Mittwoch, 19. Oktober 2011

Zeitgemässe Formen des Zusammenlebens

Neue Ausgangssituation
Globalisierung, Individualisierung, Liberalisierung, Multioptionsgesellschaft, Konsumwelt, Lebensgenuss, Entfaltung, Selbstverwirklichung, Erwartungen, Angebot, exzessive Selektion
Ist es nicht Wahnsinn, die Institution Ehe auf so etwas Unfassbares und Flüchtiges wie die Liebe gründen zu wollen? Oder, wie es Hondrich formuliert: das Beständigste auf das Vergänglichste, das Alltägliche auf das Ausseralltägliche, das Reale auf das Romantische zu bauen? "Liegt hier", fragt er sich, "ein grundlegender Konstruktionsfehler moderner Gesellschaften vor?"
  • Ehe: Bund fürs Leben, exklusive Zweierbeziehung, Utopie der totalen, ausschliesslichen Liebe
  • Serielle Monogamie
  • Offene Beziehung
  • Polyamoristen: Quadratur des Kreises: sexuelle Freiheit und die Wärme einer Partnerschaft, Treue gegenüber mehreren Personen, keine "Ich will dich ganz für mich oder gar nicht"-Liebe, sinnliche Liebe lässt sich nicht auf eine Person beschränken.
Treue: Ideal und doch realitätsfremd (Die Zeit)
Die westliche Strenge im Ahnden von Untreue stellt weltweit eher einen Sonder- als einen Normalfall dar.
Pamela Duckermann in der kulturvergleichenden Untersuchung "Fremdgehen"
 
Im Gegensatz zu früher stellt bei uns der Seitensprung eben mittlerweile nicht nur einen gesellschaftlichen Verstoss dar, den es nach Möglichkeit zu verstekcen gilt, sondern auch einen psychologischen Makel. Wir haben die klassisch-bürgerliche Ächtung des Fehltritts so verinnerlicht, das wir sogar bei einem unverheirateten Paar heute strengere Massstäbe anlegen, als das früher bei Eheleuten der Fall war. Der Ehebrecher muss sich heute nicht nur moralische Vorhaltungen gefallen lassen, sondern auch Fragen nach seiner Reife, seiner Beziehungsfähigkeit oder gar nach einer allfälligen Sexsucht.
David Signer in der NZZaS vom 24.04.2011, Seite 73f.

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