Dienstag, 29. April 2008

Singapur

Geographie
Singapura, Löwenstadt, ein junger südostasiatischer Stadtstaat, 4.5 Mio. Einwohner, nur 24x48km2 gross und 50 noch viel kleinere Inseln drum herum

Image
in Südostasien: effizient, korruptionsfrei, sauber, organisiert.
im Westen: Stockhiebe für Vandalismus, Kaugummiverbot, klinische, seelenlose, autoritäre, totalitäre Retortenstadt, "Disneyland mit Todesstrafe".

Wirtschaft
wirtschaftliches Powerhouse, hohes Pro-Kopf-Einkommen, Drehscheibe der Finanzen und Dienstleistungen...
Die grossen Multinationalen (und manche Redaktionen) aus dem Westen eröffnen ihre Asienfilialen in Singapur, weil sie ihren Entsandten und deren Familien einen sicheren Aufenthalt gönnen, verlässliche Behörden, korruptionsfreie Bürokratie, gute Luft, noch bessere Schulen und Universitäten, ein hervorragendes Drehkreuz für Flüge in alle Welt. Man kommt schnell hin. Und schnell weg.
Hier gibt es keine ideologischen Barrieren: Es geht immer nur um die Wirtschaft und ums überleben.
Medienfreiheit
Nationale Medien schmiegen sich hörig an die Regierungslinie.
Die Regierung verfolgt ausländische Medien mit Verleumdungsklagen.
Lee Kuan Yew sagte einmal, Verleumdungsklagen seien da, um den Ruf der Leader vor unbedarfter Kritik zu schützen (...) keine Demokratie im westlichen Sinn ist.
Justiz
harte Strafen gibts für Drogen- und Waffenbesitz.
Alle Umfragen zeigen: Die Singapurer glauben, dass harte Strafen ihre Sicherheit garantieren, dass sie der einzige Weg seien und ein grosser Standortvorteil in der Region.
Wohnen
83 Prozent der Singapurer wohnen in HDBs (Housing and Development Board), staatliche Wohnanlagen. Die Gesellschaft besteht zu 72% Chinesen, 14% Malaien, 8% Inder. Diese Quoten gelten auch für die Wohnblocks. So entstehen keine Ghettos.
Nirgends in der Region ist die Gesellschaft durchmischter und klassenloser. Nirgends funktioniert sie harmonischer.
Religion
Alle dürfen glauben, was sie wollen. Und wenn sie Feste feiern, (...) dann festen alle anderen ein bisschen mit.
multiethnische Seele, religiöse Toleranz
Geylang: staatlich erlaubtes Rotlichmilieu - ausserhalb der Stadt.

Führung
autokratische Führung und staatlich gelenkte Wirtschaftsaggressivität.
LKY: Lee Kuan Yew (84jährig), "Minister Mentor" und damit auch Mentor des Premierministers Lee Hsien Loong, sein Sohn.
Dominant, clever und nachtragend. So beschreiben ihn die Singapurer. Er ist ein Wirtschaftsliberaler und ein politischer Autokrat. Ein Pragmatiker fast ohne Ideologien, ein Wandler und Verwandler, ein Ingenieur der Gesellschaft... Singapur ist sein Abbild. Er ist Singapur.
Kiasu
Der Antrieb Singapurs: Die Angst zu scheitern, sich zu blamieren, das Gesicht zu verlieren. Verlustangst als Motor.
Oliver Meiler im Magazin 08/2008

1 Kommentar:

P-Man hat gesagt…

Ein weiteres Mal suchen wir ein bisschen Mikro-ökönomie heim!

Wohlwollende Diktatoren sind laut Spieltheorie die einzige "First Best" Lösung. Das scheitert einzig an der Tatsache, dass laut Principal-Agent Theorie diese wohlwollende Diktatoren eigentlich nie nutzlos sind...

Falls das aber einmal der Fall ist, ist es...
... erschreckend, weil man eben einsehen muss, dass es einen riesen Klumpenrisiko gibt!
... verdammt effizient, weil eben keine Reibungsverlüste entstehen!

Und sobald es verdammt effizient ist, hängt es von der Politik ab: Wirtschaftsliberal, streng, weltoffen sind natürlich Erfolgsfaktoren (meiner Ansicht nach)

Falls es andere Länder geben würde mit dem gleichen Modell, aber mit "Leftie-Politics", könnte man nachweisen was für Politiken Prosperität bringen und welche Art sie zerstören.

Leider gab es nie kommunistische Diktaturen, die längerfristig Frieden erlebt haben... Oder vielleicht doch? UdSSR, Kuba, kommunistischer Block, usw...

Just ranting, sorry...
P a.k.a. Dzi