So sind sie, die Frauen. Erst angeln sie sich mit allen Tricks einen Mann, dann schwören sie ewige Treue und Liebe bis in den Tod. Dann entdecken sie seine Mängel, reichen die Scheidung ein – und feiern wilde Partys, als hätten sie im Lotto gewonnen.
Wieso feiert man mit Freundinnen Befreiung von einer Institution, die man einmal mit Glückstränen umarmt hat? War man eine liebesblinde Idiotin, die sich von Rührung und Romantik einlullen liess? Oder ist es vielmehr so, dass «der schönste Tag im Leben» ziemlich schnell zu einer lästigen Bindung mit Ausbruchsfantasien geworden ist, wenn er den Klodeckel nicht runterklappt?
Die Eheklippen, die unsere Grossmütter mit tapferem Lächeln umschifften, weil Treue Charakter verriet und Moral und Durchhaltevermögen für die Ehe wichtiger waren als heisser Sex, werden heute als zu strapaziös empfunden. Nicht nur ist die Geduld kürzer als ein Werbespot geworden, auch das Schamgefühl ist geschrumpft. Heute wird alte Liebe verraten und Triumph genauso wie Niederlage öffentlich zelebriert. Denn was man vor 30 Jahren noch als schuldhaftes Versagen sah, über das vielleicht eine Zeit reflektiert werden sollte, wird zum weiblichen «Freudenfest» für die Freiheit vom Joch der dysfunktionalen Ehe umfunktioniert.
Sabine Reichel in der WeWo42.10, Seite 53.
Sonntag, 9. Januar 2011
Scheidungspartys und das Wesen der Ehe
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