Montag, 22. Dezember 2008

Fröschs Glaubwürdigkeit

Eins Stunde vor der Wahl beteuerte Therese Frösch, Grüne, dass die Grünen geschlossen für ihren Kandidaten Luc Recordon wählen werden. Er erhielt keine einzige Stimme.
Danach bestritt sie, gelogen zu haben. Das sei höchstens ein "Lügelen" gewesen, ein unübersetzbarer dialektaler Diminutiv, nur verständlich in ihrem eigenen Idiom, dem Politikerdeutsch.
Lukas Bärfuss in der ZEIT vom 17.12.08, Seite 15.

Bildung und Glaube

Al-Qaida ermordet Lehrer und Studenten. Sie wollen, dass die Leute dumm bleiben, damit sie einen Gottesstaat errichten können.
Daban Shadala, Auslandsvertreter der irakischen Kurden in Wien in einem Artikel von Paul Flieder in der ZEIT vom 17.12.08, Seite 51.

Freitag, 19. Dezember 2008

Madoff Geschädigte

  • Hedgefonds Fairfield Greenwich Group: 7,5 Mrd. USD
  • Banco Santander, Spanien: 2,3 Mrd. USD
  • Royal Bank of Scotland: 457 Mio. EUR
  • Nomura, Japan: 233 Mio. EUR
  • BNP Paribas, Frankreich: 350 Mio. EUR
Heike Buchtzer, Anna Marohn und Arne Storn in DIE ZEIT Nr. 52, Seite 32

Da fehlen doch noch ca. 38 Mrd. USD, nicht?! Sind diese in denselben Töpfen verloren gegangen, in welche die 1,25 Mia. USD von Meili/Fagan Einlass fanden? Jene zwischen New York und Florida?

FDP-Einnahmen

Wir haben ein Budget von 3 Millionen, die Hälfte der SP. Vom Bund erhalten wir 1 Million für die Fraktion. Dann erhalten wir über unsere Kantonalparteien einen Betrag aus den Mitgliederbeiträgen. Die "Freunde der FDP" und andere Private unterstützen uns - und eben einzelne Unternehmen. Sie sehen, wir erhalten von den Banken nicht so viel wie behauptet wird.
Fulvio Pelli im Interview mit Pascal Tischhauser im NEWS vom 18.12.08, Seite 4.

EU Reisekosten

Die EU hat im vergangenen Jahr 46 Mio EUR für den Heimaturlaub von rund 23'000 Beamten ausgegeben.
NEWS vom 18.12.08, Seite 8.

linkes Tagi-Magi

Ich liebe Jahresrückblicke. Doch nicht linke. Das Magazin des Tagesanzeigers sieht hier beispielhaft falsche Highlights:
  • Green Deal: In Anlehnung an Roosvelts "New Deal" sollen die akutellen Infrastrukturprogramme die Wirtschaft ankurbeln und dabei gleichzeitig die Umrüstung auf umweltbewusste Produktionsmethoden fördern. Im Lobgesang geht die immense Staatsverschulung unter, welche damit ausgelöst wird.
  • Widmer-Schlumpf wird als "Sympathieträgerin" gepriesen. Sie wurde von Linken gewählt, die ein ziemlich langes Gesicht machen, wenn sie von Widmer-Schlumpfs Ideen hören.
  • Heath Ledger habe das "coolste Filmgenre totalrevidiert". Das ist doch keine gute Leistung. Diese Brokeback-Mountain-Schwuchteleien gehen tierisch auf den Sack.
  • staatliche Regulierungen: "und wir hatten doch recht" trotzen die Trotzkisten und Alt-69er. Und nein: Ihr habt immer noch nicht recht: Als ob staatliches Planen plötzlich effizenter als die Marktkräfte geworden wären.
  • Die Ode an das Fahrrad. Unermessliches Lob der europäischen Umweltbestrebungen. Dabei wird deren Bedeutungslosigkeit vergessen: 30 Jahre lang ambitioniertes Umweltbewusstsein sparen Europas werden von China innert einem Jahr wett gemacht.
  • Der Erfolg der Nichtraucher: Ach wie gesund ist es doch, sich ohne Rauch ins Delirium zu saufen - hä? Gepriesen sei die Ausbreitung weiterer Verbote, sie erleichtern dem Individiuum die Entscheidung.
Das Magazin

Dienstag, 16. Dezember 2008

(mutmassliche) Wirtschaftskriminelle

  1. Michael Milken: "König der Junk-Bonds": Betrug und Insiderhandel. Spezialität: Kursmanipulationen. Wurde in einem Vergleich für ein paar hundert Millionen USD zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
  2. Jérôme Kerviel: Investmentbanker bei der Société Générale probierte seine Verluste zu verstecken und beeindruckende Performances auszuweisen: 4.9 Mrd. EUR Verlust
  3. Bernard Madoff: Schneeballsystem (Neugeldzufluss direkt als Cash-Flow weitergeleitet), "The Jewish bond": viele Gelder von Rentern in Florida ;-), Die Madoff Investment Securities war im Besitz einer erstklassigen Makler-Lizenz, das SEC erteilte ihm einen Persilschein.
  4. Bernhard Ebers: Anlegerbetrug und Bilanzfälschung im grossen Stil bei WorldCom. Die Investoren verloren 11 Mrd. USD
  5. Werner K. Rey: konstruierte ein Finanzimperium, Spezialität: kreative buchhalterische Bewertung von Kunst. Schaden: ca. 280 Mio. CHF.
  6. Dieter Behring: glaubte, den "genetischen Code der Börse" geknackt zu haben. Scheint wohl eher eine Umverteilung gewesen zu sein von Neugeldern, welche teilweise als Dividenden weiter geleitet wurden. 200 Mio. CHF lösten sich in Luft auf.
In Anlehnung an Markus PuntasBernet und Markus Städeli in der NZZaS vom 14.12.08, SEite 39.

Steuerhinterziehung und -betrug

Bei Steuerdelikten unterscheidet die Schweiz u.a. zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung. Bei konkreten Verdachtsmomenten und wenn der nachfragende Staat Namen und Kontoverbindung nennen kann, entscheidet ein Richter im Land mit dem mutmasslichen Steuerbetrüger darüber, ob die Daten heraus gegeben werden (amtshilfefähig). Neu tut dies Liechtenstein auch bei Steuerhinterziehung gegenüber den USA.

Tatbestandesmerkmale für Steuerbetrug:
  • arglistiges Vorgehen (z.B. Urkundenfälschung) verbunden mit
  • grosser krimineller Energie
Das Gründen von Offshore-Gesellschaften ist laut QI-Vertrag bislang zulässig. Doch die eidgenössische Steuerverwaltung scheint da gerade noch etwas unschlüssig.
In Anlehnung an Markus Städeli und Zoé Baches in der NZZaS vom 14.12.08, Seite 37.

unbedeutende Grüne

Unser Land hat einen relativ geringen CO2-Ausstoss, nämlich 0.2 Promille von demjenigen der Welt. Selbst die ehrgeizigen Ziele der EU für die nächsten dreissig Jahre verblassen im Weltmassstab. Was die EU bis 2030 insgesamt einsparen will, wird von China dannzumal in einem einzigen Jahr kompensiert.
Silvio Borner in der WW50.08, Seite 20.
Dies zeigt die Unbedeutsamkeit grüner Politik in der Schweiz und in Europa. Und trotzdem haben Grüne wachsende Wähleranteile. Hier zeigt sich mal wieder wie manipulierbar und realitätsfremd der gemeine Bürger so sein kann.

Dzi, hast du wirklich einen grünen Daumen?!

Marktkräfte nicht ignorieren

In Krisenzeiten kehrt der Ruf nach einem starken Staat wieder, nach einer "Rückkehr der Politik" (Leuenberger). Dies ist der falsche Ansatz. Nachhaltigen Erfolg versprechen die Kräfte des Marktes und dessen "schöpferische Zerstörung" (Schumpeter). Disziplin und Respekt vor dem möglichen Scheitern halten langfristig konkurrenzfähig und nicht das ausruhen auf staatlichen Subventionen und Protektionismus.

Meint man, sich über Marktkräfte hinweg zu setzten
  • nimmt die Untergrundwirtschaft massiv zu
  • die Gelder fliehen ins Ausland
  • die Exporte fallen
  • der Staat versinkt im Schuldenchaos
Beat Kappeler in der NZZaS vom 14.12.08, Seite 39.


Höhere Steuern vernichten netto mehr Arbeitsplätze, als Subventionen schaffen. Und statt echter technologischer Durchbrüche fördert man technologische Ladenhüter.
Silvio Borner in der WW50.08, Seite 20.

Montag, 15. Dezember 2008

Atheisten in die Politik

Jemand, der glaubt, dass es eine Schöpfung gibt, muss auch an Wunder glauben. Wer an Wunder glaubt, sollte aber kein Land regieren.

Es gibt Schweizer Städte mit mehr als 30% Konfessionslosen. Was für ein Wählerpotential! Es brauchte nur das atheistische Outing eines Politikers und das Versprechen, sich für die Realität einzusetzen, schon hätte man Fraktionsstärke.
Beda Stadler in seiner letzten Kolumne in der NZZaS vom 14.12.08, Seite 22.

Versagen von afrikanischen Regierungen

[Die afrikanischen Eliten] gehen die Probleme nicht aktiv an, konzentrieren sich nicht darauf, was das Beste ist für das afrikanische Volk. Sie befinden sich noch immer in einem Zusatand der Nervosität, sich von der westlichen Kontrolle loslösen zu müssen - statt dass sie ihre Verantwortung für das afrikanische Volk wahrnehmen. Statt zu handeln, sagen sie: Macht uns keine Vorschriften, ihr könnt uns nicht wieder kolonialisiern. Das ist kindisch. Denn während sie dies sagen, schauen sie zu, wie ihre eigenen Leute leiden, wie sie verhungern und wie sich die Gesundheit, die Bildung, die Infrastrktur verschlechtern. Für die afrikanischen Eliten ist es bequemer, die westliche Welt zu kritisieren, als ihr Nichtstun zu erklären. Es ist eine unehrliche und unverantworliche Art, die Aufmersamkeit abzulenken. Wir haben auf dem afrikanischen Kontinent Probleme, diese Elite zurückzubinden und zu erreichen, dass sie ihre Veranwortung für das Volk wahrnimmt. Die Serie von Bürgerkriegen, die wir erleben, ist die Folge dieses Versagens der afrikanischen Regierungen.
Wole Soyinka im Interview mit Annegret Mathari und Christine Brand in der NZZaS vo m14.12.08, Seite 26f.
  • Kongo: Gewalt eskaliert, Gräueltaten, Tutsi-Rebellen, Massaker an Ziviliseten, willkürliche Erschiessungen, Vergewaltigungen, eine der goldreichsten Regionen der Welt, staatliches Versagen, ethnische Konflikte und nackte Habgier, Krieg um Macht und Geld, Bodenschätze
  • Nigeria: Militärdiktatur, Korruption, ethnische Konflikte, Gewalt, Muslimen gegen Christen, Ölförderung,
  • Sierra Leone: Diamanten, einer der ärmsten Staaten, Kindersterblichkeit,
  • Simbabwe: wohlhabend und hoffnungsvoll - Mugabe, zu grunde gerichtet, Inflation, cholera-Epidemie, Huger, Armut, Chaos, Rassismus gegen Weisse, korrupte Machenschaften
  • Somalia: Priaten, chaotische Zustände, lokale Clans, islamistische Fundamentalisten, Bombenanschläge, Hungersnot
  • Sudan: Darfur, Bürgerkrieg, Dürren, Zerstörung von Dörfern, Massaker, Plünderungen und Vergewaltigungen.
Christine Brand in der NZZaS vo m14.12.08, Seite 26f.

