Montag, 16. Mai 2011

Irrweg Euro-Rettungspakete


Bei der Euro-Rettung setzt die EU auf falsche Diagnosen und untaugliche Rezepte. Griechenland braucht eine Umschuldung, auch wenn deutsche und französische Banken einen Teil der Lasten tragen müssen. Anderenfalls droht nicht nur ein Zerfall der Eurozone, sondern der gesamten Union.

Die Krise wird sich nur lösen lassen, wenn die EU endlich umdenkt und eine Umschuldung zulässt. Andernfalls droht nicht nur ein Zerfall der Eurozone, sondern der gesamten Union. Griechenland ist zur Schicksalsfrage für Europa geworden.

aus blanker Not geborenes EU-Rettungspaket (...) ein schwerer Fehler (...) hektisch einberufene und dilettantisch umgesetzte Krisensitzung der Euro-Finanzminister

Die 2010 gewährten Notkredite über 110 Mrd. Euro reichen nicht aus, Griechenland kann sich nicht wie geplant schon 2012 wieder über die Märkte finanzieren. Weitere Milliardenhilfen werden fällig, wenn das Land nicht pleitegehen und aus dem Euro aussteigen soll.


Wenn Griechenland seine Schulden bis 2035 auf die erlaubten 60 Prozent des BIP senken will, müsste es einen primären Budgetüberschuss von mehr als sechs Prozent erzielen, haben die Wirtschaftsforscher vom Brüsseler Thinktank Bruegel errechnet. In der neueren Geschichte hat dies noch kein Land der Welt geschafft. Nur eine Umschuldung oder eine Streckung der Rückzahlungen könnte Athen wirklich entlasten.

Wenn Griechenland versucht, eine sogenannte interne Abwertung in dem nötigen Umfang von 20 bis 30 Prozent im Euroraum durch Kürzung von Löhnen und Preisen hinzukriegen, geriete es an den Rand des Bürgerkrieges. (...) Griechenland soll die Eurozone verlassen und die Drachme wieder einführen.
Hans-Werner Sinn Ifo-Chef

Ein überstürzter Austritt, da haben die EU-Politiker schon recht, wäre ein Rezept für ein Desaster. Die griechischen Banken würden zusammenbrechen, Irland, Portugal und womöglich auch Spanien und Italien gerieten in den Abwärtsstrudel. Ein trotziges „Weiter so“ ist jedoch auch keine Lösung. Erst wenn die EU den Tatsachen ins Auge schaut, falsche Diagnosen korrigiert und untaugliche Rezepte verwirft, kann der griechische Patient sich wieder erholen. Und erst wenn die Politiker aufhören, Unsinn über ihre phantastischen „Rettungspläne“ zu erzählen, werden Bürger und Märkte wieder Vertrauen fassen.

Eric Bonse auf Cicero

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