In keinem anderen Land hat die Religion einen derart geringen Stellenwert wie in Japan. Die Japaner verhalten sich so geregelt, weil das so geplant ist. Sie schöpfen ihre Ruhe aus dem Vertrauen, dass alle in dieser Organisation mitmachen, und daraus, dass sich mit Technik jedes Problem lösen lässt. [Einen anderen Lösungsweg als die Technik, gibt es gar nicht.]Und daneben gibts Gebiete, in welchen sofort geplündert wird, besteht die Möglichkeit: Osteuropa, New Orleans, Afrika...
Heinrich Reinfried, Japanologe, in einem Artikel von Thomas Fuster in der NZZaS vom 20.03.2011, Seite 23.
[In Japan] harrt man aus und beschwört jene urjapanische Tugend des «ganbaru», des Durchhaltens, auch unter widrigsten Umständen. Diese Haltung trägt dazu bei, dass in der Megalopolis von Tokio eine Massenpanik bisher verhindert werden konnte. Nicht auszumalen, was sich bei vergleichbarer Bedrohung in einer westlichen Metropole abspielen würde. Die Weisungen der Behörden würden kaum mit ähnlicher Disziplin befolgt. Bei der Verteilung knapper Güter wäre ein wildes Drängeln unvermeidlich, und auch mit der Plünderung verwaister Büros und Wohnungen müsste gerechnet werden. Nichts von alledem in Tokio: In einer ohnehin schweren Zeit belastet man die Mitwelt nicht noch mit eigenen Sorgen. Man bewahrt Haltung, bleibt besonnen und leistet so seinen ganz persönlichen Beitrag zur Bewältigung einer schier unlösbar scheinenden Krise.
Thomas Fuster in der NZZaS vom 20.03.2011, Seite 22f.
Donnerstag, 24. März 2011
Japan: eine fortschrittliche Zivilgesellschaft
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