Samstag, 19. Mai 2012

Schweizer flirten wie sie tschutten

Selbstinszenierung hat natürlich damit zu tun, sich selbst an das Publikum, die Frau, den Mann zu bringen. Und ganz ehrlich, tief in ­seinem Innern ist das dem Schweizer einfach zu blöd. Dazu fühlen wir uns ein bisschen zu gut. Da werden wir bockig. Und genau so ­flirten wir. Wir sind bockig. 
Die Frauen denken: Der will ja was von mir, soll der doch rüberkommen! Richtig, bei den Brasilianern, Franzosen, Italienern, Spaniern: Bei fast allen geht diese Taktik voll auf.
Nur nicht bei den Schweizern. Nein, wie der Zufall so will, denkt der Schweizer Mann genau gleich. Nur eben umgekehrt. Plus: Ha, das habt ihr jetzt von der Emanzipation! 
Das Resultat ist dann für beide Parteien nicht sonderlich euphorisierend. Etwa so, wie wenn man sich ein Spiel der Schweizer Nati ansieht: Keiner tut was, alle stehen in der Defensive rum, und am Schluss hat man verloren, geht nach Hause und gibt allen anderen die Schuld. Spass geht anders.
Dominique Feusi in der WeWo20.12, Seite 62

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