Freitag, 12. Dezember 2008

schaler Nachgeschmack von Maurers Wahl

Der Zürcher Knecht ist in Bern König geworden. Hansjörg Walter bewies Stärke und Verlässlichkeit, als er deutlich seinen Amtsantritt ausschloss.

Der Plan der Linken war, keinen offiziellen Kandidaten zu wählen, welcher die Wahl nicht annehmen würde. Am Tag darauf, in einem zweiten Anlauf zur Bundesratswahl, wäre dann Urs Schwaller gewählt worden und die Parlamentslinke hätte der SVP den Bruch der Konkordanz vorgeworfen. 120 Parlamentarier missachten damit die grösste politische Minderheit im Volk und versuchen durch Parlamentsintrigen und Machtspiele den Souverän auszuschalten.
  • Ursula Wyss, SP, spricht gross von Konkordanz - plant aber im Hintergrund exakt in die Gegenrichtung.
  • Therese Frösch und ihre Grünen führen das Parlament an der Nase herum: nominieren Recordon und geben ihm keine einzige Stimme.
  • Hans-Jürg Fehr, SP, kündigt schon vor dem SP-Hearing mit Ueli Maurer an, dass sich die SP nun aktiv auf die Suche nach einem Sprengkandidaten macht
diabolisches Manöver ... hämisch grinsend ... unwürdige Heimtücke ... verwerflich ... schäbiges Spiel ...
Urs Paul Engeler in der WW50/08, Seite 10.
Das hat mit Anstand und Respekt nichts zu tun - auch wenig mit Demokratie. Mir ist das ja eigentlich egal, doch Kreise, die solche Werte hochhalten und dann brechen, sind noch weniger glaubwürdig und respektabel, als sie es vorher schon nicht waren.

Wie gehts es eigentlich André Usala?

André Usala, 39, leidet. In einem Beitrag der «Rundschau» zum Thema «Renten-Missbrauch» schildert Usala seinen ganz persönlichen Weg zur IV-Rente. Er habe schon immer Probleme mit Leuten gehabt, die Autorität ausstrahlen. Deshalb war ihm ein Leben als Angestellter nicht länger zuzumuten.
Christoph Mörgeli in der WW42/03.

Habe ich nicht ein Recht darauf, dass es mir gut geht?
André Usala

Für mich ist das kein Missbrauch, wenn man ein System geschickt nutzt.
Beatrice Breitenmoser, IV-Verantwortliche

Donnerstag, 11. Dezember 2008

europäischer Wettbewerb durch Steuersenkungen

EU-Mitgliedstaaten halten ihr Verhältnis zum Nicht-EU-Land Schweiz fest und kommen übereinstimmend zum Schluss, dass die kantonalen Steuerregelungen, sprich -senkungen, unerlaubte staatliche Hilfen an die Wirtschaft seien.
Tiefe Steuern sind keine unerlaubten Beihilfen, sondern das Resultat einer freiheitlichen staatlichen Ordnung. In der Schweiz wird die Freiheit durch die direkte Demokratie und den kantonalen Wettbewerb gesichert. (...) In ihrer queren Logik ist jeder Rappen [jener der Eurokraten], der an Steuern nicht erhoben wird, ein "Geschenk" des Staates an die Bürger, eine Hilfe, die den Wettbewerb verzerrt.

Die Funktionäre gehen von der Idee aus, es bestehe so etwas wie ein öffentlicher Vollanspruch auf das private Eigentum. Jeden Steuernachlass betrachten sie folglich als gnädigen Herzensakt von oben. In Wahrheit ist es umgekehrt. Demokratische Gesellschaften setzen von unten ihre Steuersätze fest, um eine öffentliche Ordnung zu bezahlen...
Roger Köppel in der WW50/08

Rassismuskommission: zeitgemässe Inquisition

Der Anfang von Mörgelis erster Kolummne in der Weltwoche (2003). Diese Woche gibts das erste Mal leider keine Kolumme von Mörgeli. Gute Besserung und vollständige Genesung!

Seit einigen Jahren wacht die Eidgenössische Rassismuskommission über die rechtgläubige Auslegung multikultureller Dogmen. Diese zeitgemässe Form der Inquisition treibt mitunter sonderbare Blüten. So steht jeder Versuch schweizerischer Identitätswahrung unter Generalverdacht, während Zugewanderte ideologischen Heimatschutz geniessen. Auch dann, wenn es um offenen Nationalismus oder Gebräuche geht, die sich mit unseren Konventionen schwer vertragen.

"Wollen Muslime Schläge?" von Christoph Mörgeli in der WW38/03

konservative Besinnung

Um es theologisch zu sagen: Jede Geisteshaltung trägt eine Todsünde in sich. Der Sozialismus zielt auf den Neid. Der Liberalismus bedient die Gier. Wer es säkularer mag: Jede Geisteshaltung spielt mit menschlichen Instinkten und neigt dazu, sich von ihnen leiten zu lassen, statt sie zu bändigen.

Das Plädoyer gilt einer konservativen Besinnung. Sie ist die Alternative zum drohenden Sozialismus. Konservative Korrekturen sind sozialistischen vorzuziehen. Warum? Weil das Konservative beim Individuum ansetzt. So wie der Liberalismus vom Einzelnen ausgeht. Der Sozialismus fordert auch. Aber immer von anderen. Von der Wirtschaft. Vom Arbeitgeber. Von der „Gesellschaft“. Vom Staat. Dagegen sind Selbstverantwortung, Zurückhaltung, Demut, Verzicht typisch konservative Imperative. Sie bilden die passende Antwort auf individuelle Exzesse.

Das Bankgewerbe wäre eine klassisch konservative Branche. Denn sie baut auf Vertrauen, auf Zuverlässigkeit und Diskretion. Darum trifft die jetzige Vertrauenskrise die Banken in ihren Eingeweiden. Zu Recht. Die Gier hat eine wichtige Eigenschaft des Menschen ausser Kraft gesetzt: dass er sich selbst misstraut. Der Konservative misstraut sich immer, und Misstrauen schafft Vertrauen.
Peter Keller in der WW49.08, Seite 41.

Hayek führt zu Hitler

Friedrich von Hayek verlor seine Debatte gegen Keynes in den dreissiger Jahren, weil man sagte: Hayek führt zu Hitler. (…) Wenn man eine Wirtschaft so nach unten schlittern lässt, wie dies Hayek befürwortete, um das giftige Zeug aus dem System zu entfernen, wenn man wie Hayek keine Regierungsintervention gegen die Ausbreitung der Depression will, dann geht man ein sehr grosses politisches Risiko ein, dass Extremismus aufkommt.
Robert Skidelsky im Interview mit Hanspeter Born in der WW49.08, Seite 58ff.

zu revidierende Wirtschaftstheorie

Nach dem Schwarzen Schwan, hört man auch hier Kritik an den gängigen mathematischen Modellen, welche der Wirtschaft zugrunde liegen:
Die heute gängige Wirtschaftstheorie geht davon aus, dass die Zukunft messbar ist und dass Unsicherheit auf messbare Wahrscheinlichkeit reduziert werden kann. Ich halte dies für falsch. Meiner Meinung nach ist dies eine der Schwächen der Mainstream-Wirtschaftstheorie, die der Ideologie des freien Marktes zugrunde liegt (…) Die Theorie des freien Markts nimmt einen viel höheren Grad von Sicherheit an, als er existiert.
Robert Skidelsky im Interview mit Hanspeter Born in der WW49.08, Seite 58ff.

Nettobezüger Bern

Die beste Zeit des Kantons Bern war das 18. Jahrhundert. Seither widmet man sich dem Niedergang (…) wirtschaftliche Rückständigkeit (…) schlechte steuerliche Situation (…) schwaches Wirtschaftswachstum, nur spärlich vorhandenes Unternehmertum.
Peter Keller in der WW49.08, Seite 54ff.
Bern ist ein Bittsteller und lebt zu einem Drittel aus der Bundeskasse. Durch den neuen Finanzausgleich (NFA) erhält Bern 2009 861 Mio. CHF vom Bund.
Die Giesskanne könnte den Berner Bär im Wappen ersetzten.
Ueli Augsburger


Wählen mit den Füssen (D)

…wenn man sich umhört, kennt fast jeder jemanden, der weggegangen ist oder es vorhat, weil er keine Lust mehr hat, das halbe Jahr für das Finanzamt zu arbeiten und einen Apparat zu unterhalten, der Leistung bestraft und Nichtstun belohnt.
Henryk M. Broder in der WW49.08, Seite 18.

Checks in den USA

Nirgends sind Cheks so verbreitet wie in den USA
  • 2006: 750 Mrd. USD elektronische Überweisungen
  • 2006: 1,8 Billionen Dollar in Checks
  • 2006: "noch einmal deutlich mehr" Kredit- und Prepaidkarten
  • Prognosse 2011: "nur" noch 1.1 Billionen USD.
Sebastian Bräuer in der NZZaS-Beilage "Anlegen&Vorsorgen" vom 2.11.08, Seite 21.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Steuerbetrug und Steuerhinterziehung

Liechtenstein wird ab 2010 den USA auch bei Steuerhinterziehung behilflich sein. Im Gegenzug wird das QI-Abkommen verlängert. Liechtenstein bietet dasselbe auch EU-Staaten an, wenn diese ein Doppelbesteuerungsabkommen mit dem Ländle unterzeichnen. Damit nimmt sich Liechtenstein geschickt aus der Schusslinie und erhöht den Druck auf die Schweiz.

Rechtsstaatlich befinden sich die Ansprüche dieser Länder gegenüber der Schweiz auf dem Holzweg. Es ist Teil der persönlichen Freiheit, dass der Staat keinen Einblick in die privaten finanziellen Verhältnisse hat, bzw. nur soweit, wie ich ihm das zugestehe. Solange der Staat den Bürgern gehört, und nicht umgekehrt, wäre daran festzuhalten und die Deklaration der Bankverbindungen ist Sache des Bürgers.

Mit fortschreitender Staatsgläubigkeit wird diese Freiheit untergehen, auch in der Schweiz :-(

Abschaffung der Kirchensteuer

Das Evangelium lehrt uns, dass Jesus das Priesterwesen als Vermittlung zwischen Mensch und Gott aufgehoben hat. Er proklamiert, jeder Mensch könne selber vor Gott treten.
Peter Ruch, sinngemäss, in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 21.
Damit verliert die Kirche jegliche Legitimation, sogar für Gläubige. Sehr stossend ist weiterhin, dass juristische Personen in der Schweiz zu über 1 Mrd. CHF jährlich an Kirchensteuern verdammt sind. Das muss sofort ändern!

unfriendly takeover der Sozis

Die Despotie beginnt auf leisen Sohlen. An kleinen Staatswesen lässt sich studieren, wie der Point of no Return überschriten wird. In Basel-Stadt, wo der Kanton 20'000 Arbeitsplätze bei 185'000 Einwohnern bietet, lebt faktisch die Hälfte der Stimmbürger von der öffentlichen Hand. Hinzu kommt die Anziehungskraft solcher Gemeinwesen für Sozialbezüger, die den Trend an der Urne unterstützen. (...) In Deutschland scheint sich die Waagschale bereits grossflächig auf diese Seite gesenkt zu haben.
Peter Ruch in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 21.

