Sonntag, 9. Januar 2011

Ausrichtung des Schweizer Bankenplatzes

Einige europäische Staaten sind hoch verschuldet und versagen bei der Planung ihres Staatshaushaltes. Der Zugriff auf Privatvermögen wird immer schamloser zelebriert. Was sind die Bedürfnisse der vermögenden Kundschaft und wie kann sich die Schweiz danach ausrichten?
Wohin driftet der bisher bekannte westliche Kapitalismus, in dem individuelle Leistung belohnt wurde? Die Privatsphäre – in vielen europäischen Staaten immer noch in den Verfassungen verankert – ist inzwischen so löchrig wie ein Schweizer Käse.

Wer seinem hochverschuldeten Staat zu misstrauen beginnt, denkt schnell einmal an die Schweiz. Die Schweizer haben den Staatshaushalt im Griff, kassieren faire Steuern und verfügen über ein auf liberalen Grundsätzen basierendes Staatswesen.
Bei Fragen rund um das Bankgeheimnis empfiehlt sich ein eine kluge Vorwärtsstrategie.
Im Lichte dieser Entwicklung ist ein Schweizer Bankgeheimnis als Mittel der Beihilfe zur Steuerhinterziehung nicht weiter haltbar. Weder für Kunden noch für den Finanzplatz. Denn Schweizer Banken werden immer mehr internationale Gesetze akzeptieren müssen, und Kunden werden bereits in naher Zukunft kaum mehr einen Ort oder ein Instrument finden, wo sie den unversteuerten Schatz noch vergraben können. Hingegen wird der Wunsch nach Diskretion bei versteuerten Finanzdaten zum Schutz von internationalen Vermögen eine neue Bedeutung erhalten.

Immer mehr Verantwortliche von grossen Privatvermögen sehen die Verschuldung der öffentlichen Kassen als Beginn eines tiefgreifenden Wandels in der Weltwirtschaft und der Weltpolitik. Man ist sich bewusst, dass diese Veränderungen neue Realitäten schaffen und laufend neue Risikobewertungen verlangen.

Vielmehr geht es um die Bewertung der (makro)ökonomischen und (geo)politischen Entwicklung, um die internationale Mobilität des Vermögens, um verantwortungs- und risikobewusste langfristige Investmentstrategien, um die Solidität von Partnern und die Stabilität von Ländern oder um den Vermögenstransfer im Generationenwechsel.

Dafür sind stabile Staaten und zuverlässige Partner gefragt. Man will politischen oder familiären Wirren vorbeugen und Missgunst oder kriminellen Absichten ausweichen. Man möchte sich vor Steuerprotektionismus, eingeschränktem Kapitaltransfer oder staatlich erzwungenen Kapitalrücktransfers schützen. Und man möchte der nächsten Generation das Vermögen unbelastet von Altlasten möglichst mobil überlassen, wenn die Kinder morgen in einem Land ihrer Wahl leben.

Fritz Kaiser in der WeWo43.10, Seite 58f.

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