Samstag, 6. November 2010

mächtige Fox News

Fox News ist nicht bloss Wahlkampfhelfer der Republikaner. Der TV-Sender ist Murdochs Goldesel. 700 Millionen Dollar Gewinn soll der Sender in diesem Jahr machen. Der Meinungssender zählt heute mehr Zuschauer als CNN, MSNBC und CNBC zusammen. Ein früherer Redenschreiber Bushs sagte dazu: «Wir Republikaner dachten, Fox arbeite für uns. Nun erkennen wir, wir arbeiten für Fox.»
Gordana Mijuk in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 28f.

alle gegen die SVP

Michael Furger in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 24f

Geschichte des Rentenalter 65 für Frauen

2004 vom Volk verworfen
2010 vom Parlament gekippt

Wie kam es (nicht) dazu? Ein kleiner Rückblick:

Im Anfangsstadion der AHV galt Rentenalter 60 für Frauen mit Ehemann über 65, Rentenalter 65 für Single-Frauen
Anstatt die Benachteiligung der ledigen Frauen und Arbeiterinnen in der Realität zu verbessern, beseitigte man die Ungleichheit einfach zulasten der Sozialwerke bei den verheirateten Frauen.
1957 Rentenalter für alle Frauen 63 Jahre

Begründung: «Ihre Körperkräfte lassen im Allgemeinen früher nach.» Dies besonders bei körperlich arbeitenden Frauen, «aber auch ganz allgemein in der statistisch nachgewiesenen starken Krankheitsanfälligkeit älterer Frauen».
Frauen arbeiteten vor 50 Jahren zwar auch, jedoch überwiegend nur untergeordnete, schlecht bezahlte Funktionen ausübten (Schneiderin oder Verkäuferin)... Viele ledige Frauen pflegten zuerst noch jahrelang die Eltern, bis sie eine schmale Erwerbstätigkeit aufnahmen. Frauenarbeit war eine gesellschaftliche Minderheitserscheinung. Auch geschiedene Frauen machten zur Gründungszeit der AHV nur 2,5% der Frauen aus.
1964 senkten die gleichen Argumente das Rentenalter der Frauen auf 62 Jahre.
Die wirtschaftliche Tätigkeit der Frauen hat sich seither dramatisch erhöht, stärker mit Teilzeitarbeit, aber ledige Frauen arbeiten viel öfter voll. Auch verheiratete Frauen arbeiten mehrheitlich und bestreiten ihre AHV selbst. Alle Frauen sind im Schnitt gleich gut ausgebildet wie die Männer, und künftig dürften sie es sogar häufiger sein. Die Frauen erwerben deutlich mehr Maturadiplome als Jungmänner heute. Ledige oder geschiedene Frauen haben einen höheren gesellschaftlichen Status als früher. Und: Frauen arbeiten noch weniger in harter körperlicher Arbeit als Männer. Die «Körperkräfte» lassen wohl kaum schneller nach, und die Lebenserwartung ist nochmals stärker als jene der Männer gestiegen.
Die Verhinderer:
Die linken Kreise hingegen können nach erfreulichen gesellschaftlichen Änderungen nicht auch entsprechende Konsequenzen in den Sozialversicherungen ziehen. Sie beten das Mantra von Not und Elend weiterhin herunter und können daher nur das kompensierende «Immer mehr» fordern. Kommt denn nie Freude auf, dass die staatlichen Kompensationen unnötiger wurden?

Auch dieses realitätsblinde Fortschreiben der Leistungen hat in der AHV Tradition in fast allen Lagern. So stiegen die Rentensätze allein 1972 bis 1977 auf das Zweieinhalbfache. Doch in den gleichen Jahren sackte das Wirtschaftswachstum ins Minus, und die Geburtenrate bekam ab 1971 den «Pillenknick».