Der moderne Gutmensch

Menschen- und Weltretter, sowie Ethikexperten - Er legitimiert sich vorzugsweise quasi religiös und moralisch: Welt erhalten, Menschen verbessern, Gesundheit schützen (...) der angebliche Rettungsbedarf legitimiert die Aushebelung von Individual- und Freiheitsrechten. Die Trümpfe heissen sozial, ökologisch, gerecht, tier- und naturschützend.
Peter Ruch in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 21.

Schulniveau und Migration

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund und der Durchschnittsleistung der Schule.
Je höher der Anteil fremdsprachiger Ausländer, desto schlechter die Durchschnittsleistung.
Felix E. Müller in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 21.
Bildungsforscher und Politiker fragen sich: Wie müssen wir das Schulsystem ändern, damit wir bessere Ergebnisse erhalten?

Ein typisches Beispiel für die Beschönigung der Folgen, anstatt sich der Ursachenbekämpfung anzunehmen. Wie schon schon bei den Raserunfällen liegt hier das Problem aber nicht auf der Strasse, bzw. in der Schule, sondern in einer verfehlten Einwanderungspolitik, eingebrockt von der "Koalition der Vernunft" in den 90ern.

gjk in ch

Obwohl nur 18 000 Menschen zählend, sind die Schweizer Juden eine Macht, die zu unterschätzen leichtfertig ist.
Klaus J. Stöhlker über das buy-out von tachles durch Yves Kugelmann

Montag, 8. Dezember 2008

Voten zur Bundesratswahl

  • Christophe Darbellay, CVP: Wir spielen mit offenen Karten, wir hecken keine Streiche aus. (...) Wie verhindern Sie, dass es zu einem Duell Blocher gegen Recordon kommt? Wenn ich dazu eine Antwort hätte, würde ich sie Ihnen nicht sagen.
  • Hans Grunder, BDP: Wir sind nicht daran interessiert, einen zweiten Bunderat zu erben.
  • Andrea Hämmerle, SP: An einem Hors-sol-Bundesrat hat niemand ein Interesse.

  • Peter Spuhler, SVP: Wenn es Stimmen für mich gäbe, würde ich erhobenen Hauptes zum Rednerpult schreiten uagen: Ich stehe nicht zur Verfügung.
  • Rudolf Joder, SVP: Damit habe ich mich nicht auseinandergesetzt - das ist für mich kein Thema. Wenn die Bundesversammlung befindet, man sei als Bundesrat geeignet, ist das eine ernstzunehmende Situation
  • Hansjörg Walter, SVP: Sollte ich im ersten Wahlgang Stimmen erhalten, werde ich deklarieren, dass ich nicht zur Verfügung stehe.
  • Hannes Germann, SVP: Dazu wird es nicht kommen, weil Maurer gewählt wird.
  • Thomas Hurter, SVP: Ich würde die Wahl nicht annehmen, wenn die Fraktion nicht dahntersteht.
Ausser Spuhler glaube ich diesen Typen kein Wort. Alles Intregisten und Ämtlijäger. Sie würden die Wahl annehmen und sich damit aus der SVP verabschieden. Die Gegner werden sich freuen - dies aber auch nur aufgrund ihres beschränkten, kurzfristigen Horizonts. Ich hoffe immer noch auf Ueli Maurer.

Gute Besserung, Christoph Mörgeli!

staatliche Marktverzerrung

Behörden greifen in die Marktwirtschaft ein und schaffen damit Wirtschafts- und Grundrechte ab.
Die behördlichen Einschnitte sind willkürlich und in der Summe freiheitsfeindlich. Und es nützt erst noch alles nichts:
  • Waffenverbote in verschiedenen Ländern --> Tötungsdelikte nahmen zu.
  • Milliardenkampagnen und Razzien gegen Drogenhandel --> Preist sinkt, Qualität steigt
Strikt ökonomisch, aber auch grundsätzlich ist der Einwand, dass der Nutzen für einen Spieler, Trinker, Raucher, Bordellbesucher eben ein Nutzen bleibt, dass also die Verbote viel Nutzen in der Gesellschaft vernichten, ohne neue Werte anzubieten. Noch ökonomischer ausgedrückt: Man vernichtet Verdienstmöglichkeiten und Eigentumsrechte massiv, welche Nutzer freiwillig finanzieren würden.

Verbote vernebeln Gefahren, weil niemand freie Erfahrungen sammeln kann, sie treiben den Konsum in den Untergrund, sie kriminalisieren eine Menge von Leuten, die keine notorishen Verbrecher sind. allein in den USA sitzen Zigtausende im Gefängnis, weil sie Verbote geggen Rauchen, Alkohol, Drogen und sexulle Praktiken missachteten. Ohne diese Verbote wären sie ein wenig randständig, aber unauffällig.

Die Besteuerung ist nicht immer wirksam: Sie stellt die Reichen frei. Auch macht sie den Staat zum stillen Teilhaber des Lasters. In der Schweiz profitiert er massiv vom Rauche, Saufen, Spielen. Die Belastung des Treibstoffverbrauchs heuchelt ökologische Ziele vor, geriet aber durch die Zweckbindung zum grössten Strassenbauprogramm aller Zeiten.

Die bedingungslose Existenz-Garantie der Bundesverfassung muss eingeschänkt werden. Dann erhalten "Selbstvernichter" oder konkursite Spieler nicht üppige Sozialhilfe bis ans Lebensende, sondern wässrige Suppe ud Wolldecke.
In den USA bekommt seit Präsident Clinton niemand mehr als fünf Jahre seines gesamten Lebens Sozialhilfe.
Durch seine Eingriffe weicht der Staat einer tiefergehenden Ursachenbekämpfung aus.
Beat Kappeler über das Buch "Prohibitions" des Institute of Economic Affairs in London, in der NZZaS vom 24.8.08, Seite 51.

geleveragte Wallstreet

Wie verdeutscht man dieses englische Verb "korrekt" in eine Adjektiv?
Wenn die Flut zurückgeht, zeigt sich, wer nackt geschwommen ist. Nun stellen wir fest, dass die Wall Street ein Nudisten-Strand war.
Warren Buffett auf CNBC am 22.8.08.

Sozialhilfe - 60% Eigenverschulden

60 Prozent der Sozialhilfeempfänger haben etwas mit der Erwerbstätigkeit oder mit dem Status von Alleinerziehenden zu tun. Dies ist aus ökonomischer Sicht deshalb zentral, weil hier das individuelle Verhalten eine grosse Rolle spielt. Oder anders gesagt: Erwerbslosigkeit und Alleinerziehung wurden anders als Geburtsgebrechen oder Schicksalsschläge von den Betroffenen bewusst «gewählt». In der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren wurden über 1000 Einheimische und 750 Ausländer finanziell unterstützt, verglichen mit 48 Schweizern und 67 Ausländern über 65! Gerade bei den jungen Erwachsenen besteht die Gefahr, dass sie mit der Sozialhilfe in eine mentale und finanzielle Falle gelockt werden, aus der sie sich später nur schwer wieder befreien können.
Silvio Borner über das Jahrbuch 2008 über Sozialhilfe der Stadt Basel in der WW33.08, Seite 18.
Eine bewusste Entscheidung, der Gesellschaft zur Last zu fallen - und "wir Sozialen" ermöglichen dieses asoziale Verhalten auch noch!

Schweizer Vermögensverwaltung

  • verwaltetes Vermögen in der Schweiz: rund 5000 Mrd. CHF --> Schweiz ist weltweit Nr. 1 im Vermögensverwaltungsgeschäft.
  • Anteil ausländischer Kunden: rund 60 Prozent
  • Weltmarktanteil an grenzüberschreitendem Vermögen: 30 Prozent
  • Jobs: 100'000 Bankangestellte, die Hälfte in der Vermögensverwaltung
  • Wertschöpfungsanteil des gesamten Finanzplatzes Schweiz: 45 Mrd. CHF --> 10% des BIP, 15% der direkten und indirekten Steuereinnahmen
--> Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft ist einer der wichtigsten volkswirtschaftlichen Ertragspfeiler unseres Landes.
Leo Gross in ICT in FinanceNr. 31.8.08, Seite 8ff.

Bundesratswahl durch das Volk

Die Abwahl von Christoph Blocher als Bundesrat war eine riesengrosse politische Dummheit. Ohne Not hat sich das eidgenössische Parlament damit in die Geiselhaft einer einzigen Partei, der SVP begeben. Befreier kann es sich jetzt ein Jahr später, nur noch, in dem es die Bedingungen seiner freiwillig gewählten Geiselnehmer akzeptiert und am kommenden Mittwoch Ueli Maurer wählt. (...) Ohne die entschärfende Einbindung in die Kollegialregierung droht der Rechtspoulismus mit seinen ätzenden Feinbildern in der Tat zur dominierenden Kraft im Land zu werden.
Martin A. Senn in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 19.
Im Parlament betreibt man Machtpolitik. Das verzerrt die politische Meinung des Volkes. Die Konkordanz ist nicht mehr aufrechtzuhalten. Lässt man der "post-Zauberformel-Ära" ihren Lauf über einige Amtsperioden, werden sich die beiden Pole gegenseitig zu verhindern wissen und der Bundesrat nur noch aus Mitteparteien bestehen. Es wäre eine logische Fortsetzung der Verengung der politischen Bandbreite von Volk über Nationalrat, Ständerat in den Bundesrat.

Will man aber keine blockierende Opposition, empfiehlt es sich, auch die SP und die SVP in den Bundesrat einzubinden. Da das Parlament dazu unfähig ist, ist die Bundesratswahl durch das Volk unumgänglich (und auch schon von beiden Polen vorgeschlagen worden.)

Verbote, Strafen und Vergeltung

Verwahrungsinitiative, Verjährungsinitiative, Kampfhundeverbot, Ausschaffungsinitative, Initiative gegen Waffengewalt, Raserinitiative ... der Volkswille geht derziet nur in eine Richtung: Verbote, Strafen und Vergeltung.
Michael Furger und Christine Brand in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 4f.

Strafjuristisch ist diese Entwicklung eine Katastrophe (...) Das Volk versteht offensichtlich nicht, welche Funktion das Strafrecht hat und wie es funktioniert. (...) Viele haben die Vorstellung, man könne über das Wtrafrecht Sicherheit produzieren. Das funktioniert aber nicht. Heute wird jede gesellschaftliche Problemsituation über Strafe definiert - dabei bringen härtere Strafen gar nichts. Hinzu kommt, dass viele Leute das Gefühl haben, im Strafprozess gehe es um Rache, die der Staat für sie ausübe. Dem ist aber nicht so.
Marcel Niggli im Interview mit Christine Brand in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 5.

