Samstag, 10. September 2011

Oslo Massaker ist ein politischer Warnruf

Die Tat des Massenmörders von Oslo ist politisch und reflektiert das ­Versagen der Einwanderungs- und Integrationspolitik europaweit. 
Dieses Massaker war kein gewöhnlicher Amoklauf an einer Schule mit blinder Gewaltanwendung, sondern ein genau geplantes Verbrechen mit klarer politischer Zielrichtung. Es war gerichtet gegen die Arbeiterpartei, die Norwegens Politik seit langem dominiert, gerichtet auch gegen Europa, das mit seiner illusionären Einwanderungspolitik und Multikulturalismus-Doktrin wachsenden Widerstand hervorruft. Das Manifest des Täters im Internet lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. 
Heute gelten 10 Prozent der Bevölkerung als Ausländer. Fremdenfeindlich sind die wenigsten Norweger. In der Regel betrachten sie die Einwanderung als kulturelle Bereicherung. Doch ­Nationalisten sind viele, am Primat der norwegischen Rechtsordnung und politischen Kultur lassen sie nicht rütteln. 
Eine norwegische Umfrage hat in diesem Monat ergeben, dass die Hälfte der Befragten die Grenzen für zusätzliche Einwanderung schliessen möchte und ungefähr gleich viele die bisherige Integration der Ausländer als missglückt betrachten. 
...die Ängste in der Bevölkerung vor übertriebener Überfremdung aufnehmen. Wenn sich die politische Elite – Konservative, die Mitte-Parteien, die Linke­ – in vornehmer Zurückhaltung gefällt und weltfremden Illusionen huldigt, bereitet sie nur den Boden für wachsenden politischen Protest. 
Mehr Offenheit? Auch in Norwegen wurde Toleranz als kultureller Rückzug missverstanden. Eine deutsche Debatte über Leitkultur wurde nie geführt. Mehr Humanität? Ja, natürlich, so lange sie nicht in Naivität mündet, 
Wenn real existierende Probleme geleugnet oder nicht zur Kenntnis genommen werden, weil sie nicht ins gedrechselte Weltbild passen, gedeiht der Extremismus. Es wäre gefährlich, wenn nun eine Rückkehr zu bequemen Illusionen die Folge der norwegischen Tragödie ­wäre. Das Massaker ist ein Warnruf. Er sollte ernst genommen werden. 
Hansrudolf Kamer in der WeWo30/31.11

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