Samstag, 6. November 2010

unintegrierte Muslime - Kopftuch - Burka

Woher kommt dieser Kontrollwahn über die Mädchen?
Die Ehre einer Familie liegt sozusagen zwischen den Beinen der Mädchen. Der Verlust der Jungfräulichkeit ist der soziale Tod für alle, und der ist schlimmer als der tatsächliche Tod. ...Es ist in diesen Kreisen eine Selbstverständlichkeit, dass muslimische Mädchen keine Freiheit haben und auch nicht über ihren Körper verfügen können. ...von Mädchen, die sich vor den Sommerferien in ihrem Heimatland fürchten, weil sie Angst haben, dort verheiratet zu werden.

Weshalb konnten sich solch archaische Ansichten behaupten? Es handelt sich ja oft schon um die 3. Generation von Muslimen.
...Heute sind die Muslime in gewissen Stadtteilen so unter sich, dass sie oft gar nichts anderes kennen...
Ähnlich irritierend wie der Umgang mit den Mädchen ist auch der Hass auf die deutsche Lebensweise. Mit Verlaub: Wieso bleibt jemand in einem Land, das er derart verabscheut?
Das ist in der Tat die Frage, die man sich stellen muss. Obschon sich viele mit den Werten und den Moralvorstellungen des Gastlandes nicht einverstanden erklären, bleiben sie, weil es ihnen besser geht. Finanziell gesehen und weil es ein funktionierendes Gesundheitssystem und ein Sozialnetz gibt. Das ist ein Missbrauch des Sozialstaates für die eigenen Zwecke, denn man möchte seinen Teil nicht dazu beitragen und sich auch nicht anpassen. Das zu kritisieren, kann aber lebensgefährlich sein.

Wurden Sie auch schon bedroht?
Ja, nachdem ich einen Bericht gemacht hatte über einen Hassprediger in Berlin. Das war sehr schlimm. Ich gebe offen zu, dass es Themen und Personen gibt, mit denen ich sehr vorsichtig umgehe, weil ich nicht bereit bin, mein Leben oder das meiner Familie zu gefährden.

Das ist bedenklich.
Ja. Und es zeigt, wie sehr man in unserer Demokratie bereits bereit ist, bezüglich der oft gepriesenen Meinungsfreiheit Rückschritte zu machen.

Wo sind eigentlich all die Politiker, die sich dafür einsetzen müssten?
Die schweigen aus Angst, als Rassisten zu gelten. Wobei diese Angst der eigentliche Rassismus ist. Weil man diese Apartheid einfach akzeptiert und es sich bequem macht, indem man «diese anderen» zwar bemitleidet, aber immer auch marginalisiert, indem man zum Beispiel muslimische Frauen und Mädchen nicht als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft ansieht. Alle sind empört, wenn in Afghanistan die Frauen entrechtet werden, aber sie wollen nicht wahrhaben, dass bei ihnen um die Ecke ähnliche Dinge passieren. Es geht um die Existenzrechte von Frauen, wenn da eine Gruppe der Meinung ist, Frauen dürften sich nicht alleine in der Öffentlichkeit bewegen, müssten sich verhüllen und verstecken. Das geht uns was an, auch wenn wir nicht betroffen sind.

Die Politik hat also versagt?
Absolut...
Dann hat Thilo Sarazzin recht?
Ich lese gerade sein Buch. Wenn er diese Eugenik nicht reingebracht hätte, hätte ich mich hinter ihn stellen können. Aber so geht das nicht. Ansonsten sagt der Mann nichts Falsches.

Würde Zwang bei der Integration helfen?
Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Aber man kann Menschen zwingen, die Gesetze in diesem oder in Ihrem Land einzuhalten. Zum Beispiel hat der Staat die Aufgabe, einzuschreiten, wenn Eltern nicht mehr in der Lage sind, ihren Pflichten nachzukommen. Egal, ob es sich um Verwahrlosung handelt oder ob einem Kind der Schwimmunterricht verboten wird. Wir sind als Gesellschaft verpflichtet, dies allen Kindern zu garantieren. Da hilft nur Zwang durch Sanktionen. Man sieht ja, wohin es führt, wenn man es nicht macht: Wir diskutieren schon über Gebetsräume an Schulen. Das dürfen wir nicht zulassen.

Sind Sie für ein Kopftuchverbot?
An Schulen ganz klar... es gibt begründeten Anlass dafür, anzuzweifeln, dass diese Kopftücher alle selbst gewählt sind. Und solange diese Kopftuchverfechterinnen nicht garantieren können, dass kein einziges Mädchen dazu gezwungen wird, so lange haben sie keine Berechtigung, ihr Kopftuch als Selbstverständlichkeit einzufordern.

Wie soll man mit der Burka verfahren?
Die fällt für mich unter das Vermummungsverbot, das es in Deutschland bereits gibt. Es ist eine Zumutung, in einer Bank jemanden mit einer Burka bedienen zu müssen. Es gibt gewisse Normen und Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Bei uns gehört dazu, dass man sich ins Gesicht guckt.

Es gibt tatsächlich kaum Kritik aus den eigenen Reihen. Weshalb nicht?
Weil die liberalen Muslime keine Lobby haben. Gehör verschaffen sich die Eiferer, für die der Zusammenhalt der Muslime über alles geht. Dass keine muslimische Gesellschaft auf die Strasse geht, wenn der Filmregisseur Theo van Gogh abgeschlachtet wird auf offener Strasse, ist kein Zufall. Auch beim Karikaturenstreit hat sich keine muslimische Organisation davon distanziert, dass dieser arme Mann jetzt unter Polizeischutz leben muss. Im Gegenteil: Man gibt sich in der Öffentlichkeit auch noch beleidigt, weil jemand eine Karikatur über den Propheten macht. Das zeigt, dass der Glaube über allem steht. Und deshalb muss man sich nichts vormachen: Das ist ganz eindeutig demokratie- und menschenfeindlich.

Tages-Anzeiger vom 27.10.2010

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