Eine Tat, wie grausam sie auch ist, von allen Emotionen zu lösen, gehört zur Kernaufgabe dieses Systems und unterscheidet unser Rechtswesen von der Lynchjustiz.
Michael Furger in der NZZaS vom 7.12.08, Seite 21.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Geldflut --> Depression/Inlation

  • USD-Notenbank: 8000 Milliarden US-Dollars
  • Regierungen von Frankreich, Deutschland und Grossbritannien: rund USD 2200 Milliarden
  • Schweiz: USD 68 Mia.
  • EZB: USD 756 Mia., total gut 3000 Milliarden.
  • Konjunkturprogramm Obama: USD bis zu 860 Mia. versprochen,
  • die grossen europäischen Staaten zusammen rund: USD 120 Mia.
Die Zweifel sind mit recht gross, dass dies etwas bewirkt. Warum? Der jetzt ausgelöste Geld-Tsunami verschwindet entweder in einer globalen Depression, welche die Armutsquote nach oben treiben wird, oder wir dürfen eine Inflation erwarten, wie sie sonst nur in der Dritten Welt auftritt.
Klaus J. Stöhlker

Termine 2009

  • 1. Januar 2009: Die Schweiz wünscht Hans-Rudolf Merz gute Gesundheit in seinem Jahr als Bundespräsident.
  • 1. Januar 2009: Antrittsverlesen des neuen VBS-Chefs.
  • 20. Januar 2009: Barack Obama zieht als 44. US-Präsident ins Weisse Haus ein.
  • 28. Januar 2009: Das WEF tagt in Davos unter dem Titel «Shaping the Post-Crisis World». Februar
  • 8. Februar 2009: Die Abstimmung des Jahres in der Schweiz: Ja oder Nein zur Personenfreizügigkeit?
  • 12. Februar 2009: 200. Geburtstag von Charles Darwin, dem Begründer der Evolutionstheorie.
  • 10. Juli 2009: 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin, der Genf vorübergehend zu einem kleinen Gottesstaat gemacht hat.
  • 27. September 2009: Merkel gegen Steinmeier: Deutschland wählt. Oktober
  • 8. November 2009: Das Schweizer Bankgeheimnis, 1934 durch das Parlament in einem neuen Bankgesetz verankert, feiert seinen 75. und möglicherweise letzten Geburtstag.
Tagi-Magi

Mittwoch, 3. Dezember 2008

kleinste Systemeinheiten

  • Mathematik, Bombieri: Primzahlen, die Atome der Arithmetik
  • Sprachwissenschaft, Jakobson: Phoneme, die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Lauteinheiten: Laut --> Bedeutung
  • Ethnologie, Lévi-Strauss "Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft":
    Inzestverbot: Natur --> Kultur
Um Ordnung in das für Ethnologen normalerweise undurchdringlich Dickicht der Heiratsbräuche zu bringen, analysierte er in einem kühnen Schachzug diese Bräuche mithilfe der Regerln der von Roman Jakobson neu entwickelten strukturalen Sprachwissenschaft. Er behandelte das Inzestverbot wie Jakobson die Phoneme (...). Wie Phoneme Laut und Bedeutung verknüpften, verband das Inzestverbot Natur und Kultur.
Andreas Isenschmid in der Beilage "Bücher am Sonntag" der NZZaS vom 30.11.08, Seite 14.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Intrigisten: Gruppe 13

13: Quersumme von 12.12.07, dem Tag von Blochers Abwahl: Die Gruppe will die "Erbschaft des 12. Dezember bewahren".

10-20 Personen unter der Führung von Kurt Fluri. Weiter mutmasst die NZZaS:
  • Andreas Gross
  • Roger Nordmann
  • Andy Tschümperlin
  • Eric NussbaumerUeli Leuenberger
  • Christine Egerszegi
  • Dick Marty
  • Jacques Neirynck
  • Chiara Simoneschi
  • Barbara Schmid-Federer
  • Bruno Frick
  • etc.
Gross: Wie schon letztes Jahr werde die Dynamik des Parlament (sic!) unterschätzt. Die CVP könnte begreifen, dass sich ihr die historische Chance biete, den zweiten Bundesratssitz zu erobern - anstelle der SVP.
Laut Fluri will die Gruppe die Konkordanz neu definieren. Es geht um die Frage, ob die Bundesratssitze wie bisher nach Wähleranteilen verteilt werden (mathematische Konkordanz) oder ob die Bundesräte auch programmatische Mindesanforderungen erfüllen sollen (inhaltlich Konkordanz).
Markus Häfliger in der NZZaS vom 30.11.08, Seite 12.

Montag, 1. Dezember 2008

Zhu Jianqiang

Das Schwein Zhu Jianqiang (deutsch soviel wie "Sau stark") hat 36 Tage in den Trümmern des schweren Erdbebens in Südwestchina überlebt (abgehungert auf 50kg, einen Drittel des ursprünglichen Gewichts) und wurde damit zum nationalen Vorbild:
In der Krise sollte man ausharren und sich auf die eigenen Reserven verlassen können, statt gleich die Regierung zu rufen.
Shi Hanbing, Ökonom, in seinem Essay "Was Unternehmen von einem Schwein lernen"

Unverjährbarkeit

Die Initiative "Für die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kindern " wurde angenommen. Dies zeigt, dass es offensichtlich mehr betroffene gibt, als vermutet. Ich finde die Initiative trotzdem falsch. Unverjährbarkeit klingt stark nach: "Das werde ich Dir nie vergessen!" Dabei ist vergessen eine Tugend. Unser Hirn ist für das Vergessen konstruiert. Vergessen dient der geistigen, seelischen, Hygiene. Welch' Last wäre es, sämtliche Eindrücke stets mit sich herumtragen zu müssen?

Weiter ist die Initiative juristisch unpräzis:
  • Was heisst Kinder - Jugendliche - junge Erwachsene?
  • Was sind sexuelle oder pornographische Taten?
Ansonsten bin ich im grossen und ganzen zufrieden mit dem Abstimmungssonntag: Obwohl ich für die Hanfinitiative gestimmt habe (freie Drogen für freie Bürger ;-) und es nicht verstehe, dass sich (Umweltschutz-)Verbände nun über Volksentscheide (den Souverän) hinwegsetzten dürfen. Ich freue mich über die Ohrfeige an die AHV-Abzocker und über das neue Stadion für amade.

Enarchie

Einige wenige "sehr grosse Schulen" formen die Elite der französischen Nation. Wer sie besucht und in den vorderen Rängen abschliesst -, hat Spitzenposten in Politik, Verwaltung oder Wirtschaft auf sicher. Die exklusivste von allen ist die Ecole nationale d'administration, die ENA.
Zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung gibts die "classes préparatoires", welche letztes Schuljahr von 77'600 Abiturienten besucht wurde (5 Prozent der betreffenden Altersklasse).
  • Es gibt 440 "grandes écoles": Ecole polytechnique, Hautes Etudes commerciales, Ecole normale supérieure...
  • 80 Auserwählte bestehen jährlich die Aufnahmeprüfung zur ENA.
  • Nach Eintritt, beginnt der typische Student, sein Leben zu leben.
Während der Jahre in der Tretmühle der "classes préparatoires" ist "Privatleben" ein Fremdwort. Die verspätete, aber umso heftigere Jugendwildheit der Absolventen von Eliteschulen istnotorisch. Viele fangen erst mit 20 an, Schule zu schwänzen, zu flirten oder zu trinken - dann aber umso intensiver.
  • Kritiker meinen: Die ENA bestehe lediglich aus einer Aufnahmeprüfung und einer Abschlussprüfung.
Marc Zitzmann in der NZZaS vom 30.11.08 Seite 29.

Donnerstag, 27. November 2008

für einen schlanken Staat - auch in der Krise

Staaten sind problematische, wenn auch notwendige Machtansammlungen, denen wir misstrauisch begegnen müssen. Staaten wirtschaften auf Der schlechter als die erfolglosesten Unternehmen. Je grösser der Apparat, desto schwächer der Bürger. Von den zahllosen Konjunkturprogrammen, die angekündigt werden, sollten wir auf der Hut sein. In Wirtschaftskrisen müssen die Bürger gestärkt werden, nicht die Beamten oder die Politiker. Steuersenkungen bleiben zwingend.
Roger Köppel in der WW48.07, Seite 5

planwirtschaftliche Strukturerhaltung

[Die finanzielle Hilfe des Staates] wird zu einer Fortsetzung des Missmanagements mit anderen Mitteln führen. (...) Die unheiligste aller Allianzen, die Allianz zwischen Staat und Grosswirtschaft, breitet sich aus wie eine Krankheit.
Roger Köppel in der WW48.07, Seite 5

Verschiebung Politlandschaft Schweiz

Quelle: Michael Hermann in der Rundschau auf SF1 vom 26.11.08

Mittwoch, 26. November 2008

Anstand: Zufluchtsort der Kritikunfähigen

Wer Kritik äussert, verstösst gegen die vorherrschende Gesinnung
Besonders beliebt ist, die Gesinnung unter den Begriffen Menschenrechte und Völkerrecht – wohl zwei ehrenwerte Sachen – zu überwachen. Noch schicker ist es, einem anders Gesinnten eine Klage wegen Verletzung der Rassismusstrafnorm anzuhängen.
Oder man übergeht Kritik durch das Pochen auf Anstand:
Man will den Inhalt der Forderungen, die politische Botschaft und die Kritik ersticken mit dem Vorwurf von Stil, Unanständigkeit und Minderwertigkeit!

Das heutige deutsche Wort "Anstand" ist abgeleitet vom Verb "anstehen", "stehen bleiben".

Das Warten geschieht nicht immer aus "anständiger" Rücksicht. Es kann seinen Grund auch in Unentschlossenheit haben, in Bequemlichkeit, "Feigheit vor dem Feind" – oder auch im mehr oder weniger bösartigen Bestreben, den Anderen warten zu lassen.

[Mit der political correctness, der] Doppelzüngigkeit der politischen Sprache kann man die systematische Vernebelung der Motive des politischen Handelns besonders gut verdecken. Zur Eigenart des verkommenen Politikers gehört es, im Kostüm des Biedermannes und des "Gutmenschen mit ethischem Niveau" zu erscheinen, der um seines Nächsten willen zurückstehen, abwarten, eben "anstehen" kann und darum immerzu "Anstand" bewahrt,

Ich habe in meinem Leben oft mehr unter der salonfähigen Verlogenheit – die jedermann als anständig empfand – als unter dem direkten Wort gelitten. Der englische Dramatiker George Bernhard Shaw sagte nicht ganz zu Unrecht: „Anständigkeit ist die Verschwörung der Unanständigen mit dem Schweigen.

Aber zu oft verschanzt man sich hinter Anstandsfragen, um nicht auf berechtigte Anliegen eingehen zu müssen. Man vermeidet aus Anstand zutreffende Kritik oder das Ansprechen von Unangenehmem. Um vermeintlich anständig zu sein, lässt man dem Unrecht seinen Lauf. Die schonungslose Darstellung der Realität, der Lebenswirklichkeit wäre die wohl wichtigste Aufgabe der Politik.