Beat Kappeler in der NZZaS vom 10.10.2010, Seite 37.

katholische Kirche verteilt Kondome


Aktion der Katholischen Kirche Luzern:
Vergessen ist ansteckend. Schütze deinen Nächsten wie dich selbst.
Auf eine hunderprozentige Treue zu vertrauen, ist keine realistische Position.
Florian Glohr, Sprecher der Katholischen Kirche Luzern
Basiert nicht auch die religiöse Vorstellung (oder sogar auch noch die rechtliche?!) auf der Illusion der "100%-igen Treue" (gemäss Kirchensprecher) bis ans Ende der Tage?!

unproduktive Italiener

Laut CEO Sergio Marchionne wäre Fiat ohne Italien besser dran: Nicht ein Euro Gewinn komme aus Italien. Grund: geringe Arbeitsproduktivität. Die Gewerkschaften reagieren empört.
Blick am Abend vom 25.10.2010, Seite 8.
Das ist schon seit einem Jahr bekannt.

Zurück zu einer konservativen Schulpolitik

Hier bin ich der Meinung der SVP:
  • Fokussierung auf messbare Leistungen
  • Mundartunterricht, seperaten Deutschunterricht für Fremdsprachige, im Kindergarten nur Mundart.
  • Stopp bei der Integration von schwachen Schülern (Der Einbzug schwacher Schüler senkt das Klassenniveau, kein integrativer Unterricht)
Hier ist's etwas komplizierter, weshalb ich zu den schwammigen Positionen der FDP stehe:
Lehrermangel: Die SVP will Teilzeitstellen im Lehrerberuf abschaffen. FDP, SP und CVP wollen bessere Berufsperspektiven und mehr Quereinsteiger. Die SP fordert zudem höhere Lehrerlöhne. CVP und FDP kritisieren wie die SVP die Akademisierung der Lehrerbildung.

Frühe Bildung: Die SVP wehrt sich gegen die Frühförderung und gegen die Basisstufe (Verschmelzung von Kindergarten und Schule). SP und CVP setzen auf die frühe Förderung und die Basisstufe. Die FDP ist bei der Basisstufe skeptisch.
In Anlehnung an Michael Furger und Markus Häfliger in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 11.

träge französische Bürokratie

Doch schon bald nachdem sie 2007 mit einer Eliteausbildung im Gepäck ihren ersten Job beim Regionalrat von Aquitanien in Bordeaux angetreten hatte, merkte sie, dass sie in einem Universum von Leerlauf, Inkompetenz und Nepotismus gelandet war, in dem die Nichtstuer sich auch noch ständig über Arbeitsüberlastung beklagten.

Die Lektüre des Buches macht klar, wieso sich die französischen Staatsbeamten nun so heftig gegen die Erhöhung des Pensionsalters von 60 auf 62 wehren: Sie wollen ihre Zeit nicht noch länger mit Leerlauf zubringen.
Hans-Hagen Bremer in der NZZaS vom 24.10.2010, Seite 19 über das Buch von Aurélie Boullet: «Absolument dé-bor-dée!» (Total überlastet) «Wie man 35 Stunden abarbeitet...in einem Monat!», Pariser Verlag Albin Michel

unintegrierte Muslime - Kopftuch - Burka

Woher kommt dieser Kontrollwahn über die Mädchen?
Die Ehre einer Familie liegt sozusagen zwischen den Beinen der Mädchen. Der Verlust der Jungfräulichkeit ist der soziale Tod für alle, und der ist schlimmer als der tatsächliche Tod. ...Es ist in diesen Kreisen eine Selbstverständlichkeit, dass muslimische Mädchen keine Freiheit haben und auch nicht über ihren Körper verfügen können. ...von Mädchen, die sich vor den Sommerferien in ihrem Heimatland fürchten, weil sie Angst haben, dort verheiratet zu werden.

Weshalb konnten sich solch archaische Ansichten behaupten? Es handelt sich ja oft schon um die 3. Generation von Muslimen.
...Heute sind die Muslime in gewissen Stadtteilen so unter sich, dass sie oft gar nichts anderes kennen...
Ähnlich irritierend wie der Umgang mit den Mädchen ist auch der Hass auf die deutsche Lebensweise. Mit Verlaub: Wieso bleibt jemand in einem Land, das er derart verabscheut?
Das ist in der Tat die Frage, die man sich stellen muss. Obschon sich viele mit den Werten und den Moralvorstellungen des Gastlandes nicht einverstanden erklären, bleiben sie, weil es ihnen besser geht. Finanziell gesehen und weil es ein funktionierendes Gesundheitssystem und ein Sozialnetz gibt. Das ist ein Missbrauch des Sozialstaates für die eigenen Zwecke, denn man möchte seinen Teil nicht dazu beitragen und sich auch nicht anpassen. Das zu kritisieren, kann aber lebensgefährlich sein.

