Freitag, 14. November 2008

Errungenschaften der "Koalition der Vernunft"

Was brachte "die Koalition der Vernunft" der 90er-Jahre, in der beschämenderweise auch die FDP mitgewirkt hat?
  • Staatsquote: 30.0% (1990) --> 36.9% (2005)
  • Verschuldung des Bundes: 38.5 Mrd. CHF (1990) --> 130.3 Mrd. CHF
  • Ausgaben für soziale Wohlfahrt: 64.5 Mrd. CHF (1990)--> 129.6 Mrd. CHF (2005)
Christoph Mörgeli in der WW46.08, Seite 22.

Donnerstag, 13. November 2008

Bedingungen für Schmid Nachfolge?!

Was, Bedingungen?! Hält die Regierung an der Konkordanz fest, müssen zwei Leute, welche strikt das SVP-Parteiprogramm vertreten in den Bundesrat Einsitz nehmen. Nix da von wegen "bilateralen Weg fortführen", etc..

Nein, Konkordanz bedeutet, dass die grössten politischen Kräfte entsprechend ihrem Wähleranteil im Bundesrat vertreten sind: 30% SVP --> 2 Sitze. Keine Diskussion.

Doch wie es schon bei der Blocherabwahl oder dem Schnüren des "bilateralen Weg-Personenfreizügigkeit"-Paketes gezeigt hat, ist die gegenwärtige Bundesversammlung sehr anfällig auf Intrigen.



Der SVP wirds inoffiziell recht sein: Sie stellt Blocher, fällt damit durch, bleibt die nächsten Jahre während der Rezession in der Opposition, die importierten Arbeitskräfte fallen zu Hauf dem Schweizer Sozialsystem zur Last und die SVP kann sich damit gegenüber der Regierung profilieren. Dann kommt eine neue Wahl, der Wirtschaft geht es wieder besser, die SVP ist 2011 wieder im Bundesrat und beweist, "dass sie die Lösungen schon lange gekannt und bereit gehabt hätte." Das Lob für den Aufschwung streicht sie ebenso ein wie die Zustimmung über die "verfehlte Amtsführung" der Regierung in der Rezession.

Konkordanz, wirklich?

[Die zwei BDP-Bundesräte bestätigen, dass nicht mehr] die Repräsentanz aller wesentlichen politischen Kräfte das Ziel der Regierungsbildung ist, sondern die Uniformität eines «Teams». (...) Idealerweise müsste der neue Bundesrat/die neue Bundesrätin aus den Reihen der BDP stammen und könnte - weil Konformität wichtiger ist als Profil - Ursula Haller, Hans Grunder oder auch Werner Luginbühl heissen. Konsequenter allerdings wäre der erstmalige Einbezug der Grünen in die Landesregierung: Die politische Fahrtrichtung Berns würde so klar sichtbar.
Urs Paul Engeler online auf weltwoche.ch

Schmid - Instrument des Parlaments gegen die SVP

Samuel Schmid ist kein Bundesrat der Sympathie, kein kometenhafter Aufsteiger, kein Faszinierer, kein Magistrat auch, der von einer Berner Welle der Begeisterung ins hohe Amt gespült wurde. Samuel Schmid ist Bundesrat aus kühlem politischem Kalkül. Er ist der Berufspolitiker, der sich dem Parlament offen als SVP-interne Speerspitze gegen Blocher angedient hat. Das war sein Programm. Das ist nun seine Funktion.
Die Weltwoche am 6.12.2000

Mittwoch, 12. November 2008

Papier- und Unternehmer-Aktionäre

Man muss zwischen Papier-Aktionären und Unternehmer-Aktionären unterscheiden. In den USA werden jährlich neunzig Prozent der Aktien umgeschichtet. Diese «Investoren» sind nicht Share-Holder, sondern Share-Turner. Man sollte Papier-Investoren das Stimmrecht entziehen. Wenn man an der Bestellung des Verwaltungsrats mitwirken will, soll man die Aktien für die Amtsdauer halten müssen. Wer aber seine Aktien sofort verkaufen will, was ja erlaubt sein soll, sollte nicht mitwirken dürfen bei der Bestellung der Organe. Papier-Investoren sind Leute, die Aktien kaufen, weil sie an die Performance des Papiers glauben, nicht an das Unternehmen. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ein wirklicher Aktionär ist Eigentümer, der genau dann bleibt, wenn es dem Unternehmen schlechtgeht.
Fredmund Malik im Interview mit Carmen Gasser in der WW45.08, Seite 54ff.

