Samstag, 2. Februar 2008

Schweizer Telekommunikation

Die Chefs der grossen Schweizer Telekom-Firmen trafen sich zum Streitgespräch über Monopole, Technik und die Zukunft: Carsten Schloter (Swisscom), Christoph Brand (Sunrise) und Andreas Wetter (Orange).
Von Marc Kowalsky und Roger Köppel in der Weltwoche 3.08, Seite 46ff.
Oligopol mit starkem monopolistischem Hang
Es besteht kein politischer Wille, die Dominanz des Ex-Monopolisten zu brechen (Wetter).

Ich habe hier eine Liste von 44 Schritten, die die Swisscom seit dem Jahr 2000 unternommen hat, um Liberalisierungsfortschritte zu bremsen. Swisscom macht das im Interesse der Aktionäre: Der Bund als Eigner bremst die Forderungen des Parlaments nach mehr Wettbewerb (Brand)
künftiges Preisniveau
Das Preisniveau wird in fünf Jahren nur noch halb so hoch sein. Die Netze werden drei- bis viermal so leistungsfähig sein wie heute. Und es wird das Gleiche passieren wie in anderen Ländern nach der Entbündelung: Zunächst eine rasch aufblühende Vielfalt an Angeboten, dann, nach drei, vier Jahren, eine dramatische Konsolidierung der Branche (Schlotter).
Die Lösung:
Seit Jahren tobt der Streit um die Interkonnektion. Wäre eine Netzgesellschaft wie in England ein Ausweg? Dort ist das Telefonnetz des Ex-Monopolisten in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert, die ihre Kosten transparent darlegen und allen Anbietern den Netzzugang zu gleichen Konditionen gewähren muss.
(Schlotter...)
Brand: Aber es wäre doch volkswirtschaftlich völliger Unsinn, das Kabel- und Kanalisationsnetz noch ein zweites, drittes, viertes Mal zu bauen. Wir haben ja auch nicht eigene Strassen für Postautos. Ausserdem sind es Infrastruktur-Investitionen mit Horizonten von 20, 30, 40 Jahren. Daher sagen wir: Lasst uns diese Firma separieren. Sie muss ja nicht verstaatlicht werden, sondern kann der Swisscom gehören. Es soll für alle transparent sein, welche Kosten anfallen und wie der Preis für die Nutzung entsteht. Die Gesellschaft muss allen den gleichen Zugang bieten zum gleichen Preis. Die endlosen Diskussionen um Diskriminierung, um die Berechnung der Preise und ihre Höhe wären ein für alle Mal vorbei. Diese Firma könnte sich vor Aufträgen zum Ausbau nicht mehr retten! Es wäre für alle interessant, zu investieren und etwa Glasfaserleitungen zu legen.

Wetter: Den Vorwurf, es würde dann nicht mehr investiert, können mir meine Kollegen in England wirklich nicht bestätigen, ganz im Gegenteil. Vermutlich besteht tatsächlich der einzig pragmatische Ansatz darin, die Swisscom aufzuteilen. Dann hätte man Transparenz, was die Investitionen, Kosten und Wiederverkaufspreise angeht.

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