Wurden Sie auch schon bedroht?
Ja, nachdem ich einen Bericht gemacht hatte über einen Hassprediger in Berlin. Das war sehr schlimm. Ich gebe offen zu, dass es Themen und Personen gibt, mit denen ich sehr vorsichtig umgehe, weil ich nicht bereit bin, mein Leben oder das meiner Familie zu gefährden.

Das ist bedenklich.
Ja. Und es zeigt, wie sehr man in unserer Demokratie bereits bereit ist, bezüglich der oft gepriesenen Meinungsfreiheit Rückschritte zu machen.

Wo sind eigentlich all die Politiker, die sich dafür einsetzen müssten?
Die schweigen aus Angst, als Rassisten zu gelten. Wobei diese Angst der eigentliche Rassismus ist. Weil man diese Apartheid einfach akzeptiert und es sich bequem macht, indem man «diese anderen» zwar bemitleidet, aber immer auch marginalisiert, indem man zum Beispiel muslimische Frauen und Mädchen nicht als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft ansieht. Alle sind empört, wenn in Afghanistan die Frauen entrechtet werden, aber sie wollen nicht wahrhaben, dass bei ihnen um die Ecke ähnliche Dinge passieren. Es geht um die Existenzrechte von Frauen, wenn da eine Gruppe der Meinung ist, Frauen dürften sich nicht alleine in der Öffentlichkeit bewegen, müssten sich verhüllen und verstecken. Das geht uns was an, auch wenn wir nicht betroffen sind.

Die Politik hat also versagt?
Absolut...
Dann hat Thilo Sarazzin recht?
Ich lese gerade sein Buch. Wenn er diese Eugenik nicht reingebracht hätte, hätte ich mich hinter ihn stellen können. Aber so geht das nicht. Ansonsten sagt der Mann nichts Falsches.

Würde Zwang bei der Integration helfen?
Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Aber man kann Menschen zwingen, die Gesetze in diesem oder in Ihrem Land einzuhalten. Zum Beispiel hat der Staat die Aufgabe, einzuschreiten, wenn Eltern nicht mehr in der Lage sind, ihren Pflichten nachzukommen. Egal, ob es sich um Verwahrlosung handelt oder ob einem Kind der Schwimmunterricht verboten wird. Wir sind als Gesellschaft verpflichtet, dies allen Kindern zu garantieren. Da hilft nur Zwang durch Sanktionen. Man sieht ja, wohin es führt, wenn man es nicht macht: Wir diskutieren schon über Gebetsräume an Schulen. Das dürfen wir nicht zulassen.

Sind Sie für ein Kopftuchverbot?
An Schulen ganz klar... es gibt begründeten Anlass dafür, anzuzweifeln, dass diese Kopftücher alle selbst gewählt sind. Und solange diese Kopftuchverfechterinnen nicht garantieren können, dass kein einziges Mädchen dazu gezwungen wird, so lange haben sie keine Berechtigung, ihr Kopftuch als Selbstverständlichkeit einzufordern.

Wie soll man mit der Burka verfahren?
Die fällt für mich unter das Vermummungsverbot, das es in Deutschland bereits gibt. Es ist eine Zumutung, in einer Bank jemanden mit einer Burka bedienen zu müssen. Es gibt gewisse Normen und Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Bei uns gehört dazu, dass man sich ins Gesicht guckt.

Es gibt tatsächlich kaum Kritik aus den eigenen Reihen. Weshalb nicht?
Weil die liberalen Muslime keine Lobby haben. Gehör verschaffen sich die Eiferer, für die der Zusammenhalt der Muslime über alles geht. Dass keine muslimische Gesellschaft auf die Strasse geht, wenn der Filmregisseur Theo van Gogh abgeschlachtet wird auf offener Strasse, ist kein Zufall. Auch beim Karikaturenstreit hat sich keine muslimische Organisation davon distanziert, dass dieser arme Mann jetzt unter Polizeischutz leben muss. Im Gegenteil: Man gibt sich in der Öffentlichkeit auch noch beleidigt, weil jemand eine Karikatur über den Propheten macht. Das zeigt, dass der Glaube über allem steht. Und deshalb muss man sich nichts vormachen: Das ist ganz eindeutig demokratie- und menschenfeindlich.

