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Erklärung der Ursachen der Euro-Krise
In
den ersten Jahren erlaubte die Tragödie des Euro vor allem Ländern der
Peripherie, über ihre Verhältnisse zu leben, indem sie Defizite auftürmten. Als
Folge davon nahm die Wettbewerbsfähigkeit von Staaten wie Griechenland und
Portugal immer weiter ab. In diesen Ländern erzwangen privilegierte
Gewerkschaften zu hohe Löhne. Die Folgen davon wären normalerweise Armut und
Arbeitslosigkeit. Die jeweiligen Regierungen schwächten jedoch die Folgen der
Arbeitslosigkeit ab, indem sie grosszügige Subventionen an Arbeitslose
verteilten, Arbeiter früh in hohe Renten schickten oder direkt als
Staatsbedienstete einstellten. Dies schadete der Wettbewerbsfähigkeit erst
recht. Die Folge waren Staatsdefizite, deren Kosten durch die Monetisierung im
Euro-System teilweise auf den Rest der Euro-Zone externalisiert werden konnten.Durch
die künstlich niedrigen Zinsen eröffneten sich den Peripheriestaaten ungeahnte
Möglichkeiten, über ihre Verhältnisse zu leben und Blasen zu kreieren. In Spanien
kam es zu einer gigantischen Immobilienblase, die genutzt wurde, um einen
Konsum- und Importboom zu finanzieren. Irland bekam noch eine Finanz- und
Bankenblase „obendrauf“. Beide Regierungen nutzten die dank den
„Blasenaktivitäten“ sprudelnden Gewinne, um ihre Staatsausgaben zu steigern.
Griechenland wiederum nutzte die günstige Liquidität, um den Staatssektor zum
allumfassenden Freizeitpark auszubauen. Wähler wurden mit neuen Beamtenstellen
bestochen, mit staatlich bezahlten Ferien verwöhnt und teilweise mit 50 in
Rente geschickt.Für
Portugal reichte es lediglich zur Aufrechterhaltung einer inflexiblen und
veralteten Wirtschaftsstruktur. Um die portugiesische Wirtschaft zu
modernisieren und Wettbewerbsfähigkeit herzustellen, sind tiefgreifende
Strukturreformen und eine Reduktion des öffentlichen Sektors nötig. Dank Euro
und Niedrigzinsen konnte Portugal diese Reformen jedoch aufschieben.
Wer
bezahlt?
- Die
Banken, weil sie die untragbar überschuldeten Staaten trotzdem finanzierten.
Durch die immensen Schulden, welche hier auf die Banken zukämen, könnte eine
Panik und ein Bank-Run ausgelöst werden. Einige Banken brächen zusammen. Daraus
müssten diese ihre Lektion über kreditunwürdige Schuldner lernen. Es fände eine
Branchenbereinigung statt. Eine Geldreform könnte erfolgen, welche Währungen
wieder an Metalle bindet.
- Die
Regierungen, weil sie eine defizitäre Politik verfolgten. Sie könnten ihre
Macht reduzieren, Steuern senken und damit das Wachstum der Privatwirtschaft
stimulieren. Sie könnten sich von Staatseigentum trennen und Inseln, Monumente
und Unternehmen verkaufen.
- Die
Steuerzahlen, weil sie die Regierungen wählten.
- Die
Nutzniesser der Währungsturbulenzen. Indem die EZB weiterhin Defizite von
europäischen Staaten finanziert (European Financial Stability Fund und
Eurobonds). Das neue Geld verwässert den Euro. Defizitäre Regierungen hätten
keinen Anreiz mehr zu sparen. Dadurch, dass die Steuerzahler der starken
Staaten für die übernommenen Defizite der schwachen Staaten garantieren, wird
der Euro-Raum zu einer Transferunion.
Die
Transferunion erzwingt eine weitere politische Zentralisierung in Europa.
Womöglich wird eine Wirtschaftsregierung eingerichtet werden, um die Haushalte
der Defizitländer zu kontrollieren. In dieser zentralen Instanz werden sich, genauso
wie bei der EZB, die „Hartwährungsländer“ und die weniger unverantwortlichen
Regierungen in der Minderheit wiederfinden. Wie sich bei Irland bereits
angedeutet hat, wird diese Wirtschaftsregierung eine Harmonisierung der
Steuersätze durchzusetzen versuchen. Ist der Steuerwettbewerb erst einmal
ausgeschaltet, die intereuropäische Umverteilung institutionalisiert und der
Brüsseler Superstaat geschaffen, den so viele sozialistische Politiker sich
wünschen, wird die Steuer- und Regulierungslast weiter anwachsen.Darin
liegt die eigentliche Gefahr des Euro. Seine Konstruktion schafft Krisen, die
Politiker zur Zentralisierung von Macht in der Euro-Zone nutzen. Ein Ende des
Euro in seiner heutigen Form wäre ein Gewinn für die Freiheit.Philipp
Bagus in der NZZ vom 17.8.11, Seite 23.
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