Die Erinnerung an den Ustertag sollte uns alljährlich aufzeigen, wie gross die Gefahr einer Kluft zwischen Regierenden und Regierten werden kann. Und die Politiker aller Zeiten sind aufgefordert, sich den Bedürfnissen der Allgemeinheit nicht mit Stil- und Anstandsvorwürfen zu entziehen, sondern sich der Lebenswirklichkeit zu stellen.
Christoph Blocher anlässlich der Ustertagsfeier vom 23. November 2008 in der Kirche Uster

Montag, 24. November 2008

Kritik an der Schweizer Blogosphäre

Die Schweizer Online-Welt ist ähnlich fromm geworden, wie es die Welt der Presse schon von jeher war. Das Netz ist mittlerweile so politisch korrekt wie die Leserbriefe im Lokalblatt. Sogar die Blogs, die früheren ungezogenen Kinder des Netzes, übertreffen sich inzwischen an gebremster Zivilisiertheit und unverbindlicher Banalität.

Bei uns sieht das düsterer aus. Es gibt in der Eidgenossenschaft keinen frechen Polit-Blog, keinen gutgemachten Wirtschafts-Blog und keinen flotten Unterhaltungs-Blog. Vergleichsweise mickrige Schwachstrom-Blogs wie jene von Moritz Leuenberger und Kurt Aeschbacher gehören zu den Angeboten mit dem höchsten Beachtungsgrad.
Kurt W. Zimmermann in der WW40.08, Seite 29.
Da freut sich der Leser doch umso mehr über einen etwas würzigeren Blog... :-D

Achmadinedschads Vorbehalte gegenüber Zionisten

Achmadinedschad sprach vor der UNO-Vollversammlung:
Auf der einen Seite, belehrte er die Delegierten aus aller Welt, stünden «die Würde, die Integrität und die Rechte der amerikanischen und europäischen Völker» und auf der anderen Seite deren ewiger Feind: «die kleine, aber hinterlistige Zahl von Leuten namens Zionisten».
Obwohl sie nur eine unbedeutende Minderheit seien, «beherrschen sie in einer tückischen, komplexen und verstohlenen Art und Weise einen wichtigen Teil der finanziellen Zentren sowie der politischen Entscheidungszentren einiger europäischer Länder und der USA». Zionistische Juden seien weltweit derart einflussreich, dass selbst «einige Präsidentschafts- oder Ministerpräsidentschaftskandidaten gezwungen seien, diese Leute zu besuchen, an ihren Zusammenkünften teilzunehmen und ihnen Treue zu schwören, um finanzielle und mediale Unterstützung zu erhalten».
Doch auch «die grossen Völker Amerikas und verschiedene Nationen in Europa» seien im jüdischen Griff: Sie «müssen einer kleinen Zahl habgieriger und aggressiver Leute gehorchen. Obwohl sie es nicht wollen, überlassen diese Nationen ihre Würde und ihre Ressourcen den Verbrechen des zionistischen Netzwerks.»
Matthias Küntzel in der WW40.08, Seite 19.
Danach ging er noch zu Larry King und gab der New York Times ein Interview.

Unterschichten-Look

Der Look leitet sich aus den Schwarzenghettos ab, aus der Welt der Drogenhändler, Stricher und Auftragskiller, die in riesengrossen 4x4-Autos amerikanischer Bauart auf Kundschaft oder einen Anruf aufs diamantenbesetzte Handy warten. Auch 50 Cent trägt diesen Look hartnäckig, obwohl er mit seinen sechs Alben und zahllosen weiterem Gangsta-Schrott Hunderte von Millionen von Dollars verdient hat und sein Leben, abgesehen vom Stil wohl nichts mehr mit Unterschicht zu tun hat.
Jeroen von Rooijen in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 90.

Nassim Taleb: Der Schwarze Schwan

Taleb ist im Libanon aufgewachsen, studierte in Paris angewandte Mathematik, bevor er an der Elite-Universität Wharton seinen MBA macht. BWL, diesen "Quatsch", hält er nicht länger aus... Er entdeckt eine systematische Unterbewertung von Put-Optionen und als am 19. Oktober 1987 der Dow Jones um 22 Prozent fällt, macht er auf einen Schlag Millionen. Er nennt es sein "Fuck you"-Money.
Angenommen, Sie sind eine Weihnachtsgans. Tag für Tag, über Monate, werden Sie gefüttert. Sie müssen nichts dafür tun, nur fressen, und für Sie ist es offensichtlich, dass die Menschen Ihnen gutgesinnt sind. Wichtiger: Mit jedem Tag festigt sich diese Erkenntnis. Sie wird zur Gewissheit, dann zur unumstösslichen Wahrheit. Schliesslich kommt der Weihnachtsabend, und Sie werden geschlachtet. Aus der Sicht der Gans ist Weihnachten ein "Black Swan" – ein Ausreisser des normalen Ablaufs mit verheerenden Konsequenzen, der unmöglich aus der Vergangenheit abgeleitet werden konnte.

Die Welt ist voller "Schwarzer Schwäne": Epidemien, Kriege, der 11. September, Börsenblasen und -crashs. (...) "Schwarze Schwäne" kommen häufiger vor, als wir denken, und sie haben grössere Auswirkungen, als wir uns vorstellen können. Sie entziehen sich der Vorhersage, und rückblickend überraschen sie durch ihre scheinbare Zwangsläufigkeit.

Medien sind der Gipfel der Irrelevanz. Sie bieten keinen predictive value [Prognosewert], der es einem ermöglichen würde, bessere Entscheidungen zu treffen.
Woher hat er seine Ideen? Aus seiner Bibliothek:
10 000 Bücher. In Griechisch, Lateinisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch, Arabisch und Englisch. Er liest sie alle im Original. Philosophie, Mathematik, Belletristik, Medizin, Geschichte. Nassims Helden sind die Freigeister wie Sextus Empiricus, Montaigne, Spinoza, Hume, Rousseau, Paracelsus, Mandelbrot – Denker, die Wissensgebiete nicht nur beackerten, sondern gleich selbst erschufen. Praktiker, sagt Nassim. "Die wirklichen Durchbrüche kommen nie aus den Universitäten."


Ein Tag mit Taleb ist ergiebiger als ein Semester an der Universität St. Gallen.
Rolf Dobelli über Nassim Taleb in der WW40.08, Seite 42f.

Autobranche

Ein Kollaps der Detroiter Autoindustrie hätte dramatische Folgen für die Wirtschaft. Sollten die taumelnden drei Giganten ausfallen, gingen nächstes Jahr fast drei Millionen Arbeitsplätze verloren, schätzt David Cole vom Center of Automotive Research. Der Experte berücksichtigt dabei auch die Folgepleiten zahlreicher Zulieferer. Selbst die Liquidierung eines einzigen Unternehmens würde laut Cole 2.5 Millionen Arbeitsplätze kosten. Im Gliedstaat Michigan wären die Folgen verheerend. Wie keine andere ist die Region um Detroit von der Autoindustrie abhängig. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 8,7% schon jetzt weit über dem Landesmittel. Auch für Washington hätte eine Isolvenz unangenehme Folgen. Der Ökonom Behravesh beziffert die Kosten bei einem Kollaps von GM auf mindestens 200 Mrd. USD. "Der Staat müsste bei Pensionsplänen und Krankenversicherungen einspringen, ausserdem wären Hilfen für Michigan unausweichlich"
Sebastian Bräuer in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 37.

Die Automobilindustrie ist Deutschlands wichtigste Branche, die gut 10% der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt. 2007 setzten die Autohersteller 290 Mrd. EUR um, 7% mehr als 2006. Dazu kamen 76 Mrd. EUR Umsätze bei Zulieferern sowie 12 Mrd. EUR in verwandten Industrien. Im August 2008 zählte die Branche 763'000 Beschäftigte, rund 40% davon bei Zulieferern. Direkt oder indirekt hängt jeder 7. deutsche Arbeitsplatz vom Automobilbau ab.
Susanne Ziegert in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 37.

Enrico Bombieri

Zu den Forschungsschwerpunkten Enrico Bombieris gehört die sogenannte Riemannsche Vermutung, welche die Welt der Primzahlen ["die Atome der Arithmetik"] mit der Welt der komplexen Zahlen verknüpft. Letztes Wochenende bekam er den Ehrendoktortitel der ETH Zürich.
Beim Eintritt in die Universität konnte Enrico Bombieri bereits eine erste Publikation vorweisen. Mit 23 war er Doktor, mit 25 Professor in Cagliari und ein Jahr später an der Elite-Uni in Pisa. Als er 34-jährig die Fields-Medaille erhielt, die höchste Auszeichnung in der Mathematik, zögerte auch das Institute for Advanced Study (IAS) in Princeton nicht länger und bot ihm eine Forschunsprofessur auf Lebzeit an.
André Behr in der NZZaS vom 23.11.08, Seite 73.

Sonntag, 23. November 2008

Raser Risikogruppe

Insbesondere bei auffälligen Junglenkern sollten die Ämter zudem viel früher eingreifen und Auflagen wie Beschränkungen oder die Installation von Fahrtenschreibern anordnen können. Die Risikofaktoren sind bekannt: männlich, unter 25, Herkunft Balkan und Türkei.

Haben wir richtig gehört? Diese Aussage wird bei der Rassismuskommission und Ihren Genossen für rote Köpfe sorgen.

Überhaupt nicht. Wir müssen die Dinge zur Kenntnis nehmen, wie sie sind - wir dürfen sie nur nicht verdrehen. Man kann jene Mehrheit, die sich korrekt verhält, nicht verantwortlich machen für die kleine Minderheit, die sich um die Regeln foutiert.
Daniel Jositsch, SP-Nationalrat, im Interview mit Alex Baur in der WW47.08, Seite 38.
  • Cemal A.: 18, bis vor kurzem ohne Lehrstelle und arbeitslos
  • Verdan B.: 18, bei der Lehrabschlussprüfung wegen Zuspätkommens durchgefallen
  • Nekti T.: 18, unterwegs mit dem Audi seines Vaters, arbeitslos aufgrund von "Nackenschmerzen"
...lieferten sich ein Rennen mit tödlichem Ausgang...
Wenn wir die drei Täterprofile betrachten, liegt das Problem weniger auf der Strasse als in einer verfehlten Einwanderungspolitik.

Das Verkehrsverhalten passt ins allgemeine Bild: Ob bei Gewalttaten, IV-Missbrauch oder Sozialbetrug - überdurchschnittlich viele (Balkan-)Immigranten foutieren sich um unsere Regeln und Normen.
Christoph Mörgeli in der WW47.08, Seite 40.

