Darf ich aufdringliche Behinderte ohne schlechtes Gewissen unsympathisch finden?
Janette Jaiser
Unbedingt. Es ist ein Zeichen von echter Liberalität, wenn man auch einzelne Behinderte, Schwarze oder Transvestiten unsympathisch finden kann. So zu tun, als ob man jeden und jede mag, bloss weil sie zu einer Minderheit gehören, ist heuchlerisch. Nicht umsonst spricht man auch von «positivem Rassismus». Wer behauptet, er möge alle Behinderten (weil sie so sensibel, oder alle Juden, weil sie so intelligent, oder alle Schwarzen, weil sie so leidenschaftlich) seien, dem ist so wenig zu trauen wie dem unverhüllten Rassisten. Oft auch verwandelt sich Ersterer, werden seine sentimentalen Vorurteile enttäuscht, zu Letzterem. Mitleid und Idealisierung sind schlechte Berater im Umgang mit einer Minorität und oft nur kaschierte Überheblichkeit. Gerne schlagen sie in blanke Verachtung oder Schlimmeres um, falls sich das «Opfer» einmal als «undankbar» oder einfach als gewöhnlicher Mensch erweist.
David Signer in der WW28.08, Seite 66
Donnerstag, 10. Juli 2008
Keine Sonderbehandlung von Minderheiten
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen