Sein Gesicht war so emotionslos. Er wirkte wie einer, der einfach ein bisschen den Rasen mäht.
Dieses Kalkül, diese Kaltblütigkeit erschreckt viele. Sogar mehr als das, es stösst auf blankes Unverständnis, auf Schock, bewirkt bei vielen eine Ohnmacht.
Die einzige Kategorie, die auf den Massenmord in Norwegen passt, ist Wahnsinn.
Frankfurter Allgemeine
Gibt es angesichts der Unbegreifflichkeit der Mordtaten von Oslo und Utøya irgendeinen sinnvollen Gedanken, der über die ersten Reflexreaktionen hinausgehen kann? Irgendeine Forderung, nach was auch immer, schärferen Waffengesetzen, Aufklärungsarbeit gegen rechts, irgendetwas? Bitte. Irgendetwas, das wir tun können in Zukunft, damit wir uns diesem Wahnsinn nicht so hilflos ausgesetzt sehen? So hart es klingt: Leider wird das sehr schwierig sein.
"Kein Schutz vor Wahnsinn" in der Financial Times Deutschland
Es gehört zu den Tugenden eines Generalstabsoffiziers, auch in brutalsten und turbulentesten Situationen einen klaren Kopf zu behanlten. Dies sehe ich aktuell nur bei der Süddeutschen Zeitung als gegeben.
Anders Behring Breivik hinterlässt ein riesiges Manifest. Wer wissen will, warum diese Tat geschah, kann die Gründe erfahren. Breivik verfolgte die Jugendlichen auf kaltblütige Art, denn er brauchte möglichst viele Opfer, um seinem Manifest das Gewicht einer Botschaft zu geben, die niemand ignorieren kann. Die Arbeit, diesen Ernst zu verstehen, darf man sich nicht ersparen - denn dies war nicht die Tat eines Verwirrten.
"Mission Massenmord" Süddeutsche Zeitung
Breivik selber giert nach Öffentlichkeit. In seinem wirren, 1500 Seiten
langen Manifest hatte er angekündigt: Die Zeit nach einer möglichen Festnahme
will er als «Propagandaphase» nutzen. Vor dem Haftrichter wolle er die Motive
für den Kampf gegen den Multi-Kulti-Staat und die Marxisten öffentlich darlegen.
Sogar die Justiz ist gelähmt vom Ausmass dieser Tat: Sie verordnet ihm 8 Wochen Untersuchungshaft, vier davon in absoluter Isolation, weil immer noch eine Gefahr vom Täter ausginge.
Zuvor hatte der Richter entschieden, die Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen.
Sitzt der Täter hinter Gitter geht keine physische Gefahr mehr von ihm aus. Doch in der Ohnmacht, in der sich auch die Justiz befindet, stellen sie den Täter still, damit er seine Nachricht nicht öffentlich erläutern kann. Das ist feige: Wäre die Justiz und mit ihr unser ganzer Staatsapparat dermassen auf der richtigen Linie mit der aktuellen Politik, dürfte es ihr ein leichtes sein, die "wirren" Ideen von Breivik zu entkräften. Sie stellt sich diesem Diskurs nicht. Hoffentlich ist es lediglich eine vorübergehende Lähmungserscheinung und die Debatte wird noch stattfinden. Sie ist notwendig.
Mein Mandant verlangt kein Verständnis für die Taten. Er meinte, in 60 Jahren würde die Gesellschaft verstehen, was er getan hat. Er sagte, er befinde sich im Krieg.
Verteidiger Lippestad zur norwegischen Zeitung «Aftenposten»
Zitate zusammengstellt im Blick am Abend vom 25.07.2011, Seite 2-5.
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