Sonntag, 9. Januar 2011

Für die Schweiz empfiehlt sich eine Berufsarmee

Heutige Herausforderungen / Überlegungen zur Ausrichtung der Schweizer Armee:
  1. Ein bewaffneter Konflikt in Europa gegen Nachbarn der Schweiz ist sehr unwahrscheinlich.
  2. Ev. möchte man einst intensiver bei Friedenseinsätzen in internationalen Militärbündnissen mitwirken.
  3. Die Armee muss im Kampf gegen den Terror eingesetzt werden.
Wenn ihre Aufgabe darin besteht, Blauhelmsoldaten zu entsenden und bei der Bekämpfung des Terrorismus mitzuwirken – sollte dieser bedrohliche Ausmasse annehmen, was angesichts der internationalen Entwicklung nicht auszuschliessen ist –, so erweist sich das jahrhundertealte Selbstverständnis der Schweizer Armee als völlig falsch. Erstens können weder Wehrpflichtige noch Reservisten zu Friedenseinsätzen entsandt werden – was schon jetzt bedeutet, dass die entsprechenden Kapazitäten zur Teilnahme an solchen Einsätzen deutlich eingeschränkt sind. Zweitens eignet sich eine Armee, die hauptsächlich aus Wehrpflichtigen und Reservisten besteht, nicht für innere Sicherheitsoperationen. Zweck der Schweizer Armee waren Abschreckung und Verteidigung des Landes gegen potenzielle Feinde. Nun, da von aussen keine Gefahr mehr droht und die Friedensmissionen sich verändert haben, ist dieses System so antiquiert wie ein Dinosaurier.
--> Es empfiehlt sich eine Berufsarmee, zahlenmässig kleiner und etwas teurer im Unterhalt.
Nicht nur die Armee als Ganzes, auch die einzelnen Teilstreitkräfte müssen neu organisiert werden. Die Zeit schwerer Waffen ist im Grunde vorbei. Solche Waffen können nicht rasch in Regionen transportiert werden, wo Friedenseinsätze erforderlich sind, und bei Anti-Terror-Einsätzen sind sie praktisch nutzlos. Schwere Artillerie muss also ersetzt werden durch kleinere und leichtere, präzisionsgelenkte Raketen. Statt Panzer sind gepanzerte Truppentransporter gefragt, die den Insassen verlässlichen Schutz bieten. Anstelle von Kampfjets braucht es Helikopter und Drohnen. Zur Verteidigung des Schweizer Luftraums (ein Angriff von aussen muss als extrem unwahrscheinlich gelten) wären Flugabwehrraketen möglicherweise geeigneter als die bislang im Einsatz befindlichen Abfangjäger.

Martin van Creveld in der WeWo42.10, Seite 36f.

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