Talfahrt

Kaum ist der berühmteste Hedge Fund-Manager der Schweiz in den VR der UBS gewählt worden [Rainer Marc-Frey], fällt ihm nichts besseres ein als alle seine UBS-Aktien mit Verlust zu verkaufen. Begründung: Das ist mein Totalausstieg aus dem Aktienmarkt. Was sollen nun die anderen Aktionäre der UBS denken? Sollen sie dem Beispiel von Rainer-Marc Frey folgen? Immerhin sollte er wissen, weshalb er den UBS-Aktien misstraut. Und er will sogar “aus allen Aktien aussteigen”. Die UBS-Berater sollen aber ihren Kunden den gezielten Einstieg in Aktien empfehlen. Wie ist dieser Widerspruch lösbar?
Klaus J. Stöhlker

  • Deflation: Steuereinnahmen werden um 20 bis 40 Prozent sinken.
  • in den nächsten Monaten: Erholung in der Grössenordnung von 30 bis 50 Prozent: [Wenn man meint, alles sei überwunden und man könne weitermachen wie bisher] wird das Debakel erst beginnen. So war es noch jedes Mal, wie uns die Finanzgeschichte zeigt. Von November 1929 bis April 1930 hat sich der Down Jones nach dem Crash um die Hälfte erholt. Danach hat erst die wirkliche Talfahrt begonnen.
  • Die Krise wird erst 2012 überwunden sein.
  • In Wirklichkeit ist es so, dass man einen Alkoholiker mit Schnapps therapiert. Es hilft, wenn er zittert, aber es heilt nicht den Alkoholismus.
  • Pervertierung der Shareholder-Value-Philosopie, dieser ist Kindergarten, sehr einfach: Man schraubt das Marketing runter, investiert nichts mehr in die Ausbildung, drosselt die Innovationen. Kurzfristig steigt der Gewinn.
  • Eigentlich müssten die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, die Wettbewerbsfähigkeit und der Kundennutzen oberstes Gebot sein.
  • Lösung: eine riesige Müllabfuhr, Consultants, die am alten Denken festhalten, rausschmeissen, Organisationsstrukturen wie die Matrixorganisation, die nur eine Behinderung darstellt, das Controlling vergbessern, Finanzkennziffern wie das Ebitda verbannen, dafür das von mir vorgeschlagene EAE, earnings after everything, einführen, Reservern bilden und mit dem Transparenzsput aufhören. Wiso soll ich als Unternehmen meine m Konkurrenten auf einer Roadshow meine Strategie aufdecken? Zudem sollten die Recht der sogenannten Investoren eingeschränkt werden.
Fredmund Malik im Interview mit Carmen Gasser in der WW45.08, Seite 54ff.

Die erfahrensten und erfolgreichsten Wirtschaftler sind pessimistisch. Das bedeutet: Finger weg vom Finanzmarkt für die nächsten 2 bis 4 Jahre und keinen Job in dieser Industrie antreten, der den "geringen" Fixlohnanteil mit Boniaussichten zu kompensieren versucht ;-).

Wer kommt jetzt?

...und bringt der dann auch wirklich was?
Nachdem Sämi Schmid seinen Rücktritt bekannt gegeben hat, neigt die SVP dazu, Blocher zu nominieren. Dies wird aber keinen Erfolg haben. Ensprechend buxieren sie sich in die Opposition, welche die kommende Rezession der Regierung andichten dürfte. Strategisch geschickt - doch kommt einem Timeout gleich.
Was muss denn der neue Bundesrat können? Ein vertieftes Wissen über die Missstände in der Armee?

gestrickt und rassistisch?

Sind Steiner-Schulen Brutstätten sind für Esoteriker, Hippies oder Sektenführer?
Die Resultate einer Ehemaligenbefragung aus dem Jahr 2007 geben Entwarnung - auf den ersten Blick. Ein Drittel aller Steiner-Schüler absolviert zwar eine akademische Ausbildung, weil aber mindestens 40 Prozent bereits aus Akademikerfamilien stammen, ist die Quote ein relativer Misserfolg. Wenig überraschend ist die Berufswahl. Mehr als die Hälfte der ehemaligen Steiner-Schüler werden Sozialarbeiter, Lehrer, Künstler oder arbeiten im Gesundheitsbereich.
Und diese Klientel scheint im Zusammenhang mit rassistischen - äh tschuldigung: ethnischen - Ideologien zu stehen. Dies wohl, weil entsprechende Theorien zur Zeit als die Steiner-Schulen begründet wurden, gang und gäbe waren.
Wiederholt äusserte sich Steiner abfällig über Juden, Indianer, über Gelbe", denen "die Galle überläuft", und über die "schwarze Rasse". Deren Hautfarbe sei das Ergebnis einer "schwachen Ich-Wesenheit". Sie waren "den Sonneneinwirkungen zu sehr ausgesetzt" und "setzten unter ihrer Haut zu viel kohlenstoffartige Bestandteile ab und wurden schwarz. Daher sind die Neger schwarz." Und daher, heisst es andernorts, komme ihr "starkes Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht." Für Ruolf Steiner lenkt die Afrikaner allein der Trieb und die Europäer der Geist: "Die Erdmenschheit würde vor der Gefahr stehen, wenn die Blonden aussterben, dass die ganze Erdmenschheit eigentlich dumm würde."

