Mittwoch, 23. Juni 2010

unverhältnissmässige Boni

In der Schweiz hat sich jahrzehntelang ein Verhältnis von höchstens 20 oder in sehr grossen Unternehmen allenfalls 30 zu 1 zwischen den höchsten und den niedrigsten Löhnen bewährt. Erst in den 90er-Jahren begann die Fehlentwicklung mit den Millionenbezügen und Lohnspannen bis 400 zu 1 und mehr. Das ist absurd.

Nicht alle Kaderlöhne, aber die in den obersten Etagen der Grossunternehmen sind in aller Regel heute unverhältnismässig. Sie haben nichts mehr mit analytisch belegbarer Leistung zu tun. Sie sind auch nicht einfach Ergebnis des Marktes, sondern vielmehr Ausdruck von Macht zur Selbstbedienung und einer Mentalität der rücksichtslosen Vorteilsmaximierung.

Ja, [ich unterstütze die Abzocker-Initiative,] obschon sie das Übel nicht wirkilch an der Wurzel packt. Der Abzocker-Initiative kommt das Verdienst zu, realpolitisch Bewegung in die leidige Geschichte der exorbitanten Managervergütungen gebracht zu haben. Inzwischen sollte der letzte Beobachter begriffen haben, dass Selbstregulierung in Geldsachen nicht funktioniert. In der Diskussion wird aber häufig übersehen, dass die Initiative selbst noch auf der Shareholder-Value-Doktrin beruht. Sie will die Entlöhnung stärker in die Hände der Aktionäre stellen. Damit wird aber nicht alles gut. Es braucht künftig umfassendere Standards.
Peter Ulrich, ehemaliger Leiter des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, in einem Interview von Alex Hämmerli im 20min vom 2. Juni 2010, Seite 17.

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