Samstag, 4. Oktober 2008

Der "freie Bürger" in der Demokratie

John Adams wünschte, dass das Land von einer anerkannten aristokratischen Klasse regiert werde.

Sein Kontrahent Thomas Jefferson glaubte, dass man nicht einer besonderen, auserwählten Klasse angehören müsse, um "politische Tugend und Fähigkeit zum Regieren" zu haben. Jefferson traute dem "gewöhnlichen Bürger" zu, in seinen Mitbürgern diese politische Tugend und Fähigkeit zum Regieren zu erkennen: "Überlasst dem freien Bürger die Wahl und die Trennung der Aristoi [natürlich Aristokraten] von den Pseudo-Aristoi, die Trennung des Spreu vom Weizne. Im Allgemeinen wird er die wirklich Guten und Weisen wählen."
Hanspeter Born in der WW38.08, Seite 36
Richtig, "im Allgemeinen", im Idealfall, doch nicht in der gegenwärtigen Realität. Das Volk ist dumm und lässt sich manipulieren. Nicht jeder mit Stimmrecht ist in Jeffersons Sinne "ein freier Bürger". Viele sind verschuldet, unselbsständig oder Sozialhilfeempfänger. Deren Stimme dürfte nicht zählen. Es lebe das Zensuswahlrecht - auch in einer Demokratie.

PS: War der Wahlerfolg von Jefferson der Anfang der Demokratie? Wäre es da anders gelaufen...
Der Sozialstaat in Dimensionen der Entmündung geführt, gegen die sich meine liberalen Grundeinstellungen sträuben. Die Gefahr, dass wir den sozialen Untertanen erzeugen, sehe ich im Rückblick auf die letzten Jahrzehnte ganz deutlich. Bei Umfragen kommt raus, dass Kinder auf die Frage "Was willst du mal werden?" antworten: "Hartz IV."
Hans-Ulrich Wehler im Interview Philipp Gut und Peer Teuwsen in der WW38.08, Seite 54ff.

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