Wer vor kochenden Merkurkräften im Drüsensystem der äthiopischen Rasse warnt und im Gegenzug Wichtelmänner zu Vorbildern an Wachsamkeit erklärt, sollte als Namensgeber einer selbsternannten Reformpädagogik ausgedient haben.
Andreas Kunz in der WW44.08, Seite 50f.

eingeschnappte Juden

So antwortete Jurek Becker zur Verwunderung aller nicht jüdischen Anwesenden einmal auf die Frage, wie man als Jude heute noch in Deutschland leben könne, er verbitte sich diese antisemitische Bemerkung. (Welt online)
Wow, so wird Antisemitismus heute also ausgelegt... Und wir unterstützen diese Ansicht durch spezielle Rechte und Institutionen?!

Auch folgender Satz in der FAZ war für den Zentralrat der Juden höchst empörend:
In der von Michel Friedman, einem Juden, moderierten Talkshow auf N24 hatte sich Wulff trotz entsprechender Nachfragen nicht von seiner Wortwahl distanziert.
Der Zentralrat, bzw. deren Generalsekretär Stephan J. Kramer, findet diese Formulierung
"ohne Zweifel in der Wirkung ausgrenzend und zielt zudem auf antisemitische Reflexe des Lesers": es sei in keiner Weise ersichtlich, in welchem Zusammenhang die Religionszugehörigkeit von Michel Friedman mit seiner Arbeit als Moderator stünde. (Tagesspiegel)
Nun, das ist relativ einfach zu erklären: Wulff zog die Parallele zwischen der gegenwärtigen Hetzte gegen Manager zu jener gegen die Juden in der Rezession der 20er-Jahre. Entsprechend hinterfragt der Journalist der FAZ die Unabhängigkeit und die Eignung des Moderators zu diesem Thema. War jetzt nicht so schwierig zu verstehen, oder? Aber wir sind es uns ja langsam gewöhnt, dass sich der Zentralrat in einer ständigen Empörung befindet. Solche Mimosen kann ich nicht ernst nehmen. Wieso berichtet man überhaupt noch darüber?

Dienstag, 11. November 2008

Wieso hohe Boni bezahlt werden

Auch Vermögends- und Investmentbanken weisen partnerschaftlichen Charakter auf. Durch den PC hat jeder Spezialist dort mit Bösrenzugang, Informationen und Kundendossiers so viel Macht, wie früher nur ganze Banken hatten. Daher werden, trotz allen Regelungen, die Kader der dritten oder vierten Ebenen weiterhin mit hohen Boni gebunden, sonst machen sie eine eigene Firma auf. Und deshalb sind Grossbanken heute eigentlich Partnerschaften der Kader, die zusammen mehr Gewinn abräumen, als sie den Aktionären zugestehen.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.
Ich bin trotzdem für eine Stärkung der Aktionärsrechte, u.a. für einen Einfluss der GV auf die Entlöhnung des VR und GL.

3 Gründe für die Wirtschaftsfeindlichkeit der Linken

Es erstaunt, dass die lautesten Rufer gegen den Kapitalismus so selten Genossenschaften und Partnerschaften gründen oder auch nur loben. Vor hundert Jahren war dies anders. Gerade die Linken gründeten genossenschaftliche Läden, Druckereien und Wohnbauten zuhauf. Drei Gründe dürften die Abkehr heute erklären.
  1. Diese Partnerschaften sind nach innen wertorientiert, nach aussen aber kämpfen sie auf regulären Märkten. Dies erklärt ihre Vitalität über Jahrzehnte hin, es signalisiert aber auch, dass wirtschaftliche und betriebliche Gesetzmässigkeiten nicht in rosa Wolken aufgelöst werden können. Leistung, Wettbewerb, Nüchternheit, Gewinnorientierung, Umstrukturierungen treiben alle diese Firmen an. Dies geht vielen Kapitalsimuskritikern schlecht in den Hals.
  2. Sodann sind diese Wortführer selber meistens in wirtschaftsfremdnen Bereichen tätig - die fachlichen Mühen praktischer, täglicher Verkäufe im Markt haben sie nicht gelernt.
  3. Ein dritter, organisations-egoistischer Grund kommt hinzu: wenn die Arbeitenden oder Mieter zufriedene Eigentümer sind, füllen sie nicht die Ränge jener Verbändce, welche immer noch suggerieren, dass eine Alternative zum System bereitliege, jedoch aus moralischer Verworfenheit der Gegenseite liegenbleibe.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.