Samstag, 22. November 2008

wirtschaftlich denkende Politiker

Von einer Industrie konservativen Denkens in der Schweiz zu sprechen, wäre übertrieben. Aber eine Art KMU hat sich in den letzten Jahren ebenfalls herausgebildet. (...) Das Übergewicht an Ökonomen im politischen Diskurs ist kein Zufall. Wirtschaftskompetenz ist ein entscheidendes Merkmal des konservativen Intellektuellen. Sein Charme besteht darin, dass er sein ökonomisches Wissen mit dem Hedonismus der sexuellen Revolution verbindet und das Ganze mit einer kräftigen Dosis Staatsverdrossenheit würzt. Der Sado-Monetarist ist kein verbohrter Blut-und-Boden-Ideologe. Er ist weltgewandt und gebildet. Er lässt seine Vorgänger im wahrsten Sinn des Wortes alt aussehen. Was ist verstaubter als ein in die Jahre gekommener 68er, der von seiner Aktivzeit an den Demos erzählt?
Philipp Loepfe im Tagi-Magi vom 21.11.08.
Hoffentlich haben wir einen vernünftigen Realismus in der Politik und nicht irgendwelche linken Träumereien. Unsere Existenzberechtigung ist der wirtschaftliche Mehrwert. Solch negative Formulierungen können nur in einem roten Magazin erscheinen...

durchschnittliche Vergütungen

Einige ausgewählte "Personalkosten pro Mitarbeiter 2007 in CHF":
  • UBS: 296'768
  • Credit Suisse: 337'193
  • Julius Bär: 348'621
  • Sarasin: 269'487
  • Vontobel: 341'148
  • Nestlé: 60'981
  • Roche: 136'977
  • Novartis: 114'847
  • Holcim: 51'004
  • Swatch: 70'873
  • Lindt&Sprüngli: 76'530
  • Sulzer: 81'774
  • Ciba: 114'648
Werden die durchschnittlichen Personalkosten dermassen nach oben gezogen, weil es eine Spitze gibt, die kräftig absahnt?

Unter der Prämisse, dass bei den Grossbanken UBS mit 83 500 Mitarbeitern und Credit Suisse mit 48 000 Mitarbeitern jeweils 100 Manager durchschnittlich 10 Mio. Fr. pro Jahr und 1900 (UBS) beziehungsweise 1500 (CS) Manager durchschnittlich eine Million Fr. verdienen, betragen die Lohnkosten der übrigen Mitarbeiter noch immer durchschnittlich 268 500 (UBS) und 295 000 Fr. (CS).
Carmen Gasser in der WW47.08, Seite 33.

Donnerstag, 20. November 2008

neue Weltwoche Website

Anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums hat die Weltwoche auch eine neue Website bekommen. Mir gefällt sie - sämtliche Artikel sind abrufbar (wenn man einen Login hat) und können diskutiert werden. Die alte Seite bestand seit 7 Jahren und wurde langsam eine gestalterische Zumutung:
In diesem Jahr folgte dann eine für das iPhone optimierte Version der Weltwoche:


Und jetzt das, ist ein Besuch wert - diesmal ausnahmsweise auch aus gestalterischen Gründen :-)

Levrats Kriterien an einen Bundesrag

  1. Bekenntnis zum Rechtsstaat ablegen, "Es ist ausgeschlossen, einen Kandidaten zu wählen, der zum Beispiel der Minarettinitiative zustimmt."
  2. respektiert Gewaltentrennung: Wer gegen Gerichtsurteiole wettere und Richter verunglimpfe, sei nicht wählbar.
  3. akzeptiert das internationale Recht
  4. kollegiales Verhalten
Markus Häfliger in der NZZaS vom 16.11.08, Seite 12.
Dies dürfte von der Liste der Vorbehalte gegen Blocher abgekupfert sein. Je nachdem aber, wie man diese Kriterien auslegt, könnte man so wohl jeden Bundesrat hinterfragen. Diese Kriterien sind nichtsaussagend und verschleiern wahre ideologische Motive der SP zur Bundesratswahl. Sie will eben doch nicht, dass "sämtliche entscheidenden Kräfte proportional im Bundesrat vertreten sind."

Mittwoch, 19. November 2008

Konkordanz ist eine Farce

Die Konkordanz ist eine Farce. Sie soll die kompormissbereite Kultiviertheit des Bundesrates widerspiegeln. Damit träumt man an der Realität vorbei. Als ob ein SPler wirklich einen SVPler in diesem höchsten Amt möchte, oder umgekehrt. Diese Scheinkollegialität dient lediglich der Bewahrung des eigenen Anspruchs. Die Konkordanz gehört beendet. In diesem besseren Fall würden nur noch Politiker der Mitteparteien CVP und FDP gewählt, was stabilisierend wirken würde. Meinungen der Pole verursachen viele Grundsatzdiskussionen und sind der schnellen und massvollen Entscheidungsfindung oft nicht dienlich.

Wollte man wirklich die Konkordanz aufrecht erhalten, müsste die Bundesratswahl durch das Volk her. Das Parlament ist zu anfällig für Intrigen, unheilige Allianzen und Machtpolitik. Es ist eine Frechheit und Widerpsruch, dass Parteien damit beginnen Anforderungen an die Kandidaten anderer Parteien zu stellen: Entweder will man die Politik einer Partei im Bundesrat oder nicht.

Flüchtlinge aus Afrika auf den Kanaren

Die Flucht im Boot dauert 6 Tage, über den tobenden Atlantik mit bis acht Meter hohen Wellen, schutzlos der sengenden Sonne ausgeliefert, die Nahrung und das Essen werden knapp, viele Mitreisende sterben. Für die Überfahrt verlangen Schlepperbanden rund 1000 EUR
  • 2006 kamen fast 32'000 Afrikaner illegal auf den Kanaren an
  • oft aus Marokko, Mali und Senegal
  • Im laufenden Jahr bisher nur knapp 8000
Minderjährige werden von Spanien kaum abgeschoben:
  • Der Anteil Minderjähriger unter den Bootsflüchtlingen steigt
  • bis 2005: 250-300 Kinder pro Jahr
  • im laufenden Jahr: bis jetzt fast 900
  • Gegenwärtig wohnen fast 1600 Kinderflüchtlinge in den Auffanglagern auf den Kanaren.
Cornelia Derichsweiler in der NZZaS vom 16.11.08, Seite 24.
Wir können doch nicht die Kanarischen Inseln mit den Kinndern Afrikas übersäen.
Inés Rojas, kanarische Jugend- und Sozialministerin

Gefängnisausbruch, Basics

Aus einem Gefängnis in Willich ist ein Häftling ausgebrochen. Er hat sich in einem Pappkarton versteckt und quasi selbst per Spedition verschickt. Außerhalb der Anstaltsmauern schlitzte er den Karton und die Plane des Lkw auf und sprang unbeobachtet von der Ladefläche. (RTL)

somalische Piraten

Live Piracy Map 2008 vom International Maritime Bureau


Stossend, diese Situation, v.a. die zunehmende Häufigkeit der somalischen Piraterie. Es herrscht Handlungsbedarf. Entsprechende Fregatten stünden in diesem Raum bereit, doch mit deren Eingreifen gefährden sie das Leben der Geiseln. Also wird schön brav Lösegeld bezahlt. Schon sehr frech von diesen Piraten: Ich würde beinahe zu einer schnellen und blutigen "Lösung" neigen...

Hier möchte ich auch das nwort verwenden, und zwar in diesem abschätzigen Sinn, wie es hier angemessen wäre. Doch das ARG der Schweiz verbietet es mir. Wir haben keine freie Rede.

falsche Kinderärztin

In Deutschland wurde eine 34-jährige Frau verurteilt, weil sie teilweise ihre Diplome auf dem Weg zur Ärztezulassung gefälscht hat:

Ihr Leistungsausweis "Qualifikationen":

Ihre Arbeitszeugnisse musste Cornelia E. nicht fälschen. Sie wurde überhäuft mit Lob und Anerkennung.

Cornelia E. brachte fast alle Voraussetzungen mit, eine ausgezeichnete Ärztin zu werden. Die zierliche, eloquent formulierende Frau strahlt Wärme aus. Sie war immer mit Leidenschaft bei der Sache: Menschen in Not zu helfen, am liebsten Kindern, ihnen die Angst zu nehmen und sie stattdessen zuversichtlich zu stimmen - es gibt niemanden, der mit ihr zu tun hatte, der nicht des Lobes voll wäre über ihre Arbeit und ihre Zuwendungsfähigkeit.

Sie beeindruckte Vorgesetzte mit Fachwissen und angenehmem Auftreten, sie arbeitete mit großem Fleiß und Erfolg wissenschaftlich, sie verhielt sich stets kollegial und trat medizinischem Hilfspersonal gegenüber nie anmaßend oder besserwisserisch auf. Kurz: Sie hätte eine ausgezeichnete Ärztin werden können.
Doch, der Stolperstein:
In Hamburg fing sie 1994 mit dem Medizinstudium an. Ihr Abiturnoten-Durchschnitt reichte dafür erst nicht aus, doch mit dem sogenannten Medizinertest schaffte sie es. Schon an der ersten Prüfung nach vier Semestern, dem Physikum, scheiterte sie. Der nächste Versuch gelang ebenso wenig wie der dritte. "Mir lag das Multiple-Choice-Verfahren gar nicht", sagt sie heute, also das Ankreuzen der richtigen Antwort.
Wegen ein paar Kreuzchen wird sie von ihrer Leidenschaft ferngehalten.
In den Medien wurde Cornelia E., als sie Sache publik wurde, als "tragischer Fall" bedauert: Sie wurde dargestellt als eine geborene geniale Ärztin, die von törichten Vorschriften zu Fall gebracht wird. Es wurde an der Prüfungsordnung gezweifelt, die gerade manchem hochtalentierten Medizin-Studenten angeblich im Wege stehe und so fort.
Gisela Friedrichsen im Spiegel

Montag, 17. November 2008

Rache Allahs?

Irak? Afgahnistan? Nene, L.A. "Die Rache Allahs"? :-)

neues UBS-Bonusmodell

  • UBS-Aktien erhalten die Topmanager erst nach drei Jahren
  • bei der variablen Barvergütung wird zunächst maximal ein Drittel ausbezahlt.
  • Der grössere Anteil der variablen Barvergütung werde in einem Sperrkonto einbehalten und bleibe den künftigen Geschäftsrisiken ausgesetzt,
  • Den Aktionären wird aber ab 2009 eine Konsultativabstimmung über die Grundlagen des Vergütungsmodells in Aussicht gestellt.
  • Ab 2009 erhält der Verwaltungsratspräsident keine variable Vergütung mehr. Er erhält stattdessen ein fixes Honorar in bar und eine fixe Zahl an Aktien, die über vier Jahre gesperrt sind.

UBS-Präsident Peter Kurer schätzt, dass zwei bis drei Prozent aller UBS-Mitarbeiter vom neuen Bonus-Malus-System betroffen sein werden.
swissinfo

Ist das die Zukunft und droht in den nächsten Jahren sämtlichen MNE?

Die Exzesse an der Spitze sind teilweise schon extrem. Doch sind sie so schwierig zu bekämpfen, wie Steuererhöhungen für die 5% reichsten US-Amerikaner durchzusetzten waren: Doch so einige träumen davon, auch mal in dieser Position sein zu können...

Bankenmodelle

Wir stehen am Anfang einer neuen Weltfinanzordnung. In Zukunft wird es Weltbanken geben. Bisher waren die grossen Finanzkonzerne amerikanisch und nicht wirklich international. Das änder sich nun. Bei den neuen Megainstituten wird da das Aktionariat vollständig globalisiert sein.
Bénédict Hentsch im Interview mit Claude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 40f.

