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unverschämt teure Bauern
Die Revision des Direktzahlungssystems für die Landwirtschaft sollte ein grosser Wurf werden. Herausgekommen ist eine Zementierung des derzeitigen Systems. Die Schweizer Bauern werden auch in Zukunft aus dem Subventionstopf schöpfen wie keine andere Berufsgruppe.
Subventionskatalog des Bundesamts für Landwirtschaft: Kaum ein bäuerlicher Handgriff, der nicht abgegolten wird.
Für drei Prozent der Bevölkerung, die direkt mit der Landwirtschaft verbunden sind (die Wirtschaftsleistung der Branche liegt bei einem Prozent), bezahlt der Bund jedes Jahr rund 2,8 Milliarden Franken an Direktzahlungen für sogenannte gemeinwirtschaftliche Leistungen.
Kein Wunder, waren die Verantwortlichen in der Gemeinde Hofstetten im Kanton Zürich überrascht, als letztes Jahr vier Landwirte ein Beitragsgesuch für 1050 Bäume einreichten. Da die Gemeinde fünfzig Franken pro gepflanzten Hochstammobstbaum bezahlt, forderten die Bauern 52 500 Franken, zehn Prozent des Gemeindesteueraufkommens.
Im Durchschnitt kassiert heute ein Schweizer Landwirtschaftsbetrieb jährlich rund 50 000 Franken an Direktzahlungen. Im Berggebiet sind es 60 000. Spitzenreiter ist eine Betriebsgemeinschaft mit mehreren Familien, die 500 000 Franken an Direktzahlungen bezieht, wie die NZZ am Sonntag kürzlich publik machte. International ist die Schweiz bereits heute Weltmeister, was die Subventionierung der Landwirtschaft betrifft. Gemäss einem OECD-Bericht aus dem Jahr 2009 liegt sie mit Subventionen in der Höhe von 61 Prozent des bäuerlichen Einkommens weltweit an dritter Stelle, abgehängt nur von Ländern wie Korea und Norwegen. Zum Vergleich: Neuseeland subventioniert das Einkommen seiner Bauern mit einem Prozent, die USA das ihrer Farmer mit zehn und Kanada seines mit achtzehn Prozent.
Carmen Gasser in der WeWo10.11
Das System der Direktzahlungen trägt dazu bei den Strukturwandel zu verlangsamen. Man muss sich fragen, was man will: Eine soziale Landwirtschaft oder eine effiziente.
Bernard Lehmann, Professor für Agrarwirtschaft an der ETH im Artikel von Carmen Gasser in der WeWo10.11
Durchschnittlich rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Wertschöpfung in den EU-Staaten machen Subventionen aus. In der Schweiz sind es zirka 57 Prozent – weniger als im topografisch und kulturell vergleichbaren Österreich (60 Prozent).
Peter Keller in der WeWo11.11, Seite 38.
Rein wirtschaftlich betrachtet, wäre es für die Schweiz sinnvoller, sämtliche Rohstoffe und Lebensmittel aus dem Ausland zu importieren.
Hansjörg Walter in der WeWo11.11, Seite 39.
Ich halte fest:
- Wirtschaftlich machen die Schweizer Bauern nicht viel Sinn, im Gegenteil. Ist uns dieser Unsinn, bzw. Investition in Tradition und Lifestyle jährlich mehrere Milliarden wert? Das Argument des verschönerten Landschaftsbildes ist hinfällig, hat die unberührten Natur doch auch ihren Reiz, für 0 CHF.
- Die Bauern lieben die Komplexität des jahrzehntelang erstellten Bezugssystems ihrer Zuwendungen, da sie damit einen Grossteil ihrer potentiellen Kritiker ausschalten können.
- Nebst der sonst schon teuren Schweiz, sind ihre Bauern noch teurer. Als Anführer dieser Rangliste erschwert die Schweizer Landwirtschaft den globalen Handel besonders und schadet damit der Landwirtschaft auch in der Dritten Welt. Durch die Reduktion von Subventionen würden Produkte aus Entwicklungsländern auch hier marktfähig und grosse Teile der Entwicklungshilfe würden überflüssig.
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