Dienstag, 14. Juli 2009

Jasmin Staiblin

Jasmin Staiblin, Länderchefin ABB Schweiz, verantwortet über vier Milliarden Franken Umsatz und 6300 Mitarbeiter und verabschiedet sich nun für sechzehn Wochen in den Mutterschaftsurlaub

Geben wir uns keinen Illusionen hin: Kein Mann in vergleichbarer Stellung könnte es sich erlauben, in einer ähnlich heiklen wirtschaftlichen Situation seine Firma aus persönlichen Gründen zu verlassen. Der Chef will mit seiner Frau zwei Monate nach Venedig verreisen, um die angeschlagene, scheidungsgefährdete Beziehung romantisch aufzurüsten? Seine Vorgesetzten würden ihn für verrückt erklären. Der CEO einer Grossbank beantragt in der Finanzkrise vier Monate Vaterschaftsurlaub, weil ihn der Säugling vor allem am Anfang braucht? Der Mann müsste sich einen Mangel an Pflichtgefühl gegenüber seinem Arbeitgeber vorwerfen lassen. Zu Recht.

Wer für ein Unternehmen die Verantwortung übernimmt, tut eben dies: Er übernimmt die Verantwortung und hat sich mit allen Kräften für den Erfolg seiner Firma einzusetzen

Würden Sie Ihre Armee einem General anvertrauen, der sich im Krieg aus familiären Gründen beurlauben lässt?

Armeen brauchen gute Generäle, die vor allem im Ernstfall verfügbar bleiben müssen. Wenn die ABB Schweiz in der schwierigsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg während sechzehn Wochen auf ihren Chef verzichten kann, dann ist es der falsche Chef. Anders gefragt: Welcher Chef, der seine Aufgabe wirklich ernst nimmt, verlässt die Kommandobrücke freiwillig in schwierigen Zeiten?
Roger Köppel in der WW27.09, Seite 5.

ABB und Frau Staiblin müssen selber entscheiden, was für sie das Richtige ist. Für mich kam dies nicht infrage, als ich Anfang 2004 die Konzernführung von meinem Vater hochschwanger übernahm. Kurz nach der Übernahme wollte ich präsent sein.
Magdalena Martullo-Blocher im Interview mit Victor Weber in der SonntagsZeitung vom 12. Juli 2009, Seite 40.

1 Kommentar:

hardman hat gesagt…

Einig sind sich die Eurpäer darin: Je grösser das Unternehmen, desto geringer der Frauenanteil. Wo es ernst wird, bleiben die Männer am Ruder. Leider treffen auch sie, gerade in der Schweiz, oft derart unglüchliche Entscheide, dass man sich fragt, ob sie wirklich besser als das “schwache Geschlecht” sind.

stoehlker
http://www.stoehlker.ch/weblog/2009/07/14/di-wenig-gefragte-weibliche-topmanager/