Das Universalbankensystem ist per se nichts Schlechtes. Die Schweiz und unsere Banken sind dafür jedoch ungeeignet. Wir haben seit je eine risikoscheue Kultur. Was wir an Risiken nicht wollen, versichern wir. Darum haben wir so grosse Versicherer. Das ist die Furcht unserer Kultur. Wir sind Horter und Verteidiger. Die Schweiz ist ein Safe, und fertig.
Bénédict Hentsch im Interview mit Claude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 40f.

Heinz Wuffli

  • Vater von Peter Wuffli
  • 1967: Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA)
  • 1977: Präsident der Generaldirektion
Millionenskandal bei der Kreditanstalt
15.4.1977 in "Die Tat"

SKAndal: nun zittern die Gnomen
"Die Tat" unter Chefredaktor Roger Schawinski
Ein SKA-Filialleiter hatte in Chiasso im grossen Stil Gelder veruntreut und einen Millionenschaden angereichtet - und dem "Chiasso-Skandal" den Namen gegeben.
Chlaude Baumann und René Lüchinger in der WW46.08, Seite 38f.
...und nun zahlt Peter Wuffli 12 Mio. zurück.

Helg Sgarbi

  • *1965 als Sohn eines Direktors der Firma Sulzer
  • Kindheit in Brasilien
  • 1978: kommt nach Winterthur
  • 1992: Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften, Uni ZH
  • Einstieg bei der Kreditanstalt, schnell in eine Kaderposition
  • 1995: befördert zum Oberleutnant
  • 1997: aus "medizinischen Gründen" vom Dienst suspendiert
Helg gab jedem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein; er hat die Leute in Sekundenschnelle gescannt und ihre Schwachstellen erkannt.
ein Arbeitskollege im "Spiegel"

Zweifellos ist Helg Sgarbi mit herausragenden Talenten gesegnet. Nach dem Abgang bei Sunrise betreibt der Mann, der sechs Sprachen beherrscht, ein Übersetzungsbüro in siner Wohnung. Mag sein, dass ihn die Arbeit unterfordert. Es würde ins Bild des Betrügers passen. Dass Wirtschaftskriminelle oft dieselben Fähigkeiten aufweisen wie Topmanager, diese aber nicht sinnvoll einsetzen können, gilt als gereichtsnotorisch.
Alex Baur in der WW46.08, Seite 26ff.

besitzergreifendes Deutschland

In Deutschland besitzt der Staat seine Bürger, in der Schweiz die Bürger den Staat.

Freitag, 14. November 2008

Errungenschaften der "Koalition der Vernunft"

Was brachte "die Koalition der Vernunft" der 90er-Jahre, in der beschämenderweise auch die FDP mitgewirkt hat?
  • Staatsquote: 30.0% (1990) --> 36.9% (2005)
  • Verschuldung des Bundes: 38.5 Mrd. CHF (1990) --> 130.3 Mrd. CHF
  • Ausgaben für soziale Wohlfahrt: 64.5 Mrd. CHF (1990)--> 129.6 Mrd. CHF (2005)
Christoph Mörgeli in der WW46.08, Seite 22.

Donnerstag, 13. November 2008

Bedingungen für Schmid Nachfolge?!

Was, Bedingungen?! Hält die Regierung an der Konkordanz fest, müssen zwei Leute, welche strikt das SVP-Parteiprogramm vertreten in den Bundesrat Einsitz nehmen. Nix da von wegen "bilateralen Weg fortführen", etc..

Nein, Konkordanz bedeutet, dass die grössten politischen Kräfte entsprechend ihrem Wähleranteil im Bundesrat vertreten sind: 30% SVP --> 2 Sitze. Keine Diskussion.

Doch wie es schon bei der Blocherabwahl oder dem Schnüren des "bilateralen Weg-Personenfreizügigkeit"-Paketes gezeigt hat, ist die gegenwärtige Bundesversammlung sehr anfällig auf Intrigen.



Der SVP wirds inoffiziell recht sein: Sie stellt Blocher, fällt damit durch, bleibt die nächsten Jahre während der Rezession in der Opposition, die importierten Arbeitskräfte fallen zu Hauf dem Schweizer Sozialsystem zur Last und die SVP kann sich damit gegenüber der Regierung profilieren. Dann kommt eine neue Wahl, der Wirtschaft geht es wieder besser, die SVP ist 2011 wieder im Bundesrat und beweist, "dass sie die Lösungen schon lange gekannt und bereit gehabt hätte." Das Lob für den Aufschwung streicht sie ebenso ein wie die Zustimmung über die "verfehlte Amtsführung" der Regierung in der Rezession.

Konkordanz, wirklich?

[Die zwei BDP-Bundesräte bestätigen, dass nicht mehr] die Repräsentanz aller wesentlichen politischen Kräfte das Ziel der Regierungsbildung ist, sondern die Uniformität eines «Teams». (...) Idealerweise müsste der neue Bundesrat/die neue Bundesrätin aus den Reihen der BDP stammen und könnte - weil Konformität wichtiger ist als Profil - Ursula Haller, Hans Grunder oder auch Werner Luginbühl heissen. Konsequenter allerdings wäre der erstmalige Einbezug der Grünen in die Landesregierung: Die politische Fahrtrichtung Berns würde so klar sichtbar.
Urs Paul Engeler online auf weltwoche.ch

Schmid - Instrument des Parlaments gegen die SVP

Samuel Schmid ist kein Bundesrat der Sympathie, kein kometenhafter Aufsteiger, kein Faszinierer, kein Magistrat auch, der von einer Berner Welle der Begeisterung ins hohe Amt gespült wurde. Samuel Schmid ist Bundesrat aus kühlem politischem Kalkül. Er ist der Berufspolitiker, der sich dem Parlament offen als SVP-interne Speerspitze gegen Blocher angedient hat. Das war sein Programm. Das ist nun seine Funktion.
Die Weltwoche am 6.12.2000

Mittwoch, 12. November 2008

Papier- und Unternehmer-Aktionäre

Man muss zwischen Papier-Aktionären und Unternehmer-Aktionären unterscheiden. In den USA werden jährlich neunzig Prozent der Aktien umgeschichtet. Diese «Investoren» sind nicht Share-Holder, sondern Share-Turner. Man sollte Papier-Investoren das Stimmrecht entziehen. Wenn man an der Bestellung des Verwaltungsrats mitwirken will, soll man die Aktien für die Amtsdauer halten müssen. Wer aber seine Aktien sofort verkaufen will, was ja erlaubt sein soll, sollte nicht mitwirken dürfen bei der Bestellung der Organe. Papier-Investoren sind Leute, die Aktien kaufen, weil sie an die Performance des Papiers glauben, nicht an das Unternehmen. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ein wirklicher Aktionär ist Eigentümer, der genau dann bleibt, wenn es dem Unternehmen schlechtgeht.
Fredmund Malik im Interview mit Carmen Gasser in der WW45.08, Seite 54ff.

Talfahrt

Kaum ist der berühmteste Hedge Fund-Manager der Schweiz in den VR der UBS gewählt worden [Rainer Marc-Frey], fällt ihm nichts besseres ein als alle seine UBS-Aktien mit Verlust zu verkaufen. Begründung: Das ist mein Totalausstieg aus dem Aktienmarkt. Was sollen nun die anderen Aktionäre der UBS denken? Sollen sie dem Beispiel von Rainer-Marc Frey folgen? Immerhin sollte er wissen, weshalb er den UBS-Aktien misstraut. Und er will sogar “aus allen Aktien aussteigen”. Die UBS-Berater sollen aber ihren Kunden den gezielten Einstieg in Aktien empfehlen. Wie ist dieser Widerspruch lösbar?
Klaus J. Stöhlker

  • Deflation: Steuereinnahmen werden um 20 bis 40 Prozent sinken.
  • in den nächsten Monaten: Erholung in der Grössenordnung von 30 bis 50 Prozent: [Wenn man meint, alles sei überwunden und man könne weitermachen wie bisher] wird das Debakel erst beginnen. So war es noch jedes Mal, wie uns die Finanzgeschichte zeigt. Von November 1929 bis April 1930 hat sich der Down Jones nach dem Crash um die Hälfte erholt. Danach hat erst die wirkliche Talfahrt begonnen.
  • Die Krise wird erst 2012 überwunden sein.
  • In Wirklichkeit ist es so, dass man einen Alkoholiker mit Schnapps therapiert. Es hilft, wenn er zittert, aber es heilt nicht den Alkoholismus.
  • Pervertierung der Shareholder-Value-Philosopie, dieser ist Kindergarten, sehr einfach: Man schraubt das Marketing runter, investiert nichts mehr in die Ausbildung, drosselt die Innovationen. Kurzfristig steigt der Gewinn.
  • Eigentlich müssten die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, die Wettbewerbsfähigkeit und der Kundennutzen oberstes Gebot sein.
  • Lösung: eine riesige Müllabfuhr, Consultants, die am alten Denken festhalten, rausschmeissen, Organisationsstrukturen wie die Matrixorganisation, die nur eine Behinderung darstellt, das Controlling vergbessern, Finanzkennziffern wie das Ebitda verbannen, dafür das von mir vorgeschlagene EAE, earnings after everything, einführen, Reservern bilden und mit dem Transparenzsput aufhören. Wiso soll ich als Unternehmen meine m Konkurrenten auf einer Roadshow meine Strategie aufdecken? Zudem sollten die Recht der sogenannten Investoren eingeschränkt werden.
Fredmund Malik im Interview mit Carmen Gasser in der WW45.08, Seite 54ff.

Die erfahrensten und erfolgreichsten Wirtschaftler sind pessimistisch. Das bedeutet: Finger weg vom Finanzmarkt für die nächsten 2 bis 4 Jahre und keinen Job in dieser Industrie antreten, der den "geringen" Fixlohnanteil mit Boniaussichten zu kompensieren versucht ;-).

Wer kommt jetzt?

...und bringt der dann auch wirklich was?
Nachdem Sämi Schmid seinen Rücktritt bekannt gegeben hat, neigt die SVP dazu, Blocher zu nominieren. Dies wird aber keinen Erfolg haben. Ensprechend buxieren sie sich in die Opposition, welche die kommende Rezession der Regierung andichten dürfte. Strategisch geschickt - doch kommt einem Timeout gleich.
Was muss denn der neue Bundesrat können? Ein vertieftes Wissen über die Missstände in der Armee?

gestrickt und rassistisch?

Sind Steiner-Schulen Brutstätten sind für Esoteriker, Hippies oder Sektenführer?
Die Resultate einer Ehemaligenbefragung aus dem Jahr 2007 geben Entwarnung - auf den ersten Blick. Ein Drittel aller Steiner-Schüler absolviert zwar eine akademische Ausbildung, weil aber mindestens 40 Prozent bereits aus Akademikerfamilien stammen, ist die Quote ein relativer Misserfolg. Wenig überraschend ist die Berufswahl. Mehr als die Hälfte der ehemaligen Steiner-Schüler werden Sozialarbeiter, Lehrer, Künstler oder arbeiten im Gesundheitsbereich.
Und diese Klientel scheint im Zusammenhang mit rassistischen - äh tschuldigung: ethnischen - Ideologien zu stehen. Dies wohl, weil entsprechende Theorien zur Zeit als die Steiner-Schulen begründet wurden, gang und gäbe waren.
Wiederholt äusserte sich Steiner abfällig über Juden, Indianer, über Gelbe", denen "die Galle überläuft", und über die "schwarze Rasse". Deren Hautfarbe sei das Ergebnis einer "schwachen Ich-Wesenheit". Sie waren "den Sonneneinwirkungen zu sehr ausgesetzt" und "setzten unter ihrer Haut zu viel kohlenstoffartige Bestandteile ab und wurden schwarz. Daher sind die Neger schwarz." Und daher, heisst es andernorts, komme ihr "starkes Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht." Für Ruolf Steiner lenkt die Afrikaner allein der Trieb und die Europäer der Geist: "Die Erdmenschheit würde vor der Gefahr stehen, wenn die Blonden aussterben, dass die ganze Erdmenschheit eigentlich dumm würde."

