Dienstag, 16. Juni 2009

Marokkaner in den Niederlanden

Sieben von zehn jungen Marokkanern verlassen die Schule ohne brauchbaren Abschluss; vierzig Prozent der jungen Marokkaner sind arbeitslos; jeder zehnte wird bei der Polizei als mindestens einer strafbaren Handlung verdächtig geführt. Fast jeder dritte Insasse einer Jugendstrafanstalt ist marokkanischer Abstammung. Der Prozentsatz Strafverdächtiger unter den marokkanischen Zuwanderern der zweiten Generation ist höher als bei allen anderen ethnischen Minderheiten in den Niederlanden und doppelt so hoch wie bei der ersten Generation zugewanderter Marokkaner. Überdurchschnittlich viele Marokkaner gehören zum harten Kern der jugendlichen Wiederholungstäter.

Diese Jungen wachsen in bedenklichen Milieus auf, in denen die Inanspruchnahme von Sozialleistungen sehr gebräuchlich und ein Arbeitsplatz eine Ausnahmeerscheinung ist. Von den marokkanischen Männern in den Niederlanden beziehen sechzig Prozent Sozialhilfe, die Hälfte von ihnen wegen Erwerbsunfähigkeit. In Amsterdam lebt jede vierte marokkanische Familie von Sozialhilfe. Die Hälfte der marokkanischen Kinder in Amsterdam wächst in Armut auf.
Fleur Jurgens, *1972, Philosophin und ehemalige Redaktorin bei HP/De Tijd


Die Einwanderung von Marokkanern in die Niederlande kann für alle Betroffenen eigentlich nur als Katastrophe bezeichnet werden. Die Marokkaner in den Niederlanden sind fast ausnahmslos Berber, die kaum Arabisch sprechen können. Sie stammen aus entlegenen Regionen des Rif-Gebirges, wo der Lebensunterhalt mit einfacher Feldarbeit bestritten wurde. Da gab es keine nennenswerte schulische Ausbildung, keine Lesetradition, kein vielgestaltiges öffentliches Leben, nicht die Spur einer westlichen kosmopolitischen Kultur. Die Übersiedlung in die offene niederländische Gesellschaft führte für diese Menschen zu grossen Anpassungsproblemen und – nach der Entdeckung, dass ihnen die Qualifikationen für eine erfolgreiche Integration fehlten – Desillusionierung und Frustration. (...)

In einer Zeit, da Political Correctness und Kulturrelativismus die öffentliche Diskussion beherrschten, war es so gut wie unmöglich, ein Sozialverhalten zu kritisieren, das sich nicht mit sozioökonomischen Faktoren entschuldigen liess. (…) Es geht um ethnische Kultur, um die doppelten und dreifachen Identitätsprobleme von Berbern, die aus Marokko in die Niederlande gekommen sind, (…)

Der Wohlfahrtsstaat kann nur überleben, wenn er ausschliesslich gutausgebildete und hochdisziplinierte Immigranten zulässt und den Zustrom frustrierter und vor allem schlechtausgebildeter Muslime aus Marokko und der Türkei unterbindet. Ist so etwas rechtsradikal? Oder ist es gesunder Menschenverstand?

Leon de Winter, aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers, in der WW24.09, Seite 20f.

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