Donnerstag, 15. Januar 2009

Beamte als Unternehmer?

Wenn Politiker oder Beamte erst einmal an den Sitzungstischen der privaten Unternehmen Platz genommen haben, werden sie viel Sitzleder entwickeln und die Geschäftsmodelle mit Politfantasie «anreichern». Vom Staat unterstützte Unternehmen werden unvermeidlicherweise «verpolitisiert» und daher längerfristig in ihrer unternehmerischen Dynamik und Flexibilität gebremst. Swissair, Swisscom oder die Schweizerische Post lassen grüssen.

Aber das Schlimmste an der naiven Staatsgläubigkeit ist die Illusion, dass mit Staatsgeldern und -garantien eine neue Welt ohne Risiken geschaffen werde – eine Art Wirtschaftsparadies auf Erden. Religionen sind klug genug, das Paradies erst für das «Jenseits» zu versprechen. Der naive Glaube an ein risikoloses «Diesseits» wird sich jedoch schnell als staatliche Machbarkeitsillusion entlarven. Der sicherste Weg in eine zukünftige Krise ist die Leugnung der real existierenden Risiken und Unsicherheiten. Der Versuch, nicht nur die aktuelle Krise zu bewältigen, sondern gleichzeitig alle denkbaren zukünftigen zu vermeiden, ist Anmassung von Wissen und führt schnurstracks in die staatliche Planwirtschaft zurück.
Silvio Borner in der WW1/09, Seite 14.


Bevor man sich aber der pauschalen Treibjagd-Stimmung gegen Manager hingibt, sollte man bedenken, dass Staatsbeamte nicht die besseren Unternehmer sind. Die Probleme der Finanzkrise wurzeln denn auch in den staatlichen US-Hypothekargesellschaften, die nicht nach wirtschaftlichen, sondern nach politischen Gesichtspunkten handelten.
Jörg Wolle im Interview mit René Lüchinger und Roger Köppel in der WW1/09, Seite 26ff


...und bei Fannie Mae & Freddi Mac wurde bisher noch niemand entlassen...

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