Wer vor kochenden Merkurkräften im Drüsensystem der äthiopischen Rasse warnt und im Gegenzug Wichtelmänner zu Vorbildern an Wachsamkeit erklärt, sollte als Namensgeber einer selbsternannten Reformpädagogik ausgedient haben.
Andreas Kunz in der WW44.08, Seite 50f.

eingeschnappte Juden

So antwortete Jurek Becker zur Verwunderung aller nicht jüdischen Anwesenden einmal auf die Frage, wie man als Jude heute noch in Deutschland leben könne, er verbitte sich diese antisemitische Bemerkung. (Welt online)
Wow, so wird Antisemitismus heute also ausgelegt... Und wir unterstützen diese Ansicht durch spezielle Rechte und Institutionen?!

Auch folgender Satz in der FAZ war für den Zentralrat der Juden höchst empörend:
In der von Michel Friedman, einem Juden, moderierten Talkshow auf N24 hatte sich Wulff trotz entsprechender Nachfragen nicht von seiner Wortwahl distanziert.
Der Zentralrat, bzw. deren Generalsekretär Stephan J. Kramer, findet diese Formulierung
"ohne Zweifel in der Wirkung ausgrenzend und zielt zudem auf antisemitische Reflexe des Lesers": es sei in keiner Weise ersichtlich, in welchem Zusammenhang die Religionszugehörigkeit von Michel Friedman mit seiner Arbeit als Moderator stünde. (Tagesspiegel)
Nun, das ist relativ einfach zu erklären: Wulff zog die Parallele zwischen der gegenwärtigen Hetzte gegen Manager zu jener gegen die Juden in der Rezession der 20er-Jahre. Entsprechend hinterfragt der Journalist der FAZ die Unabhängigkeit und die Eignung des Moderators zu diesem Thema. War jetzt nicht so schwierig zu verstehen, oder? Aber wir sind es uns ja langsam gewöhnt, dass sich der Zentralrat in einer ständigen Empörung befindet. Solche Mimosen kann ich nicht ernst nehmen. Wieso berichtet man überhaupt noch darüber?

Dienstag, 11. November 2008

Wieso hohe Boni bezahlt werden

Auch Vermögends- und Investmentbanken weisen partnerschaftlichen Charakter auf. Durch den PC hat jeder Spezialist dort mit Bösrenzugang, Informationen und Kundendossiers so viel Macht, wie früher nur ganze Banken hatten. Daher werden, trotz allen Regelungen, die Kader der dritten oder vierten Ebenen weiterhin mit hohen Boni gebunden, sonst machen sie eine eigene Firma auf. Und deshalb sind Grossbanken heute eigentlich Partnerschaften der Kader, die zusammen mehr Gewinn abräumen, als sie den Aktionären zugestehen.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.
Ich bin trotzdem für eine Stärkung der Aktionärsrechte, u.a. für einen Einfluss der GV auf die Entlöhnung des VR und GL.

3 Gründe für die Wirtschaftsfeindlichkeit der Linken

Es erstaunt, dass die lautesten Rufer gegen den Kapitalismus so selten Genossenschaften und Partnerschaften gründen oder auch nur loben. Vor hundert Jahren war dies anders. Gerade die Linken gründeten genossenschaftliche Läden, Druckereien und Wohnbauten zuhauf. Drei Gründe dürften die Abkehr heute erklären.
  1. Diese Partnerschaften sind nach innen wertorientiert, nach aussen aber kämpfen sie auf regulären Märkten. Dies erklärt ihre Vitalität über Jahrzehnte hin, es signalisiert aber auch, dass wirtschaftliche und betriebliche Gesetzmässigkeiten nicht in rosa Wolken aufgelöst werden können. Leistung, Wettbewerb, Nüchternheit, Gewinnorientierung, Umstrukturierungen treiben alle diese Firmen an. Dies geht vielen Kapitalsimuskritikern schlecht in den Hals.
  2. Sodann sind diese Wortführer selber meistens in wirtschaftsfremdnen Bereichen tätig - die fachlichen Mühen praktischer, täglicher Verkäufe im Markt haben sie nicht gelernt.
  3. Ein dritter, organisations-egoistischer Grund kommt hinzu: wenn die Arbeitenden oder Mieter zufriedene Eigentümer sind, füllen sie nicht die Ränge jener Verbändce, welche immer noch suggerieren, dass eine Alternative zum System bereitliege, jedoch aus moralischer Verworfenheit der Gegenseite liegenbleibe.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.

3 Hindernisse zum Kommunismus

  1. Die Planer bekommen keine Preissignale, sie produzieren daher Warteschlangen und gehen salopp mit dem Kapital um.
  2. Nach 1917 konnte man für ale Russen einfache Stiefel einplanen, heute ist dies jedoch mit Millionen von Gütervarianten nicht mehr möglich.
  3. Die Planung greift in Grundrechte ein, wie etwa in die Freiheit der Berufswahl und -ausübung, ohne dass sie den edlen Menschen hervorbringt, der uneigennützig die anderen verplant.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.

Peter Voser

Ab Sommer 2009 ist ein Schweizer der Chef des drittgrössten Konzerns der Welt
Royal Dutch Shell
hinter Wal-Mart und Exxon Mobile
  • 104'000 Angestellten in 110 Ländern
  • Umsatz 2007: 356 Mrd. USD
  • Gewinn 2008 bis September: 30 Mrd. USD.
Der Argauer schaffte es vom KV-Stift zum Topmanager - er hat eine Abneigung gegen zuviel Theorie (die HWV bildete nach dem KV das Ende der Fahnenstange).
Mich bringen Sie nie in eines dieser Manager-Kürsli!
Der Finanzspezialist bewährte sich als Krisenmanager bei der ABB, die er zusammen mit Jürgen Dormann vor dem Schiffbruch bewahrte.
Krisen ziehen mich an. Ich brauche turbulente Zeiten, um mich zu entfalten.
"Ich bin ein positiv denkender Mensch und schaue immer nach vorne," sagt Voser. Passierte Fehler seien "water under the bridge", Schnee von gestern. Seine Management-Methode heisst Vollgas geradeaus und, wenn nötig, korrigieren: "Lieber treffen meine Mitarbeiter Entscheidungen und liegen falsch, als dass sie gar nicht entscheiden.
Daniel Puntas Bernet in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 35

Montag, 10. November 2008

Armee-Probleme

Das VBS listet auf neun Seiten in kleiner Druckschrift die aktuellen 7 Probleme der Armee auf:
  1. Finanzen (das Budget sollte weniger für Investitionen, mehr für die Betriebsausgaben verwendet werden)
  2. zu starke Reduktion der Logistik - nicht mehr in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen
  3. geringe Arbeitszufriedenheit der Berufsmilitärs
  4. zu wenig effektive und effiziente Führungsstruktur sowie
  5. nicht kompatible Computersysteme (diese beiden Punkte allerdings gestützt lediglich auf eine Armeestabsübung, Stabilo 07)
weiter noch - was ich nicht wirklich nachvollziehen kann und auf eine falsche Selektion seitens der Armee zurück führe:
6. Milizkader: Pro Jahr lassen sich nur rund 1000 Leutnants rekrutieren, nötig wären 1240. Bei Kommandanten und Stabsoffizieren sind es 300 statt 450.
7. Friedensförderung: Eine Mehrheit des Parlaments wünscht mehr Friedenstruppen, doch dafür gibt es weder genügend Berufsmilitärs noch ausreichend freiwillige Milizangehörige.
Markus Häfliger in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 12.

Obama - Inkarnation des "American Dream"

Der junge Obama ist erst relativ spät, nämlich in Chicago, mit der traditionellen Leidenskultur der amerikanischen Schwarzen in Berührung geraten. Seine Welt aber war und ist vom "American Dream" geprägt, vom Traum des Aufsteigens, vom Traum, dass in diesem Land selbst das Unmögliche möglich ist.
Die naiven Träumereien geschickt instrumentalisiert:
Obama hat in seiner Kampagne bewusst auf vage Schlüsselbegriffe wie "Change" und "Hope" gesetzt. Beides sind Kernelemente des "American Dream". Sie sind nicht konkret und spezifisch - gerade deshalb sind sie für Konservative und Zentristen genauso akzeptabel wie für linke Progressive. Und Obamas beschwörender Aufruf für ein besseres Amerika, das weder republikansich noch demokratisch, weder links noch rechts, weder weiss noch schwarz sei, sondern ein vereinigtes Amerika, die wirklichen "United States of America", motiverte auch Kreise, die sich von der Politik bisher fernhielten.
Alfred Defago in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 2.

Donnerstag, 6. November 2008

Stereotyp Amerikaner

In den entscheidenden Swingstates dominiert die amerikanische Hinterland-Idylle, wie man sie aus Filmen kennt.Trotz den überwiegend negativen Seiten, reizt es mich irgendwie, einmal entsprechen Ferien zu machen - die Route 66, von Imbiss zu Imbiss, in Lederstiefeln und Flannelhemd, mit grosser Gürtelschnalle, Baseballcap und Schnauz:
Die Kundschaft bestand fast nur aus Fernfahrern, die alle paar Minuten unter lautem Gähnen ihren Rücken durchstreckten. Wer ihnen zuschaute, begriff, in welchem Masse harte Arbeit, wenig Schlaf und ungesundes Essen den Körper eines Menschen verändern können. Die Leiber dieser tafelnden Könige der Strassen waren breit wie Fässer, ihre Gesässe, auf die Gasthausbänke gepfercht, nahmen gut und gern einen Meter ein. Wurstfinger schaufelten Gabel um Gabel Schinken, Pasteten und Kartoffelsalat in die mampfenden Wangen. Hinuntergespült wurde alles mit langen Zügen aus weissen Pappbechern, in welchen Eiswürfeln klirrten, wobei die Feuchtigkeit sogleich auf Backe und Braue wieder heraustrat.

Viele der Appalachen-Bewohner schienen ins gängige Bild vom «primitiven» Amerikaner zu passen. Es waren jene Leute, die Truman Capote als patriotische, gottesfürchtige, hart arbeitende, ehrliche Familienmenschen bezeichnete, die sonntags in die Kirche gehen und das Dankgebet vor dem Essen sprechen. Städter bezeichnen sie abschätzig als «white trash». Und Obama bemerkte über sie abfällig, sie würden sich aus Frust über die miserable Wirtschaftslage an ihre Religion und ihre Gewehre «klammern».
Urs Gehriger in der WW 44.08, Seite 46ff.

super Bilder von Obama

Obama08

via LKM