2008 wurden 4,32 Prozent der männlichen Volksschüler in dieser Altersklasse mit Ritalin behandelt, wie es in der Erhebung des Zürcher Regierungsrates heisst. Bei den gleichaltrigen Mädchen waren es mit 1,87 Prozent nicht einmal die Hälfte davon.

Während viele Mädchen nur eine einzige Packung schlucken müssen, sind die Knaben oft längerfristig auf das Medikament angewiesen. Bei den Knaben im Alter zwischen 7 und 18 Jahren gibt es nur 5,1 Prozent «Einmalbezüger». Bei den Mädchen hingegen 12,3 Prozent.
NZZ vom 08.04.10
Jungs sind lebhafter. Dies wird heute als störend, unangenehm und abnormal angesehen. Die Emanzipation hat dazu geführt, dass bereits ab dem Kinderarten eine medikamentöse Diskriminierung der Männlichkeit stattfindet.

monogames Beziehungsmodell

Die Liebe ist etwas Lebendiges. Sie fordert Verschiedenes zu verschiedenen Zeiten. Meiner Meinung nach ist das weitverbreitete monogame Beziehungsmodell aus reiner Bequemlichkeit dermassen populär und auch weil sich Paare gerne gegenseitig etwas vormachen. Verharrt man in der quasi romantischen Vorstellung, dass einem ein einziger Mensch alles geben kann und muss, kommt es zwangsläufig zu einem Bruch. Man scheitert an den Vorstellungen der idealisierten Liebe, die gar nicht unserer inneren Wirklichkeit, sondern einer gesellschaftlichen Konditionierung entspricht.
Samuel Widmer, 61, Psychiater, lebt mit zwei Partnerinnen und zehn Kindern zusammen, in der WeWo14.10, Seite 66.

Prinz Asserate über Afrika

«Afrika hat eine Milliarde Menschen, Hunderte grosser Völker, 1000 Ethnien und 2000 Sprachen. Ein reicher Kontinent.» Und dann die ernüchternde Frage: «Was haben wir aus Afrika gemacht?» Tausende verhungern täglich. Die Malaria fordert mehr Tote als Aids: eine Million Menschenleben pro Jahr.

Fünfzig Jahre ist es her, seit so viele Länder Afrikas das koloniale Joch abwarfen. Und die Bilanz? Infrastrukturen verwüstet, vormals gesunde Volkswirtschaften in apokalyptische Abgründe gestürzt. Katastrophen und Genozide. Milliarden an Entwicklungshilfe sinnlos versickert.
Roberto Linnarz in der WeWo14.10

Donnerstag, 8. April 2010

EBK und SNB

Die EBK gehört zur Welt der Juristen, die SNB zur Welt der Ökonomen.
Niklaus Blattner im Interview von Carmen Gasser in der WeWo10.10, Seite 36ff.

Liebe vs. Wollust

Wenn ich Fortbildungen mit Ärzten und Ärztinnen mache, frage ich sie oft am Anfang: «Was ist Sexualität?»
Sexualität ist eine hormonell bedingte, biologische Eigenschaft des Menschen; ein ureigener Trieb, der, wie eine Triebfeder, nach Erfüllung drängt.

Sexualität ist wie ein grosses Landgut mit Garten, dunklem Wasser, Blumen. Sie ist wie ein Wald, in dem ich sowohl einen Rosengarten als auch wilden Dschungel finden kann.»
Welche Antwort kommt eher von Männern und welche von Frauen?
Und die eine ist gesellschaftliche verpönt und die andere wird immer noch glorifiziert. Hier müsste die Emanzipation mal ansetzen!
Die Liebe ist das weisse Schaf, die Wollust das schwarze Schaf. Die Diskriminierung der Wollust geht auf das Christentum zurück. Von Augustin an wurde die Lust assoziiert mit Unreinheit, Ekel, List des Teufels, Finsternis, Verdammnis, Hölle. Das wirkt bis heute nach.
Claus Buddeberg im Interview von Kai Michel in der WeWo12/10

Mittwoch, 7. April 2010

erotisches Kapital

"Erotisches Kapital" hat mit gutem Aussehen zu tun, geht aber darüber hinaus: Auch "Ausstrahlung, Charme, sexuelle Kompetenz und Fruchtbarkeit" gehören dazu. Menschen mit grossem erotischem Kapital, so Hakim, seien überzeugender als andere und würden als aufrichtiger und kompetenter wahrgenommen. Folglich falle es ihnen leichter, Freunde, Ehepartner und Jobs zu finden, zudem verdienten sie mehr. Der Bonus sei so gross, dass er Assets wie Intelligenz, soziale Klassenzugehörigkeit oder Selbstvertrauen in den Schatten stellen könne.
Catherine Hakim, britische Soziologin an der London School of Economics im "European Sociological Review" zitiert von Martin Helg in der NZZaS vom 4.4.10, Seite 73.

