Donnerstag, 27. Mai 2010

750 bnEUR sind ein Fehler

Die Grösse des Betrags macht das Ausmass der Verzweiflung deutlich. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, um eine Währung zu stützen, zerstört das Vertrauen, das er eigentlich beleben möchte.

In der Euro-Krise wird das ganze Versagen der europäischen Politik sichtbar. Es gab schon vor Jahren Warnungen, Mahnungen, Kassandrarufe. Die Möglichkeit, dass die überstürzt aufgenommenen Schwachstrom-Ökonomien Südeuropas in der Euro-Zone überfordert werden könnten, war bekannt.

Griechenland ist nicht Ursache, sondern Symptom. Unter dem Euro wurden Volkswirtschaften zusammengebunden, deren grosse Unterschiede eine Einheitswährung überfordern. Es sind zu viele Länder in der Euro-Zone. Gefordert wäre jetzt ein geordneter Rückzug, vielleicht eine Neuaufstellung des Euro mit Staaten, die ungefähr gleich stark sind. Die Politik macht das Gegenteil. Sie bringt es nicht fertig, den Leuten zu sagen: «Wir haben uns geirrt und müssen neue Wege suchen.» Stattdessen marschiert man in der falschen Richtung weiter und wirft gutes Geld dem schlechten hinterher. Die Weigerung, Fehler einzugestehen und die Probleme anzupacken, wird die Vertrauenskrise zwischen Völkern und Regierungen vertiefen.


Gleichzeitig steigt der politische Druck. Als reiches Land, bei dem es viel zu holen gibt, geraten wir zwangsläufig ins Visier der Enteigner und Etatisten aus dem Euro-Raum. Die freiheitliche, rechtsstaatliche und demokratische Schweiz ist eine Provokation für die Zwangsgemeinschaft EU. Solange wir die Kraft haben, unsere Qualitäten zu verteidigen, bleibt die Schweiz das zukunftsfähigste Land Europas.

Roger Köppel in der WeWo19.10, Seite 5.

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