Tages-Anzeiger vom 27.10.2010

Kriminalitätsstatistik

676'309 registrierte Straftaten
Tatsächlich handelt es sich bei dieser Zahl für das Jahr 2009 lediglich um Anzeigen, nicht um Verurteilungen. Die Schuld der mutmasslichen Täter ist nicht bewiesen.
446'505 registrierte Fälle
Dies ist die Zahl der 2009 begangenen Verbrechen. Dass sie um rund ein Drittel unter der Anzahl Straftaten liegt, hat folgenden Grund: Wenn einer etwa in einem Restaurant randaliert, dabei jemanden schlägt und auch noch einen Polizisten beleidigt, resultieren daraus mindestens drei Strafanzeigen (Sachbeschädigung, Körperverletzung, Beamtenbeleidigung, allenfalls auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt).
48 Prozent der Anzeigen gegen Ausländer
Unter den angezeigten Ausländern sind auch Asylsuchende, Grenzgänger, Touristen sowie Personen, die ausschliesslich für ein Delikt ins Land gekommen sind (Kriminaltouristen), zusammengefasst. Hingegen stellen Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz lediglich 28 Prozent der Verdächtigten - also fünf Prozentpunkte mehr als der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung, der bei 23 Prozent liegt.
Kriminelle Ausländer
Sowohl die SVP-Initiative als auch der Gegenvorschlag wollen, dass kriminelle Ausländer ausgeschafft werden. Beide Vorschläge würden allerdings nur die ständige ausländische Wohnbevölkerung (B- und C-Ausweis) treffen, denn nur eine erteilte Aufenthaltsbewilligung kann auch entzogen werden. Alle andern müssen bei einer Verurteilung ohnehin das Land verlassen. Gerade schwerwiegende Straftaten wie Drogen- und Menschenhandel werden aber oft von Ausländern ohne Aufenthaltsbewilligung begangen.
350 bis 400 Ausgewiesene pro Jahr
Der jüngste Bericht der Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien korrigiert diese Zahl massiv nach oben und damit die Erfolgsprognosen der SVP und der Initianten des Gegenvorschlags massiv nach unten. 2009 waren 750 kriminelle Ausländer ausgewiesen worden. Mit dem Gegenvorschlag würde sich damit nichts verändern, bei der Initiative würde allerhöchstens doppelt statt, wie behauptet, vier- bis fünfmal so häufig ausgewiesen.
70 Prozent Ausländeranteil bei Häftlingen
Die Zahl von 2009 enthält auch Untersuchungshäftlinge, die nicht rechtsgültig verurteilt sind, sowie Zwangsmassnahmen nach Ausländergesetz. Ohne diese dürften laut Bundesamt für Statistik prozentual ähnlich viele Ausländer inhaftiert gewesen sein wie 2008: um 63 Prozent. Genaue Zahlen liegen in einigen Monaten vor.

Andrea Haefely im Beobachter

aufgezwungenes Multikulti

Am Wochenende sagte Kanzlerin Merkel vor Delegierten der Jungen Union in Potsdam, «Multikulti» sei «absolut gescheitert». Immigranten müsse man nicht nur fördern, sondern auch fordern.
Ulrich Schmid in der NZZ vom 18.10.2010

Seit wenigstens fünfzehn Jahren insistiert der Westen darauf, dass im Balkan nur der multiethnische Staat eine Zukunft habe. Nach den Zerfallskriegen Jugoslawiens, die auch im Namen von ethnischen Leitkulturen geführt worden waren, trat der Westen auf den Plan. Mit den Abkommen von Dayton (1995), Ohrid (2001) und dem Ahtisaari-Plan (2007) wurden Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Kosovo Verfassungen vorgeben, welche die Multiethnizität zum bestimmenden Element des Staatsaufbaus machten.

Wenn westliche Politiker Sarajevo, Skopje oder Pristina besuchen, fehlt nie der Hinweis, die Einheimischen sollten die religiöse und ethnische Vielfalt ihres Landes nicht als Hypothek, sondern als wertvolles Gut betrachten.