Jerusalem-Syndrom

Das Jerusalem-Syndrom ist eine akute Psychose, die Dutzende Pilger jedes Jahr heimsucht. (...) Bald tragen sie lange weisse Gewänder und glauben, sie seien der Messias, die Jungfrau Maria, ein Apostel oder auch Gott selbst.

«Es ist ein sehr dramatischer Zustand, der aber nach ein paar Tagen mit Beruhigungsmitteln abklingt.»

Rund um das Jahr 2000 waren es so viele, das die geschlossene Psychiatrie Kfar Shaul einmal drei Jungfrauen Maria gleichzeitig beherbergte. Auch ein Messias wurde schon einmal zu einem anderen aufs Zimmer gelegt. Sie beschuldigten sich dann gegenseitig, Betrüger zu sein.

Katz unterscheidet zwei Typen der Kranken: Das sind diejenigen, die Jerusalem verrückt macht, und andererseits die Verrückten, die es nach Jerusalem zieht. Erstere leiden am reinen Jerusalem-Syndrom, sie sind Touristen ohne psychiatrische Vorgeschichte. Die zweite Gruppe sind Menschen, die bereits krank sind. Vom Jerusalem-Syndrom spricht Katz nur bei der ersten Gruppe. Krank werden meist gläubige Protestanten aus ländlichen Gebieten in Skandinavien und den USA. Bei den amerikanischen Gläubigen sind besonders oft Mitglieder der Pfingstgemeinden betroffen.
Gregory Katz, dem Direktor der psychiatrischen Notaufnahme des Kfar-Shaul-Spitals gab Auskunft an Silke Mertins, in der NZZaS vom 4.4.10, Seite 6.

Priester: abnormale Sexualität

Verdrängung und Dämonisierung von Sexualität war über Jahrhunderte hinweg die Aufgabe der Kirche.

Aus der psychotherapeutischen Praxis ist längst bekannt, dass es sich bei der Mehrheit der Täter - die einen sprechen von 60, andere gar von 90 Prozent - nicht um echte Pädosexuelle, sondern um «Ersatzobjekttäter» handelt, um Männer also, die mit ihrer Sexualität nicht klarkommen oder sie, warum auch immer, mit Erwachsenen nicht ausleben können.

Klara Obermüller in der NZZaS vom 04.04.10, Seite 17.

Wer macht Politik?

Quelle: Michael Furger in der NZZaS vom 04.04.10, Seite 22f.

Die beiden Pole versprechen selten nachhaltige Lösungen, die Mitte ist zu feige, eine eigene Meinung zu haben. Dazu noch labil und einfach manipulierbar (ein Grund mehr gegen die Demokratie). Politik machen die beiden markierten Blöcke - wobei die Rechten ruhig noch etwas mehr Gewicht haben dürften.
Es braucht Spitzenvertreter, die diese Inhalte auch volksnah vermitteln können. Die FDP ist zu elitär. Volksnähe entsteht nicht, wenn man vorwiegend die Anlässe der High Society beehrt.
Christian Wasserfallen im Interview mit Katharina Bracher in der NZZaS vom 04.04.10, Seite 12.
Eben genau nicht! Wasserfallen liegt falsch. Die Aufgabe der FDP ist nicht den Pöbel bei den Polen zu sammeln, sondern diesen strategisch mobilisieren zu können, wenn sich eine konstruktive Lösung in der Mitte entwickelt. Dazu darf sie ruhig Wähleranteilverluste bis auf 10% erleiden, solange sie das entscheidende Zünglein an der Waage bleibt.

Immigration von zurückgebliebenen Gläubigen


Quelle: Matthias Herren in der NZZaS vom 4.4.10, Seite 11

Beide markierten Stellen sind auf Migrationsströmungen zurück zu führen. Migration bringt also nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern auch mehr rückständiges, voraufklärerisches Gedankengut und entsprechende Werte.

keine Immigrationspolitik

Wahlplakat der Lega Nord
Weil sie der Immigration keine Regeln entgegengesetzt haben, leben sie heute in Reservaten.

Fucking Hell

In der deutschen Ortschaft Fucking darf ein helles Lagerbier gebraut werden. Dies ist nicht selbstverständlich, sondern musste zuerst durch die zuständige EU-Behörde gut geheissen werden. Bürokratie pur!

Homosexuelle unterliegen JSVP

Das Walliser Kantonsgericht hat eine von rund 40 Mitgliedern verschiedener Schwulen- und Lesbenorganisationen eingereichte Beschwerde abgewiesen. Es ging um eine Schmähschrift der Jungen SVP Wallis von 2009. Darin bezichtigte diese Homosexuelle "normabweichenden Verhaltens". Dies verstosse nicht gegen den strafrechtlichen Bereich und sei auch keine Ehrverletzung, so die Richter.
20min vom 31.03.10, Seite 9.

