Freitag, 12. November 2010

Schiefergas krempelt den globalen Klimaschutz um

Neu kann man Schiefergas fördern - und zwar zweieinhalb mal soviel wie die vermuteten Vorräte an konventionellem Gas.
Die Schiefergas-Revolution könnte den erneuerbaren Energien den Todesstoss versetzen. Bei sinkenden Energiepreisen dank billigem Gas lohnen sich Investitionen in Wind, Sonne und Erdwärme noch weniger als heute. Kommt dazu, dass sich die Gasproduzenten selber als Klimaschützer sehen, da Gas der fossile Brennstoff mit der geringsten CO2-Belastung ist. Tatsächlich wäre für den Klimaschutz wohl mehr erreicht, wenn man möglichst viel Öl und Kohle durch Gas ersetzen würde, statt den Ausbau ineffizienter erneuerbarer Energien voranzutreiben.

Schiefergas bietet aber auch Chancen, die weit über den Energiemarkt hinausgehen. «Es wird die Weltpolitik verändern», schrieb Energieexpertin Amy Jaffe. Wenn sich osteuro- päische Staaten wie Polen oder die Ukraine selber mit Gas versorgen und weniger russische Lieferungen benötigen, sind sie nicht mehr gezwungen, Moskau politisch zu dienen. Auch der Einfluss von ölexportierenden Ländern würde schwinden, wenn billiges Gas dominiert. Freiheitliche Staaten wären dank eigenem Gas oder Importen aus den USA nicht mehr gezwungen, mit ihren Öleinkäufen zwielichtige Regimes am Leben zu erhalten. Gegenüber Problemstaaten wie Venezuela oder Iran könnte der Westen politisch härter und kompromissloser auftreten.
Alex Reichmuth in der WeWo40.10, Seite 44.
Beeindruckend, wie eine neue wissenschaftliche Entdeckung, eine neue Art der Rohstoffförderung, die Weltpolitik beeinflussen kann.

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