{Die Mutter investiert viel in ihr Kind.} Deshalb zählte für die Frauen Qualität und nicht Quantität. Nicht möglichst viele, sondern wenige, dafür gesunde und bestens auf alle Fährnisse des Lebens vorbereitete Kinder durchzubringen, lautete das Rezept.
In Krisenzeiten aber wurde diese Strategie riskant: Wenn Hunger, Krieg oder Krankheit es unwahrscheinlich machen, dass ein Kind überlebt, ist es – evolutionär betrachtet – nicht sinnvoll, allzu viel in es zu investieren. Tatsächlich hat der Antropologe Robert Quinlan in einer grossen kulturvergleichenden Studie gezeigt, dass es einen deutlichen Zusammenhang gibt zwischen müttterlicher Fürsorge und herrschenden Risiken: So stillen die Mütter ihre Kinder in Notzeiten deutlich weniger, bekamen aber mehr Nachwuchs. Von viele sollte wenigstens eines irgendwie durchkommen.
Schon diese strategischen Überlegungen vertrage sich kaum mit dem, wes wir heute unter Mutterliebe verstehen: also die geradezu selbstlose Konzentration auf das Wohl des Kindes. „Wir müssen uns klarmachen“, sagt Anthropologin Hrdy, „dass wir erst seit kurzem in einem Stadium leben, in dem wir es uns leisten können, jedes Baby zu lieben, das wir zur Welt bringen.“
Das Vorhanden von Mutterliebe hängt in ausserordentlicher Weise von den existenziellen Lebensbedingungen ab.
In Anbetracht der vielen Gedanken, welche sich eine Frau macht, ob sie wirklich ein Kind auf die Welt stellen möchte:
Es ist paradox: Was einst zum Besten des Kindes war, kann sich in Zeiten der Pille als Kinderverhinderungsstrategie entpuppen.
Kai Michel in der WW39.09, Seite 28ff
Mittwoch, 14. Oktober 2009
Mutterliebe
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