Skepsis gegenüber Chinas-Wachstum

Mit Chinas Wirtschaft verhält es sich wohl so wie im Hollywood-Film «Speed»: Dort droht eine Bombe in einem Bus zu explodieren, sobald die Geschwindigkeit auf unter 50 Meilen pro Stunde fällt.

Eine stark zentralistische Lenkung der Wirtschaft kann auf Dauer nicht funktionieren. (…) Die Geschichte zeigt leider, dass oft Angebote ohne Nachfrage entstehen, wenn Bürokraten die Wirtschaft (mit-)steuern.
Ein «Weisspapier» des US-Vermögensverwalters GMO weist auf eine Reihe von gefährlichen Entwicklungen in China hin:
  • Die chinesischen Leitzinsen sind viel zu tief --> grosse Blase bei chinesischen Immobilien: Viele der kürzlich erstellten Wohneinheiten bleiben leer, weil sie nur zu Spekulationszwecken erworben worden und für den Weiterverkauf bestimmt sind. (…) Im Geschäftsbezirk Pudong in Schanghai, wo es mehr Wolkenkratzer geben soll als in Manhattan, wird immer noch kräftig gebaut. Dabei stehen 50% der Büroflächen leer.
  • Die Lokalregierungen erzielen im Moment rund die Hälfte ihrer Einnahmen durch den Verkauf von Landreserven, nicht durch produktive Leistungserbringung.
  • Die chinesischen Banken sind vom Staat angehalten worden, grosszügig Kredite zu verteilen. (…) Die Rating-Agentur Standard & Poor's schätzte um die Jahrhundertwende, dass die Hälfte aller Kredite der chinesischen Banken notleidend seien.
  • Chinesische Banken sind zu gross, um scheitern zu können. So dürfen sich die Bankchefs darauf verlassen, dass sie auch in Zukunft mit einer staatlichen Rettung rechnen können. --> Trägheit
  • Die staatlichen Unternehmen sind oft marode und werden nur dank günstigen Krediten über Wasser gehalten. Eine Studie der Hong Kong Monetary Authority ist zum Schluss gekommen, dass die Gewinne der Staatsfirmen gänzlich ausgelöscht worden wären, wenn diese zu den gleichen Konditionen Geld hätten aufnehmen müssen wie private Firmen.
  • China teilt sich auf dem Korruptions-Index von «Transparency International» den zweifelhaften 79. Rang mit Burkina Faso und Swasiland. Experten gehen davon aus, dass endemische Korruption die Systemrisiken eines Landes stark erhöht. Die «New York Times» schätzt, dass bis zur Hälfte aller Luxusgüter in China die Funktion von Bestechungsgeldern haben.
Markus Städeli in der NZZaS vom 07.04.2010, Seite 42.

Nachtrag:
L’Europe est comme un vélo: Si elle n’avance pas, elle tombe.
Jacques Delors

Montag, 5. April 2010

Nur 12% der abgewiesenen Asylanten verlassen die Schweiz

Abgewiesene Asylsuchende müssten das Land verlassen.

2008 verliessen nur 12 Prozent die Schweiz, im ersten Halbjahr 2009 waren es mit 10 Prozent gar noch weniger. Mitte 2009 erhielten 5246 Menschen Nothilfe.

Im Kanton Zürich bezieht die Hälfte der abgewiesenen Asylbewerber bereits zwischen einem und vier Jahren Nothilfe. Die 6000 Franken, die der Kanton pro Fall vom Bund als Pauschale erhlält, deckt aber nur die Kosten von knapp vier Monaten. Für die rund 1000 Nothilfebezüger müsse der Kanton deshalb jährlich gegen neun Millionen Franken aus der eigenen Kasse bezahlen, sagt Ruedi Hofstetter, Chef des kantonalen Sozialamtes.

Matthias Herren in der NZZaS vom 28.03.10, Seite 13.

Also, mal den nächsten "verdächig aussehenden" im Zug auf die 12 Prozent ansprechen...

Moskau vs. rückständige Islamisten

Die Moskauer Metro ist Russlands Sinnbild für Fortschritt. Der Anschlag traf ein Symbol. Plötzlich hat es wieder genügend Sitzplätze - die Taxipreise verdreifachten sich.

Auf der anderen Seite die Republiken Dagestan, Inguschetien, Nordossetien, Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien...
Sie leben von Subventionen von Moskau, grosse Armut, 50-70% Jugendarbeitslosigkeit, keine Perspektiven, islamistische Gruppen im Untergrund haben keine Nachwuchssorgen.
In Anlehnung an Klaus-Helge Donath in der NZZaS vom 04.04.10, Seite 5.