Donnerstag, 6. November 2008

Stereotyp Amerikaner

In den entscheidenden Swingstates dominiert die amerikanische Hinterland-Idylle, wie man sie aus Filmen kennt.Trotz den überwiegend negativen Seiten, reizt es mich irgendwie, einmal entsprechen Ferien zu machen - die Route 66, von Imbiss zu Imbiss, in Lederstiefeln und Flannelhemd, mit grosser Gürtelschnalle, Baseballcap und Schnauz:
Die Kundschaft bestand fast nur aus Fernfahrern, die alle paar Minuten unter lautem Gähnen ihren Rücken durchstreckten. Wer ihnen zuschaute, begriff, in welchem Masse harte Arbeit, wenig Schlaf und ungesundes Essen den Körper eines Menschen verändern können. Die Leiber dieser tafelnden Könige der Strassen waren breit wie Fässer, ihre Gesässe, auf die Gasthausbänke gepfercht, nahmen gut und gern einen Meter ein. Wurstfinger schaufelten Gabel um Gabel Schinken, Pasteten und Kartoffelsalat in die mampfenden Wangen. Hinuntergespült wurde alles mit langen Zügen aus weissen Pappbechern, in welchen Eiswürfeln klirrten, wobei die Feuchtigkeit sogleich auf Backe und Braue wieder heraustrat.

Viele der Appalachen-Bewohner schienen ins gängige Bild vom «primitiven» Amerikaner zu passen. Es waren jene Leute, die Truman Capote als patriotische, gottesfürchtige, hart arbeitende, ehrliche Familienmenschen bezeichnete, die sonntags in die Kirche gehen und das Dankgebet vor dem Essen sprechen. Städter bezeichnen sie abschätzig als «white trash». Und Obama bemerkte über sie abfällig, sie würden sich aus Frust über die miserable Wirtschaftslage an ihre Religion und ihre Gewehre «klammern».
Urs Gehriger in der WW 44.08, Seite 46ff.

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