Andreas Ernst in der NZZ vom 2X.10.2010, Seite 2.

systematische Diskriminierung der Männer

[Der heutige Feminismus] will nicht nur die Gleichberechtigung, sondern alle Vorteile von damals behalten. Sei es das AHV-Rentenalter, die Militärdienstverweigerung oder gerade die Vorrechte auf Kinder.

Gerichte und Behörden drängen Vater häufig aus der Erziehungsverantwortung. In der Schweiz werden Kinder als das Eigentum ihrer Mütter betrachtet. Väter sind nur zum Zahlen da. Fast alle Länder Europas kennen gemeinsame Elternverantwortung nach einer Trennung, auser die Schweiz.

Michael de Luigi von der Organisation Mannschaft im Interview mit Désirée Pomper in 20min vom 1.11.2010, Seite 6.

Change-Hoffnung: amerikanischer Irrglaube

Viele Amerikaner glauben alle vier Jahre, der Messias komme. Ist die Welt nach zwei Jahren noch keine bessere geworden, schieben sie dem Präsidenten die Schuld in die Schuhe.

Obama musste die Finanzkrise und den Krieg im Irak und Afghanistan übernehmen. Nun lässt der wirtschaftliche Aufschwung auf sich warten und die anhaltende Arbeitslosigkeit frustriert die Wähler zusätzlich. Für die Republikaner war es ein einfaches Spiel, diese Entwicklungen den Staatsinterventionen der Demokraten zuzuschreiben.

Guido Weber in Interview von Desirée Pomper in 20min vom 2.11.2010, Seite 2.

unverbindliche Breitenwirkung

Ähnlich wie das Adjektiv christlich verspricht heute das Präfix bio- ein Wertegerüst, das Halt gibt, aber unverbindlich genug ist, um bei der breiten Masse anzukommen.
tis in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 21.

reich - aber nicht durch Leistung


Der einfache Millionär zählt in der Schweiz längst nicht mehr zu den Reichen, sondern zur obern Mittelschicht. Zu den «echten» Reichen gehört man erst ab 30 Millionen Franken. Als «superreich» gelten Wohlhabende mit 100 Millionen Franken und mehr.
Die Hälfte der 300 reichsten Schweizer sind durch Erbschaften reich geworden. (...) Es ist für untere Schichten entmutigend, wenn sie sehen, dass Leistung in den obersten Schichten nicht zählt, sondern Manager abzocken und Reiche erben.

Gordana Mijuk und Christine Brand in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 24f über das Buch von Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam, Sarah Schillinger: Wie Reiche denken und lenken. Reichtum in der Schweiz: Geschichte, Fakten, Gespräche. Rotpunktverlag.

Clash der Geschlechter

Walter Hollstein, Männern fällt es schwer, sich von ihrer traditionellen Rolle als Ernährer zu emanzipieren. Warum?

Weil man 40 Jahre nur Mädchen- und Frauenpolitik gemacht und dabei die Buben und Männer vernachlässigt hat. Während Frauen ihre Rolle neu definiert haben, sind Männer stehengeblieben. Darum trifft jetzt eine Generation von modernen Frauen auf traditionelle Männer. 80 Prozent der Mädchen wollen heute Karriere machen und mit einem partnerschaftlichen Mann eine Familie gründen, während sich bloss 25 Prozent der jungen Männer vorstellen können, mit einer emanzipierten Frau zusammen zu sein.

Klingt ja nicht gerade rosig.

Nein. Es muss zum Clash der Geschlechter kommen. Die Trennungs- und Scheidungsraten sprechen ja heute schon für sich. Die Problematik wird sich in Zukunft aber noch weiter verschärfen.

Was nun?

Es muss dringend Buben- und Männerförderung betrieben werden, damit Männer aus ihrer Identitätskrise herausfinden und ihre Angst abbauen.

Angst wovor?

Abgeschafft zu werden, nicht mehr gebraucht. Die Mehrheit der Studienabgängerinnen sind Frauen, sie sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreicher und brauchen Männer dank Samenbanken ja nicht einmal mehr zur Familiengründung. Das verstört und verunsichert. Und je grösser die Angst, desto mehr klammert man sich an traditionellen Rollen fest.

Walter Hollstein im Interview von Carole Koch in der NZZaS vom 31.10.2010, Seite 77ff.