Freitag, 1. Januar 2010

Probleme der Sozialversicherungen

Wiedereingliederung
Es ist wichtig, dass die [IV-]Renten nicht lebenslänglich gesprochen werden. Wir haben es mit einer Krankheit zu tun, die auch temporär sein kann. Diese Menschen sollten so begleitet werden, dass sie wieder zurück in den Arbeitsprozess kommen.

Finanzielle Ansprüche
Das Kerngeschäft der IV macht mir tatsächlich weniger Sorgen. Das Problem liegt vielmehr darin, dass durch die Ergänzungszahlungen und die Renten der Pensionskassen so hohe Gesamtleistungen herauskommen. Damit wird es finanziell wenig attraktiv, wieder hinaus aus der Verrentung zu kommen. Ich habe bei mir nachgerechnet: Mit den Leistungen aus der Pensionskasse und den Kinderrenten, die mir im Invaliditätsfall zustünden, käme ich auf 95 Prozent meines heutigen Nettoeinkommens.

Kontrolle
Ich selber habe nichts gegen Kontrollen, auch nicht gegen unangemeldete. Das ist eine Art Gegenstück zum Recht, Leistungen zu beziehen.

Gegenleistung für Leistungen
Das Prinzip Gegenleistung für Leistungen müsste ohnehin noch verstärkt werden. Das hiesse aber auch, dass den Leistungsempfängern Gelegenheiten zur aktiven Teilnahme am (Arbeits-)Leben gegeben würden. Bei der Arbeitslosenversicherung (ALV) gilt dieses Prinzip schon seit langem. Wer arbeitslos ist, hat kein ruhiges Leben, er muss Bewerbungen schreiben, sich Beratungen unterziehen und anwesend sein. Wenn ein solcher Druck besteht, kann der Staat auch relativ grosszügige Leistungen zahlen, wie das bei der ALV der Fall ist.

Monika Bütler, VWL-Professorin an der UniSG, im Interview von Peter Keller in der WeWo52/53.09, Seite 70f.

2 Kommentare:

P-Man hat gesagt…

Exzellent!

Gruss,
P

hardman hat gesagt…

Find ich auch nicht schlecht - und ich hätte die frauenausgabe der wewo fast noch ungelesen weggeworfen. doch die hat doch noch was kluges gesagt - kennst du sie? hattest du vorlesungen bei ihr? bist du ein fan von ihr?