Mittwoch, 25. April 2012

Jugendliche IV-Rentner

Die Zahl junger Erwachsener, die eine IV-Rente beziehen, nimmt zu. Der Grund ist in den meisten Fällen ein psychisches Leiden.
 
 
Quelle: NZZ
 
Zugesprochen werden diese IV-Renten in hohem Masse jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren, die vor der IV-Rente nicht die Möglichkeit hatten, ein Erwerbseinkommen zu erzielen.
  • diagnostizierten Geburtsgebrechen
  • Sonderschulmassnahmen eine Ausbildung im geschützten Bereich
  •  Sprung in die freie Wirtschaft nicht schaffen
Die ausserordentliche IV-Rente sei gut gemeint, sagt Bänziger. «Aber das System setzt fragwürdige Anreize.» Es zeige sich, dass «Rentnerkarrieren» schon früh vorgespurt würden. Damit sei niemandem gedient, am wenigsten den jungen betroffenen Menschen. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien, dass der Weg aus der Rente sehr schwierig ist. Die Ausstiegsquote liegt bei unter 1 Prozent. In anderen Ländern, die im Kampf gegen die zunehmende Invalidisierung der Gesellschaft auf temporäre Renten setzten, zeigt sich, dass die Renten auf Zeit häufig in ordentliche Renten umgewandelt werden. «Gerade bei jungen Menschen mit psychischen Problemen sehe ich den Sinn einer Berentung nicht», sagt Niklas Baer, der Leiter der Fachstelle für psychiatrische Rehabilitation an der Psychiatrie Baselland. Jungen Menschen sei zu signalisieren, dass man ihnen etwas zutraue. Die ausserordentliche IV-Rente tue das Gegenteil.
 
Die IV wandelt sich immer mehr zu einer Versicherung, die Menschen unterstützt, die aus psychischen Gründen nicht am Erwerbsleben teilnehmen können. Die Berentungen aus psychischen Gründen nehmen zu. So auch bei jungen Menschen. In den meisten Fällen werden leichte psychische Störungen – etwa Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen – diagnostiziert. Zahlen des BSV zeigen, dass im Zeitraum von 2001 bis 2010 eine Zunahme um 54 Prozent der Personen mit einer als Geburtsgebrechen diagnostizierten Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS) zu verzeichnen ist.
 
ADHS kann alles und nichts heissen, und oft handelt es sich um eine andere psychische Störung. Damit tut man den IV-Versicherten keinen Dienst.
Niklas Baer
 
Kindern wird das Ritalin oft in bester Absicht verschrieben. (…) Die Psychopharmaka stellen die Kinder weitgehend ruhig, Eltern und Pädagogen werden kurzfristig entlastet. (…) Doch die Folgen können fatal sein.
Oskar Bänziger
 
Michael Schoenenberger in der NZZ am 31.03.2012

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