Mittwoch, 20. April 2011

Wer wandert ein?




Hochqualifizierte
Es ist unbestritten: Die Personenfreizügigkeit hat Arbeitskräfte mit guter Bildung angelockt. Die grösste Gruppe der Einwanderer sind seit einigen Jahren die Deutschen. Von den 134 200 Einwanderern im Jahr 2010 kamen 30 700 (23 Prozent) aus Deutschland. Sie sind überdurchschnittlich gut gebildet. Fast 60 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss oder eine höhere Berufsbildung (siehe Grafik). Ähnlich sieht es bei den Franzosen aus, die 9 Prozent der Einwanderer ausmachen.

Unqualifizierte [Anm: ca. 100'000!!!]
Durch die Personenfreizügigkeit strömen aber auch unqualifizierte Ausländer in die Schweiz, und das nicht zu knapp. Sie stammen vor allem aus Süd- und Osteuropa. Die zweitgrösste Einwanderungsgruppe mit rund 13 000 Personen (10 Prozent) im letzten Jahr sind die Portugiesen. Fast zwei Drittel von ihnen haben nur die obligatorische Schule besucht, haben also keine Berufslehre oder Maturitätsschule absolviert (siehe Grafik). Das Bundesamt für Migration stellt in einem Bericht 2010 zudem fest, dass portugiesische Kinder überdurchschnittlich häufig Sonderklassen und Sekundarschultypen mit tiefem Niveau besuchen. Bloss rund die Hälfte der Portugiesen sagt von sich, die Lokalsprache gut zu beherrschen. Ähnlich schlecht gebildet sind die Einwanderer aus der Türkei und dem Balkan. 53 Prozent von ihnen haben lediglich die obligatorische Schule besucht. Über alle Ausländer in der Schweiz gesehen, können 30 Prozent nur einen Abschluss der obligatorischen Schule vorweisen.

Familien
Wer in der Schweiz als Ausländer eine Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung hat, kann seine Familie ins Land holen. Dies gilt etwa für sämtliche Ausländer, die durch die freie Personenfreizügigkeit aus EU- und Efta-Ländern einreisen. Sie dürfen nicht nur ihre Ehegatten und Kinder bis 21 Jahre einreisen lassen, sondern auch die eigenen Eltern und Grosseltern sowie jene des Ehepartners. 34 000 Personen sind im Jahr 2009 auf diese Weise in die Schweiz gezogen. Weitere rund 10 000 Personen kommen durch Eheschliessungen mit Schweizern oder durch den Familiennachzug von Schweizern ins Land.

Studierende
Seit der Bologna-Reform sind die Schweizer Universitäten mit ihrer hohen Qualität, den tiefen Gebühren und den fehlenden Selektionsinstrumenten zum Ziel für ausländische Studierende geworden. Rund 29 400 sind derzeit eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von 22 Prozent. Die meisten Studierenden (31 Prozent) kommen aus Deutschland. Weitere 8000 Ausländer studieren an Fachhochschulen. Der Anteil der ausländischen Hochschüler wächst rasant. Die Zahl hat sich innert neun Jahren mehr als verdoppelt; allein in den letzten drei Jahren betrug der jährliche Zuwachs 10 Prozent. Der Trend dürfte anhalten. Die Zahl der Universitäts-Studierenden soll laut einer Prognose des Bundesamtes für Statistik (BfS) bis 2019 von 131 500 auf 145 500 steigen. Stark dazu beitragen soll gemäss BfS der Zustrom aus dem Ausland.

Asylsuchende
Rund 37 500 Ausländer befinden sich derzeit in der Schweiz, weil sie Asyl suchen. Sie stammen im Wesentlichen aus Afrika, Asien und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien. 23 500 von ihnen sind vorläufig aufgenommen. Ihr Aufenthalt wird nur jeweils für 12 Monate bewilligt, und Arbeit ist nur mit einer speziellen Bewilligung möglich. Bei den anderen Asylsuchenden ist das Verfahren hängig. Daneben leben in der Schweiz rund 23 600 anerkannte Flüchtlinge (Stand Ende 2009). Sie besitzen eine Aufenthaltsbewilligung und dürfen arbeiten. Letztes Jahr erhielten rund 3100 Asylsuchende den Status eines anerkannten Flüchtlings.

Gordana Mijuk und Michael Furger in der NZZaS vom 17.04.2011, Seite 24f.

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