Mittwoch, 7. April 2010

Jerusalem-Syndrom

Das Jerusalem-Syndrom ist eine akute Psychose, die Dutzende Pilger jedes Jahr heimsucht. (...) Bald tragen sie lange weisse Gewänder und glauben, sie seien der Messias, die Jungfrau Maria, ein Apostel oder auch Gott selbst.

«Es ist ein sehr dramatischer Zustand, der aber nach ein paar Tagen mit Beruhigungsmitteln abklingt.»

Rund um das Jahr 2000 waren es so viele, das die geschlossene Psychiatrie Kfar Shaul einmal drei Jungfrauen Maria gleichzeitig beherbergte. Auch ein Messias wurde schon einmal zu einem anderen aufs Zimmer gelegt. Sie beschuldigten sich dann gegenseitig, Betrüger zu sein.

Katz unterscheidet zwei Typen der Kranken: Das sind diejenigen, die Jerusalem verrückt macht, und andererseits die Verrückten, die es nach Jerusalem zieht. Erstere leiden am reinen Jerusalem-Syndrom, sie sind Touristen ohne psychiatrische Vorgeschichte. Die zweite Gruppe sind Menschen, die bereits krank sind. Vom Jerusalem-Syndrom spricht Katz nur bei der ersten Gruppe. Krank werden meist gläubige Protestanten aus ländlichen Gebieten in Skandinavien und den USA. Bei den amerikanischen Gläubigen sind besonders oft Mitglieder der Pfingstgemeinden betroffen.
Gregory Katz, dem Direktor der psychiatrischen Notaufnahme des Kfar-Shaul-Spitals gab Auskunft an Silke Mertins, in der NZZaS vom 4.4.10, Seite 6.

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