3 Hindernisse zum Kommunismus

  1. Die Planer bekommen keine Preissignale, sie produzieren daher Warteschlangen und gehen salopp mit dem Kapital um.
  2. Nach 1917 konnte man für ale Russen einfache Stiefel einplanen, heute ist dies jedoch mit Millionen von Gütervarianten nicht mehr möglich.
  3. Die Planung greift in Grundrechte ein, wie etwa in die Freiheit der Berufswahl und -ausübung, ohne dass sie den edlen Menschen hervorbringt, der uneigennützig die anderen verplant.
Beat Kappeler in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 39.

Peter Voser

Ab Sommer 2009 ist ein Schweizer der Chef des drittgrössten Konzerns der Welt
Royal Dutch Shell
hinter Wal-Mart und Exxon Mobile
  • 104'000 Angestellten in 110 Ländern
  • Umsatz 2007: 356 Mrd. USD
  • Gewinn 2008 bis September: 30 Mrd. USD.
Der Argauer schaffte es vom KV-Stift zum Topmanager - er hat eine Abneigung gegen zuviel Theorie (die HWV bildete nach dem KV das Ende der Fahnenstange).
Mich bringen Sie nie in eines dieser Manager-Kürsli!
Der Finanzspezialist bewährte sich als Krisenmanager bei der ABB, die er zusammen mit Jürgen Dormann vor dem Schiffbruch bewahrte.
Krisen ziehen mich an. Ich brauche turbulente Zeiten, um mich zu entfalten.
"Ich bin ein positiv denkender Mensch und schaue immer nach vorne," sagt Voser. Passierte Fehler seien "water under the bridge", Schnee von gestern. Seine Management-Methode heisst Vollgas geradeaus und, wenn nötig, korrigieren: "Lieber treffen meine Mitarbeiter Entscheidungen und liegen falsch, als dass sie gar nicht entscheiden.
Daniel Puntas Bernet in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 35

Montag, 10. November 2008

Armee-Probleme

Das VBS listet auf neun Seiten in kleiner Druckschrift die aktuellen 7 Probleme der Armee auf:
  1. Finanzen (das Budget sollte weniger für Investitionen, mehr für die Betriebsausgaben verwendet werden)
  2. zu starke Reduktion der Logistik - nicht mehr in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen
  3. geringe Arbeitszufriedenheit der Berufsmilitärs
  4. zu wenig effektive und effiziente Führungsstruktur sowie
  5. nicht kompatible Computersysteme (diese beiden Punkte allerdings gestützt lediglich auf eine Armeestabsübung, Stabilo 07)
weiter noch - was ich nicht wirklich nachvollziehen kann und auf eine falsche Selektion seitens der Armee zurück führe:
6. Milizkader: Pro Jahr lassen sich nur rund 1000 Leutnants rekrutieren, nötig wären 1240. Bei Kommandanten und Stabsoffizieren sind es 300 statt 450.
7. Friedensförderung: Eine Mehrheit des Parlaments wünscht mehr Friedenstruppen, doch dafür gibt es weder genügend Berufsmilitärs noch ausreichend freiwillige Milizangehörige.
Markus Häfliger in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 12.

Obama - Inkarnation des "American Dream"

Der junge Obama ist erst relativ spät, nämlich in Chicago, mit der traditionellen Leidenskultur der amerikanischen Schwarzen in Berührung geraten. Seine Welt aber war und ist vom "American Dream" geprägt, vom Traum des Aufsteigens, vom Traum, dass in diesem Land selbst das Unmögliche möglich ist.
Die naiven Träumereien geschickt instrumentalisiert:
Obama hat in seiner Kampagne bewusst auf vage Schlüsselbegriffe wie "Change" und "Hope" gesetzt. Beides sind Kernelemente des "American Dream". Sie sind nicht konkret und spezifisch - gerade deshalb sind sie für Konservative und Zentristen genauso akzeptabel wie für linke Progressive. Und Obamas beschwörender Aufruf für ein besseres Amerika, das weder republikansich noch demokratisch, weder links noch rechts, weder weiss noch schwarz sei, sondern ein vereinigtes Amerika, die wirklichen "United States of America", motiverte auch Kreise, die sich von der Politik bisher fernhielten.
Alfred Defago in der NZZaS vom 9.11.08, Seite 2.